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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2022

Hervorragende Anthologie

Tatort Nord
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Mit 23 Kurzkrimis, die allesamt im Norden zwischen Hamburg und den Küstengebieten spielen, haben mir sowohl die Herausgeberinnen als auch die sehr vielfältigen Autorinnen spannende Lesestunden beschert. ...

Mit 23 Kurzkrimis, die allesamt im Norden zwischen Hamburg und den Küstengebieten spielen, haben mir sowohl die Herausgeberinnen als auch die sehr vielfältigen Autorinnen spannende Lesestunden beschert. Jeder Kurzkrimi ist in und für sich besonders und konnte mich fesseln, mich an den Tatort und in die Figuren hineinsaugen. Während ich bei einigen Fällen recht früh ahnte, worauf sie hinauslaufen, trafen mich andere Auflösungen völlig überraschend. Das Spektrum der Kurzkrimis reicht von spannend über düster, schwarzhumorig, clever, aufregend, angsteinflößend bis hin zu absurd oder gar fantastisch - alles im Positiven Sinn!

Abgesehen von den spannenden Lesemomenten hat mir "Tatort Nord" auch eine ganze Palette an interessanten und ansprechenden Autorinnen beschert, dessen weitere Publikationen und Ermittlerteams ich mir definitiv ansehen werde, um hoffentlich die ein oder andere Figur noch einmal zu treffen!

Eine hervorragende Anthologie, in der sicherlich jeder Krimifanin auf seine*ihre Kosten kommt!

Veröffentlicht am 17.07.2022

Authentischer LGBTQIA+ New-Adult-Roman

Fünfzehn Tage sind für immer
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Felipe ist 17, homosexuell und übergewichtig, was ihm selbst sehr bewusst ist und woran er durch das stete Mobbing seiner Mitschüler*innen auch tagtäglich erinnert wird. Freunde hat er keine und Selbstsicherheit ...

Felipe ist 17, homosexuell und übergewichtig, was ihm selbst sehr bewusst ist und woran er durch das stete Mobbing seiner Mitschüler*innen auch tagtäglich erinnert wird. Freunde hat er keine und Selbstsicherheit sowieso nicht. Daher freut er sich auf die Ferien, in denen er den ganzen Tag für sich sein, lesen und Serien schauen kann. Doch als er vom letzten Schultag nach Hause kommt, offenbart seine Mutter ihm, dass der Nachbarsjunge Caio für 15 Tage bei ihnen leben wird, da dessen Eltern im Urlaub sind. Felipe bricht sofort der Angstschweiß aus: Wie soll er denn 15 Tage mit Caio, in den er - seit er denken kann - verliebt ist, verbringen ohne sich zu blamieren?

Vitor Martins lässt durchweg Felipe erzählen, sodass der Eindruck geweckt wird, als sei man in seinem Kopf und würde jede Szene miterleben. Felipes Gedanken sind durch eine humorvolle Perspektive und jugendliche Situationskomik geprägt, allerdings werden auch schnell die Selbstzweifel und die Vorliebe zum Verdrängen sichtbar. Im Laufe des Buches vollzieht er eine wichtige Entwicklung, öffnet sich Caio gegenüber und fasst Vertrauen - in ihn, sich selbst und die Welt. Was mir gefällt: "Fünfzehn Tage sind für immer" verharmlost keines der beinhalteten Themen, bietet keine Sofortlösungen an und vermittelt auch nicht, dass derartig schwerwiegende Probleme, wie Caio und Felibe sie haben - sich im Nu auflösen. Sondern es zeigt, dass es vielen Jugendlichen womöglich nicht gut geht, sie mit sich und der Welt hadern, es aber schrittweise einen Weg hin zum Glücklichsein und einer wohlwollenderen Perspektive gibt.
Die Themen sind ernst und plausibel, der Schreibstil wechselt situationsabhängig zwischen Humor, Schwermut und Nüchternheit.
Ein wertvoller LGBTQIA+ New-Adult-Roman!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 14.07.2022

Wichtiges Thema, stark umgesetzt

Die sieben Schalen des Zorns
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Max ist Arzt und seine Tante schwer an Alzheimer erkrankt. Daher hat sie Max schon sehr früh das Versprechen abgenommen, dass er ihr bei ihrem Tod helfen wird, sobald das Leben für sie nicht mehr lebenswert ...

Max ist Arzt und seine Tante schwer an Alzheimer erkrankt. Daher hat sie Max schon sehr früh das Versprechen abgenommen, dass er ihr bei ihrem Tod helfen wird, sobald das Leben für sie nicht mehr lebenswert ist. Da dieses Stadium nun erreicht ist, verabreicht Max ihr das tödliche Medikament. Kurz darauf steht bereits die Mordkommission vor seiner Praxistür, denn - was viele vermutlich nicht wissen - ist das Bereitstellen der Medizin straffrei, das Verabreichen beschert Max jedoch eine Anklage wegen Mordes. Dieser Verdacht wird dadurch erhärtet, dass er der Alleinerbe seiner Tante Maria ist. Da kann ihm nur der langjährige Freund Jonas helfen, der ihm nach einem sie stark verbindenen Geheimnis vor etlichen Jahren noch etwas schuldig ist, nun jedoch als Staatsanwaltschaft auf der anderen Seite steht.

