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Veröffentlicht am 28.02.2017

Der Tod ist nicht das Ende. Das Buch behandelt die zentrale Frage des Loslassens: Gehen oder Bleiben?

Solange ich in deinem Herzen bin
2

Der 36-jährige Journalist William stirbt als er auf seinem Fahrrad von einer Autofahrerin angefahren wird. Seine Seele bleibt auf der Erde und macht sich Sorgen um die sechsjährige Tochter Ella, die nun ...

Der 36-jährige Journalist William stirbt als er auf seinem Fahrrad von einer Autofahrerin angefahren wird. Seine Seele bleibt auf der Erde und macht sich Sorgen um die sechsjährige Tochter Ella, die nun Vollwaise ist. Will hatte Ella versprochen, sie nie zu verlassen und versucht deshalb, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Zunächst gelangt er nur in ihre Träume, aber dank der Ratschläge einer weiteren Seele, Arthur, sein Hausmeister aus Schulzeiten, schafft es Will, dass Ella ihn sehen und mit ihm sprechen kann.

Als "Geist" hat Will allerdings keine physischen Eigenschaften. Er kann weder Dinge noch Menschen anfassen, weshalb er nicht in der Lage ist, Türen zu öffnen oder seine Tochter zu umarmen. Seine "Reiseleiterin" Lizzie, die ihm den Übergang vom Leben in den Tod erleichtern soll, gibt ihm eine Gnadenfrist von zwei Monaten, um sich von Ella zu verabschieden bzw. eine Entscheidung zu treffen, ob er auf ewig als Seele auf der Erde bleiben möchte oder auf "die andere Seite" geht.

Der Roman hat mich ein wenig an den Film "Ghost - Nachricht von Sam" erinnert, nicht nur da sich Will selbst ein wenig wie in der Rolle von Patrick Swayze fühlt. Wie in dem Film ist Will als Geist auf der Erde, der sehen und hören kann, der aber selbst von den Menschen nicht wahrgenommen wird.

Die zentrale Frage der Geschichte ist, ob Will die Entscheidung trifft, auf ewig auf der Erde zu bleiben, um das Leben der kleinen Ella im Augenblick zu erleichtern oder ob er einen endgültigen Schlussstrich mit dem Leben zieht, die Hinterbliebenen ihrer Trauer überlässt und dafür auf "die andere Seite" geht, die ihm von Arthur als der perfekte Ort beschrieben wird und was ihm auch von Lizzie dringend empfohlen wird. Will hadert jedoch sehr lange mit sich, was das Beste für Ella ist, schließlich möchte er sein Versprechen ihr gegenüber nicht brechen.

Zu Beginn hatte ich vollstes Verständnis für Will, dass er nicht so einfach gehen kann und seine Zeit auf Erden noch verlängern wollte. Dann wird allerdings schnell klar, dass die Entscheidung für einen Aufenthalt auf Erden eher einer ewigen Verdammnis gleichkäme.

"Solange ich in deinem Herzen bin" ist durch das Thema Tod bedrückend, aber dennoch hoffnungsvoll, da der Tod nicht das Ende bedeutet. Für mich mutete das Buch daher wie ein Ratgeber an, mit dem man Kindern den Tod erklären und das Abschiednehmen von geliebten Menschen erleichtern kann.

Als Leser sollte man empfänglich für den Glauben an das Übersinnliche sein und sich auf den Gedanken an Geister bzw. Seelen, die auf der Erde wandeln, ein Leben nach dem Tod in Himmel oder Hölle, einlassen können.

Veröffentlicht am 20.02.2017

Realistischen Darstellung eines utopischen Settings - Gelungener Auftakt der Ventura-Saga

Wir zwei in fremden Galaxien
2

Das Jugendbuch "Wir zwei in fremden Galaxien" ist Band 1 der Ventura-Saga, einer Dystopie, die ich noch vor Veröffentlichung lesen durfte.

Die 17-jährige Seren lebt seit ihrer Geburt auf der Ventura, ...

Das Jugendbuch "Wir zwei in fremden Galaxien" ist Band 1 der Ventura-Saga, einer Dystopie, die ich noch vor Veröffentlichung lesen durfte.

