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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2022

Unbedingt lesen!

Das Herz von Paris
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Das Fazit gibt es ausnahmsweise schon gleich zu Beginn, denn: Dieses Buch zu lesen, hat mir eine große Freude bereitet. Die Zeilen sind nur so dahingeflogen.
Ich weiß nicht, ob es Zufall ist oder doch ...

Das Fazit gibt es ausnahmsweise schon gleich zu Beginn, denn: Dieses Buch zu lesen, hat mir eine große Freude bereitet. Die Zeilen sind nur so dahingeflogen.
Ich weiß nicht, ob es Zufall ist oder doch unbewusst Kalkül, dass ich in letzter Zeit immer häufiger zu Büchern greife, deren Handlung in Paris und/oder den 1920-Jahren spielt. Ich gebe zu, ich habe für beides ein Faible. Und diesmal traf gleich beides zu! Und wie! Als Leser taucht man sofort ein in dieses wilde Jahrzehnt, in dem alles in Aufbruchstimmung ist, Frauen ihre Unabhängigkeit feiern und die Literatur- und Kunst-Welt sich neu zu erschaffen scheint. Mittendrin gibt es eine Art magischen Ort, an alles zueinanderfindet: den Paris Buchladen Shakespeare & Company. Hier gehen spätere Berühmtheiten wie Ernest Hemingway, James Joyce oder Zelda Fitzgerald ein und aus – oder werden hier erst zu Stars gemacht. Mindestens genauso aufregend ist auch das Leben der Buchhändlerin und Verlegerin, Sylvia Beach und ihrer engsten Freundinnen, zu denen Frauen wie die Schriftstellerinnen Djuna Barnes und Janet Flanner gehören. Für sie alle ist die Buchhandlung ihr Wohnzimmer. Es wird diskutiert und dabei kein Blatt vor den Mund genommen, gefeiert, geliebt, gelitten.. und zwischendurch noch hervorragende Literatur erschaffen.
Wie heißt es so schön auf dem Buchrücken: Willkommen in Odéonia, der freien Republik der Bücherliebenden, dem wahren Herzen von Paris!
Wenn ich eine Zeitreise machen könnte, dann wüsste ich, wo ich gerne ein paar Stunden oder Tage verbringen möchte.
Eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Ein lesenswerter Klassiker

Die Forsyte Saga
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Ich hatte zur Abwechslung mal wieder Lust auf einen richtigen Klassiker mit Anspruch. Und mit der „Forsyte Saga“ habe ich da eine gute Wahl getroffen. Ich bin ehrlich, ich hatte von dem Werk von Literatur-Nobelpreisträger ...

Ich hatte zur Abwechslung mal wieder Lust auf einen richtigen Klassiker mit Anspruch. Und mit der „Forsyte Saga“ habe ich da eine gute Wahl getroffen. Ich bin ehrlich, ich hatte von dem Werk von Literatur-Nobelpreisträger John Galsworthy vorher so gut wie nichts gehört. Aber genau das war auch der Grund, warum ich völlig unvoreingenommen an die Trilogie herangegangen bin.

Der lange Atem beim Lesen hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn der Autor hat eine beeindruckende Familien-Saga erschaffen. Dennoch fällt es mir gar nicht so leicht, die drei Bände als Gesamtwerk zu beurteilen. Meiner Meinung nach hebt sich besonders der erste Band von den beiden anderen ab. Teilweise hatte ich fast das Gefühl, dass der erste Teil Jahrzehnte vorher oder gar von einem anderen Autor geschrieben wurde. Sprache, Stil und Inhalt sind anders. Gerade im ersten Teil gibt es wahnsinnig viele Längen, seitenlange innere Monologe, es passiert dagegen vergleichsweise wenig (auch wenn das Geschehen der weiteren Bände auf die Ereignisse des ersten Teils aufbaut). Da viel es mir teilweise nicht leicht, weiterzulesen. Andererseits passt auch gerade dieser Schreibstil zu den Protagonisten und der Epoche des ersten Teils.

Die Art des Erzählens ändert sich dagegen im zweiten und dritten Teil, in dem die Folgegenerationen der Forsytes in den Fokus rücken. Endlich nahm die Geschichte an Fahrt auf, wurde greifbarer, lebendiger. Die Charaktere bekamen für mich endlich ein Gesicht, gewannen an Sympathie. Interessanterweise machten vor allem ein paar Hauptfiguren eine Art Wandlung durch und wurden zu Lieblingscharakteren. Und vor allem: die Längen und Monologe nahmen deutlich ab. Ich war froh, mich durch den ersten Teil durchgekämpft zu haben und wurde belohnt. Das Werk von Galsworthy hätte es verdient, mehr Beachtung zu finden. Ich fand besonders beeindruckend, wie der Autor die unterschiedlichen Denkweisen und Prioritäten der einzelnen Generationen herausgearbeitet hat. Während sich bei der ersten Generation alles um das Thema Eigentum dreht, nehmen die nachfolgenden Generationen von diesem Denken immer mehr und mehr Abstand.
Ich war übrigens sehr dankbar (vor allem beim ersten Teil), dass bei der Neuübersetzung, die vor ein paar Monaten bei Reclam herauskam, eine Karte mit dem kompletten Stammbaum dabei war. Ich wäre sonst tatsächlich zeitweise verloren gewesen! Gerade im ersten Teil finden so viele Personen Erwähnung, dass es unmöglich ist, den Überblick zu behalten. Während des Lesens des ersten Teils lag der Stammbaum aufgeklappt die ganze Zeit griffbereit neben mir.

