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Veröffentlicht am 25.03.2025

Eine gelungene Fortsetzung

Blutbuße
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Inhalt: Die Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind wird erstochen in einem Hotelzimmer aufgefunden. Kurz zuvor hatte sie angekündigt, ein ehemaliges Luxusgebirgshotel, das seit Längerem verfällt, zu ...

Inhalt: Die Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind wird erstochen in einem Hotelzimmer aufgefunden. Kurz zuvor hatte sie angekündigt, ein ehemaliges Luxusgebirgshotel, das seit Längerem verfällt, zu renovieren und wiederzueröffnen – was nicht alle in der Region guthießen. Die Liste der potentiellen Verdächtigen ist daher groß. Zumal: Je tiefer Hanna und Daniel ermitteln, desto deutlicher wird, dass beim Kauf des alten Hotels nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist…

Persönliche Meinung: „Blutbuße“ ist der dritte Polarkreis-Krimi von Viveca Sten, der sich um die Ermittlerin Hanna Ahlander dreht. Der Fall ist in sich abgeschlossen, sodass sich der Krimi auch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen lässt. Allerdings spielt auch das Privatleben von Hanna (sowie ihres Kollegen Daniel) eine große Rolle innerhalb des Romans, das sich über die einzelnen Bände hinweg verändert. Um dieses besser nachvollziehen zu können, ist eine chronologische Lektüre sinnvoll. Erzählt wird die Handlung aus mehreren personalen Perspektiven: So kommen unterschiedliche Ermittlerfiguren (Hanna bildet dabei den Ankerpunkt), potentielle Täter sowie eine Figur aus der Vergangenheit (Näheres will ich hier nicht spoilern) zu Wort. Spannung entsteht insbesondere durch die Rückblicke in die Vergangenheit des ehemaligen Luxushotels sowie eine Perspektive, die man erst zuletzt wirklich einordnen kann, wodurch ein schöner Twist entsteht (dementsprechend überraschend ist auch die Identität der Täterfigur). Durch die kurzen Kapitel, die häufigen Perspektivwechsel und den anschaulichen Erzählstil lässt sich der Krimi zügig lesen: Die 500 Seiten kommen einem nicht wie solche vor. Dennoch: Teilweise hatte ich den Eindruck, dass die Handlung einzelne Haken schlägt, die es nicht unbedingt gebraucht hätten, wodurch der Roman stellenweise etwas aufgebläht wirkt. Insgesamt ist „Blutbuße“ trotzdem ein spannender Krimi, auf deren Fortsetzung ich mich schon freue.

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Veröffentlicht am 16.02.2025

Ein bildgewaltiger, intensiver historischer Roman

Tod und Teufel
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Inhalt: 1260. Jacop der Fuchs, seines Zeichens Dieb und Herumtreiber, befindet sich gerade auf einem Apfelbaum im Garten von Konrad von Hochstaden, dem Erzbischof von Köln, um ein paar Äpfel zu stibitzen, ...

Inhalt: 1260. Jacop der Fuchs, seines Zeichens Dieb und Herumtreiber, befindet sich gerade auf einem Apfelbaum im Garten von Konrad von Hochstaden, dem Erzbischof von Köln, um ein paar Äpfel zu stibitzen, als ihm auf einem Gerüst der nahe gelegenen Dombaustelle zwei Personen gewahr werden: Die eine stößt, die andere stürzt. Jacop eilt zu dem Gestürzten, er-kennt in ihm den Dombaumeister Gerhard, kann ihm aber nicht mehr helfen: Nachdem Gerhard Jacop eine letzte Botschaft zuraunt, haucht er sein Leben aus. Und plötzlich ist Jacop unfreiwillig Teil eines mörderischen Komplotts…

Persönliche Meinung: „Tod und Teufel“ ist ein historischer Roman von Frank Schätzing. Handlungsort des Romans ist das mittelalterliche Köln, das facettenreich sowie atmosphärisch intensiv dargestellt wird: Man besucht mit Jacop die Dombaustelle, begibt sich auf Diebeszü-ge durch die Marktstände auf dem Heumarkt, stromert durch Berlich, Filzengraben und Se-verinstraße (Man merkt es schon: Für Kölner*innen ist „Tod und Teufel“ eine Pflichtlektüre). Die Handlung strotzt nur so vor Historischem: Kölner Stadtgeschichte (z. B. der Bau der Stadtmauer oder die Verwaltung der Stadt) und globale Ereignisse (z. B. die Kreuzzüge) spie-len ebenso eine Rolle wie zeitgenössische Diskurse über die Theologie. Der historische Hinter-grund ist dabei fundiert recherchiert. So wird insgesamt eine Welt erschaffen, in die man wirklich schön abtauchen kann. Erzählt wird der Roman aus unterschiedlichen personalen Per-spektiven, wobei Jacop den Ankerpunkt bildet. Die Figuren werden mit ihren Ecken und Kan-ten lebendig und dreidimensional gezeichnet, sodass man unweigerlich mit ihnen bangt und fühlt. Wer der Mörder ist, steht zwar schon zu Beginn der Handlung fest, allerdings hat das für mich nicht das Lesevergnügen geschmälert. Denn: Die Mörderfigur umwogt etwas Myste-riöses, das erst zum Schluss aufgelöst wird und so latent für Spannung sorgt. Insgesamt ist „Tod und Teufel“ ein atmosphärisch dichter historischer Roman mit lebendigen Figuren, an dem insbesondere (aber nicht nur!) Geschichtsinteressierte ihre Freude haben werden.

