Platzhalter für Profilbild

sveso

Lesejury Star
offline

sveso ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sveso über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2025

New-Adult-Romanze in Zeitschleife

Gestern waren wir unendlich
0


Louis und Henry sind seit drei Jahren ein Paar und können beide fast nicht glauben, was für einen tollen Partner sie im jeweils anderen gefunden haben - es ist die Liebe ihres Lebens. Doch eines Abends ...


Louis und Henry sind seit drei Jahren ein Paar und können beide fast nicht glauben, was für einen tollen Partner sie im jeweils anderen gefunden haben - es ist die Liebe ihres Lebens. Doch eines Abends haben sie Streit. Dennoch begleitet Louis Henry auf eine Familienfeier, die ihm wichtig ist. Nach der Feier wollen sie über ihren Streit sprechen und sich versöhnen, doch es kommt anders: Auf dem Rückweg haben sie einen schweren Autounfall, bei dem Henry stirbt. Louis erwacht am nächsten Morgen in seinem eigenen Bett, wo Henry ihn abholt, um gemeinsam zur Familienfeier zu fahren. Schnell steht für Louis fest: Er befindet ich in einer Zeitschleife, während Henry sich an nichts erinnert. Also gibt Louis alles dafür, Henrys Leben an diesem einen Tag zu retten.

Mir gefiel Dominik Gaidas Idee der Zeitschleife sehr gut und ich lese gern queere lovestories, die ohne Klischees auskommen (well done). Die ersten zwei Durchgänge des schicksalhaften Tages habe ich angespannt verfolgt in der Hoffnung, dass sich irgendetwas ändern könnte. Ich mochte die geschilderten Gespräche, ich mochte die Rückblenden, wie über die Beziehung und die Liebe zwischen Henry und Louis gesprochen wurden und der stets respektvolle Ton miteinander.
Doch insgesamt waren es mir zu viele Durchgänge der Zeitschleifen, an manchen Stellen fand ich die Rückblenden ungünstig gesetzt, weil sie aus dem aktuellen Geschehen gerissen haben, da wäre die ein oder andere Stelle eventuell passender gewesen.
Die Auflösung mochte ich dann wieder gern.
Insgesamt eine schöne, queere Romanze, die im Zeitschleifen-Modus erzählt ist. Dominik Gaidas flüssiger, leichter Schreibstil gefiel mir ebenso sehr gut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2025

Spannender Trilogie-Auftakt

Der Trailer
0

Vor 15 Jahren verschwand die Studentin Lisa Martin spurlos von einem Campingplatz in den Ardennen, wo sie sich einen Wohnwagen gemietet hatte. Ihr Verschwinden ist noch immer ungeklärt, weshalb sich ein ...

Vor 15 Jahren verschwand die Studentin Lisa Martin spurlos von einem Campingplatz in den Ardennen, wo sie sich einen Wohnwagen gemietet hatte. Ihr Verschwinden ist noch immer ungeklärt, weshalb sich ein True-Crime-Podcaster mithilfe der suspendierten Kommissarin Frieda Stahnke noch einmal mit dem Cold Case Lisa Martin beschäftigen möchte - in der Hoffnung, dass neue Spuren oder Hinweise auftauchen. Frieda kommt aus demselben Ort wie Lisa und kannte sie damals vom Sehen. Auch Wout Meertens hört die Folge und erinnert sich an damals, denn auch er war zum Zeitpunkt von Lisas Verschwinden auf dem Campingplatz. Als verurteilter Stalker möchte er sich jedoch nicht verdächtig machen und hat daher zu keinem Zeitpunkt Hinweise an die Polizei gegeben. Sein langjähriger Wegbegleiter und Freund Tayfun überredet ihn nun dazu, Frieda Stahnke zu kontaktieren und sein Wissen zu teilen.

