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Veröffentlicht am 26.06.2025

Drei Frauen werden in einer Küstenstadt in Maine zu Freundinnen - bittersüße Geschichte über Verlust und Abschiednehmen

Die Hummerfrauen
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Nach dem Unfalltod ihres Bruders vor wenigen Monaten und der erdrückenden Trauer im Haus ihrer Eltern drängt es Mina dorthin, wo sie immer glücklich war: nach Maine, wo sie die Sommer ihrer Kindheit verbracht ...

Nach dem Unfalltod ihres Bruders vor wenigen Monaten und der erdrückenden Trauer im Haus ihrer Eltern drängt es Mina dorthin, wo sie immer glücklich war: nach Maine, wo sie die Sommer ihrer Kindheit verbracht hat. Im Dorf Stone Harbor trifft sie auf die mürrische Ann und die quirlige Julie, die beide Zugezogene und damit Außenseiterinnen sind.
Ann, die nach dem Verlust ihrer großen Liebe allein mit ihrem Hummer Mr. Darcy lebt, fährt auch mit über 70 Jahren noch aufs Meer hinaus zum Hummerfischen. Julie hat erst kürzlich die Lizenz als Kapitänin erworben und ist eine der wenigen Hummerfischerinnen. Sie ist schon lange unglücklich in Hummerfischer Nat verliebt, dessen Ehefrau schwer krank ist.
Mina trifft in Stone Harbor Sam wieder, den sie noch aus ihrer Kindheit kennt. Mit seiner warmherzigen Art wird er ihr erneut eine Stütze, kann seine Rastlosigkeit, die sie bereits aus ihrer Kindheit kennt, aber nicht ablegen.

Der Roman handelt von Sommer 2000, als Mina nach Maine zurückkehrt, bis in den Herbst 2001, sowie 18 Jahre zuvor, im Sommer 1982, als Mina die letzten Ferien auf Eagle Island in Maine verbracht hat. Die Haupthandlung handelt von drei Frauen unterschiedlicher Generationen, die am selben Ort zu Freundinnen werden, während sich die Vergangenheit auf Judith, die Mutter von Mina, fokussiert, die sich in Maine nicht willkommen fühlt und sich mit ihrer überheblichen, abweisenden Art keine Freunde macht.
Allen Frauen ist gemein, dass sie Schicksalsschläge erlebt haben und unterschiedlich damit umgehen. Sie sind nicht allein mit ihren Verlusten und ihrer Trauer, aber dennoch einsam. Auch der männliche Teil der Bewohner des Fischerortes ist verschlossen und hat Angst, über Gefühle zu sprechen.

Neben den emotionalen Aspekten der Geschichte wird der fiktive Handlungsort mit all seinen Hummer-Traditionen anschaulich zum Leben erweckt. Man erhält eine genaue Vorstellung vom harten Alltag der Fischer, aber auch der Ehefrauen, die zeitweise lange auf ihre Männer verzichten müssen und in der Zeit das Dorf eigenständig am Leben erhalten. Allgegenwärtig ist die Gefahr und dass nicht jeder vollständig vom Meer zurückkehrt.
So rau wie der Alltag und die Küstenlandschaft sind, so rau ist auch die Mentalität der Menschen. Für Neulinge ist es schwer, dort eine Heimat zu finden und die Touristen aus den Städten werden belächelt. Wie in allen Dörfern ist Klatsch und Tratsch an der Tagesordnung und jeder kriegt sein Fett weg. Ann und Julie lassen sich mit ihrer stoischen Art davon nicht unterkriegen. Mina baut in dem Ort, in dem sie sich geborgen fühlt, Selbstbewusstsein auf und versucht zu ergründen, was in dem letzten Sommer ihrer Kindheit in Maine passiert sein mag und der Grund ist, weshalb ihre Familie nie mehr zurückgekehrt ist.

Die Hauptfiguren sind individuell gezeichnet und auch die Nebencharaktere mit all ihren Eigenheiten werden leicht vorstellbar. Die Geschichte ist gefühlsbetont und hat mit dem Sommer in der Vergangenheit darüber hinaus eine spannende Komponente.
Der Roman ist trotz überwiegend trauriger Themen nicht schwermütig, sondern hoffnungsvoll. Die Dialoge sind humorvoll und verdeutlichen den speziellen Charme der Charaktere. Es geht darum, mit Verlusten zu leben, loszulassen und Abschied zu nehmen und wieder anzufangen, zu leben und sein Herz nicht vor anderen zu verschließen.
Der lange Epilog rundet die Geschichte ab und verrät, was aus den Freundinnen knapp 20 Jahre später geworden ist.

