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Veröffentlicht am 05.12.2018

Vom Ende und vom Neuanfang – das beeindruckende Finale eines intelligenten Fantasy-Epos

Ein Reif von Silber und Gold
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„Die vergessenen Götter zürnen. Und ihr Zorn hat geweckt, was in einem Schlaf lag, der seit der Zeit der Alten währte.“ (S. 272)

„Die Menschen womöglich konnten nicht Bestand haben, wenn sie nicht endlich ...

„Die vergessenen Götter zürnen. Und ihr Zorn hat geweckt, was in einem Schlaf lag, der seit der Zeit der Alten währte.“ (S. 272)

„Die Menschen womöglich konnten nicht Bestand haben, wenn sie nicht endlich anfingen zu lernen.“ (S. 342)

Meine Meinung:
Normalerweise stelle ich meinen Rezensionen gerne ein Zitat aus dem Buch voran, so wie ich es hier auch getan habe. Doch diesmal ist mir die Auswahl unglaublich schwer gefallen, denn Stephan Rother besitzt die Gabe, beeindruckend und bildgewaltig mit Worten und Sprache umzugehen und gleichzeitig tiefgründige Gedanken zu transportieren und im Geist des Lesers nachhallen zu lassen („Wahrheit ist das, worauf sich die Menschen einigen, dass es die Wahrheit ist.“ - S. 201).

Doch zunächst erst einmal zur Geschichte selbst: Sie knüpft (recht) nahtlos an die Geschehnisse des zweiten Bandes an. Obgleich es der Autor erneut scheinbar mühelos schafft, seine Leser abzuholen und die vorangegangenen Ereignisse noch mal Revue passieren zu lassen, kann ich nur jedem dringend anraten, zuvor die beiden ersten Bände gelesen zu haben. So ist es ein Leichtes, sofort wieder in die Geschichte hineinzufinden und wieder mit den Protagonisten vertraut zu sein. Sölva, Leyken und Pol bilden erneut das Dreigestirn, das die Geschicke dieser Welt in ihren Händen hält. Jede Figur hat ihren eigenen Platz, ihren eigenen Auftrag (auch wenn sie sich dessen zu Beginn selbst noch nicht bewusst sind) – und doch hängt Alles mit Allem zusammen, wie der Erzähler seit Band 1 so oft betont hat. Stephan Rother wäre nicht Stephan Rother, wenn er am Ende dieses Versprechen nicht einlösen würde – und seinen Lesern und Leserinnen auf eindrucksvolle Art und Weise beweist, wie sehr hier wirklich Alles mit Allem zusammenhängt. Auf diesem letzten Reiseabschnitt nimmt sich Rother viel Zeit, über das „große Ganze“ zu sinnieren. Es sind die Zusammenhänge, die in diesem Buch die gewichtigste Rolle einnehmen. Ganz nebenbei wirft Rother dabei Schlaglichter auf surreale Szenen, wie etwa im hohen Norden, wo sich der tapfere Bjorne Seelensaugern, Säbelzähnen, Winterwölfen und Schaudermännern zu erwehren hat. Große und verheerende Schlachten – weit mehr als eine – werden im „Vorbeigang“ skizziert, ohne doch dabei ins Detail zu gehen und sich in Einzelheiten zu verlieren. Hierbei gelingt es dem Autor immer wieder, phantastische Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen, wie beispielsweise im Raum der Machinista auf der heiligen Esche. Darüber hinaus gibt es gleich mehrere Figuren, die im Lauf der Geschichte eine ganz besondere, überraschende Rolle offenbaren, wie etwa die Zofe Nala.

Mit abnehmender Restseitenzahl habe ich immer mehr gezittert und mich gefragt, wie der Autor dieses epochale Werk auf den wenigen noch verbleibenden Seiten noch zu einem Ende führen will. Noch viel mehr habe ich mich allerdings gefragt, ob eine solche Geschichte überhaupt ein Ende finden kann. Doch im letzten, nur sieben Seiten umfassenden Kapitel, gelingt Rother ein Geniestreich. Ich habe selten ein finales Kapitel gelesen, das mehr Erklärungen, schon fast philosophische Gedankengänge enthalten hat, wie es hier der Fall ist. Und so möchte ich den Autor selbst ein letztes Mal zitieren: „Warum hört es auf? Warum hört es auf, in dem Moment, in dem es beginnt?“ (S. 374)

So ist diese im wahrsten Sinne des Wortes phantastische Geschichte zugleich eine Parabel für die Welt, in der wir leben. Sie ist ein Plädoyer dafür, sich selbst keine Grenzen zu setzen – und erstrecht keine Grenzen setzen zu lassen. Denn Du bist der Held der Geschichte, die Du selber schreibst…

FAZIT:
Die Krönung der unglaublich atmosphärischen, fast schon epischen Fantasy Trilogie auf internationalem Niveau.