Die 17-jährige Seren lebt seit ihrer Geburt auf der Ventura, einem Raumschiff, das sich im 84. Jahr auf der Reise von der Erde in Richtung des Planeten Epsilon Eridani befindet. Die Ventura wird noch weitere 662 Jahre unterwegs sein, bis sie ihr Ziel erreicht hat, weshalb die Zwischengenerationen weder den Planeten Erde noch einen anderen Planeten betreten werden, sondern sich auf einer lebenslänglichen Forschungsreise befinden werden.

Seren, die gerade ihren Schulabschluss gemacht hat und alsbald den ihr vom System vorgegebenen Lebenspartner zu ehelichen hat, um ihre Aufgabe im Zuchtprogramm zu erfüllen, empfindet diese Leben als hoffnungs- und sinnlos. Zu Dom, der wie Seren Probleme hat, die strengen Regeln auf der Ventura zu befolgen, entwickelt sie Gefühle, die auf dem Raumschiff, dessen Insassen allein die Aufgabe haben, sich bis zur Ankunft systemkonform fortzupflanzen, verboten sind. Als sie in die Umlaufbahn von Huxley-3 eintreten, auf dem angeblich kein Leben möglich ist, wird in Seren die Hoffnung auf einen Ausweg geweckt...

Auch wenn es sich bei dem Roman um eine Dystopie handelt, finde ich die Vorstellung gar nicht so abwegig, dass sich die Menschheit in Zukunft eine Alternative zum Planeten Erde suchen muss.

Wie Seren ihr Dasein auf der Ventura beschreibt, ist allerdings äußerst beklemmend. Die Menschen, die auf dieser Mission geboren werden, haben zu funktionieren, um den Erhalt der nachfolgenden Generationen zu garantieren und die Menschheit zu retten. Als Eigentum der NASA opfern sie ein natürliches, menschenwürdiges Leben für eine Mission, auf welcher Gefühle und echte Liebe nicht von Belang und eine kulturelle Weiterentwicklung verboten sind.

Kate Ling schafft es durch ihren berührenden Schreibstil, dass man sich als Leser sehr gut in Seren hineinversetzen und ihr Gefühl der Ausweg- und Hoffnungslosigkeit nachvollziehen kann. Sie ist eine mutige junge Frau, die vom Leben mehr erwartet, als ihre Leidensgenossen. Mit ihrer Entschlossenheit für ein anderes, besseres Leben zu kämpfen, das eigentlich nur ein Traum sein kann, eckt sie unermüdlich an und bringt sich und Dom aufgrund der drohenden Repressalien in Gefahr.
Die Liebesgeschichte zwischen ihr und Dom entwickelte sich für meinen Geschmack zu Beginn sehr abrupt, die tiefe Emotionalität, die die beiden sofort verband, war mir zu intensiv und hätte gemächlicher aufgebaut werden können.

Dennoch ist Band 1 der Ventura-Saga aufgrund der sehr realistischen Darstellung eines utopischen Settings und der flüssigen Erzählweise ein gelungenes Romandebüt, dass ich schon jetzt ungeduldig auf Band 2 der Saga warte, an der Kate Ling gerade erst noch schreibt.

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  • Gefühl
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Veröffentlicht am 29.04.2024

Ein Buch gegen das Vergessen, dem es durch den Schwerpunkt auf der Aneinanderreihung von Gewalttaten an einer lebendigen und abwechslungsreichen Handlung fehlt.

Wären wir Vögel am Himmel
1

In Europa herrscht Krieg. Die Deutschen marschieren im Rahmen ihrer Osteroberungen Richtung Ukraine. Nachdem die Menschen dort bereits schreckliches Leid durch die Sowjets erfahren mussten, hungerten und ...

In Europa herrscht Krieg. Die Deutschen marschieren im Rahmen ihrer Osteroberungen Richtung Ukraine. Nachdem die Menschen dort bereits schreckliches Leid durch die Sowjets erfahren mussten, hungerten und zahlreiche Familienangehörige verloren haben, hoffen sie, dass die Deutschen sie von der Roten Armee schützen. Tatsächlich bringen die Deutschen keine Sicherheit - ganz im Gegenteil. Sie rekrutieren Zwangsarbeiter und verbringen bereits Kinder in den Westen, um dort zu arbeiten und die Kriegsmaschinerie zu unterstützen.

