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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2020

Ein durchdachter Krimi, der etwas Anlauf braucht

Wisting und der fensterlose Raum
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Meine Meinung:
Im Sommerhaus des an einem natürlichen Tod verstorbenen Top-Politikers Bernhard Clausen werden 80 Millionen Kronen in Bar gefunden, deren Herkunft sich niemand erklären kann. Der Oberstaatsanwalt ...

Meine Meinung:
Im Sommerhaus des an einem natürlichen Tod verstorbenen Top-Politikers Bernhard Clausen werden 80 Millionen Kronen in Bar gefunden, deren Herkunft sich niemand erklären kann. Der Oberstaatsanwalt selbst, der ein politisches Erdbeben befürchtet, beauftragt William Wisting unter höchster Geheimhaltung herauszufinden, woher dieses Geld stammt. Ein mühsames Puzzlespiel beginnt…

Nach dem überzeugenden ersten Band („Wisting und der Tag der Vermissten“) war ich sehr gespannt auf diesen Nachfolger. Zu Beginn war ich dann allerdings eher enttäuscht, da mich das „Grundverbrechen“ nicht recht fesseln konnte. So hat es eine ganze Weile gebraucht, bis mich dieser Krimi in seinen Bann ziehen konnte. Erst als Jörn Lier Horst geschickt zwei weitere Cold Cases in seine Story hineinwebt, kam bei mir ein Gefühl der Spannung auf und der Autor „hatte mich“. Ein bunter Strauß an potenziell verdächtigen Personen wurde nach und nach eingeführt – und jeder verhielt sich auf seine eigene Art irgendwie verdächtig. Erneut war es sehr interessant zu lesen, wie akribisch die Protagonisten alte Fallakten studieren, neu interpretieren und dabei über den Tellerrand blicken und die neusten kriminaltechnischen Methoden anwenden. Besonders gut gefallen hat mir hierbei wieder Wistings Tochter Line, die als Journalistin ihre ganz eigene Art hat, an diesen Fall heranzugehen. Nur dass ihre Tochter Amalile anscheinend ständig vor dem iPad geparkt wird, finde ich etwas unschön (das aber nur am Rande).

Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr lädt sie den Leser dazu ein, sich eigene Gedanken zum Fall zu machen und eigene Theorien aufzustellen. Trotz immer neuer Hinweise ist es dem Autor dabei mehr als einmal gelungen, mich faustdick zu überraschen, und je weiter dieser Fall auf sein Finale zusteuert, desto realer und bedrohlicher wird auch die Gefahr, der sich die Ermittler aussetzen. Am Ende gelingt es dem Autor, eine rückblickend vollständig plausible Auflösung zu präsentieren. Etwas schade fand ich dabei nur, dass das Finale für meinen Geschmack sehr schnell „über die Bühne gebracht“ wurde, gerade nachdem der Beginn des Buches ja etwas langatmig war. Hier hätte sich der Autor für meinen Geschmack gerne noch etwas mehr Zeit nehmen dürfen.

FAZIT:
Ein überzeugender Krimi, der zunehmend an Spannung gewinnt und durch sympathische Protagonisten glänzt.

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Veröffentlicht am 16.01.2020

Moderne Superhelden einmal anders – in einer faszinierenden Story

Beastmode 1: Es beginnt
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„Sie war verloren in Raum und Zeit, in einer Welt, die nicht mehr die ihre war, und einer Welt, die untergehen würde, wenn sie versagten.“ (S. 216)

Meine Meinung:

Ein sich stetig ausdehnendes Energiefeld ...

