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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2025

Spannender Closed-Setting-Thriller

Eisnebel
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Theodora begleitet ihren Verlobten Connor Dalton zum Winterdomizil der Familie, die Theo nun kennenlernen soll. Abgelegen, mitten in den Bergen liegt das luxuriöse Anwesen Idlewood, auf dem Theo ...

Theodora begleitet ihren Verlobten Connor Dalton zum Winterdomizil der Familie, die Theo nun kennenlernen soll. Abgelegen, mitten in den Bergen liegt das luxuriöse Anwesen Idlewood, auf dem Theo sich sofort unwillkommen fühlt. Die Daltons sind ihr skeptisch gegenüber, doch Connor ist überzeugt davon, dass Theo sie von sich überzeugen könne. Doch Theo hat das Gefühl, dass die Familie Dalton ihr geschlossen abweisend begegnet - außerdem bekommt sie seit geraumer Zeit Drohnachrichten, die ihr nahelegen, sich von Connor Dalton fernzuhalten.

Kate Alice Marshall hat einen flüssigen, sehr packenden Schreibstil und hat es geschafft, direkt zu Beginn einen Spannungsbogen zu erzeugen, der straff gespannt bleibt. Dafür sorgen einerseits die kurzen Kapitel und andererseits die wechselnden Perspektiven und Rückblenden. Theo hat keine Erinnerung an ihre ersten Jahre, auf Idlewood bekommt sie jedoch kleine Erinnerungsfetzen und stellt sich die Frage, was es mit den Daltons und den Drohungen auf sich hat.

Durch zahlreiche Wendungen lässt Kate Alice Marshall die Leser*innen stückchenhaft erfahren, was es mit Theos Kindheit und Idlewood auf sich hat.

Ein spannender Closed-Setting-Thriller, der in der eisigen Kälte mitten in einer wohlhabenden, priviligierten Familie spielt.

Veröffentlicht am 09.12.2025

Wichtiges Thema gut vermittelt

Malte & Oßkar und der Lauf der Dinge
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Malte, Phia und Oßkar eint eine tiefe Freundschaft zwischen den Häusern der Stadt, denn die drei schicken sich täglich Briefe über ein Körbchen an Bändern. Ein kleiner Unfall führt dazu, dass Ängste geweckt ...

Malte, Phia und Oßkar eint eine tiefe Freundschaft zwischen den Häusern der Stadt, denn die drei schicken sich täglich Briefe über ein Körbchen an Bändern. Ein kleiner Unfall führt dazu, dass Ängste geweckt werden und sich Malte und Oßkar in eine andere Welt bewegen, die wunderlich ist und voll mit flimmernden und glimmernden Elementen steckt. Diese Welt erzählt von Abschieden, vom Für-Immer-Bleiben und von Wartenden.
Malte Zierden und Amia von Arenberg haben ein wunderschönes, poetisches und anschauliches Kinderbuch gestaltet, das vom Abschied, der Angst vorm Abschied und einer hoffnungsvollen anderen Welt erzählt. Gerade die Metaphorik der anderen Welt, in die sie kommen, finde ich im Kontext des Verlusts und des Erinnerns sehr wertvoll und kindgerecht. Die Sprache ist kindgerecht, poetisch, manchmal gibt es Reime, manchmal nicht, aber für fünfjährige Kinder meines Erachtens passend.
Die Illustrationen sind sehr detailreich, wunderschön und farblich absolut aufeinander abgestimmt.

Ein sehr anschauliches und schönes Buch, das das wichtige Thema des Verlusts, der Verlustängste, Trost und der bleibenden Erinnerungen kindgerecht thematisiert und einen sehr wertvollen Gesprächsanlass und -ausgangspunkt bietet.

Veröffentlicht am 09.12.2025

Sehr eindringlich

Der brennende Garten
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Sashi ist Tamilin und Schwester von vier älteren Brüdern. Wiei ihr Großvater und ihr ältester Bruder möchte auch Sashi unbedingt Ärztin werden und lernt daher für die Zulassungsprüfungen. Um sich besser ...

