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Veröffentlicht am 01.09.2021

Unterhaltung und Tiefgang

Barbara stirbt nicht
1

Dass eine Ehe nach Jahrzehnten etwas eingefahren ist und es urplötzlich zu einer eingreifenden Veränderung kommen kann, stellt den Mann von Barbara vor einige Herausforderungen. Herr Schmidt ist anfangs ...

Dass eine Ehe nach Jahrzehnten etwas eingefahren ist und es urplötzlich zu einer eingreifenden Veränderung kommen kann, stellt den Mann von Barbara vor einige Herausforderungen. Herr Schmidt ist anfangs mit den kleinsten Dingen maßlos überfordert. Wie macht man eigentlich einen Kaffee? Doch im Laufe der Geschichte wächst Herr Schmidt über sich heraus, muss er doch kochen, den Haushalt machen und seine Frau pflegen.
„Barbara stirbt nicht“ von Alina Bronsky glänzt wie gewohnt durch den wunderbaren Schreibstil. Garniert mit bissigem Humor, einmaligen Charakteren und einem pointierten Blick gelingt der Autorin ein Roman, der einen bestens unterhält und des Öfteren ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Mich begeistert, dass Bronsky eine relativ normale Geschichte so ansprechend zu den Leser*innen bringt. Das schaffen nicht viele. Es geht in diesem Roman ja nicht nur um die Sonderheiten eines alten Mannes, sondern auch um die Themen Pflege und Abschied.
Der Blick auf die Charaktere, deren verschiedenen Facetten und wie diese agieren wird sehr ansprechend dargestellt. Teils kommen einem die Situationen sehr überspitzt vor. Doch schnell stellt man fest, dass dies sehr den Tatsachen entspricht.
Perfekte Unterhaltung mit Tiefgang und viel Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

ein toller Auftakt

Tote schweigen nie
1

„Das Leben ist zu kurz, Cassandra, um es mit den Toten zu verbringen.“ [394] Gut, dass das Cassie Raven, Assistentin der Rechtsmedizin, etwas anders sieht. Cassie ist eine sympathische, coole und logisch ...

„Das Leben ist zu kurz, Cassandra, um es mit den Toten zu verbringen.“ [394] Gut, dass das Cassie Raven, Assistentin der Rechtsmedizin, etwas anders sieht. Cassie ist eine sympathische, coole und logisch denkende Protagonistin, auch wenn sie ein besonderes Verhältnis zu den Leichnamen hat.
Mir hat der Aufbau des Krimi-Falls, die Entwicklung der Geschichte sehr gefallen. Man ist sofort im Geschehen und folgt der Protagonistin durch 52 Kapitel, die es in sich haben. Größtenteils wird aus der Sicht von Cassie geschrieben, wenige Kapitel behandeln die Sichtweise von der Polizistin Phyllida Flyte. Dass sich Flyte und Raven am Anfang nicht ganz unvoreingenommen gegenüberstehen, macht es auch für die Entwicklung der Geschichte spannend.
Der Schreibstil und die Handlung, mit all den kleineren Nebenschauplätzen, machen „Tote schweigen nie“ von A. K. Turner zu einem wahren Lesevergnügen und einen tollen Reihenauftakt.
Wer auf Forensische Medizin steht, darin interessiert ist, der bekommt hier einen toll recherchierten Einblick – gewürzt mit einem Fall, der einen miträtseln lässt, wer als Täter in Frage kommen könnte.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Adriaküste

Träume und Kulissen
1

Ein Cover mag einen dazu verleiten das Buch in die Hand zu nehmen, doch entscheidend ist, was sich zwischen den Buchdeckeln befindet. „Träume und Kulissen“ von Alida Bremer hat mich vom Klappentext sehr ...

Ein Cover mag einen dazu verleiten das Buch in die Hand zu nehmen, doch entscheidend ist, was sich zwischen den Buchdeckeln befindet. „Träume und Kulissen“ von Alida Bremer hat mich vom Klappentext sehr angesprochen. Das Cover fand ich etwas nichtssagend.
Was ich dann beim Lesen vorgefunden habe, hat mich überrascht. Im positiven Sinne. Was erst einmal nach einer simplen Geschichte, der Hauptprotagonist Mario Bulat ermittelt in einem Mordfall, klang, entpuppte sich als ein ganz besonderer Gesellschaftsroman.
„Das Meer lag vor der Stadt wie ein ewiges Kaleidoskop, dessen Farbe je nach Tages- und Jahreszeit wechselte und die Stimmung in der Stadt mit seinem Farbenspiel bestimmte.“ [115]
Wir befinden uns in der Adriaküste. Genauer gesagt im Jahre 1936 in Split. Mit ihrem ganz besonderen Schreibstil, wort- und bildgewaltig, bringt die Autorin den Leser*innen die lebhafte Atmosphäre der Stadt näher. Pointiert beschreibt sie das damalige Geschehen, lässt uns in das bunte Treiben eintauchen und an den Diskussionen, dem Klatsch und Tratsch der einzelnen und verschiedenen Charaktere teilhaben. Aus diesen ganzen Impressionen bekommt man ein gut herausgearbeitetes Gesellschaftsbild.
Der Blick auf die politische Lage, deren allmählichen Zuspitzung fand ich sehr gut beschrieben. „Ausgerechnet Deutschland, das Land, aus dem die meisten technischen Neuerungen stammen und nicht zuletzt auch die Mehrzahl unserer gut zahlenden Touristen, soll ein Unrechtsstaat sein?“ [291]
Wird in einem Moment noch über die Splitter Torte, „ein ultimativer Beitrag zum Weltfrieden“ [248], gesprochen, so versteht es Bremer perfekt den Blick wieder auf das politische Geschehen zu lenken. Sie gibt Einblicke in Land und Leute, deren Mentalität und hat dabei ein Auge für das Politische, den vorherrschenden Wandel, der auch vor der Adriaküste keinen Halt machen wird. „Die Nacht war ohne Sterne, was durchweg als schlechtes Zeichen gedeutet wurde.“ [262] Man verband in Split „die Erscheinungen der Natur immer mit dem Zustand der Welt.“ [262]
Bulat und sein Fall dienen als roter Faden, wobei er nicht immer im Vordergrund steht. Es ist eine fiktive Geschichte, die mit Fakten und sehr feinem Humor glänzt.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Gedanken lesen

