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Veröffentlicht am 19.03.2025

Zwischen Kompass, Geheimnissen und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit

Die Anatomie der Einsamkeit
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Die Anatomie der Einsamkeit ist kein Buch, das man einfach nur liest – man spürt es. Louise Pelt gelingt es, das leise Gefühl des Verlorenseins greifbar zu machen und gleichzeitig Hoffnung auf Neuanfänge ...

Die Anatomie der Einsamkeit ist kein Buch, das man einfach nur liest – man spürt es. Louise Pelt gelingt es, das leise Gefühl des Verlorenseins greifbar zu machen und gleichzeitig Hoffnung auf Neuanfänge zu schenken.

Olives Suche nach der großen Story ist viel mehr als nur journalistischer Ehrgeiz – es ist die stille Suche nach einem Platz im Leben, nach einem Zuhause, das sich wirklich nach „Ankommen“ anfühlt. Der Kompass ihrer Großmutter wird dabei zum Symbol: für Orientierung, für Vergangenheit und letztlich auch für Verbindung.

Parallel dazu Claires Geschichte. Ihre Flucht auf die kleine Felsinsel ist rauer, widersprüchlicher – aber gerade dadurch so authentisch. Während Olive forscht, trauert Claire. Und doch laufen ihre Wege unmerklich aufeinander zu. Dieses kunstvolle Verweben der beiden Zeitebenen hat mich sehr beeindruckt.

Besonders schön fand ich die poetischen Einschübe – Poppys Gedichte sind wie kleine Inseln der Erinnerung zwischen den Kapiteln. Sie geben dem Buch einen ruhigen Takt, der gut zur melancholischen Grundstimmung passt, ohne zu beschweren.

Was mir persönlich etwas gefehlt hat, war eine stärkere emotionale Nähe zu den Figuren. Ich habe die Geschichten interessiert verfolgt, aber nicht immer mitgefühlt. Manche Szenen wirkten für mich fast ein wenig distanziert. Dennoch bleibt der Roman insgesamt bewegend – vor allem durch seine Botschaft: Dass Einsamkeit kein endgültiger Zustand sein muss. Dass Begegnungen verändern können. Und dass manchmal genau die kleinen Dinge – ein Kompass, ein Gedicht, ein Gespräch – alles ins Rollen bringen.

Ein leises, nachdenkliches Buch, das lange nachhallt.

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Veröffentlicht am 17.03.2025

Heimat, Verlust und Liebe

Die Tage nach dem Pflaumenregen
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Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich so tief berührt hat wie Die Tage nach dem Pflaumenregen. Die Geschichte von Suchi und Haiwen, die gemeinsam im Shanghai der 1930er-Jahre aufwachsen ...

Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich so tief berührt hat wie Die Tage nach dem Pflaumenregen. Die Geschichte von Suchi und Haiwen, die gemeinsam im Shanghai der 1930er-Jahre aufwachsen und später durch Krieg, politische Umbrüche und Migration getrennt werden, ging mir sehr nahe. Es ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern ein Roman über Identität, Heimat, Verlust und das Überleben in einer sich ständig verändernden Welt.

Besonders beeindruckt hat mich der Aufbau des Romans: Während Suchis Lebensgeschichte chronologisch erzählt wird, bewegt sich Haiwens Perspektive rückwärts durch die Zeit – ein erzählerischer Kniff, der nicht nur funktioniert, sondern ihren Charakteren Tiefe verleiht. Suchi schaut nach vorn, Haiwen hängt an der Vergangenheit. Diese Gegenbewegungen spiegeln ihre inneren Entwicklungen auf eindrucksvolle Weise wider.

Die sprachlichen Bilder sind kraftvoll und feinfühlig. Die Beschreibungen des Lebens im Longtang, der Kleidung, der Speisen und der Atmosphäre in den verschiedenen Städten machen die Geschichte lebendig. Gleichzeitig zeigen sie, wie sehr ein einziger Entschluss ein ganzes Leben verändern kann.

Mich hat auch die Vielschichtigkeit der Figuren fasziniert – wie sie sich durch Sprache, neue Namen oder soziale Rollen verändern, ohne ihr innerstes Wesen zu verlieren. Besonders die Szenen über das Leben im Exil, die Anpassung in fremden Ländern und der stille Schmerz über eine verlorene Heimat waren für mich sehr bewegend.