4 von 5 Sternen

Zum Inhalt: Eine Familie der oberen Mittelschicht, Intrigen und Schicksale – das ist der Stoff, aus dem der Literatur-Nobelpreisträger John Galsworthy seine monumentale Romantrilogie spinnt. Beginnend im viktorianischen London der 1880er Jahre und endend in den frühen Goldenen Zwanzigern beschreibt Galsworthy über mehrere Generationen hinweg den Zerfall der Familie Forsyte: Der erfolgreiche Anwalt Soames Forsyte kauft ein Stück Land, um darauf ein Haus für sich und seine Frau Irene zu bauen, doch anders als die frisch hochgezogene Fassade des Hauses beginnt die eheliche Fassade zu bröckeln. Irene möchte aus der Ehe raus, liebt Soames nicht, hat sich stattdessen neu verliebt. Soames hält krampfhaft an der Beziehung fest, bezeichnet Irene als sein Eigentum. Es kommt zu einem dramatischen Zerwürfnis, zu einer generationsübergreifenden Familienfehde.

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Veröffentlicht am 19.06.2022

Genial oder frustrierend?

Turbulenzen
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Turbulenzen. Ja, die gab es bei mir im wahrsten Sinne des Wortes auch zu Beginn beim Lesen des Buches. Denn: Ich hatte ein anderes Buch erwartet. Genauer gesagt hatte ich den Inhalt des Buches anscheinend ...

Turbulenzen. Ja, die gab es bei mir im wahrsten Sinne des Wortes auch zu Beginn beim Lesen des Buches. Denn: Ich hatte ein anderes Buch erwartet. Genauer gesagt hatte ich den Inhalt des Buches anscheinend mit dem Inhalt eines anderen Buches verwechselt. Also hieß es: einmal gedanklich frei machen, sich auf das Buch in der Hand einstimmen und wieder auf Kurs bringen. Gedacht, getan. Und ich habe das Buch dann an einem Stück „weggelesen“.
Und was soll ich sagen? Schön fand ich die Idee, dass jeder jemanden kennt, der jemanden kennt… und alles irgendwie miteinander im Zusammenhang steht. Die 12 Geschichten bzw. ihre Protagonisten sind miteinander verwoben und stehen doch für sich. Und genau hier kommt mein Aber. Denn mir geht der Autor hier nicht weit genug. Die einzelnen Geschichten werden nur angerissen, zu Tiefe kommt es erst gar nicht, stattdessen wird der Leser neugierig gemacht und dann fragend zurückgelassen, da er sich schon wieder einer neuen Geschichte zuwenden muss. Finde ich das nun genial oder absolut frustrierend? 😊 Auf jeden Fall hinderte es mich daran, wirklich in das Buch einzutauchen. Und ich bin ganz ehrlich, nach einer Woche des Sackenlassens kann ich mich nur noch an einen kleinen Bruchteil der Geschichten erinnern.
Die Zeit betitelt den Autor als beeindruckenden literarischen Hütchenspieler. Jein. Ja, die Idee für dieses „Hütchenspiel“ ist großartig. Nein, denn meiner Meinung nach ist dieses Hütchenspiel zu oberflächlich, zu wenig miteinander verflochten und bei genauerer Betrachtung eigentlich auch kaum Hütchenspiel, denn der Autor wird nur wenig zum Spieler und Gestalter, der willkürlich die Leben der Protagonisten aufeinanderprallen lässt und diese durcheinanderbringt. Die eigentlichen Turbulenzen in deren Leben und Geschichten lassen sich im Ungesagten finden, fangen erst dort an, wo der Autor seine Geschichten abbricht und die Leser zurücklässt. Und wieder frage ich: genial oder frustrierend? Bei mir ging das Pendel dann eher etwas in Richtung frustrierend.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Tolles Sommer-Buch

Ein unendlich kurzer Sommer
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Wer ein tolles Sommer-Lesebuch sucht, liegt mit „Ein unendlich kurzer Sommer“ richtig. Ich mochte die Mischung aus Leichtigkeit, Melancholie und Tiefe sehr. Die Hauptcharaktere, die im Verlauf der Geschichte ...

