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Veröffentlicht am 14.01.2024

Atmosphärisch dicht

Das Philosophenschiff
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Ausgerechnet einem Schriftsteller, „dem man nicht glaubt, was er schreibt“, vertraut die berühmte Architektin Anouk Perlemann-Jacob ihre Geheimnisse an, Ereignisse aus ihrem immerhin hundert Jahre währenden ...

Ausgerechnet einem Schriftsteller, „dem man nicht glaubt, was er schreibt“, vertraut die berühmte Architektin Anouk Perlemann-Jacob ihre Geheimnisse an, Ereignisse aus ihrem immerhin hundert Jahre währenden Leben, die sie keinem ihrer Biografen bisher erzählt hat.
Und genau darauf darf sich der Leser dieses Romans auch einstellen: Was an Anouks Bericht entspricht der Wahrheit, was ist Fiktion?
In seiner gewohnt virtuosen Art verflicht Köhlmeier die fesselnde Biografie einer erfolgreichen Frau mit historischen Geschehnissen in Russland aus einhundert Jahren. Sie reichen vom Sturz des letzten Zaren bis in die Gegenwart. Allerdings konzentriert sich die Erzählung hauptsächlich auf die Begebenheiten auf einem der sogenannten „Philosophenschiffe“, mit denen Lenin 1922 unbequeme Intellektuelle, die dem Bolschewismus kritisch gegenüber standen, deportieren ließ. So auch die Perlemann-Jacobs und die damals 14jährige Anouk.
Der Autor versteht es wunderbar, die Stimmung auf dem Schiff, die Gedanken und Ängste der erwachsenen Exilanten und der jungen Anouk wiederzugeben. Er tut das auf so intensive Weise, dass der Leser hautnah und sehr intensiv etwas von der düsteren Atmosphäre jener Zeit selbst miterlebt, den Schrecken und Terror des Regimes. Und ohne sich nur auf die Berichte Perlemann-Jacobs zu verlassen, recherchiert der (fiktive) Autor/Köhlmeier auf eigene Faust und konfrontiert die Erzählerin mit weiteren Fakten…

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Weinbergschnecke und Taubenschwänzchen

Endling
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… gehören zu den Tieren, die im Jahr 2041 so gut wie ausgestorben sind. Jedenfalls in Jasmin Schreibers neuem Roman „Endling“.
Es ist eine düstere - aber durchaus vorstellbare - Welt, in der Zoe, ...

… gehören zu den Tieren, die im Jahr 2041 so gut wie ausgestorben sind. Jedenfalls in Jasmin Schreibers neuem Roman „Endling“.
Es ist eine düstere - aber durchaus vorstellbare - Welt, in der Zoe, eine junge Biologin, lebt und arbeitet: das Artensterben ist in vollem Gange, die Menschen werden von Pandemien heimgesucht, es gibt staatliche Repressalien und frauenfeindliche Gesetze. Als Zoes Mutter eine Kur macht, um ihr Alkoholproblem in den Griff zu bekommen, beginnt für Zoe eine neue Zeit. Sie muss sich um ihre junge Schwester Hanna und ihre Tante Auguste kümmern, die ebenfalls beide nicht unproblematisch sind; Hanna steckt in einer Pubertätskrise, Auguste, ebenfalls Wissenschaftlerin, leidet unter panischer Angst vor Viren. In dieses Szenario platzt die Nachricht, dass Tante Augustes Freundin Sophie verschwunden ist, und die drei Frauen fassen einen folgenschweren Entschluss …
Der Roman ist sehr unterhaltend geschrieben, teilweise mit leisem Humor unterlegt. Die Autorin lässt den Ton zwischen Alltagssprache und wissenschaftlichen Betrachtungen wechseln, was mir recht gut gefällt.
Es sind schwerwiegende Themen, die Jasmin Schreiber hier aufgreift, allerdings werden sie nur angerissen, manches nur angedeutet. Hier habe ich ein wenig mehr Deutlichkeit vermisst.
Trotz düsterer Prognosen zeigt Schreiber aber auch Rückzugsorte auf - um etwas Licht ins Dunkel zu bringen? Leider bleiben sie äußerst nebelhaft, mystifiziert, was mir nicht zum Gesamtkonzept des Romans zu passen scheint. Schade!

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Veröffentlicht am 10.12.2023

Ein echter Hörgenuss

Ewig währt am längsten – Der Pastor und das letzte Hemd
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Alles beginnt mit einer furiosen Sonntagspredigt in der kleinen Kapelle eines Altenheimes in Niederkrüchten. Pastor Kasper, eigentlich bereits Ruheständler, lässt es sich nicht nehmen, seine verbliebenen ...