Ich habe schon einige Bücher von Linus Geschke gelesen und mag seinen packenden und atmosphärisch erzählenden Schreibstil sehr gern. Gut gefielen mir auch die wechselnden Erzählperspektiven und das Wechseln zwischen den Zeitebenen. So erfahren die Leser*innen bruchstückhaft, wer damals noch im Camp Donkerbloem war und was dort geschehen ist. Während die einzelnen Teile zunächst recht zusammenhangslos nebeneinander standen, fügte sich das Puzzle während der Lektüre immer mehr zusammen. Linus Geschke hat mit Frieda, Wout, Tayfun und Kathinka spannende Figuren geschaffen, die eine gute Dynamik entwickeln. Die Auflösung war ab einem gewissen Punkt erwartbar, bis dahin jedoch waren für mich mehrere Szenarien denkbar. Insgesamt war ich mit der Auflösung und dem Ende sehr zufrieden und bin gespannt, was im zweiten Fall der Trilogie geschieht.

Veröffentlicht am 03.08.2025

Spannender Justiz-Thriller

Die feindliche Zeugin
0

In einem Park in East London wird im Herbst 2023 Thomas Dove, ein weißer Krankenpfleger, erstochen. Der Schwarze Jugendliche Emmett kniete neben Thomas, sein Pullover ist blutgetränkt und es gibt Zeug*innen, ...

In einem Park in East London wird im Herbst 2023 Thomas Dove, ein weißer Krankenpfleger, erstochen. Der Schwarze Jugendliche Emmett kniete neben Thomas, sein Pullover ist blutgetränkt und es gibt Zeug*innen, die ihn mit dem Messer in der Hand über dem Opfer haben stehen sehen, weshalb Emmett des Mordes beschuldigt wird und bis zum Prozessbeginn in Untersuchungshaft kommt.
Rosa Mercedes Higgins, eine junge Schwarze Anwältin, die am Anfang ihrer Karriere steht, wird von Solicitor Craig mit Emmetts Verteidigung beauftragt. Sie selbst ist bei ihrer Nana aufgewachsen, kommt aus derselben Gegend wie Emmett und glaubt ihm, wenn er beharrt, unschuldig zu sein und Thomas Dove nicht erstochen zu haben. Da Emmett jedoch über alles Weitere schweigt, liegt es an Rosa, bis zum Prozessauftakt Beweise zu finden, die seine Unschuld beweisen.

Was ich an "Die feindliche Zeugin" am interessantesten fand, ist, dass die Autorin Alexandra Wilson selbst als Anwältin tätig ist und in Form des Thrillers sehr viele Vorgänge und Abläufe des britischen Justizsystems darstellt. Ihr Schreibstil ist flüssig, prägnant und leicht, weshalb sich das Buch sehr schnell lesen lässt. Meinen Lesefluss beeinflusst hat in jedem Fall auch die Spannung, die sich im Laufe des Buches immer mehr aufbaut. Ich habe mich gefragt, weshalb Emmett schweigt, weshalb er Rosa nicht vertraut und natürlich gebangt, ob sie es schafft, Beweise für seine Unschuld zu finden. Was das Privatleben von Rosa angeht, konnte ich einiges nicht nachvollziehen, fand jedoch auch hier - wie im Gerichtssaal - die Schilderungen sehr eingängig und plastisch dargestellt. So habe ich einen Eindruck von ihrem Aufwachsen und dem ständigen Kampf gewonnen.
Alexandra Wilson hat nicht nur einen spannenden Justizthriller mit überraschenden Wendungen geschrieben, sondern thematisiert Rassismus, Vorverurteilung und Polizeiversagen im Buch.

Für mich auf jeden Fall ein empfehlenswertes Buch, das ich an einem Wochenende durchgelesen habe.

Veröffentlicht am 03.08.2025

Gewaltig und mitreißend

Hero
0

Sie haben zusammen im Restaurant gearbeitet - sie als Kellnerin und er als Chefkoch - und waren befreundet. Dann haben sie sich verliebt, sind zusammengezogen und nun hat er Hero einen Heiratsantrag gemacht. ...

Sie haben zusammen im Restaurant gearbeitet - sie als Kellnerin und er als Chefkoch - und waren befreundet. Dann haben sie sich verliebt, sind zusammengezogen und nun hat er Hero einen Heiratsantrag gemacht. Doch sie weiß nicht, ob sie ihn heiraten will. Für ihn steht fest: Wenn sie nein sagt, sieht er keine Zukunft für sie zusammen. Sie fordert sieben Tage Bedenkzeit, in denen sie sich zurückziehen und zu einem Entschluss kommen kann.

