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Veröffentlicht am 22.09.2025

Zeitgeschichte

Wer ins Licht treten will
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Renate Schwarz ist angekommen und arbeitet nun in der Frauenaufnahme der Psychiatrie in Hamburg. Mit ihrem derzeitigen Oberarzt kommt sie viel besser zurecht und die Patientinnen zeigen interessante Krankheitsbilder, ...

Renate Schwarz ist angekommen und arbeitet nun in der Frauenaufnahme der Psychiatrie in Hamburg. Mit ihrem derzeitigen Oberarzt kommt sie viel besser zurecht und die Patientinnen zeigen interessante Krankheitsbilder, die manchmal nicht leicht zu entschlüsseln sind.

Matthias muss sich durch eine schwere Verletzung damit zurechtfinden, dass seine Fußball Karriere sehr viel früher zu Ende ist, als er es sich gewünscht hätte. Die Sinnkrise, die ihn erfasst stellt auch die Beziehung zu Renate auf die Probe.

In diesem zweiten Band der Reihe treffen wir nun also altbekannte Protagonisten wieder. Die Familie Studt und deren Geschichte spielt eine große Rolle, da Renate nun in die Familiendynamik eintritt und lang festgefahrene Strukturen aufbrechen kann. Mir hat das ausgesprochen gut gefallen, es war wie ein nach Hause kommen für mich.

Insgesamt hat mir das Buch wieder viel Spaß gemacht. Ich konnte so richtig in die Zeit eintauchen. Themen wie Umweltverschmutzung und die Verfolgung Homosexueller Männer zeigen hier auch ganz deutlich, wieviel sich in den letzten Jahrzehnten gerade bei diesen Themen getan hat. Heute würden Vorkommnisse, wie sie im Buch geschildert werden, ganz anders angegangen.

Ich freue mich nun auf den dritten Teil rund um Renate und Matthias und deren Umfeld. Es bleibt sicher interessant, was uns die Autorin dann erzählen wird.

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Veröffentlicht am 21.09.2025

Aufbruch in eine neue Aufgabe

Das Fräulein Buchhändlerin
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Amanda arbeitet in Bielefeld in Otto Anglers Buch- und Kunsthandel. Dabei hat sie mehr Freiheiten als arbeitende Fräuleins dieser Zeit so im allgemeinen haben. Doch als Otto Angler stirbt und sie beschließt ...

Amanda arbeitet in Bielefeld in Otto Anglers Buch- und Kunsthandel. Dabei hat sie mehr Freiheiten als arbeitende Fräuleins dieser Zeit so im allgemeinen haben. Doch als Otto Angler stirbt und sie beschließt selbst den Laden fortzuführen, muss sie erkennen, dass sie sich nicht auf alte Loyalitäten stützen kann und neue Verbündete braucht.

Martina Bergmann schildert in ihrem Roman das beschauliche Leben im Bielefeld des Jahres 1965. Amanda ist eigentlich gut angekommen, hat einen Beruf, der sie erfüllt und einen studierten Verlobten, der sie zu nichts drängt und ihr alle Freiheiten lässt. Das Buch plätschert dabei auch ähnlich geruhsam vor sich hin. Bis zu Otto Anglers Tod hat man Amanda schon durch einige Alltagsbegebenheiten begleitet und kennt ihr Leben und die Menschen, die sie am meisten beeinflussen. Danach verschieben sich auf einmal die Fronten und Amanda wird gezwungen sich ihrer Vergangenheit zu stellen, ihre direkte Umgebung anders wahrzunehmen und neue Verbündete zu finden.

Mir hat das Buch an sich gut gefallen, allerdings muss man sich Zeit am Stück zum Lesen nehmen, da der Lesefluss durch die Schreibweise erst dann zum Tragen kommt, wenn man länger dran bleibt. Das Ende war mir dann zu abrupt, da hätte ich mir mehr Ausblick und eventuell auch einfach noch eine Weile mehr mit Amanda und ihrer Zukunft gewünscht.

Ich habe das Buch gerne gelesen und kann es durchaus empfehlen.

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Veröffentlicht am 31.08.2025

Eine Pionierin

In uns der Ozean
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Rachel Carson will eigentlich nur eines: Ans Meer und dort forschen. Doch eine familiäre Tragödie verhindert das und Rachel muss nach Hause zurückkehren und Geld verdienen. Zuerst in einer Behörde, in ...