Alles beginnt mit einer furiosen Sonntagspredigt in der kleinen Kapelle eines Altenheimes in Niederkrüchten. Pastor Kasper, eigentlich bereits Ruheständler, lässt es sich nicht nehmen, seine verbliebenen treuen „Schäfchen“ mit einer fantasievoll ausgeschmückten Version von Moses´ Flucht aus Ägypten zu erfreuen, während der er sich allerdings immer mehr in Rage redet und am Ende gar ohne Hemd dasteht - zur großen Verblüffung seiner Zuhörer: Klärchen, zwei Damen aus dem Altersheim, Bennos Eltern Irma und Paul und Benno selbst. Benno, der diese Geschichte erzählt, ist nur noch auf Wochenendbesuch im Schwalmtal. Ein kurioser Kriminalfall, den Irma und Klärchen aufklären wollen, gerät etwas in den Hintergrund durch die Todesnachricht von Tante Erna (zum dritten Mal und nun endgültig) und einige durchaus überraschende Erklärungen von Pastor Kasper. Auch die Liebe kommt in diesem munteren Durcheinander nicht zu kurz.
Der Roman sprüht vor Wortwitz. Untermalt vom speziellen Lokalkolorit des ländlich abgelegenen Niederkrüchten schildert Orths seine Einwohner mit viel Humor und ebenso viel Ironie, und stets spürt der Hörer dabei des Autors Zuneigung zu den "kleinen Leuten" , die er mit all ihren Eigenarten und Schwächen so liebenswert und echt schildert, dass man sie gewissermaßen vor sich sieht (und hört).
Hier liegt auch die Stärke des Hörbuchsprechers Bjarne Mädel. Es gelingt ihm mühelos, die einzelnen Charaktere für den Zuhörer glaubhaft zu veranschaulichen und lebendig werden zu lassen. Er bringt den Humor des Autors treffend zum Ausdruck - aber auch Orths Kritik, die - bei allem Humor - absolut nicht zu überhören ist, weiß er treffend zu artikulieren.
Fast denke ich, es ist schöner, das Buch zu hören als es zu lesen …

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Veröffentlicht am 03.12.2023

Bändige deine Angst!

Die Polidoris und der Fluch aus dem Eismeer (Bd. 2)
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… lautet ein Wahlspruch der Familie Polidori. Und gegen Angst und Grauen ankämpfen muss sie auch in diesem zweiten Teil der Geschichte.
Gemeinsam mit ihren Großeltern starten die Geschwister Roberta, ...


… lautet ein Wahlspruch der Familie Polidori. Und gegen Angst und Grauen ankämpfen muss sie auch in diesem zweiten Teil der Geschichte.
Gemeinsam mit ihren Großeltern starten die Geschwister Roberta, Petronella und Pellegrino eine Suchexpedition nach Oscar, ihrem Vater. Während Roberta allerdings aus einem Impuls heraus das Familienschiff verlässt, reisen die anderen Familienmitglieder an Bord der "Polidoria" in die Arktis, wo es zahlreiche Gefahren zu bestehen gilt. Aber auch Roberta wird daheim im Polidorium mit risikoreichen Aufgaben konfrontiert, die ihr viel Mut und Kraft abverlangen. Werden sie gemeinsam die Finsternis besiegen können?
Auch im zweiten Teil der Polidori-Romane gelingt es Anja Fislage spielend, ihre Leser von Anfang an in Spannung zu halten. In ihrem lockeren, wirklich angenehm zu lesenden Schreibstil erzählt sie temporeich die packenden, gruseligen Abenteuer der Familie.
Verena Wugeditsch setzt die fantasiereichen Einfälle der Autorin in zahlreichen Vignetten und teils klein-, teils großformatigen schwarz-weißen Illustrationen um. Dabei gelingt es ihr überzeugend, die angespannte, etwas düstere Atmosphäre wiederzugeben. Und wer die Bilder auf den Vor- bzw. Nachsatzblättern ganz genau betrachtet, wird feststellen, dass auf dem Nachsatzblatt im „Museum der Toten" zwar einige "Seelengefäße" verschwunden sind, aber auch noch etliche lagern …
Der Roman über die Polidori-Familie und ihre Begegnung mit dem „Fluch aus dem Eismeer" sorgt garantiert für fesselnde Lesestunden!

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Zeitloses Lesevergnügen

Der Weg nach Hause
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Sven Nordquist überrascht auch in dem neuen Buch „Der Weg nach Hause“ seine kleinen und großen Leser mit einer fantasievoll ausgestalteten Geschichte. Aus einer schlichten Idee - wie findet ein kleiner ...

Sven Nordquist überrascht auch in dem neuen Buch „Der Weg nach Hause“ seine kleinen und großen Leser mit einer fantasievoll ausgestalteten Geschichte. Aus einer schlichten Idee - wie findet ein kleiner Junge den Weg zurück zu seinem Zuhause? - macht Nordquist ein großes Vergnügen für alle Betrachter. Zahlreiche fantastische Geschöpfe bevölkern das großformatige Buch: winzige Leute und Tiere; Trolle; ein Riese, der Kathedralen aus Legosteinen baut; lebendige Spielzeuge. Viele von ihnen sind dem Kind behilflich, den Heimweg zu zeigen. Vor allem ein Rucksack, den ihm die kleinen Leute schenken, erweist sich als nützlich für die Reise.
Ganzseitige Bilder illustrieren die kurzen Textpassagen, farbenfroh und märchenhaft. Teilweise eingestreut sind auch kleinere, comicartige Bildsequenzen. Mit viel Liebe zum Detail stellt Nordquist ganz unterschiedliche Landschaften dar, von exotisch bis heimatlich - wie eine bunte Patchworkdecke.
Viele Nebenfiguren und –handlungen, die in den wunderschönen Illustrationen zu entdecken sind, laden zum längeren Betrachten ein und fordern geradezu zum Weitererzählen und Ausschmücken der Geschichte auf, so dass dieses Buch auch bei mehrmaliger Betrachtung nie langweilig wird. Das Thema und vor allem die fantasiereichen Bilder empfinde ich als „alterslos": es ist ein Buch, das auch Kinder viele Jahrzente später noch gerne in die Hand nehmen werden.

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