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Veröffentlicht am 15.06.2018

Ein Syltkrimi der tierischen Art, auf jeden Fall ein Mordsspaß!

Mordsmöwen
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Die Autorin Sina Beerwald hat eine Krimireihe geschrieben, bei der Möwen auf Sylt ermitteln. Den Auftakt der Reihe macht das Buch "Mordsmöwen". Die Reihe erscheint im Emons Verlag.


Ahoi ist nicht nur ...

Die Autorin Sina Beerwald hat eine Krimireihe geschrieben, bei der Möwen auf Sylt ermitteln. Den Auftakt der Reihe macht das Buch "Mordsmöwen". Die Reihe erscheint im Emons Verlag.


Ahoi ist nicht nur irgendeine Möwe, er ist die Spähermöwe der Gurkentruppe auf Sylt. Ihre Nahrung sucht die Truppe nicht wie es Möwen von Natur aus auf dem Meer tun. Die räuberische Möwenbande versorgt sich, indem sie am Crêpesstand von Knut den menschlichen Käufern gewitzt die leckeren Crêpes abgreift. Kinder verschonen sie dabei, ist sicher eine Art von Welpenschutz. Doch eines Tages bleibt der Stand von Knut geschlossen, die Möwentruppe hat ein Nahrungsproblem, sie beginnen auf ihre spezielle Möwenweise zu ermitteln.


Dieser Möwenkrimi ist äußerst gelungen! Die Möwencharaktere tragen sehr menschliche Züge, denn ihre Probleme erscheinen sehr echt und ihre Sorgen werden sehr liebevoll beschrieben. Man sieht beim Lesen die Figuren bildhaft genau vor sich und erlebt die Insel Sylt aus Sicht dieser Vögel. Dabei wird mit Humor nicht gespart.

Die Möwentruppe ist gut organisiert, die Insel ist in verschiedene Reviere aufgeteilt und da gönnt keine Möwe der anderen Truppe auch nur einen Fitzel. Ahoi ist verliebt in Suzette, eine süße Möwendame, doch auch andere Möwen haben ein Auge auf die Zuckermöwe geworfen. So gibt es den etwas zwielichtigen, aber stinkreichen Mogulis, der Suzette mit Kostbarkeiten nur so überhäuft. Dagegen ist Ahoi ein armer Schlucker, der nur seine reine Liebe anzubieten hat.

Es ist ein humorvoller Genuss, wie man hier die Gurkentruppe und ihre Ermittlungsergebnisse miterleben kann. Gerade die tierische Sichtweise macht das Buch so außergewöhnlich. Nach und nach finden die Freunde Informationen um das Verschwinden ihres Freundes Knut heraus und spielen diese der örtlichen Polizei zu. Im Grunde läuft der Krimi logisch und spannend wie einer in der Menschenwelt ab, das macht die Sache so reizvoll und zu einem echten Lesevergnügen. Es liest sich total lustig, weil gerade menschliche Sprüche nach Möwenart abgewandelt werden. Statt der Soko gibt es hier die Schoko, klar, dass der Crêpesstand hier der Mittelpunkt der Möwenwelt ist.

Wussten sie zum Beispiel, dass Kampen als "die teuerste Nistmeile Deutschlands" gilt? Hier gibt es viele auf die Möwen zugeschnittenen Begriffe über die man echt lachen kann. Auch ist es witzig, dass die Möwen der Insel inzwischen kaum noch in der Lage sind, sich selbst zu versorgen. Wie man Fische fängt, müssen sie erst wieder lernen. Dafür lernt der Leser tolle Wortspiele aus Möwensicht. Wenn man statt Schmerzensgeld Schmerzensheringe zahlt oder wenn die Post per Taube und Eilfeder übermittelt wird, ist man in der Möwenwelt angekommen. Die garstigste Waffe der Möwen wird übrigens auch in diesem Buch auf Bösewichte abgeschossen, die Möwenschiete.


Sina Beerwald bringt mit ihrem flüssigen Schreibstil und den wortwitzigen Besonderheiten aus tierischer Sicht den Leser auf die Seite der Möwen. Irgendwann verwischen die Unterschiede zwischen Mensch und Tier regelrecht und es gibt reichlich lustige Szenen zu entdecken. Sogar die Inselprominenz mit Kegelrobbe Willi oder die Möwenprominenz mit Möwe Jonathan geben hier Gastauftritte.

Der Krimi an sich ist interessant aufgebaut, die Auflösung wirklich eine Überraschung.


