Profilbild von skaramel

skaramel

Lesejury Profi
offline

skaramel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit skaramel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2021

Fesselnder, psychologischer Thriller

Trauma – Kein Entkommen
0

Was ist, wenn dein schlimmstes Erlebnis, dein Trauma dir noch einmal passiert und dich noch einmal einholt?
Was absolut furchtbar klingt, fasst den Plot von "Trauma - Kein Entkommen" geschrieben von Christoph ...

Was ist, wenn dein schlimmstes Erlebnis, dein Trauma dir noch einmal passiert und dich noch einmal einholt?
Was absolut furchtbar klingt, fasst den Plot von "Trauma - Kein Entkommen" geschrieben von Christoph Wortberg bündig zusammen. Es geht um die Ermittlerin Katja Sand, die zusammen mit ihrem Kollegen Rudi Dorfmüller, Hals über Kopf in einem schwierigen Fall landen. Alles wirkt wie ein Selbstmord, wenn nicht das Opfer unter den höchst unwahrscheinlichsten diesen begangen hätte. Denn, wie wahrscheinlich ist, dass sich das Opfer dafür entscheidet sich durch Ertrinken das Leben zu nehmen, wenn er durch einen tragischen Unfall in seiner Vergangenheit panische Angst vor Wasser hat. Plötzlich gibt noch einen ungeklärten Fall und für die Ermittler fangen langsam die Puzzle-Stücke an sich zusammenzufügen.
Wortberg bindet neben die Gegenwart, in der Katja Sands ermittelt, die Kindheit des Täters ein, so dass ein guter Wechsel zwischen beiden Zeitsträngen entsteht.
Die Charaktere sind leider nicht ganz so tiefgreifend und ausgeschmückt, wie es hätte sein können.
Jedoch ist der Fall gut konstruiert. Die Nebenstorys in Form von Katjas Familienleben als auch die Kindheit des Täters machen das Ganze lesenswert und fördern den Lesefluss. An sich ist „Trauma“ kein wirklich spannender Roman, der einen mitreißt, jedoch versteht sich Wortberg wunderbar darauf psychologische Themen, wie das verschiedener Traumata, einzubinden und den Leser dadurch zu fesseln.
Die Geschichte ist gut durchdacht und macht Spaß zu lesen. Gute Unterhaltung für zwischendurch. Trauma ist der erste Band einer anstehenden Trilogie. Band 2 wird schon in diesem Jahr noch erscheinen und wird definitiv bei mir einziehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.02.2021

Stellenweise zu lasziv

Bucket List – Nur wer fällt, kann fliegen lernen
0

Stell Dir vor, du bist gerade in der Blüte deines Lebens und dann kommt die Diagnose. BRCA1-positiv. Die Möglichkeit auf Brustkrebs steigt plötzlich drastisch. Was macht man nun?
Vor diesen Fragen steht ...

Stell Dir vor, du bist gerade in der Blüte deines Lebens und dann kommt die Diagnose. BRCA1-positiv. Die Möglichkeit auf Brustkrebs steigt plötzlich drastisch. Was macht man nun?
Vor diesen Fragen steht nun Lacey, gerade einmal 25 Jahre alt und in der Blüte ihres Lebens. Der Job läuft endlich mal so richtig, sie etabliert sich in der Modewelt und eigentlich hat sie noch viel Zeit um sich über ihre Gesundheit zu sorgen. Denkt sie.
Doch am Ende kommt alles anders und auf einmal sitzt Lacey mit ihren Freundinnen zusammen und debattiert über die logische Frage: frühzeitige Brustamputation oder nicht? Um diese Frage zu beantworten und sich auch die nötige Bedenkzeit einzuräumen, setzen die Mädels kurzum eine Bucket-List auf. Diese beinhaltet alles, was Lacey noch mit ihren Brüsten erleben will. Von einem Dreier bis zum „Kleid mit monströsem Ausschnitt“ tragen, befindet sich alles auf der Liste und schneller als sie sich versieht, fängt sie mit dem Abarbeiten der Liste an.
Das erste Drittel von Georgia Clarks Bucket List liest sich wahnsinnig schnell und macht vor allem eins: Lust auf mehr. Das liegt vor allem an dem wirklich angenehmen und sehr leichten Schreibstil, der selbst ein so schweres und wichtiges Thema wie Brustkrebs und Vorsorge ganz natürlich und angenehm einbettet. Außerdem ist Lacey eine absolut angenehme Protagonistin, der man gerne durc das Buch folgt.
Doch ab dem zweiten Drittel des Buches verwandelte sich die bisher so angenehme Lektüre in einen perfiden Abklatsch von Shades of Grey und Calendar Girl. Es geht um Sex, Sex und ach ja, Sex. Natürlich befindet sich auf Laceys Liste sehr viel, was mit Sex zu tun hat, doch die Passagen sind lang, explizit und nehmen – für mich persönlich – stellenweise überhand. Dabei hat „Bucket List“ das eigentlich gar nicht nötig. Es sind gute Charaktere und eine gute Story, die für sich genommen schon genug überzeugen würden. Leider wirkt er Roman stellenweise durch die übertriebenen sexlastigen, ausdauernden Kapitel viel zu oberflächlich, was gar nicht hätte sein müssen.
Trotz allem würde ich das Buch weiterempfehlen, hätte stellenweise aber auch mit weniger überzeugen können. Trotz allem: liebenswerte Personen, die nötige Prise Witz und wichtiges Thema.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2021

