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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2024

So spannend wie erwartet

Mörderfinder – Stimme der Angst
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Max Bischoff, ein erfolgreicher und gefragter Fallanalytiker, sieht auf der Beerdigung seines Mentors, Professor Bergmann, die seiner Ex-Freundin und großer Liebe Jennifer Sommer sehr änlich ...

Max Bischoff, ein erfolgreicher und gefragter Fallanalytiker, sieht auf der Beerdigung seines Mentors, Professor Bergmann, die seiner Ex-Freundin und großer Liebe Jennifer Sommer sehr änlich sieht. Allerdings kann es nicht Jennifer sein, da diese seit fünf Jahren tot ist und Max' Wissen nach auch keine Schwester hatte. Doch die Frau von der Beerdigung lässt ihn keine Ruhe und er spricht sie an - mit unvorhergesehenen Folgen Konsequenzen für ihn. Denn Dominique hat einen sehr eifersüchtigen Freund und macht Max Bischoff unmissverständlich klar, dass er keinen weiteren Kontakt duldet. Kurz darauf verschwindet Jana spurlos, die Frau, zu der Max gerade wieder Gefühle aufgebaut hat und die für eine gemeinsame Zukunft in Frage kommt.

Ich mag die Bücher von Arno Strobel sehr gern, weil er von der ersten Seite an Spannung aufbaut, aus wechselnden Perspektiven erzählt, wobei mir unter anderem die Täter- und Opfer-Perspektiven am meisten gefallen, und mit Max Bischoff als Fallanalytiker einen fantastischen Protagonisten erschaffen hat. Auch sein vierter Fall ist packend, gibt einiges über seine Vergangenheit preis und hat mich die Seiten nur so aufsaugen lassen. Ich mag das Team, die überraschenden Wendungen und das fulminante Finale. Bereits jetzt freue ich mich auf den nächsten Teil, der hoffentlich bald erscheint!

Veröffentlicht am 11.03.2024

Zwei unterschiedliche Sichten

Weiße Wolken
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Zwei Schwestern: Die eine arbeitet sich an sämtlichem Unrecht unserer Gegenwart ab, die andere am bürgerlichen Familienideal; für die eine ist ihr Schwarzsein eine politische Kategorie, für die ...

Zwei Schwestern: Die eine arbeitet sich an sämtlichem Unrecht unserer Gegenwart ab, die andere am bürgerlichen Familienideal; für die eine ist ihr Schwarzsein eine politische Kategorie, für die andere ihr Muttersein. Klug, erhellend und mit hintergründigem Witz erzählt Yandé Seck in ihrem Debütroman von den Ambivalenzen, die wir im Kleinen wie im Großen aushalten müssen.

Yandé Seck erzählt in "Weiße Wolken" von zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ihr Vater kam vor mehr als vierzig Jahren aus dem Senegal, ihre Mutter ist weiß. Während sich Dieo mit ihrem weißen Mann Simon, ihren drei Söhnen und der schönen Altbauwohnung in Frankfurt sehr zufriedengibt und ihr größtes Problem ist, dass sie die Ansprüche der Gesellschaft an sie als Mutter nicht erfüllen kann, hadert Zazie. Zazie, die im Jugendzentrum arbeitet, überlegt, an der Uni zu promovieren und die sich aufreibt an den rassistischen und sexistischen Strukturen, die ihr Umfeld als normal und eher unproblematisch empfinden. Zazie hält den Spiegel vor, gerade in der Familie muss sie das immer wieder machen und auf Rassismus hinweisen - auch Simon und sie versteht nicht wie Dieo mit ihm verheiratet und Kinder großziehen kann, wenn er sich so verhält.
Als ihr Vater überraschend stirbt, machen sich Zazie und Dieo auf den Weg in den Senegal, um sich zu verabschieden und starten die Reise ihres Lebens, denn danach ist nichts wie zuvor.

Yandé Seck schreibt sehr greifbar und ich konnte vor allem mit Zazie sympathisieren, obwohl sowohl Zazies als auch Dieos Lebens- und Denkweise nachvollziehbar geschildert sind. Die Beispiele und Situationen, in denen Zazie Rassismus und Sexismus benennt und darauf hinweist sowie die Reaktionen darauf wirken wie aus dem Leben gegriffen.

Eine wichtige Lektüre, die Abbildung der Gesellschaft und Zeitgeist mit der Erzählweise eines berührenden Romans vereint.

Veröffentlicht am 04.03.2024

Erschütternd

Nachbarn
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"Nachbarn" von Diane Oliver ist ein Kurzgeschichtenband, der verschiedene Lebenssituationen, Perspektiven und Aspekte der 1960er Jahren in den USA aufgreift. Die Kurzgeschichten erzählen davon, ...

"Nachbarn" von Diane Oliver ist ein Kurzgeschichtenband, der verschiedene Lebenssituationen, Perspektiven und Aspekte der 1960er Jahren in den USA aufgreift. Die Kurzgeschichten erzählen davon, wie sich Schwarze die Rechte und Möglichkeiten erkämpfen oder mit sehr viel Durchhaltevermögen durchsetzen - begleitet von massivem Rassismus, der unterschiedlich offen oder verdeckt stattfindet, sowohl auf politischer Ebene als auch auf individueller Ebene. Einige Beispiele sind ein Junge, der als erster Schwarzer unter Weißen auf die Grundschule geht, die Zeitungen darüber berichten und die Familie massiv angegriffen und bedroht wird; eine junge Frau, die als erste Schwarze auf die Universität geht und mit Ausgrenzung und Rassismus zu kämpfen hat oder einem Schwarzen Paar, das in ein Viertel voller Weiße zieht.