Einfach ein tierisch lustiger Lesespaß mit Krimispannung und Lokalkolorit von Sylt. Wer die Urlaubsinsel kennt, sollte sich diesen spasshaften Krimi beim nächsten Urlaub gönnen und wird danach auf die Möwen eine völlig andere Sichtweise haben.

Veröffentlicht am 14.06.2018

Eine informative Entdeckungsreise an der Küste

Tiere an Strand und Küste
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Das wunderschön illustrierte Sachbuch für Kinder "Tiere an Strand und Küste" von Dr. Eva-Maria Dreyer erscheint seit 2016 im Kosmos Verlag.

Das Lesealter wird ab 8 Jahren empfohlen. Das Buch ist als ...

Das wunderschön illustrierte Sachbuch für Kinder "Tiere an Strand und Küste" von Dr. Eva-Maria Dreyer erscheint seit 2016 im Kosmos Verlag.

Das Lesealter wird ab 8 Jahren empfohlen. Das Buch ist als laminierter Pappband gebunden, enthält

24 Farbfotos, 48 Farbzeichnungen auf insgesamt 64 Seiten und kostet 12,99 Euro.



Kleine Krebse krabbeln im Schlamm, Schnecken malen geheimnisvolle Spuren in den Sand, draußen auf der Sandbank kommen Seehundbabys zur Welt und über allen schweben kreischend die Seemöwen auf der Suche nach Futter. Am Strand gibt es zu jeder Jahreszeit Neues zu entdecken und Spannendes zu erleben. Auf zur Entdeckungsreise an Strand und Küste!


Dieses Buch ist eine Mischung aus Bilderbuch und lehrhaftem Sachbuch aus Naturkunde bzw. Zoologie. Es stellt mit seinen wunderschönen Illustrationen Tiere von der Küste, aus dem Watt oder dem Meer vor. Ob Schnecken, Krebse, Seehundbabys oder Möwen, diese Tiere von der Küste werden Kinder in der Natur sehen und können sie hier näher kennen lernen.


Wer mit seinen Kindern Urlaub an der See macht, möchte ihnen auch die Tiere an der Küste näher bringen. Dieses wunderschöne Buch enthält niedliche Zeichnungen und stellt mit wissenswerten Inhalten Kindern diese Tiere und ihre Besonderheiten vor. So macht lernen Spaß!


Dabei sind die Illustrationen wirklich wunderbar gelungen und machen auch Erwachsenen Freude. Die dazugehörigen Texte sind kindgerecht und gut verständlich und zeigen die natürlichen Lebensbedingungen und den Lebensraum der Tiere auf.

Es ist ein Buch, das nicht nur die Kinder lieben werden und es weckt bei Kindern Interesse für die Zusammenhänge des Ökosystems Meer.


Dieses Buch ist Bilderbuch und sachkundlicher Ratgeber in einem, eine geeignete Lektüre für Regentage im Urlaub an der See oder einfach nur so zum Anschauen und Informieren. Nur was man kennt, möchte man schützen!

Veröffentlicht am 13.06.2018

Eine gefühlvolle Lektüre über Verlust und eine neue Liebe auf Rügen

Jeden Tag ein bisschen Meer
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Linda liebt ihre Heimat Rügen, das Meer und ihre kleine Pension "Nordwind", die sie mit viel Herzblut führt. Sie hat einen Freund, Markus, lebt aber nicht mit ihm zusammen. Irgendetwas fehlt an ihrer Beziehung. ...

Linda liebt ihre Heimat Rügen, das Meer und ihre kleine Pension "Nordwind", die sie mit viel Herzblut führt. Sie hat einen Freund, Markus, lebt aber nicht mit ihm zusammen. Irgendetwas fehlt an ihrer Beziehung. Als ihr Gast Paul ankommt, den sie von früheren Aufenthalten kennt, fällt ihr seine Veränderung auf. Bisher reiste er mit seiner Frau Paula, beide waren ein Herz und eine Seele. Doch nun ist Paul völlig in sich gekehrt und wirkt tieftraurig. Linda versucht Paul etwas aufzumuntern und geniesst seine Gesellschaft immer mehr. Kann das Meer alle Wunden heilen?