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Veröffentlicht am 24.06.2025

Wehmütige Geschichte über das Erwachsenwerden, über Abschiednehmen und Loslassen, abwechslungsreich und einnehmend, aber mit zu vielen Beziehungskrisen in dem Familienkomplex.

Nach dem Sommerregen
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Viele unbeschwerte Sommer und Wochenenden hat die Familie Ritter in ihrem Ferienhaus, der Ritterburg, verbracht. Auch als Erwachsene kommen sie dort zu Festen zusammen, wo so allerhand Ausrangiertes lagert ...

Viele unbeschwerte Sommer und Wochenenden hat die Familie Ritter in ihrem Ferienhaus, der Ritterburg, verbracht. Auch als Erwachsene kommen sie dort zu Festen zusammen, wo so allerhand Ausrangiertes lagert und schwelgen in Kindheitserinnerungen.
Zum 70. Geburtstag von Vater Walter ist die Stimmung in dem Ferienhaus nicht feierlich, sondern gedrückt. Mutter Marianne reist verzögert an, Walter ist eifersüchtig auf einen Verflossenen seiner Ehefrau, Jonas' Ehefrau Julia erscheint gar nicht, Cecilia, die ihrer Meinung nach zu wenig Unterstützung von Per-Olov erhält, ist als junge Mutter gestresst und die jüngste Marika ist schwanger und weiß gar nicht, ob sie mit dem Vater des Kindes, den sie erst wenige Monate kennt, zusammenbleiben möchte.
Im Herbst, als alle krisengebeutelt Zuflucht in der Ritterburg suchen, kommt auf, dass Marianne nicht nur ausmisten, sondern sich auch von ihrem Mann trennen und das gemeinsame Ferienhaus verkaufen möchte.

Aufgeteilt in die vier Jahreszeiten werden jeweils wenige Tage im Sommer, Herbst, Winter und Frühling eines Jahres erzählt, wobei in jedem Abschnitt jeweils eine Hauptfigur in den Fokus rückt. Unabhängig von der jeweiligen Perspektive beginnt jedes Kapitel mit einem Dialog oder einer Nachricht, die mehr Hintergründe über die Probleme der einzelnen Paare offenbart.

Die Geschichte ist lebendig und unterhaltsam geschrieben. Die Dialoge sind lebensecht und familientypisch. Mit Streitigkeiten und Neckereien zeigen sie die Dynamik untereinander und wer welche Rolle in der Familienkonstellation einnimmt. Dabei werden auch die Alltagsprobleme offensichtlich und wie sich Beziehungen verändern. Langjährige Verbindungen werden brüchig, Menschen leben sich auseinander oder stellen neue Erwartungen an das Zusammenleben. Andere haben Schwierigkeiten, mit Veränderungen umzugehen und sind verunsichert, ob sie die Folgen bewältigen können.

Für die erwachsenen Kinder ist es schwer zu sehen, dass ihre Eltern vor einem Dilemma stehen, wenn ihr Mutter noch mehr erleben möchte, als ihr bequemer Vater. Das Ausmisten in ihrer Ritterburg fällt vergleichsweise leicht, aber aufgeben möchten sie das Haus dennoch nicht. Zudem haben sie alle mit ganz eigenen Beziehungsproblemen zu kämpfen, die sie mit sich selbst ausmachen.
Unvorstellbar ist, dass die große, verantwortungsbewusste Schwester Probleme in ihrer Vorzeigeehe haben kann. Auch dass die Ehe von Sandwichkind Jonas am Ende sein soll, ist kaum fassbar, nachdem Julia und er seit ihrer Jugend ein Paar sind. Da muss doch zumindest Nesthäkchen Marika als werdende Mutter mit dem so engagierten Vater des ungeborenen Kindes glücklich sein.

Im Verlauf des Jahres erhält man einen sehr lebhaften Einblick in eine Familie, in der gerade ganz viel im Umbruch ist und für Unsicherheit sorgt. Mit dem Verkauf des Ferienhauses droht der Verlust eines wichtigen Fixpunkts und eines Stücks heile Welt, nach dem sich der Großteil der Ritters sehnt.

Auch wenn die Gründe nachvollziehbar sind, warum es in den Beziehungen kriselt, erscheint es konstruiert, dass es in einer Familie gleich vier Paare gleichzeitig betrifft. Aus diesem Grund können die zahlreichen Probleme zudem nicht vertieft dargestellt werden, zumal der Blick immer nur auf eine Hälfte des Paares gerichtet ist.