Wer ein tolles Sommer-Lesebuch sucht, liegt mit „Ein unendlich kurzer Sommer“ richtig. Ich mochte die Mischung aus Leichtigkeit, Melancholie und Tiefe sehr. Die Hauptcharaktere, die im Verlauf der Geschichte eine interessante Entwicklung durchmachen, werden noch getoppt durch eine Vielzahl wahnsinnig sympathischer Nebendarsteller. Keinen von ihnen möchte ich in der Geschichte missen. Jeder von ihnen fügt sich wie ein Zahnrad ein, sodass insgesamt ein großes Ganzes entstanden ist.

Themen wie Verlust, Freundschaft, Zusammenhalt, Abschied, Liebe und Neubeginn verbinden sich zu einem authentischen, sehr feinfühligen Roman. Und apropos feinfühlig. Ich mochte sehr, dass die Autorin gerade das Schöne, Unvergessliche in den kleinen Momenten des Lebens und Alltags hervorgeholt und in den Fokus gerückt hat. Eine Partie Kniffel am lauen Sommerabend. Feste Umarmungen. Gemeinsame Abendessen. Kaninchen streicheln. Gemeinsame Zeit am See… Es sind halt doch die kleinen Dinge, die im Leben zählen.

Ich hab‘ richtig Lust auf Sommer, lange, laue Abende, Meeresrauschen und Grillengezirpe bekommen. Schön, dass der Urlaub nicht mehr allzu fern ist. 😊

4,5 (von 5 Sternen)

Zum Inhalt: Lale muss raus. Abstand von ihrem Leben gewinnen, das sich anfühlt wie ein Korsett, voller Zweifel und Schmerz. Sie steigt in den nächstbesten Zug und fährt bis zur Endstation. Wie es das Schicksal will, landet Sie auf einem kleinen, vernachlässigten Campingplatz am Ende der Welt.

Christophes Mutter ist gerade gestorben. Beim Aufräumen findet er einen alten, nicht abgeschickten Brief seiner Mutter. Adressiert an den Mann, der eigentlich sein Vater ist. Er steigt in ein Flugzeug und reist ans Ende der Welt, auf einen Campingplatz.

Gustav ist Besitzer eines Campingplatzes am Ende der Welt. Er ist ein Eigenbrötler, gesundheitlich stark angeschlagen und mit allem überfordert. Eigentlich möchte er nur seine Ruhe haben, doch sowohl die Nachbarn als auch zwei neue Gäste haben da andere Pläne.

Ihnen steht ein Sommer bevor, der das Leben aller verändern wird.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Konnte mich nicht vollkommen überzeugen

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
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Die 17-jährige Lenni leidet unter einer unheilbaren Krankheit, es bleibt ihr nur noch wenig Zeit. Unzählige Fragen beschäftigen sie und zwar ganz andere als Jugendliche ihres Alters. In einem Malkurs lernt ...

Die 17-jährige Lenni leidet unter einer unheilbaren Krankheit, es bleibt ihr nur noch wenig Zeit. Unzählige Fragen beschäftigen sie und zwar ganz andere als Jugendliche ihres Alters. In einem Malkurs lernt sie die 83-jährige Margot kennen und es entsteht eine ganz besondere Freundschaft, die beide an alle kostbaren Augenblicke ihres Lebens zurückdenken lässt. Beiden wird klar, dass jeder Moment im Leben zählt!

100 Bilder für 100 Jahre Leben: Was für eine schöne Idee. Schade dabei ist nur, dass die Hauptperson des Buches, die ja erst 17 ist, im Vergleich zur 83-jährigen Margot ziemlich in den Hintergrund gerät. Weite Teile des Buches beschäftigen sich aus diesem Grund mit der Lebensgeschichte von Margot. Lennis Leben wirkt dagegen häufig nur wie eine Randgeschichte, ohne schöne Momente, an die es sich zu erinnern lohnt. Auch empfand ich die Rückblicke in die 100 Jahre Leben häufig als zu oberflächlich. Es wurde erzählt, was passiert war, aber es gab nur selten eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in der Gegenwart. So wurde auch nur wenig gemeinsam über das Erzählte gesprochen oder gar eine Erkenntnis oder ein Fazit gezogen. Dafür, dass Lenni sonst so viele Fragen hat, bleibt sie in Gegenwart von Margot vergleichsweise sprachlos. Vielleicht ist das der Grund, warum mich die doch eigentlich sehr traurige Geschichte nur selten berührt hat.

Und auch wirklich in den Bann gezogen, hat mich die Geschichte nicht. Keine Frage, das Buch ist lesenswert und die Idee dahinter wunderschön, aber nicht fesselnd. Ich hatte nicht das Bedürfnis unbedingt zu erfahren, wie es weitergeht. Oder Probleme damit, das Buch aus der Hand zu legen. Irgendwie fehlte mir etwas. Irgendwie hatte ich mehr erwartet. Hätte mir einen anderen Fokus, mehr Tiefe gewünscht.

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