kleines Buch, große Geschichte

Kim Jiyoung, geboren 1982
0

Kim Jiyoung, geboren 1982, ist ein ungewöhnliches kleines Büchlein mit einem wilden Mix aus Fiktion und Fakten. Neben der eigentlichen Geschichte findet man dort auch noch Fußnoten zu weiterführen Informationen ...

Kim Jiyoung, geboren 1982, ist ein ungewöhnliches kleines Büchlein mit einem wilden Mix aus Fiktion und Fakten. Neben der eigentlichen Geschichte findet man dort auch noch Fußnoten zu weiterführen Informationen oder Statistiken zur Frauenquote, fehlende Gleichstellung oder Abtreibung.
Aber worum geht es nun genau? Um Kim Jiyoung und ihre Lebensgeschichte. Eine Frau, aufgewachsen in Südkorea, in mitten von alten, festgefahrenen Rollenbildern, die ihr Leben lenken, vorbestimmen und ihr vor allem eins nehmen: Selbstbestimmung.
Es beginnt als Kim Jiyoungs Ehemann an ihr ein seltsames Verhalten entdeckt. Auf einmal spricht sie wie jemand anders, lehnt sich gegen ihre Schwiegereltern auf und will sich selbst nicht kennen. Kaum ein paar Minuten später ist sie wieder ganz sie selbst und kann sich nicht mehr an die Aussetzer erinnern. Und gerade als man sich fragt, was wohl da gerade passiert, beginnt die Reise in ihre Vergangenheit.
Es ist die Geschichte von Jiyoungs Leben, wie ihre Eltern sie erzogen haben, wie sie zur Schule ging, gelernt hat und wie sie ihren Weg bis zum eigenen Job mit eigenem Einkommen gefunden hat. Hierbei erfahren wir alles über die Ablehnung, Ungleichheit, Vorurteile, Rollen und Werte, die ihr vermittelt wurden. Hier gab es alles: übergriffige Männer, bevorzugte Söhne, verhindernde Lehrer. Wir sehen die Ablehnung gegenüber ungeborenen Kindern, weil sie das "falsche Geschlecht" haben, die Einschränkung durch das eigene Geschlecht und die Grenzen, die einem durch die Gesellschaft gesetzt werden.
Eigentlich ist es nur ein so kleines, kurzes Buch, das aber trotz allem so viel mitbringt und vor allem zum Denken anregt. Alleine die Passagen über Kim Jiyoungs Mutter, die immer zwischen den Stühlen stand, haben mir wahnsinnig gut gefallen. Wie schwer muss es gewesen sein, eine gute Schwiegertochter, Ehefrau aber auch Mutter zu sein. Eine gute Ehe zu führen, aber sich gleichzeitig für ihre Töchter einzusetzen, den eigenen Weg nicht aus den Augen zu verlieren und über alles den Blick haben. Alleine zu überlegen, wie man seine Töchter erziehen will: sie dazu bewegen nach mehr und besserem zu streben oder aber auch den realistischen und einfachen Weg aufzuweisen?
Während des Lesens war ich vor allem eins: Wütend und teilweise fassungslos. Alles in allem ließ sich das Buch sehr schnell lesen und ich würde es bedenkenlos weiterempfehlen. Lediglich die Rahmenstory in der Gegenwart war für mich unnötig und mir fehlte der Bezug zum eigentlichen Lebens Kim Jiyoungs.