Dennoch überzeugt der Roman mit einem einnehmenden Schreibstil und einem originellen Aufbau sowie individuell gezeichneten Charakteren. Es ist eine wehmütige, aber keinesfalls bedrückende Geschichte über das Erwachsenwerden, über Loslassen und Abschiednehmen, über das Einstehen für die eigenen Bedürfnisse, aber auch den festen Zusammenhalt in einem Familienkomplex, der sich neu formiert.

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Veröffentlicht am 21.06.2025

Psychothriller, der von Manipulation und Kontrollverlust handelt. Mit einer simplen Einteilung in Gut und Böse ist das Ende nicht grundlegend überraschend.

Die Insel - einer kennt die ganze Wahrheit
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Isak ist bei seinem Großvater aufgewachsen, nachdem seine Mutter und seine jüngere Schwester bei einem Brand ums Leben gekommen sind. Sein Vater konnte sich anschließend nicht um ihn kümmern. Als Fredrik ...

Isak ist bei seinem Großvater aufgewachsen, nachdem seine Mutter und seine jüngere Schwester bei einem Brand ums Leben gekommen sind. Sein Vater konnte sich anschließend nicht um ihn kümmern. Als Fredrik sich nach etlichen Jahren bei seinem Sohn meldet, möchte Isak keinen Kontakt zu ihm, denn sein Großvater hatte ihn stets davor gewarnt. Doch Fredrik hat einen Hirntumor und wird bald sterben, weshalb sich Isak von seiner Freundin Madde überreden lässt, seinen Vater zu besuchen, der sich eine Versöhnung wünscht. Großzügig übernimmt Fredrik alle Kosten und verspricht ihnen einen Urlaub bei sich auf Gotland. Tatsächlich ist er als zeitgenössischer Künstler wohlhabend und beherbergt und verköstigt sie in seinem luxuriösen Haus.
Nach einem entspannten ersten Abend zeigt sich schon bald eine aufdringliche Seite und die zunehmend düstere Stimmung wirkt sich auch auf die sonst so harmonische Beziehung zwischen Isak und Madde aus.

Der Roman zeugt von einem gemächlichen Spannungsaufbau. Zunächst geht es um den Alltag von Isak und Madde, die beide seit ungefähr einem Jahr in Småland zusammenleben. Isak verdient den Lebensunterhalt der beiden als Altenpfleger und hat ein enges Verhältnis zu seinem Großvater.
Erinnerungen geben sukzessive eine Erklärung, welche Familientragödie sich vor knapp 20 Jahren ereignet hat und was Isak bis heute in seinen Alpträumen belastet.

Die Spannung steigert sich, als Isak und Madde auf Gotland angekommen sind und sein Vater das Freizeitprogramm gestaltet. Einerseits zeigt er sich reuig und möchte sich vor seinem Tod mit seinem Sohn versöhnen. Auf der anderen Seite scheint er ein manipulatives Spiel mit ihm zu spielen, ist grenzüberschreitend und zeigt sehr deutlich, wie viel Macht und Einfluss er durch sein Geld hat.

Isak spricht als Erzähler den Leser direkt an und man fragt sich, was tatsächlich hinter der Einladung von Fredrik nach Gotland steckt und ob der Großvater Isak nicht umsonst vor seinem Vater gewarnt hat.
Daneben gibt es eine stumme, gruselige Haushälterin, die sich eigenartig verhält und auch Madde scheint etwas zu verbergen zu haben.

In einem zweiten Erzählstrang, der zeitlich später handelt, ist Isak im Gefängnis und muss sich einem psychologischen Test unterziehen. Welchen Verbrechens er beschuldigt wird, ist dabei nicht bekannt, was zur Frage führt, was auf Gotland letztlich passiert ist und welche Rolle das Trauma seiner Kindheit dafür spielen könnte.

"Die Insel - einer kennt die ganze Wahrheit" ist kein actiongeladener, sondern ein tiefenpsychologisch spannender Thriller, der von Manipulation und Kontrollverlust handelt. Er zeigt, wie schnell die Hemmschwelle unter Einfluss von Alkohol und Drogen sinkt und was Menschen in der Aussicht auf ein Vermögen bereit sind, zu tun. Es ist geradezu erschreckend, welchen Einfluss der Vater hat, der so lange im Leben seines Sohnes keine Rolle mehr gespielt hat. Dazu kommt aufgrund Isaks Paranoia und der unheimlichen Kunst des Vaters eine unheimliche düstere Atmosphäre, die in starkem Kontrast zu der Hitze und der Urlaubsstimmung auf Gotland herrscht.
Gut und Böse sind hier sehr plakativ, weshalb die Geschichte am Ende nicht grundlegend überraschen kann und das Ausmaß der Manipulation schon fast grotesk wirkt.