Vika lebt um Angst um ihre Kinder und muss zusehen, wie ihr ältester Sohn Slavko und ihre Nichte Lilija verschleppt werden. Lilija hat bereits so viele Verluste erlebt, dass sie hofft, wenigstens auf Slavko aufpassen zu können. Auf ihrem Transport nach Deutschland lernen die beiden die 11-jährige Halya kennen. Die drei freunden sich an und versuchen sich gegenseitig, Trost zu spenden und Halt zu geben, ist die Situation und das Ausgeliefertsein an das deutsche Regime auch noch so zermürbend und gefährlich.

"Wären wir Vögel am Himmel" ist eine Geschichte über Krieg und Verlust, über Angst und Gewalt und wie die Menschen in dunkelsten Zeiten zusammenhalten und Liebe und Freundschaft finden können.

Der Roman, in dem die Autorin Teile ihrer eigenen Familiengeschichte verarbeitet, handelt von 1941 bis 1949 und wird aus wechselnden Perspektiven der drei weiblichen Hauptfiguren erzählt. Vor dem Hintergrund des andauernden Konflikts in der Ukraine ist es erschütternd zu lesen, wie viel Leid das ukrainische Volk bereits erfahren musste. Es ist ein umkämpftes Land, in dem sich die Zivilbevölkerung nie wirklich sicher sein konnte. Russen, Polen, Deutsche - alle wollten ein Teil des Kuchens haben und sind mit unfassbarer Gewalt gegen die Menschen vorgegangen. Durch den Roman erhält man den Eindruck, dass keine Familie verschont geblieben ist und dass die Überlebenden über die Jahre hinweg mit so vielen Verlusten umgehen mussten und andauernd in Angst und Schrecken um sich und ihre Angehörigen leben mussten.

Das Buch beschreibt die Gräueltaten nicht im Detail, aber zwischen den Zeilen kann man die Folter begreifen. Neben dem körperlichen Leid ist auch das seelische Leid kaum zu begreifen.

In den Roman wird so ziemlich alles hineingepackt, was ein Osteuropäer während des Zweiten Weltkriegs hatte erleben können. In der Geschichte reiht sich eine Gewalttat an die andere. Die Wege sind von Leichen gepflastert. Das ist mit der Zeit etwas ermüdend, auch wenn Mitgefühl geschürt wird. Die Charakterzeichnung und die Rahmenhandlung bleiben damit oberflächlich. Den Figuren - auch wenn man noch so viel mit ihnen leidet und sich über jeden Funken Hoffnung freut - wird zu wenig Leben eingehaucht. Sie bleiben Statisten in einer Geschichte über Gewalt und Verlust.

Politische Zusammenhänge werden nicht erläutert, wer aus welchem Grund an der Ukraine zerrt bleibt genauso unerwähnt, wie das politische System und etwaige Machthaber in der Ukraine selbst. Dass es einen Widerstand wird eingangs erwähnt, aber keine Ausführungen dazu gemacht, was dadurch bewirkt wird. In die Handlung wurden insgesamt zu viele Aspekte integriert, aber nicht weitergehend ausgeführt.

"Wären wir Vögel am Himmel" ist ein Buch gegen das Vergessen, dem es durch die Aneinanderreihung von Gewalttaten an einer lebendigen und abwechslungsreichen Handlung fehlt. Trotz einiger positiver Aspekte wie dem Zusammenhalt der Figuren, ihrem Mut, ihrer Fähigkeit, nicht aufzugeben und der Hilfsbereitschaft, denen ihnen immer wieder zuteil wird, ermüdet das Buch mit seiner Einseitigkeit, mangelnder Tiefe und kann nicht so berühren und mitreißen, wie erhofft. Das Ende ist dann fast schon ein wenig kitschig und von sehr viel Glück und Zufällen geprägt.