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Veröffentlicht am 13.02.2025

Ein zeitloser Jugendbuchklassiker

Krabat
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Inhalt: Krabat zieht gerade mit zwei anderen Waisenjungen als Heilige Drei Könige durch die Lande, als er mehrfach einen seltsamen Traum hat: Eine Stimme befiehlt ihm, die Mühle in Schwarzkollm aufzusuchen. ...

Inhalt: Krabat zieht gerade mit zwei anderen Waisenjungen als Heilige Drei Könige durch die Lande, als er mehrfach einen seltsamen Traum hat: Eine Stimme befiehlt ihm, die Mühle in Schwarzkollm aufzusuchen. Kurzerhand verlässt er die beiden anderen „Könige“ und begibt sich auf die Suche nach der Mühle. Dort angekommen, wird schnell klar: Nicht nur das Mül-lern wird er hier lernen…

Persönliche Meinung: „Krabat“ ist ein Jugendbuchklassiker von Otfried Preußler, der einer-seits Elemente der Phantastik und andererseits Coming of Age-Elemente besitzt. Die Phantas-tik findet sich insbesondere im Handlungsort der Mühle, denn diese ist – so viel sei verraten – eine Schwarze Schule, in der Magie gelehrt wird (Krabat kann insofern als früher Harry Potter gesehen werden). Innerhalb dieser magischen Zone passiert allerlei Mysteriöses, was für Kra-bat, aus dessen (personaler) Perspektive erzählt wird, nicht von Beginn an zu durchschauen ist. Diese Rätselhaftigkeiten sorgen für eine latente Spannung innerhalb der Handlung. Daneben ist „Krabat“ auch ein Coming of Age-Roman: Die Handlung erstreckt sich über drei Jahre, in denen Krabat erwachsener wird. So lernt er neue Freunde kennen, verliebt sich und lernt, Ver-antwortung zu übernehmen. Der Ton von „Krabat“ ist über weite Strecken eher düster, aller-dings finden sich immer wieder schwankhafte Zwischengeschichten, die den Roman auflo-ckern. Die Handlung von „Krabat“ ist perfekt konstruiert: Gestreute Brotkrumen werden in späteren Kapiteln geschickt aufgegriffen. Zudem finden sich am Ende einzelne unerwartete Wendungen (erwachsene Leserinnen werden diese vermutlich erahnen können, für Lesean-fängerinnen können sie aber durchaus überraschend sein). Die Sprache in „Krabat“ ist aus-drucksstark und fesselnd, erzeugt dadurch unweigerlich Spannung, sodass man „Krabat“ kaum beiseitelegen kann. Insgesamt ist „Krabat“ ein zeitloser Jugendliteraturklassiker, der auch beim erneuten Lesen seine Spannung voll entfalten kann.

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Veröffentlicht am 13.02.2025

Ein spannender Thriller, der gesellschaftlich wichtige Themen behandelt

Die Ärztin - Gefährliche Nachtschicht
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Trigger-Warnung: Vergewaltigung/Missbrauch

Inhalt: Als Dr. Eva Mares, Gynäkologin im Krankenhaus, eine brutal vergewaltigte junge Frau behandelt, überkommt sie ein Déjà-Vu: Einige Wochen zuvor versorgte ...