Veröffentlicht am 05.12.2018

Ein Medizin-Thriller mit spannender Grundidee, aber leider auch einigen Längen

Unter dem Messer
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„Es war, als wäre sein Gram eine dichte, giftige Flüssigkeit, in der er zu ertrinken drohte und in der er hilflos und krank herumgewirbelt wurde.“ (S. 13)

Meine Meinung
Der US-Amerikaner Kelly Parsons ...

„Es war, als wäre sein Gram eine dichte, giftige Flüssigkeit, in der er zu ertrinken drohte und in der er hilflos und krank herumgewirbelt wurde.“ (S. 13)

Meine Meinung
Der US-Amerikaner Kelly Parsons ist Urologe mit Abschlüssen an der Stanford University, der University of Pennsylvania und der Johns Hopkins University of Baltimore. Wenn er also über Medizinisches schreibt, weiß er ganz genau, worüber er da schreibt. Nach seinem Debut „Auf ewig Dein“ legt er mit „Unter dem Messer“ nun seinen zweiten Medizin-Thriller vor.

Die Grundidee seiner Story ist ebenso faszinierend wie zugleich verstörend. Die Kurzbeschreibung verrät ja schon, um was für eine folgenschwere technologische Neuerung es hier geht. Nach einem sehr spannenden und zunächst auch rätselhaften Start, der mich leicht in die Geschichte hat hineinfinden lassen, flacht der Spannungsbogen allerdings gleich sehr schnell wieder ab. Parsons nutzt den Mittelteil seines Buches eher zur Charakterentwicklung und Beschreibung von allerlei medizinischen Themen. Hier hätte es mehr Story-Entwicklung sein dürfen. Es ist zwar alles durchaus interessant zu lesen und man merkt schnell, dass der Autor über profunde medizinische Fachkenntnisse verfügt, aber insgesamt fehlt es diesem Thriller über weite Strecken an Tempo und einem intakten Spannungsbogen. Selbst nach einem kleinen Spannungs-Intermezzo im Rahmen einer OP reißt der Thriller-Faden erstmal wieder ab und Parsons beschäftigt sich wieder mit seinen Charakteren und deren Zusammenspiel. Eine gekonnte und tiefgründige Charakterentwicklung ist an sich zwar etwas Anspruchsvolles und kann ein Buch ungemein bereichern, aber nicht in einem Thriller, wenn es zu Lasten von Spannung und Tempo geht – so wie hier. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich im Verlauf des ganzen Buches mit keinem einzigen Charakter so richtig warm geworden bin.

Zum Ende hin, auf den ca. letzten 70 Seiten, reißt Parsons dann auf einmal das Steuer komplett herum – und es wird nochmal so richtig spannend. Hierbei überschlagen sich die Ereignisse regelrecht! Im Gegensatz zu den ersten 400 Seiten sind die die Kapitel zuletzt nur noch so dahingeflogen und ich mochte gar nicht mehr aufhören mit dem Lesen. Das Ende ist dann – nunja, sagen wir mal „sehr amerikanisch“. Aber es wurden alle offenen Fragen geklärt und ich konnte das Buch mit einem zufriedenen Gefühl beenden.

Alles in allem ist das ein Buch, das mich nicht ganz überzeugen konnte. Für meinen persönlichen Geschmack hätte es gut 100-150 Seiten weniger haben dürfen, da mir die medizinischen Ausführungen und insbesondere auch die Beschäftigung mit den einzelnen Charakteren zu breiten Raum für einen Thriller eingenommen haben.

FAZIT:
Ein Buch mit starker Grundidee, einem fesselnden Beginn und einem extrem spannenden und temporeichen Finale. Dazwischen leider aber auch mit vielen Längen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 21.11.2018

Ein sehr atmosphärischer Mystery-Thriller mit toller Grundidee

Jenseits des Nordlichts
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„Der Moment der Magie ist so zerbrechlich und gleicht einer Schneeflocke, die ins Feuer fällt.“ (S. 143)

Meine Meinung:
Auf der Hochzeitsreise von Theresa und Hagen passiert auf Island ein Unglück: Nach ...