Diane Oliver schreibt von Geschehnissen aus den 1960er Jahren, die zeitgemäßer nicht sein können und deren Veröffentlichung dringend notwendig ist. Die Kurzgeschichten haben sehr viel in mir ausgelöst - vor allem Beklemmung und in gewisser Form auch Sprachlosigkeit. Die 1960er scheinen weit weg und dennoch hat sich bis jetzt im Grunde nicht viel getan.
"Nachbarn" ist brandaktuell, stellt wichtige und essenzielle Fragen unserer Zeit, bezogen auf Politik und auf Persönliches, und sollte von allen gelesen werden. Vor allem sollte darüber gesprochen werden.

Veröffentlicht am 04.03.2024

Erwachsenwerden in der Großstadt

Klarkommen
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Mounia, Leon und die Erzählstimme sind in der bürgerlichen Kleinstadt großgeworden, waren auf dem "Restegymnasium" und können nun endlich zusammen ausziehen - raus aus der Kleinstadt, dem Spießertum ...

Mounia, Leon und die Erzählstimme sind in der bürgerlichen Kleinstadt großgeworden, waren auf dem "Restegymnasium" und können nun endlich zusammen ausziehen - raus aus der Kleinstadt, dem Spießertum hinein in das coole Leben voller Partys, Drogen und Sex, wie Filme, Bücher und Serien es ihnen seit Jahren versprechen. Sie ziehen in eine WG in der Großstadt, voller Hoffnungen und Träume. Schnell merken sie, dass das Leben in der Stadt gar nicht unbedingt cool ist: die Wohnung eine einzige Baustelle, finanzielle Engpässe und Partys sind nicht immer und nicht immer mit Drogen. Jede*r der drei geht ganz unterschiedlich mit dem Leben in der WG, den persönlichen Problemen, Liebe und dem Chaos des Erwachsenwerdens um.
Ilona Hartmann schildert all dies collagenartig, manchmal bruchstückhaft, in Form von Anekdoten, Erinnerungen oder knappen Sätzen. Einige Kapitel füllen nichtmal eine halbe Seite. "Klarkommen" ist authentisch, offen und humorvoll. Es enttarnt das vermeintlich coole Leben in der Großstadt, bestärkt die Romantisierung des Ländlichen und stellt die Hürden und Herausforderungen des Erwachsenwerdens in den Mittelpunkt.

Ein unterhaltsames Buch, dessen Inhalte ich absolut nachvolllziehen kann. Ich verspürte die Sehnsucht, selbst noch einmal so jung zu sein und all die ersten Erfahrungen noch einmal in einer Großstadt machen zu können - und andererseits froh zu sein, dass ich darüber hinweg bin.
Ich habe die Erlebnisse von Mounia, Leon und der Erzählstimme sehr genossen und kann die Lektüre empfehlen!

Veröffentlicht am 02.02.2024

Herzerwärmender Roman

Dieses schöne Leben
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Clover wurde durch ihren Großvater, einem Professor in New York, sehr stark in ihren Werten und Überzeugungen geprägt. Ihr Großvater war der Mensch, der ihr schon als Kind Bücher an die Hand gegeben hat, ...

Clover wurde durch ihren Großvater, einem Professor in New York, sehr stark in ihren Werten und Überzeugungen geprägt. Ihr Großvater war der Mensch, der ihr schon als Kind Bücher an die Hand gegeben hat, sein Wissen und seine Weisheiten mit ihr geteilt hat und mit dem sie eine Reihe geliebter Rituale verbindet. Während sie auf Reisen ist, verstirbt ihr Großvater überraschend - sie war nicht bei ihm, konnte sich nicht von ihm verabschieden und nimmt sich vor, Sterbebegleiterin zu werden. Denn sie ist davon überzeugt, dass niemand allein sterben sollte. Beruflich wird ihr ruhiges, mitfühlendes Wesen geschätzt, privat ist sie eher eine Einzelgängerin. Bis sie durch die neue Nachbarin Sylvie wieder neue Eindrücke sammelt und ihren Berufsalltag mit ihr teilen kann. Denn Sylvie ist von der Sterbebegleitung nicht abgeschreckt, sondern fasziniert.
Mit ihrer neuen Klientin, einer älteren, resoluten Frau namens Claudia, wird Clover auch beruflich vor eine neue Herausforderung gestellt: Denn Claudia wieß offenbar noch nichts davon, dass Clover eine Sterbebegleiterin ist. Clover sieht ihre Aufgabe darin, Claudias verloren geglaubte Liebe wiederzufinden und findet dabei selbst einen neuen Menschen...

Der Plot von "Dieses schöne Leben" ist kein neuer und wurde so oder so ähnlich schon zigmal in Büchern und Filmen wiedergegeben. Doch Mikki Brammer schreibt sehr flüssig, humorvoll und hat mit Clover und Claudia zwei sehr liebenswerte Figuren geschaffen, die eine schöne Beziehung zueinander aufbauen. Auch die Verflechtung von den beruflichen Aspekten der Sterbebegleitung und den privaten Unternehmungen und Kontakten hat mir sehr gut gefallen!
Ein schöner Roman, den ich als herzerwärmend und gut durchdacht beschreiben würde.