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Veröffentlicht am 23.03.2021

Authentischer Roman, der die Metoo-Thematik von drei Seiten beleuchtet und erschütternd rau, aber auch feinfühlig-empathisch geschrieben ist

Das Licht ist hier viel heller
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Maximilian Wenger ist Schriftsteller, dessen letzte Erfolge lange zurückliegen. Inzwischen ist er von seiner Ehefrau getrennt, wohnt in einer Junggesellenwohnung und bemitleidet sich selbst. Seine fast ...

Maximilian Wenger ist Schriftsteller, dessen letzte Erfolge lange zurückliegen. Inzwischen ist er von seiner Ehefrau getrennt, wohnt in einer Junggesellenwohnung und bemitleidet sich selbst. Seine fast erwachsenen Kinder kommen notgedrungen alle vierzehn Tage am Wochenende zu Besuch und würde sich seine Schwester nicht um Wenger kümmern, würde er komplett verwahrlosen.
Wenger blüht erst wieder auf, als er Briefe von einer Frau erhält, die an den Vormieter der Wohnung schreibt. Diese inspirieren ihn zu einem neuen Roman, der den Nerv der Zeit trifft. Was er nicht ahnt, ist, dass auch seine Tochter Zoey die Briefe heimlich gelesen hat und von den Inhalten erschüttert ist - denn sie hat ähnliches erlebt, wie die fremde Frau.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Wenger und seiner 17-jährigen Tochter Zoey geschrieben, so dass man einen Einblick in beide Leben erhält. Beide machen im Verlauf der Geschichte eine Entwicklung durch. Während man Wenger zunächst noch aufgrund seiner Arbeitslosigkeit und dem Verlust seiner Familie bemitleiden mag, zeigt sich bald, dass er doch noch Biss hat, Ehrgeiz entwickelt und von einem Comeback träumt. Dabei ist ihm jedes Mittel recht - über Plagiate oder Ideenraub denkt er gar nicht nach, auch ist seine abwertende Einstellung gegenüber Frauen äußerst fragwürdig.
Zoey ist eine Einzelgängerin, die sensibel ist und künstlerisch begabt ist. Sie möchte Fotografin werden und arbeitet ehrgeizig an ihrem Ziel, ohne dass ihre Eltern eine Ahnung davon haben. Ein Ereignis wirft sie dann jedoch zurück und scheint all ihre Träume zu vernichten sowie ihre negative Einstellung gegenüber ihren Eltern zu manifestieren. Doch auch Zoey lernt zu kämpfen und lässt sich weder von ihrem übergriffigen Chef kleinkriegen, noch von Eltern, die sie nicht verstehen und nicht für sie da sind, wenn sie sie einmal braucht.

Der Schreibstil ist direkt und rau. Die Protagonisten sind frech und nehmen kein Blatt vor den Mund. Während Wenger sarkastisch ist und selbstverliebt nur auf sich und seinen eigenen Vorteil bedacht ist, ist Zoey rebellisch und trotzig gegenüber ihren Eltern, aber feinfühlig in Bezug auf ihren Bruder, mit dem sie ein enges Band verbindet.
Durch die drei unterschiedlichen Erzählstränge um Wenger, Zoey und die anonyme Verfasserin der Briefe ist der Roman abwechslungsreich gestaltet und zieht in seinen Bann. Dabei stellt sich erst im Laufe der Geschichte heraus, was die drei Handlungsstränge mit einander verbindet.

In Zeiten von #metoo-Debatten greift der Roman ein aktuelles Thema auf und zeigt es schonungslos aus Sicht der Opfer. Erschreckend dabei ist, wie schnell Grenzen verschwimmen können und wie wenig Handlungsspielraum bei der Verteidigung oft bleibt. Es ist ein Roman mit polarisierenden Charakteren, der gerade deshalb so einnehmend ist und nachdenklich macht.
Etwas einseitig empfand ich jedoch das vermittelte Männerbild. Bis auf Zoeys homosexuellen Bruder und seinen Freund, erscheinen alle anderen männlichen Protagonisten unsympathisch und frauenfeindlich.