„Sie war verloren in Raum und Zeit, in einer Welt, die nicht mehr die ihre war, und einer Welt, die untergehen würde, wenn sie versagten.“ (S. 216)

Meine Meinung:

Ein sich stetig ausdehnendes Energiefeld unbekannter Herkunft inmitten der unwirtlichen Beringsee beunruhigt Politiker und Militärs. Es zieht Meeresbewohner an und lässt sie spurlos verschwinden. Spezialisierte Erkundungstrupps wurden hineingeschickt und nie wiedergesehen. Alle konventionellen Mittel zur Aufklärung und Eindämmung scheinen versagt zu haben, und so setzt das US Militär seine letzte Hoffnung auf fünf Teenager, die alles andere als normal sind: Die rund 5.000 Jahre alte Göttin Amanda, den vor hunderten von Jahren beschworenen Dämon Damon, das Mädchen Jenny, das - halb Mensch halb Maschine - mit Gedächtnisverlust an einem Highway aufgefunden wurde, den von Kopf bis Fuß tätowierten Wilbur, der die Zeit anhalten kann, und den tollpatschigen Underdog Malcolm, der anscheinend stets von seinem verstorbenen Bruder beschützt wird. Können diese Fünf die Menschheit retten?

Autor Rainer Wekwerth stellt nach seinen erfolgreichen Labyrinth- und Pheromon-Reihen mit „Beastmode“ einmal mehr sein außergewöhnliches Talent für phantastische und intelligente Stories eindrucksvoll unter Beweis. Bereits mit dem Prolog, in dem die fünf Protagonisten geschickt vorgestellt werden, hat mich dieses Buch voll und ganz in seinen Bann gezogen. Allein die Eigenschaften der fünf Teenager sind dermaßen faszinierend und geheimnisvoll, dass man unbedingt mehr über sie erfahren möchte. Hinzu kommt eine Geschichte, deren ganzes Ausmaß man zu Beginn noch gar nicht erahnen kann, auch nicht mal ansatzweise! Ausgehend von dem ungewöhnlichen und rauen Schauplatz auf der Aleuteninsel Attu entspinnt sich eine Story, die mehrfach einen kompletten Twist hinlegt und uns Leser an diverse besondere Schauplätze führt, die ich hier noch nicht verraten mag. Nur soviel sei hier gesagt: Es bleibt unvorhersehbar und überraschend bis zum Schluss! Ein waschechter Pageturner par excellence, den man gar nicht mehr aus der Hand legen mag, bis auch die letzte Seite verschlungen ist.

„Beastmode“ ist für meinen Geschmack ein Buch, bei dem wirklich alles überzeugt: Von der intelligenten und immer wieder überraschenden Story, über die ungewöhnlichen Charaktere, die ihresgleichen suchen, und unglaublich faszinierende Settings bis hin zu einem ausdrucksstarken Schreibstil, der perfekt zur Story passt („Das war keine Wüste. Das war ein Brennofen, der die Seelen all derjenigen einschmolz, die so verrückt waren, sich hineinzubegeben.“ - S. 135).

Glücklicher Weise ist der zweite Band dieser Dilogie bereits für August 2020 angekündigt.

FAZIT:
Wer auf extrem ungewöhnliche Charaktere, überraschende Twists und einen fesselnden Erzählstil steht, kommt an diesem Buch nicht vorbei!

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Veröffentlicht am 16.01.2020

Über das faszinierende Wesen von Hausdämonen – Lacher garantiert!

Cornibus & Co (Band 1) - Ein Hausdämon packt aus!
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Unsere Meinung:
Cornibus ist der heimliche… nein, der eigentliche kleine Star der „Luzifer Junior“-Reihe von Jochen Till. Der wuschelige kleine Hausdämon, der sich in allerlei beliebige Gestalten verwandeln ...

Unsere Meinung:
Cornibus ist der heimliche… nein, der eigentliche kleine Star der „Luzifer Junior“-Reihe von Jochen Till. Der wuschelige kleine Hausdämon, der sich in allerlei beliebige Gestalten verwandeln kann (auch in längst ausgestorbene und in jegliche beliebige Kombination!), hat nun mit „Cornibus & Co.“ sein eigenes Spin-Off bekommen!