Wer aufgrund des Klappentextes auf eine chronologische Liebesgeschichte hofft, wird hier sicherlich enttäuscht, denn Katie Buckley lässt Heros Gedanken freien Lauf. In der direkten Ansprache setzt sich Hero sowohl mit der Frage des Heiratens als auch mit den gemeinsamen Erinnerungen und ihrer (sexuellen) Vergangenheit auseinander. Erzählt wird ausschließlich aus Heros Sicht, es gibt kaum Namen, eigentlich nur Spitznamen für ihre engen Freundinnen, die Männer in ihrem Leben bleiben namenlos und bekommen daher auch keinerlei Tiefe oder Charakter verliehen.
Zunächst hat mich der Schreibstil sehr verwirrt - ich konnte den teilweise fragmentarischen Gedanken und Sätzen nicht folgen, konnte die Zeitsprünge nicht einordnen und wusste nicht, wer gerade gemeint ist und von wem Hero spricht. Dann habe ich einfach alles auf mich wirken lassen, beschlossen, dass die einzelnen Figuren gar nicht wichtig sind, sondern nur der Inhalt.
Und der hat es in sich. Hero erzählt von ihren sexuellen Begegnungen mit Männern, von den patriarchalen Strukturen, in denen wir leben und den heteronormative, patriarchalen Gedankenmustern hinsichtlich Beziehungen, Rollenbildern und der Familie. Sie erzählt von sexuellen Übergriffen, von gewaltvollen Erfahrungen, Enttäuschungen, Trennungen und parallel laufender Beziehungen/Begegnungen mit unterschiedlichen Männern.
Mehrfach wird die Frage aufgeworfen, inwieweit sich Frauen* für Männer verstellen, wie sehr sie gefallen wollen und wie bereit sie sind, dafür zu gehen. Hero erzählt dabei von sich, häufig nicht gesetzter Grenzen und den Eindrücken und Erfahrungen ihrer Mutter und ihrer Freundin.

Ich emfpand Katie Buckleys Schreibstil als sprachgewaltig und ausdrucksstark. Die thematisierten Gedanken und Fragen, die hier für Hero und die Männer in ihrem Leben behandelt werden, stehen exemplarisch für viele von uns.

Ein Buch, das ganz anders war, als ich erwartet habe, und mich vollkommen mitgerissen hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 01.08.2025

Packender Roman

Vorsehung
0

Auf einem Flug nach Sydney steht kurz vor der Landung des Flugzeugs eine ältere Dame auf, geht von Passagierin zu Passagierin und nennt Todesalter und Todesursache. Während die ersten verwirrt sind, die ...

Auf einem Flug nach Sydney steht kurz vor der Landung des Flugzeugs eine ältere Dame auf, geht von Passagierin zu Passagierin und nennt Todesalter und Todesursache. Während die ersten verwirrt sind, die Aussagen nicht einordnen können, ändert sich die Stimmung an Bord von Irritation über Neugier bis hin zu Ärger und Panik. Nach der Landung tauschen sich die Passagierinnen über ihre Vorsehungen aus, sind skeptsich, die meisten nehmen die Aussagen der älteren Dame nicht ernst - bis die erste Prophezeiung eintrifft und die erste Person stirbt.

Der Plot hat sofort meine Neugier geweckt und ich war sehr gespannt auf die Umsetzung, die Entwicklungen einzelner Figuren und selbstverständlich auf die Auflösung und ihre Plausibilität. Liane Moriarty hat mit der älteren Dame, Cherry, eine sehr interessante Figur geschaffen, deren Lebensgeschichte ich faszinierend fand. Aus wechselnden Perspektiven wird von den Leben einzelner Figuren an Bord erzählt - aus den Zeiten vor und nach dem Flug. Während manche Fluggäst
innen ihre Prophezeiungen vergessen wollen, warten andere ab oder hinterfragen ihr momentanes Leben und ändern explizit etwas.
Für mich war "Vorsehung" ein sehr spannender und humorvoll geschriebener Roman mit unterschiedlichen, interessanten Figuren und einem fesselnden storytelling.