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Veröffentlicht am 28.09.2025

Eine solide Horroranthologie

Red River Lane Slate
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Inhalt: Es ist der 31. Oktober 2023 - auf den Tag genau zwei Jahre, seit sich auf der Red River Lane eine Katastrophe zugetragen hat. Zeit, so die Bürger von Bleak Pine, in die Zukunft zu schauen: Mit ...

Inhalt: Es ist der 31. Oktober 2023 - auf den Tag genau zwei Jahre, seit sich auf der Red River Lane eine Katastrophe zugetragen hat. Zeit, so die Bürger von Bleak Pine, in die Zukunft zu schauen: Mit einem großen Straßenfest soll das dunkle Kapitel der Red River Lane endgültig geschlossen werden. Doch: Das Böse ist längst nicht gebannt…

Persönliche Meinung: “Red River Lane - Slate” ist eine Horror-Anthologie, an der elf Autor*innen mitgewirkt haben. Da “Slate” auf den Ereignissen des ersten Bandes aufbaut, ist es sinnvoll, zunächst den ersten Band zu lesen (zumal auch mehrere Protagonisten des ersten Bandes in “Slate” auftreten). Vom Vibe her handelt es sich um die perfekte Halloween-Lektüre: Wir bummeln mehrfach über einen Halloweenmarkt, auf dem es allerlei spooky Snacks gibt, begegnen unterschiedlichen Gruselwesen und betreten z. B. mit einem Mausoleum, einem Maislabyrinth, einer Kirche mit angrenzendem Mausoleum sowie der Kanalisation horrormäßige Handlungsorte. Inhaltlich sind die Kurzgeschichten vielfältig: Es gibt, um nur ein paar Kostproben zu geben, Geschichten um Stalker, Mutproben, Liebesbeziehungen und Verluste. Das Besondere an der Anthologie: Die Kurzgeschichten verweisen – auf unterschiedliche Arten – aufeinander. So begegnet man in den Kurzgeschichten Figuren oder Gegenständen, die man bereits aus einer vorherigen kennt bzw. in einer nachfolgenden noch kennenlernen wird. Die Suche nach diesen „Easter Eggs“ macht wirklich Spaß; zudem entstehen ein paar schöne „Aha“-Momente. Auch erzählen einige Geschichten vorherige zu Ende, was meist aus einer anderen Perspektive geschieht, wodurch ein schöner Spannungsbogen entsteht. Leider konnte “Red River Lane - Slate” mich insgesamt aber nicht so sehr abholen wie der Vorgänger, den ich grandios fand. Einerseits fehlte mir bei “Slate” die übergeordnete, strukturierende Klammer der Anthologie. Im ersten Band einte die einzelnen Geschichten das Rätsel um die Red River Lane (die Ausgangssperre am 31. Oktober), das mosaikartig von Geschichte zu Geschichte vervollständigt wurde; in “Slate” fehlte dieser rote Faden. Zwar findet sich in mehreren Geschichten eine ominöse Challenge, doch diese ist nicht ein so starkes (und spannendes/rätselhaftes) Strukturierungselement wie das Geheimnis um die Ausgangssperre in Band 1. Zudem fehlte mir in Bezug auf das Ende der Geschichten Varianz. Ohne zu viel verraten zu wollen: Die meisten der Geschichten enden ähnlich - in einer Sackgasse, die sich, je öfter man sie liest, umso mehr abnutzt. Trotzdem: Auch wenn “Slate” mich nicht so sehr wie der erste Band abholen konnte, handelt es sich um eine solide Horroranthologie, die ich - auch da die Erlöse der Anthologie der DKMS zugutekommen - ohne Einschränkung empfehlen möchte.

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Veröffentlicht am 23.09.2025

Ein lebendig geschriebener Krimi mit einer unkonventionellen Ermittlerin

Lügen sind Rudeltiere
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Inhalt: Die PR-Beraterin Romy Sternek ist häufig auf dem Frankfurter Hauptfriedhof anzutreffen. Dort besucht sie, um einen persönlichen Verlust zu verarbeiten, Beerdigungen Fremder. Doch während der Beerdigung ...