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Der Kodex enthält eine brisante Entdeckung, die nur unzureichend aufgeklärt wird. Langweilige Liebesgeschichte und unglaubwürdige Charaktere

Das Geheimnis der Bienenvilla
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Die New Yorker Linguistin Laura Cuddihy erhält von der betagten Wyona Guinness de Figueras den Auftrag, Schriftstücke zu übersetzen. Dabei handelt es sich um einen 80-seitigen Kodex aus dem ersten Jahrhundert ...

Die New Yorker Linguistin Laura Cuddihy erhält von der betagten Wyona Guinness de Figueras den Auftrag, Schriftstücke zu übersetzen. Dabei handelt es sich um einen 80-seitigen Kodex aus dem ersten Jahrhundert nach Christus auf Aramäisch sowie zwei Übersetzungen davon auf Altfranzösisch und Altgriechisch aus verschiedenen Jahrhunderten. Diese befanden sich bisher verborgen in einem Priesterversteck der Bibliothek auf Wyonas Anwesen, der Bienenvilla in Cornwall. Laura kann selbst nicht feststellen, ob die alten Schriftrollen echt sind, deren Inhalt ist jedoch aufsehenerregend und könnte den Glauben vieler Menschen, insbesondere der Christen, erschüttern.

Der Beginn des Romans ist durch die wörtliche Wiedergabe von Teilen des übersetzten Textes etwas langatmig. Der Kodex schildert die Reise von Jesus Christus von Nazareth nach Cornwall, die er im Alter von 17 Jahren mit seinem Onkel, Joseph von Arimathia, unternommen hat. Da es sich dabei nur um Fragmente handelt, hätte ich eine im Rahmen der Handlung in der Gegenwart nacherzählte Zusammenfassung der Ereignisse als ausreichend empfunden und bevorzugt. Erst als sich im späteren Verlauf Details offenbaren, die das Leben Jesu anders als bisher bekannt beschreiben und ihn mehr als gewöhnlichen Mensch denn als Messias darstellen, konnte der Kodex mein Interesse wecken.
Durch die Protagonisten findet jedoch kaum eine Reflexion des Textes statt. Während Laura noch fasziniert ist und die problematischen Folgen für das Christentum bedenkt, beschäftigen sich die Erben der Schriften - weder Wyona noch ihr Sohn James, mit dem Laura eine Affäre beginnt - nicht mit den Inhalten.
Der Fokus der Handlung wird für meinen Geschmack unpassend auf die entstehende, langweilige Liebesbeziehung gelenkt, die jedoch keine Gefühle weckt, sondern rein sexuell orientiert ist. Die Geschichte wird damit oberflächlich und seicht. Auch die Charaktere empfand ich aufgrund ihrer nicht nachvollziehbaren Entscheidungen im Umgang mit dem Kodex als immer weniger glaubwürdig. Eine derart spektakuläre Entdeckung hinsichtlich der sterblichen Überreste von Jesus Christus nicht weiter aufzuklären oder die Expertise von Theologen und Historikern heranzuziehen, erschien mit widersinnig, unprofessionell und bezogen auf den Auftrag nicht plausibel.

Unabhängig davon wie fragwürdig sich die schwach dargestellten Protagonisten verhalten haben, habe ich mir bei diesem brisanten Thema, das den Kern des Christentums betrifft und so unbefriedigend endet, ein Nachwort der Autorin erwartet, um Klarheit zu erhalten, ob die Geschichte reine Fiktion ist oder ob tatsächlich authentische Schriften existieren, die eine andere Interpretation des Lebens Jesu zulassen.

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Veröffentlicht am 20.03.2021

Lebensnahe Geschichte über den Mut, sein Leben in Frage zu stellen, sich mit Problemen zu konfrontieren und eine Veränderung herbeizuführen

Schwester
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Iulia ist Mutter eines 15-jährigen Sohnes, verheiratet mit einem evangelischen Pastor und arbeitet in Teilzeit als Bankerin. Als ihre Stiefschwester Lone, zu der sie früher einmal so ein inniges Verhältnis ...