Der dunkle Schwarm
1

„Ein Gedanke von kolossaler Einfachheit und gewaltigem Gewicht: Hier wird es enden.“ [12]

Das Setting und die Umsetzung bei „Der dunkle Schwarm“ von Marie Graßhoff gefallen mir richtig gut. Temporeich ...

„Ein Gedanke von kolossaler Einfachheit und gewaltigem Gewicht: Hier wird es enden.“ [12]

Das Setting und die Umsetzung bei „Der dunkle Schwarm“ von Marie Graßhoff gefallen mir richtig gut. Temporeich beginnt das Abenteuer und spannend gestaltet sich die Suche nach dem Täter in dieser Science-Fiction-Welt. Die Protagonistin Atlas ist ein toller Charakter. Mir gefällt, dass sie eine Wandlung durchmacht und sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt. Sprachlich war ich von dem Roman angetan.

„Die Probleme, die unsere Welt zugrunde richteten, waren zu groß, um nicht an ihnen zu verzweifeln. Deswegen mied ich sie für gewöhnlich.“ [71]

Auch der Schreibstil war gut. Die Seiten flogen nur so dahin. Actionreich ging es zur Sache und als Leserin begleitet man die Protagonistin, auch in ihren gedanklichen Ausführungen, gerne.

Gegen Ende gab es dann viele Kraftwörter. Für meinen Fall waren das zu viel Schei
e und F*ck. Natürlich untermauert dies die Situation von Atlas und deren prekäre Lage, in der sie sich befindet, doch das hätte man sprachlich besser lösen können.

Das Ende ist schwächer als der starke Anfang, aber insgesamt ist es ein rasanter Leseausflug der einen fesselt. Dass dabei interessante Fragen aufgeworfen werden macht zusätzlich Spaß und rundet den positiven Gesamteindruck ab.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Ein schöner Ort zum Sterben

Unbarmherziges Land
1

Bereits das Cover hatte mein Interesse für dieses Buch geweckt. Dazu ein spannender Klappentext, der fragt ob Mensch oder Natur tödlicher ist. Das erzeugt direkt Spannung, man ist neugierig wie die Antwort ...

Bereits das Cover hatte mein Interesse für dieses Buch geweckt. Dazu ein spannender Klappentext, der fragt ob Mensch oder Natur tödlicher ist. Das erzeugt direkt Spannung, man ist neugierig wie die Antwort auf diese Frage lauten wird. Und man darf gespannt sein, welche Eindrücke von Kentucky auf einen einprasseln.
„Die Schönheit der Natur tat dieser Tod keinen Abbruch; die Natur war Sterben gewohnt.“ [27]
Inhaltlich geht es um die Lösung eines Mordfalls, den die Protagonisten Mick Hardin und seine Schwester Linda untersuchen. Thematisch geht es auch um die Eheprobleme von Mick. Hier ist alles sehr gut verwoben. Alles greift perfekt ineinander über.
„Unglaublich, dass sie beide Gesetzeshüter geworden waren. (…) Vielleicht hatten sie nach ihrer chaotischen Kindheit beide das Bedürfnis nach Ordnung.“ [93]
„Unbarmherziges Land“ von Chris Offutt ist wunderbar geschrieben. Für mich bringt der Autor das Ganze atmosphärisch dicht rüber. Die Natur, die Menschen, welche dort leben. Seine Beschreibungen sind sehr beeindruckend. Man ist angetan von der Natur. Aber es geht einem auch wie dem Charakter Mick, dass man überlegt, ob die Wälder von Kentucky ein geeigneter Ort sind, um hier zu leben. Für mich geht der Krimi in die Richtung Noir. Die Charaktere weisen eine pessimistische Weltsicht auf. Düster und rau sind Land und Leute.
„Geradeheraus, aber nicht mitteilsam. Ehrlich, dabei zurückhaltend. Auf der Hut und doch freundlich.“ [102]
Offutt schreibt präzise, fesselnd und treffend. Der Krimi überzeugt auf ganzer Linie und glänzt durch ein brillantes Ende.

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