Durch das Nachwort der Autorin ist sehr gut nachvollziehbar, dass es ihr ein Anliegen war, ihre Familiengeschichte niederzuschreiben bzw. sich von ihr zu diesem Roman inspirieren zu lassen und ihren starken Vorfahren ein Denkmal zu setzen. Man kann der Ukraine nur wünschen, dass sie bald Frieden finden wird und die Menschen dort dauerhaft ohne Angst in Freiheit leben können.

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  • Thema
Veröffentlicht am 18.04.2024

Abwechslungsreicher Spannungsroman über Geheimnisse in Freundschaften und vier Frauen, die in einer Extremsituation an ihre körperlichen und mentalen Grenzen gebracht werden

The Hike
1

Liz, Helena, Maggie und Joni sind seit ihrer Schulzeit beste Freundinnen. Obschon jede von ihnen mit Anfang 30 inzwischen ihr eigenes Leben lebt, verbringen sie jedes Jahr einen Urlaub miteinander, den ...

Liz, Helena, Maggie und Joni sind seit ihrer Schulzeit beste Freundinnen. Obschon jede von ihnen mit Anfang 30 inzwischen ihr eigenes Leben lebt, verbringen sie jedes Jahr einen Urlaub miteinander, den eine von ihnen organisiert. Liz braucht dringend eine Auszeit von ihrem Mann und plant die Wanderung in der Wildnis Norwegens, um weitab der Zivilisation mit ihren Freundinnen vom Alltag abzuschalten. Auch von den anderen hat jede mit persönlichen Problemen zu kämpfen und freut sich auf den Urlaub, ungeachtet davon, dass sie auf die Wanderung nicht gut vorbereitet sind.

Als sie kurz vor ihrem Aufbruch von dem Verschwinden einer jungen Frau vor einem Jahr in den Bergen erfahren, begleitet sie ein ungutes Gefühl in dem unwegsamen Gelände. Zudem kommt es unter ihnen immer wieder zu Konflikten, denn den Alltagsstress können sie nicht ganz hinter sich lassen.

"The Hike" wird in schneller Abfolge aus wechselnden Perspektiven der vier Freundinnen aus England geschildert, die in Norwegen einen Wanderurlaub verbringen. Ein weiterer Erzählstrang, schildert die Suche nach einer vermutlich verunglückten Frau auf der Wegstrecke der Freundinnen aus der Schilderung eines Einheimischen, den die vier vor ihrer Tour kennengelernt hatten.

Der Plot mit einem Urlaub oder Ausflug von Freunden, die Geheimnisse vor einander haben und sich durch unvorhergesehene Ereignisse und schlechte Witterung in eine Extremsituation begeben, ist nicht neu und ist wohl der größte Kritikpunkt an der Geschichte.

So ist auch durch den (reißerischen) Klappentext klar, dass von den vier Freundinnen eine von ihnen bei der Wanderung ums Leben kommen wird.

Dennoch fesselt einerseits die unheilvolle Atmosphäre in der unwegsamen Landschaft, die für Erstaunen durch ihre Schönheit, aber auch für Angst durch die Einsamkeit und das Ausgeliefertsein sorgt. Als Stadtmenschen sind die vier jungen Frauen nicht ausreichend auf die Route vorbereitet und unterschätzen die Gefahr, die von der Natur ausgeht. Andererseits fühlen sich die Frauen durch einzelne Einheimische vor Ort verunsichert, die bedrohlich erscheinen und auch das Schicksal um die vermisste Frau, von der es seit einem Jahr kein Lebenszeichen gibt, bereitet ihnen Sorge.

Neben den äußeren Umständen und den Gefahren der Wanderung lebt die Geschichte mehr von der Dynamik unter den Freundinnen, von den Geheimnissen, die sie vor einander haben und den Problemen, die sie quälen. Durch die Schilderung aus wechselnden Perspektiven erhält man frühzeitig ein Gefühl für jede von ihnen, kann sich in die jeweilige Situation ihres Alltags hineinempfinden und wie sie zu den anderen drei Frauen steht. Im Verlauf der Handlung offenbaren sich dazu immer mehr Details, die das Kleeblatt ins Wanken bringen und zeigen wie brüchig selbst eine langjährige Freundschaft sein kann.