Inhalt: Die PR-Beraterin Romy Sternek ist häufig auf dem Frankfurter Hauptfriedhof anzutreffen. Dort besucht sie, um einen persönlichen Verlust zu verarbeiten, Beerdigungen Fremder. Doch während der Beerdigung von Lukas Delbrück, einem kürzlich ermordeten jungen Mann, wird sie Zeuge, wie ein älterer Besucher tätlich angegriffen wird. Zwar scheint ihm zunächst nichts Dramatisches passiert zu sein, allerdings fällt er kurze Zeit später ins Koma. Romy ist sich sicher, dass es jemand auf den Besucher abgesehen hat - doch von der Polizei will ihr niemand glauben. Also ermittelt Romy auf eigene Faust…

Persönliche Meinung: “Lügen sind Rudeltiere” ist ein Kriminalroman von Carla Eisfeldt. Erzählt wird die Handlung aus mehreren Perspektiven. So finden sich neben der Ich-Perspektive von Romy die personalen Perspektiven von Margit, Romys tratschsüchtiger Nachbarin, sowie Lukas Delbrück, in denen die letzten Wochen bis zu seinem Tod erzählt werden. Eine große Stärke des Krimis ist die Figurenzeichnung: So treffen wir mit Romy eine quirlige, liebenswert verschrobene Protagonistin, die es mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt (Die Kapitel aus ihrer Sicht sind wirklich große klasse! Unheimlich lebendig und erfrischend.) Man ahnt es vermutlich schon bei Romys Charaktereigenschaften: Ihre Ermittlungen verlaufen eher unkonventionell, was zu mehreren humorvollen Szenen führt. Die Handlung selbst ist spannend, abwechslungsreich und besitzt mehrere falsche Fährten, sodass die Auflösung einige Überraschungen bereithält. Die Fälle um den tätlichen Angriff und den Mord an Lukas Delbrück werden zudem stimmig aufgeklärt. Die Geheimnisse, die Romy umgeben, bleiben hingegen z. T. offen, was auf eine Fortsetzung hoffen lässt. Der Schreibstil von Carla Eisfeldt lässt sich sehr flüssig lesen, sodass man nur so durch den ca. 450 Seiten starken Krimi fliegt. Anschaulich beschrieben ist auch Frankfurt, der Handlungsort von “Lügen sind Rudeltiere”. So bummeln wir mit Romy durch die Goethestraße, finden uns unverhofft im Bahnhofsviertel wieder und besuchen mehrmals den Hauptfriedhof - bei Tag und bei Nacht. Insgesamt ist “Lügen sind Rudeltiere” ein spannender, lebendig geschriebener Krimi mit einer unkonventionellen Ermittlerin.

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Veröffentlicht am 23.09.2025

Nicht unbedingt unheimliche, aber trotzdem unterhaltende Kurzgeschichten

Die Spinne. Unheimliche Geschichten
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“Die Spinne” ist ein im Reclam Verlag erschienener Sammelband, der vier düstere Kurzgeschichten von Bithia Mary Croker versammelt. Den Auftakt bildet dabei die titelgebende Geschichte “Die Spinne”, die ...

“Die Spinne” ist ein im Reclam Verlag erschienener Sammelband, der vier düstere Kurzgeschichten von Bithia Mary Croker versammelt. Den Auftakt bildet dabei die titelgebende Geschichte “Die Spinne”, die weniger eine unheimliche als mehr eine tragische Geschichte ist. Im australischen Outback angesiedelt, begegnen wir hier Maimie Grimshaw, ihrem Ehemann Bernhard Grimshaw sowie deren Nachbar Walter Talbot, die eine verhängnisvolle Dreiecksbeziehung eingehen. Die Tragik entsteht dabei besonders durch die Fallhöhe einzelner Figuren. Weniger spektakulär (sowohl im tragischen als auch im schaurigen Sinne) ist die kurze Erzählung “Martins Geist”. Der Inhalt der Erzählung lässt sich mit wenigen Worten zusammenfassen, weshalb ich hier nicht weiter darauf eingehe; insgesamt habe ich die Erzählung als linear und spannungsarm empfunden. In der dritten Geschichte “Mein einziges Abenteuer” berichtet eine Ich-Erzählerin von einer Personenverwechslung. Schaurig ist hier vor allem das wahnhafte Verhalten einer Figur; ansonsten besitzt die Erzählung eher einen humoresken Zug. Den Abschluss bildet die Erzählung “Mrs. Ponsonbys Traum”, die mit dem prognostischen Traum ein typisches Motiv der Schauerliteratur aufgreift. Abgerundet wird die Ausgabe des Reclam Verlags durch ein Nachwort, dass in Leben, Werk und Rezeption der eher unbekannten Autorin Croker einführt. Insgesamt passt das Adjektiv “unheimlich” eher weniger zu den in “Die Spinne” versammelten Geschichten - trotzdem sind die Geschichten durchaus lesenswert und unterhaltend.