„Der Moment der Magie ist so zerbrechlich und gleicht einer Schneeflocke, die ins Feuer fällt.“ (S. 143)

Meine Meinung:
Auf der Hochzeitsreise von Theresa und Hagen passiert auf Island ein Unglück: Nach einer spontanen nächtlichen Fototour wird Theresa bewusstlos und schon vollkommen unterkühlt aufgefunden. Zurück in Deutschland muss Theresa feststellen, dass dieser Unfall nicht folgenlos geblieben ist. Die Spurensuche führt sie dabei weit zurück in die Vergangenheit...

Autorin und Schauspielerin Heike Ulrich weiß, wie man Atmosphäre und Spannung schafft! Ein geheimnisvoller Prolog, der in das Jahr 1614 zurück reicht, sowie der mysteriöse Unfall Theresas reichen ihr aus, um eine spannende Story zu entwickeln, die mich von Beginn an gepackt hat. Dabei kommt sie ohne große Effekthascherei oder brutale Action aus – hier fesselt die Geschichte selbst! Gemeinsam mit Theresa, die mir von Beginn an sympathisch war, begibt man sich als Leser auf eine Spurensuche, die einem Puzzle gleicht. Stück für Stück ergeben sich neue Erkenntnisse, doch erst ganz zum Schluss fügen sich alle Teile nahtlos in ein großes Gesamtbild ein und geben eine Lösung preis, die für mich absolut überraschend, aber im Nachhinein dennoch voll und ganz nachvollziehbar war. Hinzu kommt noch eine faszinierende Grundidee, über die ich hier nichts schreiben kann, ohne zu viel zu verraten.

Neben der überzeugenden Story und den erfrischend „normalen“ Charakteren, die auch mit Beziehungs- und Alltagsthemen zu kämpfen haben, haben mir insbesondere auch die Schauplätze gefallen. Neben Island, das per se ja immer eine tolle Kulisse abgibt, spielen in der Geschichte das ehemalige Kloster Welver und das Schloss Corvey an der Weser, ein ehemals bedeutendes karolingisches Kloster, das über eine der wertvollsten Bibliotheken des Landes verfügt, eine zentrale Rolle. Hier beweist Heike Ulrich – ähnlich wie Dan Brown - ein wirklich geschicktes Händchen für sehr atmosphärische, kirchliche Schauplätze.

FAZIT:
Spannend von der ersten bis zur letzten Seite – ein überzeugender Mysterythriller mit atmosphärischen Schauplätzen.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Ein außergewöhnlicher, intelligenter und hoch politischer Krimi

Lenz (Ein Kommissar-Eschenbach-Krimi 6)
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„Der Mensch will Bestätigung in dem, was er glaubt und denkt. In dem Moment, in dem er seinen Horizont öffnet, wird er sich seiner Untiefen bewusst. Auch der Beliebigkeit seiner Glaubenssätze. Und seiner ...

„Der Mensch will Bestätigung in dem, was er glaubt und denkt. In dem Moment, in dem er seinen Horizont öffnet, wird er sich seiner Untiefen bewusst. Auch der Beliebigkeit seiner Glaubenssätze. Und seiner Schwäche.“ (S. 74)

Meine Meinung:
Schon der Beginn dieser Geschichte ist außergewöhnlich. Hier wird keine Leiche aufgefunden, lernen wir kein Opfer in seinen letzten Lebensstunden kennen. Nein, wir wohnen als Leser einer Versteigerung bei, in der ein brillanter Wissenschaftler seine Nobelpreismedaille versteigern lässt. Schnell ist also klar, dass „LENZ“ alles andere als ein „normaler“ Kriminalfall ist. Doch auch ohne spannungsgeladenen und effekthaschenden Prolog hat es Michael Theurillat geschafft, mich für seine Storyline zu interessieren, denn wie die verschiedenen Ereignisse zu Beginn zusammengehören sollten, war mir über lange Zeit ein absolutes Rätsel. Durch zwei Handlungsstränge in etwas verschobenen Zeitlinien muss man zu Beginn gut auf die Zeitangaben an den einzelnen Kapiteln achten, um nicht zu sehr verwirrt zu werden – aber daran hat man sich schnell gewöhnt.

Die meiste Zeit hat die Geschichte einen Verlauf genommen, bei dem ich mir nicht sicher war, was denn der eigentliche Kriminalfall hier sei – es ist also kein klassischer „who-dun-it“-Krimi, sondern eher ein „what-was-it“-Krimi. Für meinen Geschmack eine sehr intelligente und erfrischende Idee des Autors. Dazu kommt noch, dass der Plot im Fortgang der Geschichte eine zunehmend politische Dimension erreicht, die wirklich top-aktuell und für meinen Geschmack wahnsinnig interessant und schockierend zugleich ist. Hierzu kann ich leider nicht mehr schreiben, ohne zu spoilern.