Sashi ist Tamilin und Schwester von vier älteren Brüdern. Wiei ihr Großvater und ihr ältester Bruder möchte auch Sashi unbedingt Ärztin werden und lernt daher für die Zulassungsprüfungen. Um sich besser auf die akademische Laufbahn vorbereiten zu können, ist sie für diese Zeit von Jaffna nach Colombo zu ihrer Großmutter gezogen und lebt dort mit ihr und ihrem ältesten Bruder zusammen. Doch dann beginnen die Rebellionen der Tamil Tigers und die Ausschreitungen gegen die tamilische Zivilbevölkerung, was Sri Lanka in einen jahrelangen Bürgerkrieg treibt. Sashi kehrt zurück nach Jaffna, wo die tamilische Zivilbevölkerung sicher sein soll, nimmt ihr Medizinstudium auf und nimmt wahr, wie sich ihr bisheriges Leben verändert, wie der Krieg die Stimmung beeinflusst und immer mehr Menschen, Freundinnen und Nachbarinnen aus Sashis Leben verschwinden - darunter ist auch K, ein Junge aus der Nachbarschaft, mit dem sie aufgewachsen ist und zu dem sie schon immer eine besondere Verbindung hatte. Wie auch zwei von Sashis Brüdern hat sich K den Tigers angeschlossen und bald muss auch Sashi entscheiden, wie sie sich einsetzt und wie sie sich positioniert.

V. V. Ganeshananthan hat mit "Der brennende Garten" einen eindringlichen Roman über den Krieg in Sri Lanka geschrieben. Dabei liegt der Fokus auf Sashi, beginnend von ihrer Kindheit, über das gemeinsame Aufwachsen mit ihren Brüdern und K, die Beziehungen an der Universität und die inneren und äußeren Konflikte, was Moral, Politik, Verbundenheit und Widerstand angeht. V. V. Ganeshananthan hat sowohl mit Sashi als auch mit K und ihren Familienmitgliedern sehr vielschichtige Figuren geschaffen, deren Konflikte immer deutlicher werden. Mir haben die unterschiedlichen Figuren, die Schilderungen ihrer Involviertheit und ihrer unterschiedlichen Bezüge zu den Tigers, der tamilischen und der singhalesischen Bevölkerung sehr gut gefallen.
Der Roman bildet die Geschehnisse in Jaffna ab 1981 ab, aus der Perspektiven von Sashi und ihrem nahen Umfeld, ihren Eindrücken und Perspektiven, doch eingebettet und fundiert in den historischen Ereignissen. So vereint V. V. Ganeshananthan eine fiktionale Erzählung und die realen Geschehnisse und Entwicklungen Sri Lankas zu der damaligen Zeit.

Für mich ist "Der brennende Garten" ein Roman, der während der Lektüre sehr viel mit mir gemacht hat und auch noch einige Zeit in mir nachhallen wird. Sehr eindringlich und intensiv erzählt, sodass ich mich gar nicht entziehen konnte, auch wenn ich es an der einen oder anderen Stelle gern getan hätte, weil das Leid so groß war.

Veröffentlicht am 09.12.2025

Viele Erzähl- und Zeitebenen

Die drei Leben der Cate Kay
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"Die drei Leben der Cate Kay" von Kate Fagan ist genau das: ein Buch über die drei Leben einer Frau. Darunter sind die Autorin Cate Kay, die Privatperson Cass und der Teenie/die junge Frau Annie. Zunächst ...

