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Veröffentlicht am 10.02.2025

Ein genial-verrückter Comic-Spaß in großartigen Bildern

Willkommen in Gravity Falls - Verschollene Legenden
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„Aber Mr Pines, Comics sind eine echte Kunstform! Wie Ostereierbemalen oder Straßenpantomime.“

Meine Meinung:
Vier verschollene Legenden und nie erzählte Abenteuer, erzählt von Shmebolock – ja, richtig: ...

„Aber Mr Pines, Comics sind eine echte Kunstform! Wie Ostereierbemalen oder Straßenpantomime.“

Meine Meinung:
Vier verschollene Legenden und nie erzählte Abenteuer, erzählt von Shmebolock – ja, richtig: erzählt! Denn einmal in 1000 Jahren bekommt dieser kleine Kobold seine Fähigkeit zu sprechen zurück! Und das nutzt er hier ganz grandios und erzählt uns wie Patricia lernt, dass Schönheit nicht alles ist, wie Gronkel Stan in einen Comic eingesogen wird, was alles im unheimlichen Mabel-Versum (was für ein geniales Wortspiel!) vor sich geht und last but noch least noch eine ganz besondere Geschichte: über die ursprünglichen Mystery-Zwillinge – Stan & Ford! Inklusive Shanklin, dem Killer-Opossum, einer überraschenden Mystery-Zwillings-Konkurrenz und natürlich… dem Jersey-Teufel!

Wow – obwohl ich ehrlicher Weise Gravity Falls zuvor nicht kannte, bin ich nach diesem Comic vollauf begeistert! Die Geschichten sprühen nur so vor phantastischen und abgedrehten Ideen und wunderbar schrägem Humor, egal ob Ober-Gauner „Mr. Gesichtslos“ oder auch dem skurrilen „Garfield-Odie-Mix“ namens „Spotti“. So abgedrehte und gleichzeitig fesselnde Storys liest man wirklich selten!

Aber (mindestens!) genauso genial wie die Stories sind die Zeichnungen. Jede Seite ist ein reiner Augenschmaus und die dreizehn (!) Zeichner, die hier mitgewirkt haben, erklären die große Abwechslung bei den Illustrationen, was am besten bei der rasanten „Stil-Fluktuation“ in der Story „Comixe Ereignisse“ ersichtlich wird, wo es von Vintage bis Manga geht! Großartig, einfach nur großartig!

FAZIT:
Einfach großartig – Gravity Falls hat mit mir einen neuen Fan gewonnen!

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Veröffentlicht am 07.02.2025

Der erste Fall für Miss Marpelow und Doktor Watschel

»Wenn Ende gut, dann alles«
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„Was hatten wir denn schon getan: ein kleines Kind aufgelesen, ihm ein Geheimnis entlockt, undercover recherchiert, beinahe eine körperliche Auseinandersetzung gehabt, illegal Polizeiakten gelesen – na ...

„Was hatten wir denn schon getan: ein kleines Kind aufgelesen, ihm ein Geheimnis entlockt, undercover recherchiert, beinahe eine körperliche Auseinandersetzung gehabt, illegal Polizeiakten gelesen – na ja, wenn man es recht bedachte, waren wir vom Geheimagenten tatsächlich nicht mehr weit entfernt.“ (S. 186)

Meine Meinung:
Ein angehender Autor mit Schreibblockade und Nomaden-Leben im in die Jahre gekommenen Wohnmobil, eine überaus patente ukrainische Putzfrau und ein kleines, hilfloses Mädchen, das ganz allein durch die Landschaft irrt. Das sind die Zutaten, aus denen Volker Klüpfel („Kluftinger“, „Die Unverbesserlichen“) seinen ersten Solo-Krimi konstruiert hat.