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Veröffentlicht am 19.06.2025

Spannender Thriller zu zeitgemäßer Thematik mit enttäuschender Auflösung hinsichtlich Täter und Motiv

Ausgespielt
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Die Partnervermittlung AMOR verspricht, dass Kunden spätestens nach dem sechsten Date ihr perfektes Match finden werden. So erhofft es sich auch Lana kurz vor ihrem sechsten Date mit einem Kandidaten von ...

Die Partnervermittlung AMOR verspricht, dass Kunden spätestens nach dem sechsten Date ihr perfektes Match finden werden. So erhofft es sich auch Lana kurz vor ihrem sechsten Date mit einem Kandidaten von AMOR. In derselben Nacht wird sie ermordet.
Das BKA nimmt die Ermittlungen auf und möchte dabei die erfahrene Undercover-Polizistin Olivia Dorn bei AMOR einschleusen. Die KI identifiziert Liv jedoch sofort und verängstigt sie. Liv fühlt sich selbst in ihren eigenen vier Wänden beobachtet und dennoch versucht sie an die Loveinterests von Lana zu gelangen und lernt dabei selbst einen Mann kennen, dem sie sich nicht mehr entziehen kann.
Es zeigen sich Parallelen zu einem Fall aus den 1980er-Jahren, als ein Serienmörder Kundinnen der Partneragentur CUPIDO tötete. Und dann passiert ein weiterer Mord.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen. 1986/1987 ermittelt die frisch beförderte Kriminalbeamtin Alice Gerber um die Serienmorde im Zusammenhang mit der Partnervermittlung CUPIDO aufzuklären. Innerhalb der eigenen Reihen hat sie als Frau in leitender Funktion im Polizeidienst mit Widerständen zu kämpfen. Treu an ihrer Seite ist jedoch Bernhard Moser, der selbst als Quereinsteiger neu beim BKA ist.

In der Gegenwart wird Liv Dorn nach einem misslungenen Einsatz im Rotlichtmilieu als Undercover-Polizistin bei AMOR eingeschleust. Nach einer erfolgreichen Registrierung bei der Partneragentur trifft sie die Männer, die das Mordopfer zuletzt gedatet hat. Dabei verliebt sie sich selbst in einen von ihnen, ermittelt gleichzeitig unter ihrem Vorgesetzten Moser und gelangt unweigerlich in einen Konflikt, denn ihr Match könnte der gesuchte Mörder sein.

Der Roman ist spannend aufgebaut, denn wie genau die beiden Fälle in der Gegenwart und der Vergangenheit nach fast 40 Jahren zusammenhängen können, ist kaum zu erahnen.
Der stetige Wechsel zwischen Alice in den Jahren 1986/87 und Liv in der Gegenwart sowie die sehr kurzen Kapitel sorgen für Dynamik und einen fortwährenden Lesesog. Darüber hinaus tragen die undurchsichtigen Charaktere, mit denen es Alice und Liv zu tun haben, dazu bei, dass nicht einmal den eigenen Kollegen getraut werden kann und jeder zeitweise verdächtig wirkt.

Die zahlreichen Nebenfiguren, die zum Teil in beiden Zeitebenen eine Rolle spielen und die sehr kurzen Kapitel sorgen jedoch auch für Verwirrung und abrupte Szenenwechsel, so dass Konzentration erforderlich ist.
Ganz rund erscheint zudem nicht, dass Olivia Dorn einerseits im Undercover-Einsatz sein soll und andererseits als BKA-Beamtin ermittelt. Die Vermischung ihrer Funktionen ist nicht nur gefährlich, sondern erscheint auch nicht realistisch. Auch ist schade, dass ihre erwähnte "außergewöhnliche Begabung" so gar nicht zur Geltung kommt.

Das Ende wartet mit einigen Wendungen und einem thrillertypischen Showdown auf. Auch wenn der Mörder entlarvt wird, ist die Auflösung nicht ganz befriedigend. Hintergrund und Motivation des Täters sind fragwürdig, aber besonders ernüchternd ist, dass die Ausgangslage keine Rolle mehr spielte, AMOR und KI keine Relevanz mehr hatte und Erklärungen dazu fehlten.