"Ach Paula, warum hast du mich verlassen? Ich fühle mich so verloren. Wie ein Blatt, das von Baum gefallen ist und mit dem der Wind nun macht, was er will." Zitat Seite 322


In diesem Roman verarbeitet Paul den Verlust seiner geliebten Frau Paula, indem er ihr in Briefen seine Gedanken mitteilt. Er reist nach Rügen, früher ein beliebtes gemeinsames Ziel aus glücklichen Tagen. Dort versucht er seine Trauer zu verarbeiten, doch es will ihm nur schwer gelingen. Doch dann begegnet ihm Linda, die alles dransetzt, Paul aufzumuntern und ihm den Aufenthalt so schön wie möglich zu machen. Dabei geht sie offen und gut gelaunt mit ihm um und überschüttet ihn nicht mit Mitleid. Beide unternehmen einiges auf der schönen Insel Rügen und fühlen sich wohl miteinander, was sie beide nicht wahrhaben wollen. Denn Linda hat ihren Markus, der ihr einen Verlobungsring schenkt.


Die Tage am Meer, die gemeinsamen Ausflüge aus der to-do-Liste Lindas macht man als Leser gern mit. Ob man sich ein wenig auf Rügen auskennt oder nicht, gemeinsam mit den Protagonisten entdeckt man einige Ziele und taucht in die Kulisse gern mit ein.

Es geht bei diesem Roman jedoch nicht nur um die schöne Landschaft der Insel Rügen. Es geht um die Trauerverarbeitung eines Witwers und um eine junge Frau, die lernt, endlich auf ihr Herz zu hören.

Diese Verlust-Gefühle und Gedanken bringt die Autorin mit wunderschönen Stimmungsbildern dem Leser nahe. Es sind die emotionalen Briefe von Paul an Paula und die besonderen Momente zwischen Linda und Paul, die so sehr berühren, das man zutiefst mitempfindet und vor Rührung beinah Tränen in den Augen hat. Dank der Spaziergänge und Gespräche mit Linda vor der endlosen Weite des Meeres kann Paul endlich von Paula loslassen und er öffnet sich für Linda. Auch wenn das keine Überraschung ist, sorgt diese Lektüre für eine schöne Lesezeit und man genießt besonders die herzergreifenden Briefe Pauls.

Katharina Jensen macht mit ihrem wunderschönen bildhaften Schreibstil diesen Roman zu einem Genuss für Herz und Sinne.

Mit reichlich eingestreutem Lokalkolorit der Insel Rügen sorgt sie für eine stimmungsvolle Kulisse. Man lernt verschiedene Orte und wunderschöne Strände kennen, die nicht zu den allseits bekannten gehören, riecht die frische Meerluft, hört das Rauschen der Wellen am Strand und würde am liebsten alle Orte selbst erkunden. Als Urlaubslektüre für Rügenreisende eignet sich das Buch sehr.

Ich kann diesen Roman nur allen Lesern ans Herz legen, die Rügen lieben oder aber eine gefühlvolle Lektüre für den Urlaub oder den Balkon suchen.

Veröffentlicht am 12.06.2018

Fesselnder Nordseekrimi mit mystischen Elementen

Schwarzes Watt
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"Schwarzes Watt" ist der vierte Band von Hendrik Bergs Nordsee-Krimireihe, die im Goldmann Verlag erscheint.


Ina Maurer macht gerade mit ihrer Familie Urlaub in St.Peter-Ording. Als sie den vermeintlichen ...

"Schwarzes Watt" ist der vierte Band von Hendrik Bergs Nordsee-Krimireihe, die im Goldmann Verlag erscheint.


Ina Maurer macht gerade mit ihrer Familie Urlaub in St.Peter-Ording. Als sie den vermeintlichen Mörder ihrer Schwester Nelly wiedererkennt, ist sie außer sich vor Wut und Verzweiflung und zeigt ihn bei der Polizei an. Kommissar Theo Krumme aus Husum geht der Spur nach und findet den Mann, es ist der beliebte und angesehene Pastor im Ort. Hat er etwas mit dem Mordfall vor 20 Jahren am Elbstrand zu tun?


Dieser Krimi kann unabhängig von den Vorbänden gelesen werden.

Man wird durch verschiedene Handlungsstränge in den Fall eingeführt und bekommt einen echten Urlaubs-Krimi geboten. Es geht um eine spannende Mordermittlung, aber auch um die wunderschöne Gegend auf Eiderstedt an der Nordsee, die durch Wattwanderung, Haubarg und Urlaubsflair angenehm bildhaft untermalt wird.
Was steckt hinter dem mysteriösen Mordfall vor 20 Jahren?

Wenn man sich erst einmal in die wechselnden Handlungsstränge etwas eingelesen hat, kann man den Krimi kaum wieder beiseite legen und wird mitgenommen auf eine fesselnde Mördersuche vor nordfriesischer Kulisse.