Rachel Carson will eigentlich nur eines: Ans Meer und dort forschen. Doch eine familiäre Tragödie verhindert das und Rachel muss nach Hause zurückkehren und Geld verdienen. Zuerst in einer Behörde, in der sie bald für den Beitrag einer wöchentlichen Radiosendung zuständig wird und bald auch als freie Journalistin, die gut verständliche Beiträge über Naturthemen schreibt. Und schließlich als Autorin, die mit ihren Büchern über das Meer bekannt wird.

Eines Tages fällt ihr ein toter Vogel vor die Füße, kurz nachdem ein Laster die am Straßenrand stehenden Bäume mit DDT behandelt hat. Ein Zufall? Sie wird von Vogelschützern kontaktiert und bald fängt sie an zu forschen, was es mit diesem Gift auf sich hat. Dabei nimmt sie den Kampf ihres Lebens auf und macht sich gerade in der amerikanischen Chemieindustrie unbeliebt.

Theresia Graw lässt uns Rachel durch ihr Leben begleiten. Das Buch ist in der Ich-Perspektive geschrieben und so lernt man Rachel und ihr Gefühle und Beweggründe schnell kennen. Sie ist eine Frau, die sich ihr Leben lang an der Natur erfreuen konnte und der nichts mehr ein Gräuel war als die unnütze Vernichtung von Leben.

Die Autorin schafft es uns die Liebe zur Natur und zum Schreiben, die Rachel ausgemacht hat spüren zu lassen. Dabei erfahren wir, wie es dazu kam, dass Rachel Carson zur Begründerin der amerikanischen Umweltbewegung wurde. Ihr Buch „Der stumme Frühling“ macht der Bevölkerung in einfachen Worten klar, dass das Töten vermeintlich nutzloser Insekten dazu führt, dass das Gleichgewicht der Natur zusammenbricht. Wir erleben hier den Beginn des Verbots von DDT, dem Insektenvernichtungsmittel, das in den 40er bis 70er Jahren des letzten Jahrhunderts als das Allheilmittel gegen Mücken und andere Schädlinge galt. Die Nebenwirkungen wurden klein geredet, unabhängige Studien gab es nicht, es kam zu ungeklärten Todesfällen nicht nur in der Tierhaltung.

Rachel wird in ihrem Kampf gegen die Windmühlen der amerikanischen Chemieindustrie von Freunden, Wissenschaftlern und Naturfreunden unterstützt. Besonders Dorothy ist ihr als enge Freundin und evtl. auch mehr eine wahre Stütze. Hier gelingt es der Autorin auch die gesellschaftlichen Verhältnisse der USA der damaligen Zeit zu zeichnen. Rachel, die als unverheiratete Frau das Geld für ihre Familie verdienen muss erlebt es immer wieder, wie sie nicht für voll genommen wird und ihr die Intelligenz abgesprochen wird. Besonders als sie erkrankt zeigt sich, Dass alleinstehende Frauen zur damaligen Zeit schlicht weg im Stich gelassen wurden. Die Ärzte sprechen wenn nur mit den Ehemännern über schwerwiegende Erkrankungen, alleinstehende Frauen werden nicht adäquat behandelt.

So zeigt die Autorin mit diesem Buch gleich mehrere wichtige Themen auf, die auch heute noch wichtig sind und nicht als gegeben hingenommen werden dürfen.

Mich hat das Buch sehr berührt. Rachel war eine großartige Frau, die mit ihrem Leben ein großes Vorbild ist. Ihr Engagement für die Umwelt hat viel in Bewegung gebracht. Ich kann dieses Buch nur empfehlen, es ist definitiv eines meiner Jahreshighlights!

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Veröffentlicht am 29.08.2025

Kampf um England

Rabenthron
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England 1013. König Ethelred, der Unberatene, hat es immer wieder mit Wikingerüberfällen zu tun, die das Land verwüsten. Doch anstatt die Dänen aus dem Land zu jagen zahlt er hohe Tribute und trotzdem ...

England 1013. König Ethelred, der Unberatene, hat es immer wieder mit Wikingerüberfällen zu tun, die das Land verwüsten. Doch anstatt die Dänen aus dem Land zu jagen zahlt er hohe Tribute und trotzdem kommt es immer wieder zu Überfällen. In dieser Zeit begleiten wir Aelfric von Helmsby und Hakon, einen gefangenen Dänen, die ihren Weg an den Hof von Ethelred finden und dort zu treuen Begleitern der Königin Emma werden. Deren Leben ist es auch, das wir am Ende durch das Buch begleiten. Emma war zweimal Königin von England und Mutter von ebenfalls 2 Königen. Eine bemerkenswerte Frau in dieser Zeit, die es leid war sich von den Männern ihrer Umgebung verschachern zu lassen.

