Eine Geschichte wie eine Naturgewalt
Wie Risse in der ErdeDiesen Roman musste ich erst einmal etwas sacken lassen, bevor ich meine Rezension schreiben konnte. Was für Emotionen, was für eine Lebensgeschichte. WIE RISSE IN DER ERDE ging mir tief unter die Haut. ...
Diesen Roman musste ich erst einmal etwas sacken lassen, bevor ich meine Rezension schreiben konnte. Was für Emotionen, was für eine Lebensgeschichte. WIE RISSE IN DER ERDE ging mir tief unter die Haut.
Clare Leslie Halls Schreibstil ist bildhaft, teilweise sogar poetisch, jedoch auch schonungslos ehrlich und ergreifend. Ich konnte das Buch kaum weglegen, so gefesselt war ich. Erzählt wird aus der Sichtweise der Protagonistin Beth in angenehm kurzen Kapiteln auf zwei Zeitebenen. Im Jahr 1955 verliebt sich die 17-jährige Beth in den aus reichem Haus stammenden Gabriel, die beiden verbringen einen intensiven und leidenschaftlichen Sommer miteinander, bis es zum Bruch kommt. Im Jahr 1968 betreibt Beth glücklich mich ihrem Mann Frank eine Farm, die beiden verbindet eine innige Liebe. Als Gabriel mit seinem Sohn Leo ins Dorf zurückkehrt kommen bei Beth Erinnerungen hoch und sie merkt, dass ihre Wunden nie wirklich geheilt sind. Beth hat einen Sohn verloren, der so alt war wie Leo. Die Gefühle brechen wie ein Sturm auf sie ein und ihre Entscheidung hat Folgen für alle, die ihr am Herzen liegen. Ein Unglück passiert und die Schuld daran bleibt bis zum Ende ein Geheimnis.
Beth ist ein sehr intensiver Charakter, voller Leidenschaft und Emotionen. Schon in jungen Jahren musste sie stark sein und wichtige Lebensentscheidungen treffen. Während die Liebesbeziehung zu Gabriel kurz und intensiv war, ist die Ehe mit Frank beständig und erfüllt von inniger Liebe und Loyalität. Einzig der Verlust ihres geliebten Sohnes Bobby lastet schwer auf ihren Seelen. Trotz ihrer Liebe zu Frank lässt sich Beth auf eine Affäre mit Gabriel ein, genießt die Leichtigkeit, die sie an ihre Jugend erinnert.
Die Tragödie für alle Beteiligten entwickelt sich schleichend, bis sie mit voller Wucht zuschlägt wie eine Naturgewalt. Wie wichtig sind Liebe und Loyalität? Wie viele Schicksalsschläge kann eine Familie verkraften, bevor sie zerbricht? Dies habe ich mich immer wieder gefragt. Ich vermute, in solchen Situationen denkt man gar nicht so sehr darüber nach. Man entscheidet, handelt und kämpft für die Menschen, die man liebt und braucht. Dies haben Beth und vor allen Dingen ihr Mann Frank mehr als gezeigt.
Wie es zu dem tragischen Unfall mit Todesfolge kam, bleibt bis zum Ende ein Geheimnis. Die Auflösung dessen sowie noch eine andere Tatsache rissen mir den Boden unter den Füßen weg. Die kleine Grace lässt mich hoffen, dass Beth ein erfülltes und glückliches Leben bevorsteht und die Erinnerungen weniger schmerzhaft sind.
WIE RISSE IN DER ERDE ist mein bisheriges Jahreshighlight. Vielen Dank Clare Leslie Hall für diese tief aufwühlende Geschichte.
Mein Fazit:
Diese Geschichte über Liebe, Verlust, Hoffnung, Wut und Vergebung ist eine Achterbahnfahrt an Emotionen. Sie schleicht sich ins Herz und unter die Haut, um sodann wie ein Vulkan auszubrechen. Schonungslos und ehrlich bahnt sich das Leben seinen Weg. Großartiger Schreibstil und wunderbare Charaktere.