In welchen Strudel aus Kriminalität, Lügen, Schuld und Zerwürfnissen sie hineingeraten, war zu Beginn nicht zu ahnen und lässt den Roman am Ende zu einem Thriller voller Nervenkitzel und ungeahnter Wendungen entwickeln.

"The Hike" ist ein abwechslungsreicher Spannungsroman über Geheimnisse in Freundschaften und vier Frauen, die in einer Extremsituation an ihre körperlichen und mentalen Grenzen gebracht werden. Das Buch ist atmosphärisch und durch schnelle Wechsel von einer Protagonistin zur anderen spannend geschildert und besticht besonders durch die Emotionen und die schwankenden Beziehungen unter den Charakteren, die nicht ganz ehrlich zueinander, aber dennoch durch ein unkaputtbares Band verbunden sind.

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Veröffentlicht am 07.03.2024

Eine Ehrung der Leistung Rosalind Franklins, aber eine sehr spannungsarme Darstellung ihres Lebens

Das verborgene Genie
1

"Das verborgene Genie" ist Band 5 der Reihe "Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte" und handelt von Doktor Rosalind Franklin, die eine Pionierin bei der Erforschung der DNA war, wofür sie zu Lebzeiten ...

"Das verborgene Genie" ist Band 5 der Reihe "Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte" und handelt von Doktor Rosalind Franklin, die eine Pionierin bei der Erforschung der DNA war, wofür sie zu Lebzeiten nie gewürdigt wurde.

Rosalind war eine Wissenschaftlerin aus Leidenschaft, die einzig für die Forschung gelebt hat. Für sie kam es deshalb nie in Frage, zu heiraten und dadurch an der Ausübung ihres Berufs gehindert zu werden. Ihre Eltern hatten für diesen Lebensweg nur wenig Verständnis und die Arbeit in den Forschungsinstituten war ein täglicher Kampf sich als eine der wenigen Frauen in einer Männer dominierten Domäne ernst genommen zu werden. Rosalind wollte mit ihrer Forschung Erkenntnisse gewinnen und das Leben besser machen. Ihr ging es nicht um Wettbewerb und darum möglichst schnell ein Ergebnis zu präsentieren. Sie ging bei ihrer Arbeit akribisch vor und wollte für ihre Theorien zuerst stichhaltig Beweise haben, bevor sie diese publik machen wollte. Ihre Genauigkeit und das fehlende Geltungsbedürfnis wurden ihr letztlich zum Verhängnis. Denn die Lorbeeren für ihre Arbeit sackten andere ein.

Geschildert werden die Jahre zwischen 1947 und 1958. Man erhält einen Einblick in ihre Forschungen ohne von wissenschaftlichen Details überfordert zu werden. Der Roman ist von ständigen Zeitsprüngen geprägt und beschränkt sich jedoch auch arg auf Rosalinds Arbeit und enthält nur wenige Informationen über ihr Privatleben und ihren familiären Hintergrund. Als Romanbiografie und nicht mit dem Anspruch, ein Sachbuch zu sein, hätte ein größerer Fokus auf den Rahmen der Handlung abseits des Labors dem Buch mehr Lebendigkeit, Spannung und Dramatik verliehen. So blieben die Auseinandersetzungen mit ihren Eltern und die inneren Konflikte etwas vage, die Helix und Rosalinds Augenringe hingegen unaufhörlich erwähnt. Sehr eindringlich ist jedoch aus der Ich-Perspektive die Ungerechtigkeit und Skrupellosigkeit von Männern geschildert, die sich geistiges Eigentum aneigneten und für eigene Zwecke verwendeten.

Das Buch ehrt Doktor Rosalind Franklin für ihre Arbeit. Sie ist nur ein Beispiel für viele kluge Frauen, deren Fähigkeiten von Männern in den Schatten gestellt und die nie eine reelle Chance hatten zu reüssieren. Es ist wichtig, dass solche Bücher die Geschichte ins rechte Licht rücken, als Romanfigur blieb Rosalind allerdings sehr blass und ihr monotones Leben für die Wissenschaft doch recht eintönig und das Buch spannungsarm.

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