Markus Thiele hat sich in "Die sieben Schalen des Zorns" einem sehr schwierigen Thema gewidmet - sowohl juristisch als auch moralisch - und erinnert damit an die Bücher von Ferdinand von Schirach. Durch die Rückblenden bekommen die Leser*innen einen näheren Einblick von Max' Kindheit, Jugend und seiner Beziehung zu Maria, was seine Handlungsweisen erklärt und verstehen lässt, weshalb er zu der Person geworden ist, die er heute ist. Auch von Jonas und dessen Vergangenheit erfahren wir einiges, was auch sein Weltbild und seine Entscheidungen erklärt.
Während mich der Ausgangsplot schon von Anfang an begeistert hatte, fesselten mich auch der Schreibstil und die Art, wie vom Tod, dem Wunsch nach dem Tod, der Umsetzung und der juristischen Lage erzählt wird.

Veröffentlicht am 10.07.2022

Irgendwie sperrig

Die Knochenleser
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Michael Digson, genannt Digger, sieht, wie ein kleiner Junge auf offener Straße umgebracht wird und gerät in den Fokus der Polizei. Da er mit seiner ausgezeichneten Beobachtungs- und Kombinationsgabe die ...

Michael Digson, genannt Digger, sieht, wie ein kleiner Junge auf offener Straße umgebracht wird und gerät in den Fokus der Polizei. Da er mit seiner ausgezeichneten Beobachtungs- und Kombinationsgabe die Täter ausmachen kann, nötigt Detective Superintendent Chilman ihn, sich einer Polizeitruppe anzuschließen und sich zum Forensiker ausbilden zu lassen. Da auf Camoha sehr viel Korruption, politische Widerstände und vor allem Gewalt gegen Frauen herschen, hat Digger es mit schwierigen Fällen und recht unkonventionellen Methoden zu tun. An seiner Seite kämpft mit ihm Chilmans Tochter, Miss Stanislaus.

Den Ausgangsplot fand ich sehr interessant und auch die Art, wie Digger in den Polizeidienst kommt und mit welchen persönlichen Widerständen er kämpfen muss, konnte mich fesseln. Und irgendwas an ihm und an Miss Stanislaus hat mich zum Weiterlesen bewogen, obwohl die Atmosphäre sehr düster, für mich irgendwie alles wenig greifbar und distanziert blieb. Den Schreibstil fand ich recht abgehackt und ungewöhnlich, gerade was die Satzstruktur und die Satzenden angeht, weshalb mein Lesefluss weniger schnell war als gewöhnlich.

Auch wenn ich "Die Knochenleser" nicht unbedingt empfehlen würde, emfpand ich die Lektüre als außergewöhnlich und abwechslungsreich, auch wenn ich bis zum Schluss nicht richtig warm damit geworden bin.

Veröffentlicht am 10.07.2022

Sehr spannend, aber nichts für schwache Nerven

Der Zoom-Killer (Tom-Bachmann-Serie 2)
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Während einer Zoom-Konferenz steht hinter einem Teilnehmer plötzlich ein maskierter Mann, hält ihm ein Messer an die Kehle und zwingt die anderen Zoom-Konferenz-Teilnehmer, dabei zuzusehen, wie er ihn ...

Während einer Zoom-Konferenz steht hinter einem Teilnehmer plötzlich ein maskierter Mann, hält ihm ein Messer an die Kehle und zwingt die anderen Zoom-Konferenz-Teilnehmer, dabei zuzusehen, wie er ihn langsam und brutal zu Tode quält. Für Tom Bachmann und sein Team ist schnell klar, dass das Opfer keine zufällige Wahl des Täters war.

Leider habe ich "Der Blutkünstler", also den ersten Teil um Tom Bachmann, bisher nicht gelesen, konnte durch die Bezüge auf Toms Vergangenheit jedoch auch problemlos folgen und recht schnell verstehen, weshalb er einen so guten Blick in die Psyche der Serientäter hat. Trotz der Einblicke blieb Tom Bachmann für mich recht wenig greifbar, kühl, kantig und etwas emotionslos. Was die Ermittlungen angeht, wurden Fortschritte in gutem Tempo und auf einem clever konstruierten Spannungsbogen erzielt. Die Auflösung folgt tatsächlich erst am Ende, sodass Miträtseln und -fiebern in jedem Fall möglich ist.

Ein sehr spannender, gut konstruierter Thirller, der wegen seiner Brutalität und expliziten Schilderungen vermutlich nicht jeden Lesegeschmack erfüllt.