  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.01.2021

Ihr bestes Buch bisher

Aller guten Dinge sind zwei
0

Über das Verlassen werden mit Mitte 30, Selbstzweifeln und dem finden zu sich selbst.

Mhairi McFarlanes Bücher sind für mich immer ein Muss, sobald sie erscheinen und haben mich noch nie enttäuscht. ...

Über das Verlassen werden mit Mitte 30, Selbstzweifeln und dem finden zu sich selbst.

Mhairi McFarlanes Bücher sind für mich immer ein Muss, sobald sie erscheinen und haben mich noch nie enttäuscht. So auch "Aller guten Dinge sind zwei". Hier geht es um Laurie, die mit Mitte 30 alles hat: Schönes Haus, lange Beziehung, guter Job. Eigentlich könnte man jetzt mit Hochzeit und/oder Kindern, usw. planen, doch dann kommt alles anders, als ihr langjähriger Partner sie für eine andere sitzen lässt. Und was macht man dann? Sich neu orientieren und durchstarten.

Überraschenderweise wird es dann doch nicht ganz so kitschig wie es sonst immer bei McFarlane der Fall ist, sondern eigentlich ganz schön. Laurie fake-dated einen Arbeitskollegen, genießt ihre Freiheit und findet zu sich selbst.
Was mich aber wirklich positiv überrascht hat, sind all die Themen die McFarlane in ihr so seichtes, schön romantisches Buch ganz selbstverständlich einarbeitet. Laurie ist eine Poc und beschreibt in Unterhaltungen mit ihrer besten Freundin wie oft Alltagsrassismus ein Thema für sie ist. Das alles wirkt keineswegs belehrend oder unangebracht, sondern wird von McFarlane so leicht eingewoben, dass es nicht als auffällig platziert gilt, aber gleichzeitig genügt um zum Denken anzuregen. Ebenfalls spricht sie über Frauenrechte, Unterdrückung, Feminismus aber auch sexuellen Missbrauch. Das wirkt gerade wahnsinnig erdrückend und auch viel zu viel, aber es ist so selbstverständlich in den Roman eingearbeitet, dass ich ganz begeistert bin, dass McFarlane auch in einem Unterhaltungsbuch so viel Wissenswertes und Wichtiges platziert.

Das Ende ist vielleicht etwas abstrus, aber wie immer wunderbare Charaktere und gute Dialoge. Leichter Roman mit Message.

Veröffentlicht am 08.01.2021

Spannender dritter Teil

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
0

Nach dem mysteriösen Paket ist klar: hier geht’s um den neusten Thriller von Marc Raabe, den man schon von Schlüssel 17 und Zimmer 19 kennen sollte.
Worum geht’s? Auch der Rockstar Brad Galloway kriegt ...

Nach dem mysteriösen Paket ist klar: hier geht’s um den neusten Thriller von Marc Raabe, den man schon von Schlüssel 17 und Zimmer 19 kennen sollte.
Worum geht’s? Auch der Rockstar Brad Galloway kriegt bei einem seiner Konzerte so einen mysteriösen Umschlag und ist kurze Zeit später tot. Gemeinsam ermitteln der LKA-Ermittler Tom Babylon - bekannt aus den vorherigen Teilen - und die Psychologin Sita Johann und tauchen tief in die Vergangenheit bis zu einer heimtückischen Kindesentführung mit dem Decknamen „Hornisse“ ein. Was hat es also mit diesem Umschlag auf sich und wer steckt dahinter?

Das neuste Buch von Marc Raabe hat mich schon ordentlich gepackt. Absolut empfehlenswert und jetzt schon fesselnd ohne Ende. Wunderbar spannend verknüpft Raabe die Vergangenheit und Gegenwart bin seinem dritten Teil „Die Hornisse“. So geht's zurück in die Vorwendezeit nach Berlin und das direkt zur Familie von Tom Babylons und deren Schicksal. Damals verschwand seine Schwester Viola und der Verbleib konnte nicht geklärt werden. In der Gegenwart deckt Die Hornisse auf, dass nicht alle Täter von damals gefasst sind und so ermittelt Tom Babylon nicht nur rund um den Mord an Brad Galloway, sondern auch nach der Frage „Wer ist die Hornisse?“

Raab springt immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart, was ich in vielen Fällen oft hinderlich finde, hier jedoch die Jagd nach der Hornisse absolut spannend macht.

Für mich: Nicht so gut wie Band 1, aber deutlich besser als der zweite Teil!