Ein Nebenstrang erzählt eine mystische Geschichte um eine Figur, die 1634 gelebt hat und Menschen verfolgt, die jungen Mädchen oder Frauen Böses angetan haben. Gerade die historischen Vorgänge fand ich sehr interessant und sie bewirkten eine düstere, unheimliche Atmosphäre, auch wenn Mystik mir sonst widerstrebt. Hier jedoch sorgte diese Übersinnlichkeit für eine besondere Stimmung.

Die Charaktere, allen voran Krumme und seine Mitarbeiterin Patrizia, haben mir gut gefallen. Der Autor schafft es, sie lebendig, authentisch und vor allem mit einigen Einblicken in ihr Privatleben auch unterhaltsam darzustellen. Erwähnen möchte ich auch den Hund Watson, der für einige besondere Erlebnisse sorgt, die dem Krimi eine humorvolle Note verleihen.


Hendrik Bergs Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, man sieht die Personen, Schauplätze und Vorgänge vor dem inneren Auge wie in einem Film und kann bei der Ermittlung besonders mit Ina Maurer mitfühlen. Wie schrecklich muss sie sich gefühlt haben, als sie den Mörder ihrer Schwester wiedererkannt hat? Als ihr niemand Glauben schenkt, versucht sie selbst, ihn zu stellen.


"Schwarzes Watt" sorgt mit den Charakteren und dem Küstenflair für fesselnde Unterhaltung. Die Reihe kann man prima als Urlaubslektüre an der Nordsee nutzen. Ich hatte spannende Krimilesezeit damit.

Veröffentlicht am 12.06.2018

Ein ergreifender, intensiver Roman über Chinas Tradition und Moderne

Stadt der Steine
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Die junge Chinesin Coral Jiang lebt mit ihrem Freund Red in einem Wolkenkratzer mitten in der Millionenstadt Beijing. Eines Tages erhält sie ein Paket ohne Absender, darin befindet sie ein getrockneter ...

Die junge Chinesin Coral Jiang lebt mit ihrem Freund Red in einem Wolkenkratzer mitten in der Millionenstadt Beijing. Eines Tages erhält sie ein Paket ohne Absender, darin befindet sie ein getrockneter Aal. Schon der Geruch erinnert sie an ihre Kindheit in der kleinen Fischersiedlung, die Stadt der Steine. Mit Macht kommen Gefühle, Erinnerungen und tief vergrabene Erlebnisse in ihr hoch, die sie damals dazu brachten, diesen Ort für immer zu verlassen.

Die Stadt der Steine ist ein ursprüngliches Fischerdorf am ostchinesischen Meer in dem gewaltige Taifune für Verwüstungen sorgen, wo die Menschen wortkarg und mit wenig Schulwissen ihr karges, hartes Leben als Fischer fristen und die althergebrachten Traditionen gelebt werden. Wo nur die Geburten der Söhne etwas zählen und Zwangsheiraten und Vergewaltigungen an der Tagesordnung sind.

Mit kurzen, prägnanten und sehr aufwühlenden Sätzen zeichnet die Autorin ein nachdenklich machendes Bild dieses Ortes, stellvertretend für die vielen anderen ländlichen Gebiete Chinas. Als Waise wächst Coral eher geduldet als geliebt bei ihren Großeltern auf. In einem Haus, indem statt Lachen und Leben, Einsamkeit, Wortlosigkeit und Gewalt regierte.


Die Geschichte von Coral wird nicht immer vollständig beschrieben, manche Dinge muss sich der Leser aus dem Kontext heraus denken. Doch gerade das macht das Buch so dramatisch und eindringlich. Gewalt und scheinbar lieblose Familienbande haben ihre Spuren auch in Corals Leben hinterlassen. Sie hat es geschafft, die Schatten ihrer Vergangenheit aus ihrem Leben zu verbannen, doch der nach alter Tradition der Stadt, gesalzene, getrocknete Aal bringt alle Gefühle wieder zurück.


Mit diesem Roman gewinnt man ungeahnte Einblicke in Chinas Traditionen, Lebensbedingungen und den Wandel zur Moderne. Mit dem Aal kommen auch bei Coral die Erinnerungen, die sie solange unterdrückt hat, zurück. Schlimme Erlebnisse, sexuelle Gewalt und große Armut.


Man ist beim Lesen sehr betroffen und wird nachdenklich, denn dieser bildgewaltige Roman hinterlässt seine Spuren. Ein sehr zu empfehlender Roman über das traditionelle China und das Leben in den modernen Großstädten Chinas.