Neben dieser aktuellen und intelligenten Storyline besticht dieses Buch durch seine außergewöhnlichen Charaktere und deren Zusammenspiel. Allen voran natürlich der titelgebende Ewald Lenz, ein pensionierter Archivar mir einem IQ von über 150 und einem Gedächtnis, das kaum jemals etwas vergisst. Arrondiert wird dieser Ausnahme-Charakter von seinem kleinen, aber ebenfalls sehr ungewöhnlichen Freundeskreis, sei es der auch abseits von ausgetretenen Polizeipfaden ermittelnde Kommissar Eschenbach, der gerade erst von einer Auszeit in den USA wieder zurück zur Züricher Kantonalpolizei gekommen ist, oder auch sein alter Studienfreund Walter Habicht, ein brillanter Wissenschaftler, der von schwerer Krankheit gezeichnet ist.

Besonders beeindruckt hat mich, dass einige Elemente dieser Geschichte auf wahren Gegebenheiten beruhen, was der Autor im Anhang auch beschreibt und entsprechende Quellen hierfür benennt. So ergibt sich für mich zum Schluss ein absolut überzeugendes Gesamtwerk.

FAZIT:
Ich habe selten so einen intelligenten, überraschenden und top-aktuellen Krimi gelesen. Chapeau, Herr Theurillat!

Veröffentlicht am 08.11.2018

Hans, die sechste – hier sind Lacher garantiert!

Profipfuscher
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Meine Meinung:
„Profipfuscher“ ist der mittlerweile sechste Teil der „Herbert-Reihe“ von Friedrich Kalpenstein und meine Erwartungen als eingefleischter „Herbert & Hans“-Fan waren entsprechend hoch. Um ...

Meine Meinung:
„Profipfuscher“ ist der mittlerweile sechste Teil der „Herbert-Reihe“ von Friedrich Kalpenstein und meine Erwartungen als eingefleischter „Herbert & Hans“-Fan waren entsprechend hoch. Um soviel vorweg schon zu verraten: Meine Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt!

Nach Urlaubsreisen, Liebes-Irrungen und -Wirrungen sowie beruflichen Neuorientierungen und Ausstiegsambitionen in der Alpenkulisse geht es diesmal um ein Alltagsprojekt, das viele Leser selbst schon kennengelernt haben dürften: den Haus(um)bau mit allem Drum und Dran. Hier wollen Familie, Job und eine stetig wachsende Handwerkerschar gekonnt unter einen Hut gebracht und koordiniert werden. Wie schon in den Bänden zuvor beweist Friedrich Kalpenstein erneut ein ganz feines Näschen für humorvolle Alltagssituationen. Sei es auf dem latent chaotischen Bau, bei der Wohnungsbesichtigung durch potenzielle Nachmieter, im Baumarkt, zur Zerstreuung auf dem Golfplatz, beim „nebenbei“ organisierten Kita-Fest oder auch bei der kleinen Beziehungspflege-Auszeit im Wellnesshotel. Immer wieder ergeben sich wunderbar schräge und absolut humorvolle Situationen, die dieses Buch unglaublich unterhaltsam machen und mir vom breiten Grinsen bis zum spontanen Lachausbruch die volle Bandbreite an humoristischen Gefühlsregungen beschert haben. Das schöne an den „Herbert & Hans“-Büchern ist dabei, dass man beim Lesen garantiert die ein oder andere Situation aus den eigenen Lebenserfahrungen wiedererkennt. Sind wir nicht alle manchmal ein bisschen wie Herbert?

Sehr gefreut hat es mich, dass mein Liebling Hans diesmal wieder eine sehr präsente Rolle bekommen hat, nachdem er mir im Vorgänger „Gipelträumer“ ja viel zu kurz gekommen war. Hans & Herbert – die beiden sind einfach ein absolutes Traumpaar – sorry, Anja. Mit seinen markigen Sprüchen ist Hans immer für einen Lacher gut und gibt selbst als „Harry Potter“ noch eine gute Figur und einen erfolgreichen Womanizer ab. Dafür waren die anderen Charaktere diesmal nicht ganz so schräg wie in den Vorgängern, was mich aber überhaupt nicht gestört hat, da das „Gesamtpaket“ einmal mehr einfach nur gelungen ist.

Für Freunde humorvoller Lektüre ist die Herbert-Reihe einfach Pflicht! Ich frage mich wirklich, wann das mal ein Drehbuchautor entdeckt…

FAZIT:
Für unterhaltsame & unbeschwerte Lesestunden mit Lach-Garantie genau das richtige Buch.