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Veröffentlicht am 21.09.2025

Drei spannende Sci-Fi-Horrorgeschichten

Der gestohlene Bazillus. Unheimliche Geschichten
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“Der gestohlene Bazillus”, erschienen im Reclam Verlag, versammelt drei Science-Fiction-Kurzgeschichten mit z. T. unheimlicher Note von H. G. Wells. Den Auftakt macht die titelgebende Geschichte “Der gestohlene ...

“Der gestohlene Bazillus”, erschienen im Reclam Verlag, versammelt drei Science-Fiction-Kurzgeschichten mit z. T. unheimlicher Note von H. G. Wells. Den Auftakt macht die titelgebende Geschichte “Der gestohlene Bazillus”: Ein Bakteriologe zeigt einem Bewunderer in einem Reagenzglas befindliche Krankheitserreger - doch als der Bakteriologe kurz abgelenkt ist, türmt der Bewunderer samt Reagenzglas. Eine rasante Jagd durch London beginnt. Die Geschichte ist leichtfüßig geschrieben und besticht insbesondere durch ihr unkonventionelles Ende. Es folgt “Die Geschichte des verstorbenen Mr. Elvesham”, in der der Ich-Erzähler Edward George Eden einem mysteriösen Mann begegnet - mit folgenreicher Konsequenz. Zum Inhalt möchte ich gar nicht zu viel erzählen, da jedes Wort nur spoilern würde. Es handelt sich aber um eine schön konstruierte, fesselnde Geschichte, die insbesondere im Mittelteil mit einer interessant erzählten Realitätsverzerrung auftrumpft. Die dritte Geschichte ist “Der gestohlene Körper”: Sie handelt von zwei Freunden, die sich darin üben, sich allein mit Willenskraft im Raum zu bewegen - was einem der Freunde auch gelingt. Die Geschichte ist einerseits spannend erzählt - lange Zeit ist nicht ganz eindeutig, was genau mit dem Freund, der sich mit Willenskraft im Raum bewegt hat, geschehen ist -, andererseits besitzt sie eine interessante wie übernatürlich anmutende Auflösung, die mit wissenschaftlichen Erkenntnissen spielt. Abgerundet wird das Bändchen durch ein Nachwort, indem H. G. Wells als Urvater der Science-Fiction-Literatur näher vorgestellt wird. Insgesamt ist “Der gestohlene Bazillus” eine schöne Sammlung von Sci-Fi-Schauer-Geschichten, bei der insbesondere “Die Geschichte des verstorbenen Mr. Elvesham” heraussticht.

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Veröffentlicht am 20.09.2025

Ein schmales Bändchen mit literarischer Tiefe

Köln
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“Köln - Eine literarische Einladung”, herausgegeben von Alwin Müller-Jerina, versammelt 22 literarische Texte, die das Phänomen “Köln” umreißen. Die Texte des ersten Kapitels “Do sin mer dobei” nähern ...