Die Tage nach dem Pflaumenregen ist ein historischer Roman, der durch die persönlichen Geschichten seiner Protagonisten Geschichte erfahrbar macht. Ein zutiefst menschliches, facettenreiches Debüt, das mich auch lange nach der letzten Seite nicht losgelassen hat. Für alle, die bewegende, literarisch anspruchsvolle Geschichten mögen – eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 08.03.2025

Ein in Bilderbuch über Kreativität, Rücksicht und die Kraft der eigenen Stimme

Die laute Hedda
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Ich bin begeistert von den farbenfrohen Illustrationen und der lebhaften Gestaltung von “Die laute Hedda“. Doch es ist nicht nur die Optik, die dieses Buch so besonders macht – die Geschichte selbst trifft ...

Ich bin begeistert von den farbenfrohen Illustrationen und der lebhaften Gestaltung von “Die laute Hedda“. Doch es ist nicht nur die Optik, die dieses Buch so besonders macht – die Geschichte selbst trifft mitten ins Herz und erzählt einfühlsam von einem Mädchen, das seinen Platz in einer oft zu leisen Welt finden muss.

Hedda ist voller Energie, Fantasie und Tatendrang – ein Kind, das mit jeder Faser seines Körpers spielt, tobt und entdeckt. Doch genau das stellt sie vor eine Herausforderung: Ihr Papa arbeitet im Homeoffice und bittet sie immer wieder um Ruhe. Während der bellende Hund des Nachbarn oder die brummende Waschmaschine für ihn keine Störfaktoren sind, scheint Heddas fröhliches Spielen eine unerwartete Lärmbelastung zu sein. Diese Situation hat mich sofort angesprochen, denn wie oft geraten Eltern und Kinder in ähnliche Konflikte, wenn Bedürfnisse aufeinanderprallen?

Besonders berührt hat mich, wie authentisch Heddas Gefühle dargestellt werden. Ihre Frustration darüber, ständig leise sein zu müssen, ist greifbar, ebenso ihr Wunsch nach Aufmerksamkeit und gemeinsamer Zeit. Es wird nicht nur gezeigt, wie wichtig es ist, Rücksicht auf andere zu nehmen, sondern auch, dass Kinder ihre eigene Ausdrucksweise finden dürfen. Die Geschichte führt uns vor Augen, dass Kompromisse nicht bedeuten, sich selbst aufzugeben, sondern einen Weg zu finden, der für alle funktioniert.

Die Illustrationen von Josephine Wolff passen perfekt zur Geschichte. Sie sind lebendig, voller Witz und laden dazu ein, immer wieder neue Details zu entdecken. Ich liebe es, wie die Farben und die Dynamik der Bilder Heddas Persönlichkeit widerspiegeln.

Insgesamt ist „Die laute Hedda“ ein großartiges Bilderbuch für aktive Kinder und ihre Eltern. Es ermutigt dazu, die eigenen Stärken zu entdecken, Verständnis für andere zu entwickeln und nach kreativen Lösungen zu suchen.

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Veröffentlicht am 06.03.2025

Ein herzerwärmendes Bilderbuch über die wahren Geschenke des Lebens

Mäusekind, es ist so weit, dein großer Tag: Geburtstagszeit!
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„Mäusekind, es ist so weit, dein großer Tag: Geburtstagszeit!“ von Sophie Schönwald ist ein bezauberndes Kinderbuch, das durch seine liebevolle Botschaft und die außergewöhnlichen Illustrationen begeistert. ...

„Mäusekind, es ist so weit, dein großer Tag: Geburtstagszeit!“ von Sophie Schönwald ist ein bezauberndes Kinderbuch, das durch seine liebevolle Botschaft und die außergewöhnlichen Illustrationen begeistert. Die Geschichte dreht sich um ein kleines Mäusekind, das bald Geburtstag hat, jedoch aufgrund des langen Winters keine materiellen Geschenke erwarten kann. Anstatt auf materielle Dinge zu setzen, entscheiden sich die Waldfreunde des Mäusekindes, ihm ganz persönliche Geschenke zu machen. Ob es nun ein Lied, eine liebevolle Umarmung oder eine gemeinsame Entdeckungstour ist – jeder bringt seine eigenen Stärken ein, um dem Geburtstagskind eine Freude zu bereiten.