Wie für den Start einer neuen Reihe nicht unüblich, nimmt sich der Autor zu Beginn viel Zeit und Raum, seine Charaktere einzuführen und uns mit ihnen bekannt zu machen, und es ist wahrlich ein illustres Ensemble, das da in den Startlöchern steht. Allen woran natürlich Möchtegern-Autor Thomas „Tommi“ Mann, bei dem man sich ständig fragt, wie viel Autobiografisches wohl in ihm steckt, und „seine“ ukrainische Putzfrau Svetlana, die das Herz am Rechten Fleck trägt und niemals um ein ukrainisches Sprichwort in oft Lachmuskelreizender deutscher Übersetzung verlegen ist. Ein sehr sympathisches und vielversprechendes Ermittler-Paar, das in meinen Augen durchaus großes Potenzial hat. Aber auch die Sidekicks wissen zu überzeugen, insbesondere Tommis Vater, der nach seiner Selbsteinweisung ins lokale Altenwohnheim dort den umtriebigen Armor gibt, und die unter Mobbing am Arbeitsplatz leidende Oberkommissarin Britta Schneider. Aber auch die lilahaarige Liebschaft Gerlinde aus der Rommé-Zocker-Clique, der kleinbürgerliche und genauso kleinkarierte Ordnungshüter Kleinschmidt (ja, hier ist der Name Programm!) oder auch Tommis autoschraubende KiTa-Erzieherin Laura - alles Charaktere, mit denen man sich richtig schnell anfreunden kann.

Wie man merkt, habe ich mich jetzt auch recht breit über die bunte Schar der Charaktere ausgelassen. Das liegt nicht nur daran, dass sie mir sehr gut gefällt, sondern auch daran, dass der eigentliche Krimiplot in diesem Serienauftakt doch etwas in den Hintergrund geraten ist. Es dauert recht lange, bis der Fall an Fahrt aufnimmt, und auch dann verläuft der Plot recht linear. Dazu kommt, dass er für mich ab den Punkten, an denen die entscheidenden Informationen auftauchten, auch recht vorhersehbar gewesen ist und ich mich regelrecht geärgert habe, wenn Tommi & Svetlana das Offensichtlichste erstmal aussortiert haben. Auch Spannung sucht man hier die meiste Zeit vergebens, kommt sie doch erst auf den letzten 40 Seiten auf.

Auch wenn mich also die Krimihandlung noch nicht überzeugen konnte, hat es mir dennoch von Anfang bis Ende Spaß bereitet, dieses Buch zu lesen. Grund dafür ist neben den sympathischen Charakteren vor allem Volker Klüpfels unterhaltsamer und humorvoller Schreibstil, der Svetlana wunderbar schräge Sprüche in den Mund legt („Müssen uns zu Innenseiter machen“, „an Einzelligkeiten kann ich kaum erinnern“ oder auch „Müssen außerhalb von Schachtel denken“). Svetlana hat mir damit sehr oft ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert. Aber auch Tommis meist sehr hilflose und krude Versuche, seinen eigenen Thrillerplot voranzutreiben, oder auch manch gewitzt selbstironische Stellen haben mir gefallen, wie der schöne Schachtel-Ketten-Satz auf den Seiten 238 / 239.

FAZIT:
Alles in allem wunderbare Charaktere und ein humorvolles Lesevergnügen, das in Sachen Krimiplot aber noch Luft nach oben hat!

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Veröffentlicht am 30.01.2025

Ein klassischer Krimi in sehr atmosphärischen Bildern

Der Passagier der Polarlys
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Meine Meinung:
Es handelt sich hier um eine Graphic Novel, die auf dem 1930 verfassten Krimi des belgischen Schriftstellers Georges Simenon basiert. Die Geschichte beginnt im freizügigen Treiben von Paris, ...

Meine Meinung:
Es handelt sich hier um eine Graphic Novel, die auf dem 1930 verfassten Krimi des belgischen Schriftstellers Georges Simenon basiert. Die Geschichte beginnt im freizügigen Treiben von Paris, wechselt dann aber schnell den Schauplatz auf den Dampfer „Polarlys“, der von Hamburg aus seine Versorgungsfahrt bis ins Eismeer des nördlichen Norwegens aufnimmt.