“Köln - Eine literarische Einladung”, herausgegeben von Alwin Müller-Jerina, versammelt 22 literarische Texte, die das Phänomen “Köln” umreißen. Die Texte des ersten Kapitels “Do sin mer dobei” nähern sich literarisch der Definition des Kölschen an. So findet sich einerseits das Kölsche Grundgesetz, andererseits ein kurzer Text Jürgen Beckers, in dem die Stadt Köln mit ihren Widersprüchlichkeiten dargestellt wird. Auch Heinrich Böll gibt hier in “Was ist kölnisch?” eine anschauliche, mit Zeitgeist gewürzte Definition, in der vor allen Dingen Karneval, Dom und Klüngel eine Rolle spielen. Sehr hat mir auch Hanns-Josef Ortheils “Antrittsbesuch” gefallen: Der namenlose Ich-Erzähler, dessen Familie seit Urzeiten immer wieder Köln besucht, begibt sich mit seinen Töchtern auf deren ersten Köln-Besuch - der natürlich im Gedächtnis bleiben soll, weshalb neben dem Dom auch das Schokoladenmuseum, die Seilbahn und der Heinzelmännchenbrunnen besichtigt werden. Der folgende Text “Raqqa am Rhein” von Jabbar Abdullah nimmt eine sehr eindrückliche Perspektive ein: diejenige eines jungen Geflüchteten, für den Köln völlig neu ist. Das zweite Kapitel “Im hillije Kölle” fokussiert Texte über den Kölner Dom. Den Auftakt macht dabei Margot Scharpenbergs Gedicht “Kölner Dom”. Danach folgt Dieter Wellerhoffs “Der Dom als Vatergestalt”, in dem atmosphärisch wie persönlich die Aura des Kölner Doms betrachtet wird. In der nächsten Kurzgeschichte “Domplatte” begibt sich Liane Dirks auf den titelgebenden Bereich um den Dom, indem sie autobiografisch anmutende Episoden ihres Lebens erzählt, die sich dort zutrugen. Das zweite Kapitel schließt mit dem Gedicht “Melaten” von Sabine Schiffner. Das Kapitel “Em Veedel” setzt sich mit der besonderen Beziehung der Kölner zu ihren Stadtteilen auseinander: Hier findet sich der Liedtext von “En unserem Veedel” (Bläck Fööss) und die Kurzgeschichte “Einmal ums Karree ziehen und beten” von Armin Foxius (eine nostalgische Prozession, beginnend in St. Aposteln am Neumarkt). Das Kapitel “Drink doch ejne met” beschäftigt sich mit einem ehemaligen Lokal in Köln (Ingeborg Drews: “Giorgio Campi”), dem Karneval (Julia Trompeter: “Lotta”) sowie den CSD (Martin Wolkner: “Morgenreport”). Das folgende Kapitel “E Büttche bunt” versammelt unterschiedlichste Geschichten. In Jürgen Beckers “Taubenbrunnen” wird augenzwinkernd der Umgang der Kölner mit den Tauben thematisiert; in “Hohe Straße” von Peter Faecke hetzen wir über die titelgebende Einkaufsmeile - Konsumrausch inklusive. In dem Interview “Studentenprotest auf Kölsch” gibt Ulla Hahn interessante Einblicke in das Leben einer jungen Frau in den 1960ern. Eine Liebeserklärung an den EffZeh wiederum sind die Auszüge aus Navid Kermanis Rede zum 70. Geburtstag des 1. FC Köln. Abgerundet wird “E Büttche bunt” durch “Stock und Knopf”, eine Erzählung von Selim Özdoĝan, in der die Perspektive von Migrant*innen in Köln eingenommen wird. Das letzte Kapitel “Lans der Rhin” versammelt Geschichten, die am Rhein spielen. In der kurzen Geschichte “Anekdote zur Arbeitsmoral” von Husch Josten werden die Veränderungen des Kölner Hafens aus der Perspektive eines Hafenmeisters gespiegelt. Gunter Geltingers “Brücke für R.” ist eine melancholische Geschichte, in deren Zentrum ein tragisches Ereignis steht. Den Abschluss bildet Elke Heidenreichs “Die Südbrücke”, in der der gleichnamigen Brücke ein literarisches Denkmal gesetzt wird. Insgesamt ist “Köln - eine literarische Einladung” eine vielfältige Anthologie, die Köln aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Die Texte besitzen dabei eine schöne Komplexität und Tiefe, sodass man, auch wenn das Bändchen recht kurz ist, lange an diesem zehrt.

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