Was dieses Buch so besonders macht, ist die tiefe Botschaft, die es übermittelt: wahres Glück und Wertschätzung liegen nicht in Dingen, die man kaufen kann, sondern in den zwischenmenschlichen Gesten und der Zeit, die wir füreinander haben. Die Tiere im Wald helfen einander, unterstützen die Eltern des Mäusekindes und zeigen dem kleinen Mäuschen, wie wertvoll es ist, gemeinsam zu sein. Diese positive und liebevolle Gemeinschaft ist einfach wundervoll zu sehen, und es macht Spaß, der Geschichte zu folgen.

Die Illustrationen von Carola Sieverding sind wunderschön. Jede Seite ist reich an Details und Emotionen, ohne dabei überladen zu wirken. Man kann förmlich die Freude, die Sorge und die Liebe in den Gesichtern der Tiere erkennen. Die Farben sind lebendig und kräftig, was das Buch noch mehr zum Leben erweckt. Man entdeckt immer wieder neue Kleinigkeiten, die dem Betrachter ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Die Erzählung selbst ist in sanften Reimen verfasst, die sich wunderbar zum Vorlesen eignen. Der Text ist kurz und prägnant, sodass auch jüngere Kinder schnell folgen können. Der Reimfluss und die einfühlsame Erzählweise machen es zu einem echten Leseerlebnis.

Ein weiteres Highlight ist die Bastelanleitung am Ende des Buches. Sie gibt den Lesern die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden und Glückwunschkarten zu gestalten – eine wundervolle Möglichkeit, die im Buch vermittelte Botschaft weiterzugeben.

Ich finde es fantastisch, wie dieses Buch auf so einfache Weise wichtige Werte wie Freundschaft, Liebe und das Schenken von Zeit vermittelt. Es ist nicht nur für Kinder ein Genuss, sondern auch für Erwachsene eine wertvolle Erinnerung daran, was wirklich zählt.

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Veröffentlicht am 05.03.2025

Ein wundervolles Kinderbuch über den Umgang mit Wut

Tilly stinkt's!
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Tilly, das kleine Stinktier, hat ein großes Problem: Immer wenn sie sich ärgert, setzt sie wortwörtlich einen “Stinker” frei. Doch das kommt bei ihren Freunden gar nicht gut an, und schon bald steht sie ...

Tilly, das kleine Stinktier, hat ein großes Problem: Immer wenn sie sich ärgert, setzt sie wortwörtlich einen “Stinker” frei. Doch das kommt bei ihren Freunden gar nicht gut an, und schon bald steht sie ganz alleine da. Zum Glück hat ihre Mama eine großartige Idee, die Tilly hilft, ihre Wut anders zu bewältigen. Und siehe da – am nächsten Tag läuft alles viel besser!

Dieses Buch behandelt auf einfühlsame und kindgerechte Weise ein wichtiges Thema: den Umgang mit Gefühlen, insbesondere mit Wut. Kleine Leser*innen können sich sehr gut mit Tilly identifizieren, denn wer kennt es nicht, wenn etwas nicht nach Plan läuft und man einfach nur wütend ist? Die Geschichte zeigt auf liebevolle Weise, dass es alternative Wege gibt, mit Frust umzugehen – und das mit viel Humor und Charme.

Besonders beeindruckend sind die Illustrationen: Farbenfroh, detailliert und voller kleiner Überraschungen, laden sie zum Entdecken ein. Kinder können nicht nur der Geschichte lauschen, sondern auch viel auf den Bildern erkunden, was das gemeinsame Vorlesen zu einem tollen Erlebnis macht. Die Mimik und Gestik von Tilly sind wunderbar dargestellt und tragen zur emotionalen Tiefe der Geschichte bei.

Ein weiteres Highlight ist die hochwertige Gestaltung des Buches. Die stabilen Seiten sind ideal für kleine Hände und fühlen sich angenehm fest an.

Unser Fazit: Ein wunderschönes Kinderbuch, das nicht nur unterhält, sondern auch wertvolle Impulse für den Alltag gibt.

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