Iulia ist Mutter eines 15-jährigen Sohnes, verheiratet mit einem evangelischen Pastor und arbeitet in Teilzeit als Bankerin. Als ihre Stiefschwester Lone, zu der sie früher einmal so ein inniges Verhältnis hatte, nach einem Verkehrsunfall im Koma liegt, kümmert sich Iulia um deren Angelegenheiten und stellt fest, dass sie Lones Alltag überhaupt nicht kennt. Lone arbeitet freiberuflich als Hebamme, nachdem sie vor fünf Jahren ihre Stelle in einem Krankenhaus gekümmert hat. Durch die Schwangeren und jungen Mütter, die Lone bis zuletzt versorgte und die Iulia nun stellvertretend aufsucht, erhält Iulia nicht nur einen Einblick in die schöne, aber auch anstrengende Arbeit als Hebamme, sondern auch über Lone.
Iulia ist selbst eine empathische Frau, die anpacken kann und einen Draht zu den Patientinnen von Lone findet und unkonventionell Hilfe leisten kann. Dabei registriert sie, wie vergleichsweise unbedeutend ihre Arbeit als Bankerin ist und wie wenig Entscheidungsbefugnisse sie hat. Auch ihre Rolle als Frau eines Pastors stellt sie immer mehr in Frage, schafft es kaum mehr, den Gottesdiensten ihres Ehemannes beizuwohnen.

Der Roman ist etwas anders aufgebaut als gedacht - schon aufgrund des Titels hatte ich mir mehr über das Verhältnis der beiden Stiefschwestern zueinander erwartet. Dennoch konnte mich die Geschichte über Iulias Sinnsuche, bei der sich so viel über den Beruf der Hebamme erfahren habe, packen.
Das Buch ist aus wechselnden Perspektiven geschildert, so dass man sich gut in Iulia hineinversetzen kann, aber auch einen Eindruck von Lone und ihren Patientinnen erhält. Dabei zeigt das Buch einen umfangreichen Einblick in den Arbeitsalltag und den Druck, der auf Hebammen lastet: die Erwartungen der Schwangeren und jungen Mütter, die es zu erfüllen gilt, die permanente Verfügbarkeit und Erreichbarkeit, alleinige Verantwortung, die Frage nach einem ausreichenden Versicherungsschutz, finanzielle Nöte und unbezahlt geleistete Zusatzarbeit. Neben diesen beruflichen Schwierigkeiten, hatte Lone mit weiteren privaten Sorgen zu kämpfen, so dass sich unweigerlich die Frage stellt, ob es sich bei der Karambolage mit dem Trecker um einen Unfall handelte oder um einen selbst gewählten Ausweg.
Durch den Unfall und den Kontakt Iulias zu Lones Patientinnen wird bewusst, wie nah Leben und Tod beieinander liegen, denn nicht immer geht eine Schwangerschaft glücklich aus.

"Schwester" ist ein authentisch und ehrlich geschriebener Roman, bei der eine Frau in ein anderes Leben eintaucht und dabei ihr eigenes beruflich und privat reflektiert. Iulia empfindet keine Freude mehr an ihrer Arbeit in der Sparkassenfiliale, gesteht sich die Distanz zu ihrem Ehemann ein und erkennt, dass sie als Pastorsgattin neben den Gottesdienstbesuchen und dem wöchentlichen Sonntags-Sex nur noch die Erwartungen anderer erfüllt. Es ist eine in einem etwas nüchternen, aber dennoch berührenden Schreibstil erzählte, lebensnahe Geschichte über den Mut, sein eigenes Leben in Frage zu stellen, sich mit verdrängten oder unterdrückten Problemen zu konfrontieren und den Versuch zu wagen, eine Veränderung herbeizuführen.
Daneben sind es jedoch auch die einzelnen kurzen Geschichten über die Schwangeren und jungen Mütter, die mehr als nur physische Betreuung brauchen, frei über ihren Körper entscheiden möchten und nicht in der Masse untergehen wollen - egal ob es um die vor- oder nachgeburtliche Betreuung oder um Hausgeburten als solche geht.

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Veröffentlicht am 19.03.2021

Kurzweilige und trotz Schilderung diverser psychischer Erkrankungen keine trübsinnige oder melancholische Geschichte. Ein Jugendroman, der Mut macht.

Sara auf der Suche nach Normal
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Sara ist zwölf Jahre alt und leidet darunter, dass sie anders ist als gleichaltrige Jugendliche. Ihr größter Wunsch ist es, "normal" zu sein. Dazu hat sie eine ganz Reihe von Regeln aufgestellt, darunter ...