Trigger-Warnung: Vergewaltigung/Missbrauch

Inhalt: Als Dr. Eva Mares, Gynäkologin im Krankenhaus, eine brutal vergewaltigte junge Frau behandelt, überkommt sie ein Déjà-Vu: Einige Wochen zuvor versorgte sie eine ähnlich miss-handelte Frau. Diese verschwieg Eva allerdings ihren richtigen Namen, bestand auf eine ano-nymisierte Behandlung und verschwand kurze Zeit später aus dem Krankenhaus. Nun macht sich Eva Vorwürfe: Handelt es sich um den gleichen Täter? Hätte die Tat vermieden werden können, wenn Eva im ersten Fall stärker auf Antworten insistiert hätte? Was Eva zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Sie selbst ist im Visier des Täters…

Persönliche Meinung: „Die Ärztin – Gefährliche Nachtschicht“ ist ein Thriller von Meike Dannenberg, der zwei gesellschaftlich wichtige Themen behandelt: sexuelle Gewalt gegen Frauen sowie die ärztliche Schweigepflicht (und ihre Grenzen). Erzählt wird die Handlung aus mehreren personalen Perspektiven: So finden sich neben der Perspektive von Eva Mares dieje-nige von Frauke Herrschmann (die ermittelnde Kommissarin), die Täterperspektive und die Opferperspektive. Die Handlung nimmt zu Beginn eher langsam an Fahrt auf, steigert sich aber bis zum Ende immer weiter: Während die Perspektive von Frauke eher klassische Kri-mistrukturen besitzt (Ermittlungen und Suche nach dem Täter), finden sich in Evas Perspekti-ve verstärkt Psycho-Thriller-Elemente (insbesondere durch den Täter, der versucht, Eva psy-chisch zu zermürben – wie genau, will ich hier nicht spoilern). Am Ende erwartet die Lesen-den zudem ein überraschender Twist hinsichtlich der Täterfrage. Der flüssig zu lesende Schreibstil von Meike Dannenberg schafft eine dichte, beklemmende Atmosphäre, sodass man den Thriller kaum beiseitelegen möchte. Insgesamt ist „Die Ärztin – Gefährliche Nacht-schicht“ ein spannender Thriller, der wichtige gesellschaftliche Themen aufgreift.

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Veröffentlicht am 11.02.2025

Ein fesselnder Roman mit liebevoll ausgestalteten Figuren

Zwei Leben
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Inhalt: Salach, ein kleines Dorf, 1971. Roberta kehrt von ihrer Schneiderlehre in der Stadt auf den Hof ihrer Eltern zurück. Eigentlich möchte sie Kleider designen, doch ihre Eltern haben andere Pläne: ...

Inhalt: Salach, ein kleines Dorf, 1971. Roberta kehrt von ihrer Schneiderlehre in der Stadt auf den Hof ihrer Eltern zurück. Eigentlich möchte sie Kleider designen, doch ihre Eltern haben andere Pläne: Da Roberta Einzelkind ist, soll sie den Hof übernehmen – was zu Reibereien führt. Einziger Lichtblick: Wilhelm, des Pfarrers Sohn, mit dem Roberta als Kind schon befreundet war, den sie nun aber ganz neu kennenlernt…

Persönliche Meinung: „Zwei Leben“ von Ewald Arenz wird aus zwei personalen Perspektiven erzählt: Auf der einen Seite begegnen wir der bereits im Inhaltsteaser vorgestellten Roberta. Daneben trifft man auf Gertrud, die Mutter von Wilhelm. So unterschiedlich die beiden Figuren sind – lange Strecken des Romans kennen sie sich gar nicht wirklich –, geeint sind sie in ihrer Stärke: Beide sind auf der Suche nach ihrem Selbst, sehen sich mehr und mehr vom dörflichen Mikrokosmos eingeengt, der durch Vorurteile, Rollenbilder und Erwartungen geprägt ist (vor diesem Hintergrund nimmt „Zwei Leben“ Züge eines Gesellschaftsromans/Sittengemäldes an). Die Selbstfindungsprozesse der Protagonistinnen werden innerhalb des Romans verschiedenartig aufgefächert: Während die eine Generation ältere Gertrud sich aufgrund der dörflichen Zwänge teilweise verbietet, ihren Weg zu gehen, ist Roberta offener: Robertas Entwicklung ähnelt einem klassischen Coming of Age: So kapselt sie sich (nicht konfliktfrei) von ihren Eltern ab, findet ihre erste Liebe und ist insgesamt liberaler als die Dorfgemeinschaft. Ein Highlight des Romans war für mich der Großvater von Roberta. Zu viel will ich hier nicht verraten. Nur: Er hat einen großen Anteil an Robertas Entwicklung und ich glaube, es wird niemanden geben, der Robertas Großvater nicht lieben wird. Die Handlung selbst ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Szenen voller Glück finden sich neben Szenen voller Tragik; wenige der Wendungen des Romans kann man erahnen. Bei all dem erzählt Ewald Arenz dicht und empathisch, sodass sehr lebendige Szenen entstehen. Insgesamt ist „Zwei Leben“ ein sehr flüssig zu lesender Roman mit liebevoll ausgestalteten Protagonisten und einer fesselnden Handlung.

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