Es ist eine dunkle Geschichte, die hier in düsteren und sehr atmosphärischen Bildern erfolgreich umgesetzt wurde. Mit seiner überschaubaren Anzahl an teils zwielichtigen Charakteren, lebt diese Geschichte vor allem von dem räumlich stark eingegrenzten Schauplatz des Linien-Dampfers. Während draußen auf See, vor der winterlichen Küste Norwegens, die Lebensumstände immer feindlicher werden, häufen sich auf der Polaris die rätselhaften Vorfälle. Obgleich Polizei mit an Bord ist, kommt es hier aber – ganz standesgemäß – dem intelligenten Kapitän der Polarlys zu, diesen Fall unaufgeregt, aber genauso unnachgiebig zu verfolgen.

Es ist ein klassischer Who-Dun-It-Krimi und ein Abbild seiner Zeit in den ausklingenden goldenen 20er Jahren. Die Vorzeichen des aktuellen Weltgeschehens werden immer düsterer und so spiegelt diese Graphic Novel das auch gekonnt wider. Die Zeichnungen sind in gedeckten Farben gehalten, die Lichtgestaltung ist dunkel. So versprühen die Bilder eine dichte, trostlose und stets latent gefährliche Atmosphäre.

Es hat mir großen Spaß gemacht, dieser Geschichte zu folgen und die Bilder auf mich wirken zu lassen. In einem Rutsch habe ich diese (nicht nur) für Liebhaber klassischer Krimis sehr empfehlenswerte Graphic Novel verschlungen und genossen. Danke!

FAZIT:
Eine klassische who-dun-it-Story mit düsterer Atmosphäre und sehr gekonnt in fesselnden Bildern erzählt.

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Veröffentlicht am 29.12.2024

Ein nervenzerreißender Thriller in apokalyptischer Kulisse

Nachtflut
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Meine Meinung:
Ein kleines Dorf in Schleswig-Holstein, direkt hinter dem Deich gelegen und nahezu vollkommen evakuiert und damit fast menschenleer, denn eine Jahrhundert-Sturmflut droht. Straßen verwandeln ...

Meine Meinung:
Ein kleines Dorf in Schleswig-Holstein, direkt hinter dem Deich gelegen und nahezu vollkommen evakuiert und damit fast menschenleer, denn eine Jahrhundert-Sturmflut droht. Straßen verwandeln sich in reißende Flüsse, Bäume werden reihenweise von schweren Sturmböen entwurzelt und Häuser stehen unter Wasser. Ein absolutes Ausnahmeszenario, das Hochspannung und jede Menge Gänsehaut verspricht!

Dazu eine Protagonistin, die nach einer schweren Familientragödie gegen ihre inneren Dämonen ankämpft und unter Panikattacken mit Wahnvorstellungen leidet. Ein altes Paar, das alles tut, um die eigenen dunklen Geheimnisse zu wahren. Und zwei Männer, die sich gegen alle Naturgewalten stemmen und auf den Weg zu Elisa ins tiefste Katastrophengebiet machen – einer davon der verurteilte Mörder von Elisas Schwester. Ein Figuren-Setting, dass mit wenigen Charakteren auskommt und doch für jede Menge Thrill sorgt!

So ist es absolut kein Wunder, dass einen Stina Westerkamps „Nachtflut“ schon nach wenigen Seiten tief in seinen Bann zieht und bis zu den letzten Seiten nicht mehr loslässt. Wie in einem Hollywood-Blockbuster reihen sich hier actiongeladene Szenen aneinander, sorgen lebensgefährliche Situationen für Herzrasen beim Lesen. Geschickt spielt die Autorin dabei mit der Wahrnehmung ihrer Protagonisten und gönnt uns Lesenden dabei nur sehr wenig Informationsvorsprung. So verschieben sich Bilder und es bieten sich im Verlauf der Geschichte ganz neue Perspektiven und überraschende Wendungen – und damit ein waschechtes Page-Turner-Leseerlebnis der Extraklasse.

Das Buch hat mich wirklich gefesselt, von der ersten bis zur letzten Seite. Ein Thriller, ganz nach meinem Geschmack! Nur das sehr stereotype Rollenbild, das sich hier immer wieder findet, hat mich doch etwas gestört. Mehr kann ich dazu nicht schreiben, ohne zu viel zu verraten.