Dieses Buch ist zeitlich gesehen der erste Teil der Helmsby Reihe von Rebecca Gablé und bereits der dritte Band der Reihe. Wie bei jedem Buch der Autorin konnte ich es nicht erwarten mit dem Lesen zu beginnen. Schnell war ich wieder in der Welt, in dem die Helmsbys die Lücken der Geschichtsschreibung füllen. Das Buch umfasst den Zeitraum von ca. 40 Jahren und neben Aelfric begleiten wir auch Penda, seinen Sohn. Ich fand es wieder sehr spannend in eine Zeit einzutauchen, mit der ich mich noch nicht so ausführlich beschäftigt habe. Und wie immer habe ich eine Menge gelernt. Emma war mir so noch nicht bekannt und sie war definitiv eine Frau, die das damalige Weltgeschehen geprägt hat. Als Schwester des Herzogs der Normandie wurde sie als junges Mädchen mit dem Angelsachsen Ethelred verheiratet und bekam drei Kinder von ihm. Als Ethelred stirbt, wirbt sein Nachfolger Knut der Große, seines Zeichens Däne und der erbitterte Gegner Ethelreds, um sie. Sie heiratet ihn, hat aber Bedingungen. Dummerweise führen diese Hochzeiten und die Kinder der unterschiedlichen Könige in ihrem Leben und der Geschichte Englands zu heftigen Debatten um die rechtmäßige Thronfolge.

Mir hat dieses Buch wieder sehr gut gefallen. Man gerät in einen Leseflow und möchte gar nicht mehr aufhören. Die Familiengeschichte der Helmsbys nimmt hier ihren Anfang und wird dann in „Das zweite Königreich“ fortgeführt, in dem wir vor allem Aelfrics Urenkel Caedmon und seine Geschwister begleiten. Ich fand es einfach toll dem Lebensweg von Penda und Aelfric zu folgen, jeder anders, doch beide sympathisch. Und da ich gerade so schön im Lesefluss war, habe ich jetzt einen ReRead von „Das zweite Königreich“ begonnen.

Ich kann auch diesen historischen Roman aus der Feder von Rebecca Gablé wieder empfehlen. Es macht einfach Spaß ihre toll recherchierten Bücher zu lesen. Hier wird geschichtliches Wissen ganz nebenbei vermittelt.

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Veröffentlicht am 24.08.2025

toller, einfühlsamer Roman

Say You'll Remember Me
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Samantha wird nach Kalifornien zu ihrer Familie ziehen um diese dabei zu unterstützen, die an Demenz erkrankte Mutter zu pflegen. Als sie vom Tierarzt Dr. Xavier Rush an ihrem letzten Abend das Angebot ...

Samantha wird nach Kalifornien zu ihrer Familie ziehen um diese dabei zu unterstützen, die an Demenz erkrankte Mutter zu pflegen. Als sie vom Tierarzt Dr. Xavier Rush an ihrem letzten Abend das Angebot bekommt mit ihm auszugehen, ahnt sie nicht welchen Einfluss dieser eine Abend auf ihr Leben hat. Den Xavier und sie sind wie füreinander gemacht, doch eine Beziehung scheint unmöglich.

Für mich war dieses Buch das erste von Abby Jimenez. Ich mochte sowohl Xavier als auch Samantha total gerne. Die beiden haben Ziele im Leben, die sie nicht einfach über den Haufen werfen, nur weil sie die Liebe ihres Lebens gefunden haben. Statt dessen kämpfen sie das gesamte Buch darum irgendwie eine gemeinsame Basis zu finden, ohne dass tausende von Meilen zwischen ihnen liegen. Dabei fand ich es toll, wie das Umfeld der beiden sie dabei auch unterstützt.

Der Schreibstil war sehr bildhaft und humorvoll. Ich konnte voll in die Welt der beiden eintauchen und habe mich gefreut sie ein Stück zu begleiten. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Demenz im Rahmen dieser Geschichte, hat mich sehr berührt und auch nachdenklich gemacht. Hier hat die Autorin es trotz der Leichtigkeit der Liebesgeschichte geschafft, den richtigen Ton im Umgang mit diesem schweren Thema zu finden. Und auch die schwere Jugend Xaviers und der Umgang mit seinen Eltern fand ich sehr passend umgesetzt.

Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Mir hat es viel Vergnügen bereitet und ich werde mal kucken, welche Bücher die Autorin sonst noch geschrieben hat.

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