"Die drei Leben der Cate Kay" von Kate Fagan ist genau das: ein Buch über die drei Leben einer Frau. Darunter sind die Autorin Cate Kay, die Privatperson Cass und der Teenie/die junge Frau Annie. Zunächst war ich sehr verwirrt über die verschiedenen Zeitebenen, die wechselnden Erzählperspektiven und musste alles einordnen und sortieren lernen. Ich würde also sagen, dass das Buch nichts für zwischendurch ist, sondern volle Aufmerksamkeit braucht.
Kate Fagan gibt in sehr kurzen Kapiteln Einblicke in das Leben des Kindes Annie, das vor allem von der Freundschaft zu Amanda geprägt ist, erzählt dann, wie es zum abrupten Bruch der Freundschaft, einem sehr schlechten Gewissens und einem Neuanfang und somit zum Leben von Cass kommt. Erzählt wird von Freundschaften, von queerer Liebe, Brüchen, Neuanfängen und Träumen. Den Schreibstil würde ich als fragmentarisch und episodenhaft beschreiben. Bis ich zu den einzelnen Figuren eine gewisse Nähe aufbauen konnte, brauchte es gut ein Drittel des Buches. Ich schätze, das liegt an den kurzen, ständig in der Perspektive wechselnden Kapiteln. Was mich zusätzlich herausgefordert hat, waren die Abschnitte aus den Perspektiven derjenigen Menschen, die Teil von Annies/Cass'/Cates Leben waren oder nur kurz darin vorkamen sowie die Kommentare Cates in den Fußnoten. Die Lektüre geschieht in dem Bewusstsein, dass alles durch Cates Augen gesehen und geschrieben wird, aber diverse Perspektiven eingenommen werden und sich immer wieder in verschiedene Zeitabschnitte und Begegnungen versetzt wird. Dabei gibt es sehr wenig Chronologie, das Buch folgt eigenen Regeln.

Unterm Strich mochte ich die Geschichte, mochte die Einblicke in die drei Leben, aber musste auch immer konzentriert sein und teilweise Abschnitte doppelt lesen oder zurückblättern und in meinen Erinnerungen nach Vorwissen aus vorherigen Kapiteln kramen. Wer anspruchsvollere und komplexe Geschichten mag, wird hier sicherlich auf seine*ihre Kosten kommen.

Veröffentlicht am 19.11.2025

Roman über das Tradwife-Phänomen

Heimat
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Jana zieht mit ihrem Ehemann Noah und ihren beiden Kindern aufs Land. Sie ist erneut schwanger und kündigt, ohne das mit Noah besprochen zu haben, frühzeitig ihren Job. Nun ist sie tagsüber allein im Dorf, ...

Jana zieht mit ihrem Ehemann Noah und ihren beiden Kindern aufs Land. Sie ist erneut schwanger und kündigt, ohne das mit Noah besprochen zu haben, frühzeitig ihren Job. Nun ist sie tagsüber allein im Dorf, betreut die Kinder nach der Kita und sehnt sich nach Anschluss und Zugehörigkeit im Dorf. Als sie die schöne Karolin kennenlernt, ist sie völlig fasziniert. Karolin hat fünf Kinder, ihr Mann Clemens ist der Alleinverdiener, sodass sich Karolin in vollster Zuneigung um die Erziehung ihrer Kinder, die Heimeligkeit und das Kochen kümmern kann. Ihren idyllischen Alltag dokumentiert sie auf Social Media, was Jana gebannt verfolgt und beneidet, wie leicht Karolin alles von der Hand zu gehen scheint. Durch ihre Freundinnenschaft bekommt Jana immer mehr Einblicke in Karolins Leben, wird zu Mütter-Treffen eingeladen und findet nun endlich Anschluss.
Dass sich Janas Mindset und ihre Einstellungen sehr von denen Karolins unterschieden haben und sie sich immer mehr Karolins Überzeugungen annimmt, nimmt sie selbst kaum wahr.

Hannah Lühmann beschreibt die Darstellung des Tradwife-Lebens sehr anschaulich und lässt die Leser
innen durch die Figur Jana nachfühlen, wie verführerisch, verlockend und simpel es erscheint. Die rechten Ideologien wirken eher subtil und unausgesprochen als explizit kommuniziert.
Ich finde "Heimat" einen sehr gelungenen Roman, der die Differenzen, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, den Rückzug aufs Land und die Versorgungsfrage sehr anschaulich darstellt. Das Buch ist recht dünn und ließ sich für mich daher sehr schnell lesen.