FAZIT:
Hochspannung, Dramatik und überraschende Wendungen - ein waschechter Page-Turner!

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Veröffentlicht am 06.12.2024

Ein faszinierendes Sachbuch mit anschaulichen Erklärungen

Flavorama
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„Gutes Kochen ist organisiertes Chaos, und ein Koch reagiert stündlich auf wechselnde Bedingungen und Zutaten.“ (S. x)

Meine Meinung:
Dr. Arielle Johnson kommt aus der Wissenschaft, lehrt an der Harvard ...

„Gutes Kochen ist organisiertes Chaos, und ein Koch reagiert stündlich auf wechselnde Bedingungen und Zutaten.“ (S. x)

Meine Meinung:
Dr. Arielle Johnson kommt aus der Wissenschaft, lehrt an der Harvard University, ist Mitbegründerin des Fermentationslabors NOMA und berät einige der besten Köche und Restaurants der Welt.
So verwundert es auch nicht, dass „flavorama“ in allererster Linie ein Sachbuch ist, auch wenn es gleich 99 Rezepte mitbringt, die an den passenden Stellen im Text eingebunden, ja nahezu versteckt sind. Keine Bilder, keine Zutatenlisten und kein „Drumherum“. Aber wie gesagt: Dies hier ist ein Sachbuch, dass zur Abrundung auch passende Rezepte enthält. Dessen sollte man sich vorher bewusst sein, um ggf. Enttäuschungen zu vermeiden.

Hat man sich aber auf das Thema eingelassen und fängt an zu lesen, wird man von Arielle Johnson mit staunenden Augen durch die Welt der Aromen, Geschmäcker und Moleküle geleitet. Auf dieser „Reise“ gibt es für Nicht-Fachleute wie mich unglaublich viel zu Entdecken und zu Lernen. Hier ein paar wenige Beispiele von ganz, ganz vielen mir neuen Erkenntnisse:
• Unser Riechvermögen ist nahezu unvorstellbar groß in seiner Flexibilität!
• Schokolade besitzt um ein Vielfaches mehr Geruchsmoleküle als z.B. Koriander!
• Die Geschmacksausprägung Umami stammt aus einer Aminosäure (Glutamat) und hier gilt 1 + 1 = 8 (der „Umami-Synergieeffekt“)!
• Der faszinierend prickelnde Szechuan-Pfeffer verdankt seine speziellen Eigenschaften einem chemischen Stoff namens Hydroxy-aSanshool (und ist mit 26.000 SHU deutlich weniger scharf ist als z.B. schwarzer Pfeffer mit 100.000 SHU oder der SHU-Spitzenreiter Capsaicin mit 16 Millionen SHU)
Ich könnte jetzt noch seitenweise weitere Erkenntnisse auflisten, aber das würde hier zu weit führen. Klar ist aber, dass dieses Buch extrem viele Informationen und auch viel Wissenschaft mit sich bringt. Entsprechen ist das auch kein Buch „für zwischendurch“. Das muss man wissen und sollte man mögen! Doch wenn man sich darauf einlässt, erfährt man unglaublich viel über das Thema Geschmack und so ist es auch kein Wunder, dass Sterneköche rund um die Welt auf dieses Wissen zurückgreifen, um ihren Gerichten den besonderen Geschmacks-Kick zu verpassen.

Trotzdem finde ich es etwas schade, dass die Rezepte optisch im Buch untergehen und auch nicht über das ansonsten sehr ausführliche Register am Ende des Buches auffindbar sind. Ein zusätzliches Rezeptregister würde das Buch in meinen Augen noch perfekt ergänzen, denn unter den 99 Rezepten verstecken sich in meinen Augen wirklich „kleine Perlen“, wie z.B. die „Salzige Kreuzkümmel-Fenchel-Limetten-Limonade“ oder auch die „Zimt-Limetten-Butter“.

FAZIT:
Ein sehr umfangreiches und erstaunliches Sachbuch, nicht nur für Sterne-Köche!

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