In dieser 140 Seiten starken Graphic Novel wird Corbibus die Ehre zuteil, Mittelpunkt einer RTHell-Dokumantation über Hausdämonen zu sein, die sich sogar der Chef höchstpersönlich im Fernsehen anguckt (ok, „The Beast“ schläft nach einem anstrengenden Arbeitstag dabei ein…). Es werden sensationelle Szenen gezeigt, wie z.B. die Geburt eines Hausdämons, und die Zuschauer / Leser darüber aufgeklärt, wie es damals wirklich war mit dem unter einer Ombrophobie leidenden Noah und seiner Arche. Alles natürlich irre witzig (wunderbar: Cornibus als Waschbär-Krake!) und immer wieder überraschend. Und am Ende erfährt man sogar noch, welche Risiken sich auftun, wenn man dem possierlichen Hausdämon seine heißgeliebte Schlotzolade vorenthält…! Hier sind Lacher wirklich garantiert!

Dieses Buch stellt erneut Jochen Tills Ader für schön-schrägen Humor und Raimund Freys Talent für coole Grafiken unter Beweis. Übrigens haben sich die Beiden auf S. 62 auch selbstironisch verewigt.


FAZIT:
Eine höllisch gute Graphic Novel mit feurigem Humor für Leser ab ca. 10 Jahren!

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Veröffentlicht am 13.01.2020

Ein Klassiker neu aufgenommen – ein tolles und spannendes Abenteuer für Klein und Groß!

Doktor Dolittle
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Unsere Meinung:
Mit „Doktor Dolittle“ hat DER AUDI VERLAG einen Klassiker des englischen Schriftstellers Hugh Lofting von 1920 neu und zeitgemäß vertont. Es geht um den gutmütigen Doktor Dolittle, der ...

Unsere Meinung:
Mit „Doktor Dolittle“ hat DER AUDI VERLAG einen Klassiker des englischen Schriftstellers Hugh Lofting von 1920 neu und zeitgemäß vertont. Es geht um den gutmütigen Doktor Dolittle, der viel lieber Tiere als Menschen behandelt und dank seiner pfiffigen Papageien-Dame Polynesia lernt, sich mit den Tieren zu verständigen. Eines Tages bricht der Doktor mit tierischer Unterstützung Richtung Afrika auf und erlebt dabei allerhand unglaubliche und spannende Abenteuer.

Mein Sohn (8) ist von diesem Hörbuch regelrecht begeistert, denn die Geschichte wird sehr schnell abenteuerlich-spannend und bereits auf Hör-CD 1 (von 3) erreicht die kleine Reisegruppe Afrika, was der Geschichte neben der Spannung auch sehr viel Exotik verleiht. Seien es unfreundliche Könige oder wilde Piraten – Langeweile kommt hier auf gar keinen Fall auf! Es ist schon regelrecht erstaunlich, wie viel Inhalt und Ereignisse Hugh Lofting in dieser im Vergleich dazu kurzen Hörzeit von knapp 3 Stunden untergebracht hat. Entsprechend temporeich und immer wieder überraschend geht es hier zu. Dass dabei die Tiere eine ganz gewichtige Rolle einnehmen, liegt in der Natur dieser Geschichte. Sogar ganz unbekannte Tierarten gibt es hier zu entdecken, wie etwa das putzige Stoß-mich-drück-dich. Alles in allem ein wunderbarer Klassiker, der weit entfernt davon ist, nicht mehr zeitgemäß oder gar angestaubt zu sein.

Die Hörbuchproduktion des DAV ist absolut liebevoll. Angefangen bei dem bunten Cover bis hin zur Sprecherauswahl. Mit Rufus Beck hat man einen der bekanntesten und routiniertesten Schauspieler und Hörbuchsprecher Deutschlands verpflichtet, der dieser Geschichte und den Charakteren seine Stimme verleiht. Es macht wirklich Spaß, ihm zuzuhören, denn er beschert allen wichtigen Charakteren eine unverwechselbare Identität und ist deutlich hörbar mit viel Spaß und Freude bei der Lesung dabei gewesen.

FAZIT:
Ein wunderbares und sehr kurzweiliges Abenteuer voller Überraschungen!

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Veröffentlicht am 13.01.2020

Das Grab der Lebenden - Ein wortgewaltiger historischer Roman mit viel Dramatik und leichten Krimi-Anleihen

1794
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„Womöglich wird die Welt nur älter, aber niemals besser. Vielleicht erlaubt uns der Fortschritt, den wir als Zivilisation bezeichnen, letztlich nur, das Böse, das unserem Menschengeschlecht innewohnt, ...

