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Veröffentlicht am 14.06.2025

Liebevolles Andenken

Anna oder: Was von einem Leben bleibt
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Es ist schon bemerkenswert, wie tief und nachhaltig ein Buch berühren kann. „Anna oder: Was von einem Leben bleibt“ ist so eines.
Autor Henning Sußebach hat sich zur Aufgabe gemacht, das Leben seiner ...

Es ist schon bemerkenswert, wie tief und nachhaltig ein Buch berühren kann. „Anna oder: Was von einem Leben bleibt“ ist so eines.
Autor Henning Sußebach hat sich zur Aufgabe gemacht, das Leben seiner Urgroßmutter Anna vor dem Vergessen zu bewahren, einer Frau, die wie viele andere Frauen im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in den engen Grenzen ihrer gesellschaftlichen Möglichkeiten tätig war - und doch auch ein wenig selbstbewusster und mutiger war als die meisten.
Sußebach begibt sich auf eine spannende Zeitreise. Mit seiner ruhigen, empathischen Sprache lässt er die junge Halbwaise Anna für uns Leser lebendig werden; er schildert ihr Dasein als Lehrerin in dem sauerländischen Dorf Cobbenrode und ihren beharrlichen Kampf um ihre Liebe und den gesellschaftlichen Aufstieg. Seine Recherchen gründen sich auf einige Erinnerungsstücke, Familienerzählungen und offizielle Dokumente - eine mühselige, aber lohnende Suche nach einem vergangenen Leben. Vieles bleibt dabei offen, nicht überliefert sind Annas Gedanken und Gefühle. Sußebach füllt diese Lücken mit viel Einfühlungsvermögen, äußert Vermutungen ohne sich jedoch festzulegen, bleibt im Konjunktiv: So könnte es gewesen sein.
Gut gefällt mir auch, dass er Annas Biografie nicht isoliert schildert, sondern in den größeren Zusammenhang deutscher und globaler Historie stellt, so dass der Leser einen Eindruck der Ereignisse erhält, die sicherlich auch Anna geprägt haben.
Mit seinem Buch über das, „was von einem Leben bleibt", hat Sußebach ein liebevolles Andenken entstehen lassen, das mich als Leserin und „Gegenwärtige“ wirklich nachhaltig beeindruckt.
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Veröffentlicht am 09.06.2025

„An einem schönen Tag im Herbst“ …

Geschichten aus dem Muckligwald – Geschenkbuch mit Zeichnungen von Bestseller-Illustrator Charlie Mackesy
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… kommt Oma zu Besuch, zur großen Freude der Enkelkinder.
Pam, Ida, Sam, Finn und Lynn lieben Omas Gutenacht-Geschichten. Für jedes der fünf Kinder erzählt Oma eine spezielle Geschichte aus dem Muckligwald ...

… kommt Oma zu Besuch, zur großen Freude der Enkelkinder.
Pam, Ida, Sam, Finn und Lynn lieben Omas Gutenacht-Geschichten. Für jedes der fünf Kinder erzählt Oma eine spezielle Geschichte aus dem Muckligwald und seiner Umgebung.
In ihren poetischen Versen klingt ein leiser Humor mit; sie künden von liebenswerten und weniger netten Menschen, von Tieren und verschiedenen magischen Wesen, welche die zauberhafte Gegend bewohnen. Die gereimte Form spricht Kinder oft besonders an und hat in Kathrin Köller eine hervorragende Übersetzerin gefunden. Die Autorin Vicky Cowie beschränkt sich auf den Ablauf ihrer Geschichten und die jeweilige Handlung. Ihre Beschreibungen sind weniger ausführlich; hier lässt sie ihren Lesern viel Raum für eigene Vorstellungen.
Wunderbar damit harmonieren die Illustrationen, die Charlie Mackesy kreiert hat. Auch sie sind darauf ausgerichtet, die kindliche Fantasie anzuregen. In zarten Farben ergänzen die beschwingt schwebenden Aquarelle die magische Kinderwelt Cowies. Jede einzelne Seite ist liebevoll dekoriert, ebenso wie die Vorsatzblätter des hochwertig gestalteten Kinderbuchs. Eine echte Freude, darin zu blättern und daraus vorzulesen!


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Veröffentlicht am 02.06.2025

Viel Engagement

Meine deutsche Geschichte
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Fünfundzwanzig Jahre lebt Mihaly Groys bereits in Deutschland – reichlich Zeit, um Eindrücke, Erfahrungen und Erkenntnisse zu sammeln und in diesem Buch zu teilen.
Ende der 90er Jahre kam er als Kind ...