Sara ist zwölf Jahre alt und leidet darunter, dass sie anders ist als gleichaltrige Jugendliche. Ihr größter Wunsch ist es, "normal" zu sein. Dazu hat sie eine ganz Reihe von Regeln aufgestellt, darunter keine Pillen mehr zu nehmen, auf eine Party eingeladen zu werden und sich mit jemandem anzufreunden. Bisher spricht Sara aber nur mit vier Personen: ihren Eltern, ihrer Lehrerin und ihrem Therapeuten. Das ändert sich, als sie in der Gruppentherapie ein Mädchen kennenlernt, das ebenfalls nicht "normal" ist. Erin plappert für zwei und lockt Sara aus ihrem Schneckenhaus. Doch hinter Erins betont fröhlicher Fassade verbirgt sich ein Geheimnis und Sara weiß nicht, wie sie mit ihr darüber reden kann, ohne sie zu verletzen, geschweige denn ihr zu helfen, ohne ihre junge Freundschaft dafür zu riskieren.

Sara ist ein Mädchen, das unter Panikattacken, Angst vor fremden Menschen und unter manisch-depressiven Stimmungsschwankungen leidet. Sie ist krank, sieht dies allerdings nicht so, sondern fühlt sich wie ein Freak und gibt sich selbst die Schuld daran. Unterstützt wird ihre traurige Selbsteinschätzung durch Mitschüler, die sie als "Psycho-Sara" mobben.

Ihr Alltag, der durch ihre psychische Erkrankung stark eingeschränkt ist, ist eindringlich und authentisch geschildert. In Sara, die ihre "Verrücktheit" verabscheut, kann man sich als Leser*in sehr gut durch die Zwiesprache mit ihrem Hirn und ihre über 130 aufgestellten Regeln hineinfühlen. Sie leidet und hofft, durch jede einzelne Regel, die sie schafft einzuhalten, ein Stück Normalität zu erlangen. Durch die Freundschaft zu Erin, die so ein einnehmendes Wesen hat, werden ihre Gedanken auf die Probleme von Erin gelenkt. Trotz all ihrer Störungen hat sie so viel Empathie zu erkennen, dass mit ihrer Freundin etwas nicht stimmt. Als diese jedoch mauert, traut sie sich zunächst nicht, weiternachzufragen, denn sie möchte ihre erste und einzige Freundin nicht verlieren.

Im Verlauf des Romans gewinnt Sara, die sich immer mehr zutraut, mental an Stärke und entwickelt sich glaubwürdig weiter.
"Sara auf der Suche nach normal" ist ein kurzweiliger und trotz Schilderung diverser psychischer Erkrankungen und der Folgen, die diese nach sich ziehen, kein trübsinniger oder melancholischer Roman. Es ist eine Geschichte voller Hoffnung über ein Mädchen, das über sich hinauswächst und erkennt, dass der Wunsch "normal" zu sein, utopisch ist. Denn was ist schon gewöhnlich, allgemein üblich, gültig oder durchschnittlich? Normal ist genau das, was der einzelne für sich festlegt.
Es ist ein Roman über Freundschaft, Toleranz und gegenseitige Unterstützung, der zeigt, dass man gemeinsam stark ist. Gerade für Jugendliche, die unsicher sind, die mit ihrem Aussehen oder mangelndem Selbstbewusstsein zu kämpfen haben und sich zugehörig fühlen möchten, ist es ein Mut machendes, instruktives Buch für mehr Selbstakzeptanz - mit all den Eigenarten, die einen Menschen besonders machen. Gleichzeitig ist es ein Aufruf für mehr Verständnis, Respekt und gegenseitige Anteilnahme, wobei die Geschichte einfühlsam und lebendig geschrieben ist und ohne erhobenen Zeigefinger auskommt.

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Eine Familiengeschichte mit zu vielen Längen, bei der mir eine Verbundenheit zu den Charakteren fehlte

Die Erfindung der Sprache
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Hubert Riese kommt Anfang der 1980er-Jahre auf die ostfriesische Insel Platteeoog, um den Leuchtturm zu restaurieren und lernt dort die junge Oda kennen. Die beiden heiraten wenig später und bekommen nach ...