Trotz kleinerer Schwächen ist der Thriller durchgehend spannend und regt zu reichlich Spekulationen über Täter, Motiv und Rolle der Hauptfiguren an. Livs Privatleben mit der unaufhörlichen Suche nach ihrer seit Jahren vermissten Schwester weckt zudem Potenzial für eine Buchreihe um die verdeckte Ermittlerin.

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Veröffentlicht am 17.06.2025

Unterhaltsamer und spannender 23. Band der Reihe nach bekanntem Aufbau und dem unvergleichlichen Charme der Hauptfigur Tempe Brennan

Die Sprache der Flammen
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Tempe Brennans Expertise als forensische Anthropologin wird in Washington, D.C. benötigt, weshalb sie den anlässlich des Memorial Days geplanten Urlaub mit ihrem Lebensgefährten Andrew Ryan kurzfristig ...

Tempe Brennans Expertise als forensische Anthropologin wird in Washington, D.C. benötigt, weshalb sie den anlässlich des Memorial Days geplanten Urlaub mit ihrem Lebensgefährten Andrew Ryan kurzfristig absagt. Ein verheerender Brand wütet in einem alten Haus in dem Stadtviertel Foggy Bottom, das illegal als Airbnb genutzt wurde, und es sind mindestens vier Opfer zu beklagen. Als Tempe vor Ort ist und nach menschlichen Überresten sucht, findet sie überraschend im Tiefkeller eine weitere Leiche, die nicht bei dem Brand ums Leben gekommen sein kann. Tempe möchte auch Gerechtigkeit für diese junge Frau und verlängert ihren Aufenthalt in Washington.
Sie wohnt bei einer Freundin ihrer Tochter Katy, der Fernsehjournalistin Ivy Doyle, deren Interesse für den Fall der Brandstiftung geweckt ist. Ohne Rücksicht darauf, sich den Unmut der zuständigen Ermittler aufzuziehen, forschen die beiden gemeinsam weiter, tauchen dabei tief in die Vergangenheit ein und werden auf eine verdächtige Eigentümerschaft des Hauses aufmerksam - insbesondere als ein weiteres Haus in Flammen steht.

"Die Sprache der Flammen" ist inzwischen der 23. Band der Reihe und Dr. Temperance Brennan ist nicht müde geworden. Mit Feuereifer stürzt sie sich in die Arbeit, lässt sich von überheblichen Feuerwehrleuten oder Kriminalbeamten nicht einschüchtern und opfert ihre kostbare Freizeit, um die Identität des fünften Opfers zu klären. Durch die Journalistin Ivy Doyle, die ihre eigenen Quellen hat, um herauszufinden, wer den Brand gelegt hat, kommen sie gemeinsam in kleinen Schritten weiter, um die Zusammenhänge aufzuklären.

Auch dieser Band ist wieder eine Mischung aus forensischer Expertise sowie Tempes Hartnäckigkeit und einem unerschütterlichem Instinkt bei ihren eigenwilligen Ermittlungen. Sie zeugt von einer feinen Beobachtungsgabe - fachlich und in Bezug auf ihre Mitmenschen. Zudem äußert sich Tempe gewohnt sarkastisch, was den Romanen stets ein wenig Leichtigkeit verleiht und Humor verleiht.
Während die Arbeit an den menschlichen Überresten in diesem Fall keinen wesentlichen Anteil an der Handlung hat, um das Fachwissen der Autorin zu dokumentieren, hält sie sich manchmal zu sehr mit detaillierten Beschreibungen von Fahrtwegen oder der Nahrungsaufnahme auf.

Die Geschichte zur Klärung des Hintergrunds der Brandstiftung der daran anschließenden Identifizierung der oder die Täter ist spannend und wird mit dem Geschichte der Stadt, insbesondere dem berüchtigten Viertel Foggy Bottom, verwoben, was sie authentisch macht. Cliffhanger am Ende der Kapitel steigern die Spannung, da die Fäden häufig erst später wieder aufgenommen werden.
Der Schreibstil ist lebendig und Tempes Kommentare und Gedanken hinreißend unterhaltsam. Auch dass sich Tempe mit ihrem Übereifer immer wieder in Gefahren bringt und in diesem Fall auch noch Ryan massiv vor den Kopf stößt, indem sie die Arbeit wiederholt vor ihr Privatleben stellt, machen den Roman und die Hauptfigur lebensecht und nahbar.
Band 23 ist durch den undurchsichtigen Kriminalfall, eigenwillige Nebenfiguren und eine drohende Gefahr vielschichtig und äußerst kurzweilig und für Fans der Reihe ein Must-read.

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