Fünfundzwanzig Jahre lebt Mihaly Groys bereits in Deutschland – reichlich Zeit, um Eindrücke, Erfahrungen und Erkenntnisse zu sammeln und in diesem Buch zu teilen.
Ende der 90er Jahre kam er als Kind mit seiner Familie aus dem Donbass in Deutschland an, ukrainisch-jüdische Einwanderer, die in ihrer neuen Heimat nicht nur mit der deutschen Sprache und Bürokratie zu kämpfen hatten.
In lockerem Ton erzählt der Autor von den zahlreichen Problemen, die es zu bewältigen galt und wie er es geschafft hat, sich seinen Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen. Seine Beobachtungen beziehen sich auf eine Vielzahl an relevanten Themen, von alltäglichen Aufgaben über kulturelle und religiöse Unterschiede bis in den geschichtlich-politischen Bereich. Jedes Sujet für sich genommen ist bereits recht umfangreich, da verwundert es nicht, dass keines wirklich ausführlich behandelt werden kann. Manches wird nur kurz angerissen (was ich sehr schade finde), ein anderes wiederum bekommt mehr Raum.
Wie gelingt Integration? Wieviel Empathie, Toleranz und Ehrlichkeit sind nötig? Und wie sieht die Zukunft aus - bei all den aktuellen Problemen? Einfache Lösungen gibt es natürlich nicht. Aber Mihaly Groys wirbt hier engagiert und mit Herz nicht nur um Verständnis, sondern fordert den Diskurs und den Mut, sich der Realität zu stellen und human und mutig zu handeln. Diesem Wunsch kann ich mich nur anschließen.


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Veröffentlicht am 19.05.2025

Schnell und schmackhaft

Fast & Tasty
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Nur zwischen 10 und 30 Minuten Arbeitszeit (Koch- bzw. Backzeit nicht mitgerechnet) verlangen die Rezepte, die uns "@Kitchenachim“ in seinem Kochbuch serviert. Hobbyköche mögen hier mitleidig lächeln, ...

Nur zwischen 10 und 30 Minuten Arbeitszeit (Koch- bzw. Backzeit nicht mitgerechnet) verlangen die Rezepte, die uns "@Kitchenachim“ in seinem Kochbuch serviert. Hobbyköche mögen hier mitleidig lächeln, aber für alle diejenigen, die nicht gern lange am Herd stehen, bieten sie eine gute Alternative.
Übersichtlich unterteilt in Kategorien wie Snacks, Salate, sowohl vegetarische als auch Fleischgerichte, Pasta und Süßspeisen erhält der Leser leicht verständlich formulierte Anleitungen, jede mit einem appetitanregenden Foto illustriert. Auch Oecals Einführung in seine „Küchenphilosophie" ist für den Normalverbraucher gestaltet, kurz und unkompliziert.
Die Herstellung der Gerichte ist also „fast“ - aber sind sie auch „tasty“? Dazu haben wir aus jedem Kapitel mindestens ein Rezept getestet und fanden die Speisen sehr schmackhaft. Alle Rezepte können natürlich variiert oder aufgepeppt werden. Auch hierzu gibt Oecal seine Tipps.
Ein Rezeptregister, nach Zutaten geordnet, rundet das Buch ab.
Und noch ein Plus: Wer weitergehende Informationen sucht, etwa Nährwertangaben, Mengenrechner oder gar ein individuelles Tagesprotokoll führen möchte, wird auf der Website im (kostenlosen) Verlagsservice fündig.



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Veröffentlicht am 26.04.2025

Intensives Leseerlebnis

Beeren pflücken
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Er ist ihr Debüt und bereits mehrfach preisgekrönt: Amanda Peters hat mit „Beeren pflücken“ einen vielschichtigen, klugen Roman vorgelegt.
Die Entführung eines kleinen Mi´kmaq-Mädchens aus Kanada bildet ...

Er ist ihr Debüt und bereits mehrfach preisgekrönt: Amanda Peters hat mit „Beeren pflücken“ einen vielschichtigen, klugen Roman vorgelegt.
Die Entführung eines kleinen Mi´kmaq-Mädchens aus Kanada bildet die Rahmenhandlung. Wie das Leben danach für die Beteiligten über mehrere Jahrzehnte weitergeht, wird wechselweise aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Joe, der Bruder der Kleinen, schildert, welche Anstrengungen seine indigene Familie unternimmt, um die jüngste Tochter wiederzufinden, und wie die Eltern und Geschwister versuchen, den großen Verlust zu verarbeiten. Ruthie, die mittlerweile unter dem Namen Norma bei einem gut situierten Ehepaar in Maine lebt, berichtet aus ihrer Sicht von ihrem Heranwachsen in dieser, der Kirche sehr zugewandten Familie, von ihren Träumen und Zweifeln, bis sie - erst sehr spät im Leben - die Wahrheit über ihre Herkunft erfährt.
In ruhigem Tempo, ohne Schnörkel, schreibt Peters über die sehr verschiedenen Lebenswege, Schicksalsschläge und Emotionen beider Seiten. Keine Vorwürfe und kein pathetischer Ton sind nötig, um den Leser ihre – ebenfalls sehr verschiedenen - (Alltags-)Probleme mitempfinden zu lassen, etwa den stets vorhandenen Rassismus.
Sachlich, ganz ungeschönt und ehrlich lässt sie ihre Protagonisten selbst zu Worte kommen. Dennoch spürt der Leser die Intensität, die in ihrem Roman steckt.


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