Hubert Riese kommt Anfang der 1980er-Jahre auf die ostfriesische Insel Platteeoog, um den Leuchtturm zu restaurieren und lernt dort die junge Oda kennen. Die beiden heiraten wenig später und bekommen nach langem Warten einen Sohn. Adam kommt als Frühchen zur Welt und ist seiner Entwicklung in vielem hinterher. Auch wenn er spät das Sprechen lernt und Probleme hat, die Menschen zu verstehen, interessiert er sich für Sprache und lernt bereits mit vier Jahren lesen und schreiben. Er ist ein besonderes Kind, das sich im Umgang mit anderen schwertut und hat vor allem Neuen und Ungewohnten panische Angst.
Als Adam 13 Jahre alt ist, verschwindet sein Vater während einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg spurlos. Seine Mutter Oda verkraftet den Verlust kaum und verliert ihre Sprache. Mit Adam und dem Rest der Familie kommuniziert sie nur noch schriftlich.
Adam zieht Jahre später nach Berlin, wird Dozent für Sprachwissenschaften und hält sich weiterhin an seinen Listen, der Zahl sieben und seinem Mantra "Einatmen. Ausatmen." fest.
Als seine Mutter durch einen Zufall auf das Buch "Die Erfindung der Sprache" stößt, findet sie darin einen Hinweis auf ihren Mann Hubert. Trotz Adams Schwierigkeiten mit Veränderungen umzugehen, macht er sich mit der Unterstützung der Autorin des Buches Auf den Weg, um seinen Vater zu finden.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen, schildert in der Vergangenheit das Kennenlernen von Oda und Hubert und die Kindheit von Adam. In der Gegenwart ist Adam erwachsen und auf der Suche nach seinem Vater. Adam hat autistische Züge, weshalb das Leben und vor allem der Umgang mit anderen Menschen nicht einfach ist. Auch für den Leser ist es deshalb nicht einfach, einen Zugang zu dem Sonderling zu finden. Die weiteren Charaktere bleiben trotz ihrer Liebenswürdigkeit ebenfalls unnahbar und auf Distanz.

Es ist ein Buch, in der die Sprache in all ihren Varianten eine große Rolle spielt. Da ist Adam, der seine Mitmenschen und Redewendungen nicht versteht und sich lieber wissenschaftlich einen Zugang zur Sprache verschafft. Da ist Oda, die Radiomoderatorin, die mit dem Verlust ihres Mannes auch ihre Stimme verliert. Da ist Zola, die Romanautorin, die die Sprache der Tiere versteht. Und Hubert, der eigens eine Maschine gebaut hat, um Adam als Baby zu verstehen. Der Roman enthält viele sehr detaillierte Beschreibungen, viele Fremdwörter und Zitate, insbesondere von dem Dichter Rainer Maria Rilke, von dem Hubert ein großer Freund ist. So manche Abschweifungen wie der japanische Arzt, der zum Buddhismus übertritt oder die Katze Zola als Adams Reisebegleiterin empfang ich überflüssig.
Die Familiengeschichte bzw. das Motiv für Huberts klammheimliches Verlassen seiner Familie tritt bei all der Sprachgewaltigkeit und Wortakrobatik in den Hintergrund. Für mich hatte der Roman dadurch zu viele Längen. Das Geheimnis um Huberts Verschwinden und auch die Suche nach ihm hätten spannender geschildert sein können. Adams Roadtrip war mir von zu vielen glücklichen Zufällen geprägt.

"Die Erfindung der Sprache" empfand ich phasenweise ermüdend zu lesen. Mir fehlte eine Verbundenheit zu den Romanfiguren, so dass mich die Geschichte weder in der Vergangenheit und noch weniger in der Gegenwart wirklich fesseln konnte. Die Botschaft die der Roman vermittelt - der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft auf Platteoog, deren Toleranz und wie sie die Eigenarten ihrer Bewohner nicht hinterfragen und klaglos akzeptieren - ist glaubwürdig geschildert. Zudem ist schön zu sehen, wie es Adam schafft, sich seinen Ängsten zu stellen, sein gewohntes Umfeld zu verlassen, sich zu öffnen und damit auch einen Zugang zu anderen Menschen zu finden.
Im Vergleich zu den wunderschön berührenden Romanen "Kranichland" und "Kastanienjahre" von Anja Baumheier war ich von "Die Erfindung der Sprache" enttäuscht.

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