„Womöglich wird die Welt nur älter, aber niemals besser. Vielleicht erlaubt uns der Fortschritt, den wir als Zivilisation bezeichnen, letztlich nur, das Böse, das unserem Menschengeschlecht innewohnt, in einem nie gesehenen Ausmaß auszuleben?“ (S. 125)

Meine Meinung:
Vorweg: den vielgerühmten Bestseller und Vorgänger „1793“ kenne ich noch nicht, würde nach der Lektüre von „1794“ aber jedem empfehlen, zuerst „1793“ zu lesen, da es sehr viele Anknüpfungspunkte zum Erstlingswerk gibt.

Zu Beginn erzählt Natt och Dag die Geschichte des jungen Adligen Erik Drei Rosen, die diesem Roman die Grundlage verleiht. Obgleich Erik mit einer bemerkenswerten Naivität ausgestatten ist und zuweilen sogar regelrecht dümmlich erscheint, war er mir doch irgendwie von Anfang an sympathisch. Schnell führt die Geschichte aus Schweden hinaus über den Atlantik bis ins tropische Gustavia auf Saint-Barthélemy. Doch statt des heutigen unbeschwerten und exotischen Karibik-Flairs zeichnet der Autor ein düsteres Bild dieser Insel, die damals ein Zentrum des Sklavenhandels gewesen ist. Auch wenn die Geschichte diesen dennoch interessanten Schauplatz schon bald wieder verlässt, zieht sich die düstere Grundstimmung durch das gesamte Buch wie ein roter Faden. Diese Geschichte ist stellenweise grausam, immer wieder brutal und ekelerregend, dunkel, dreckig und unmenschlich. Menschenhandel, Hurerei und Gewalt sind hier allgegenwärtig und ein Spiegel der Zeit. Dies alles verleiht dieser Geschichte zugleich aber auch eine unglaubliche Intensität und Authentizität – und dadurch eine ganz besondere Sogwirkung. Schnell gelangt man in die Handlung hinein, wird mit den Protagonisten vertraut. Doch der Autor erzählt hier nicht eine Geschichte, sondern gleich drei. Zweimal wechselt der Handlungsfaden und ich hatte dabei das Gefühl, ein ganz neues Buch zu beginnen, das kaum Berührungen zu den anderen Handlungen aufweist – ausgerechnet an Stellen, an denen es gerade besonders fesselnd wurde. Erst nach dem diese drei Geschichten sehr weitreichend erzählt sind, fängt Natt och Dag an, diese konsequent und nachdrücklich miteinander zu verknüpfen. Das hat er wahrlich geschickt gemacht. So ergibt sich ein mehrdimensionales Drama, das die Leser berührt und gleichsam schockiert. Am Ende fühlt es sich für mich allerdings an, als bleibe mir der Autor etwas schuldig, ließe mich allein mit drei gebrochenen Protagonisten und einem für mich nicht wirklich befriedigenden Ende. Das hätte ich mir durchaus anders gewünscht!

Bemerkenswert sind für mich an diesem Roman vor allem die außergewöhnlichen Charaktere, allen voran natürlich Jean Michael „Mickel“ Cardell – grobschlächtig, versehrt, aber tief im Inneren doch herzensgut und mit einer gewissen Selbstironie versehen – und Emil Winge, der Zeit seines Lebens im Schatten seines Bruders gestanden hat und nun nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Am liebsten waren mir allerdings die toughe Anna Stina – die allen Widrigkeiten trotzt, alle Niederschläge des Schicksals erträgt – und die Nebenfigur der Lisa Einsam.

Begeistert bin ich von dem wortgewaltigen Schreibstil des Autors, der ganz hervorragend zu einem historischen Roman passt und der sich oft ausgefallener, altertümlicher Worte bedient („Der Talg beginnt zu blaken“, „Diskant“ oder auch „Servilität“).

FAZIT:
Ein gewaltiger historischer Roman, der von menschlichen Dramen und seelischen Abgründen geprägt ist.

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