Gewaltig und mitreißend
Sie haben zusammen im Restaurant gearbeitet - sie als Kellnerin und er als Chefkoch - und waren befreundet. Dann haben sie sich verliebt, sind zusammengezogen und nun hat er Hero einen Heiratsantrag gemacht. ...
Sie haben zusammen im Restaurant gearbeitet - sie als Kellnerin und er als Chefkoch - und waren befreundet. Dann haben sie sich verliebt, sind zusammengezogen und nun hat er Hero einen Heiratsantrag gemacht. Doch sie weiß nicht, ob sie ihn heiraten will. Für ihn steht fest: Wenn sie nein sagt, sieht er keine Zukunft für sie zusammen. Sie fordert sieben Tage Bedenkzeit, in denen sie sich zurückziehen und zu einem Entschluss kommen kann.
Wer aufgrund des Klappentextes auf eine chronologische Liebesgeschichte hofft, wird hier sicherlich enttäuscht, denn Katie Buckley lässt Heros Gedanken freien Lauf. In der direkten Ansprache setzt sich Hero sowohl mit der Frage des Heiratens als auch mit den gemeinsamen Erinnerungen und ihrer (sexuellen) Vergangenheit auseinander. Erzählt wird ausschließlich aus Heros Sicht, es gibt kaum Namen, eigentlich nur Spitznamen für ihre engen Freundinnen, die Männer in ihrem Leben bleiben namenlos und bekommen daher auch keinerlei Tiefe oder Charakter verliehen.
Zunächst hat mich der Schreibstil sehr verwirrt - ich konnte den teilweise fragmentarischen Gedanken und Sätzen nicht folgen, konnte die Zeitsprünge nicht einordnen und wusste nicht, wer gerade gemeint ist und von wem Hero spricht. Dann habe ich einfach alles auf mich wirken lassen, beschlossen, dass die einzelnen Figuren gar nicht wichtig sind, sondern nur der Inhalt.
Und der hat es in sich. Hero erzählt von ihren sexuellen Begegnungen mit Männern, von den patriarchalen Strukturen, in denen wir leben und den heteronormative, patriarchalen Gedankenmustern hinsichtlich Beziehungen, Rollenbildern und der Familie. Sie erzählt von sexuellen Übergriffen, von gewaltvollen Erfahrungen, Enttäuschungen, Trennungen und parallel laufender Beziehungen/Begegnungen mit unterschiedlichen Männern.
Mehrfach wird die Frage aufgeworfen, inwieweit sich Frauen* für Männer verstellen, wie sehr sie gefallen wollen und wie bereit sie sind, dafür zu gehen. Hero erzählt dabei von sich, häufig nicht gesetzter Grenzen und den Eindrücken und Erfahrungen ihrer Mutter und ihrer Freundin.
Ich emfpand Katie Buckleys Schreibstil als sprachgewaltig und ausdrucksstark. Die thematisierten Gedanken und Fragen, die hier für Hero und die Männer in ihrem Leben behandelt werden, stehen exemplarisch für viele von uns.
Ein Buch, das ganz anders war, als ich erwartet habe, und mich vollkommen mitgerissen hat.