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Veröffentlicht am 12.11.2025

Jahreshighlight!

Remnants of Filth. Buch 1
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“Niemals, wenn es in meiner Macht gestanden hätte, wäre ich dem Gedanken verfallen, das Schwert gegen dich zu richten. Einst brachtest du mir Licht und Wärme, und all das Blut, das durch mein Herz strömt, ...

“Niemals, wenn es in meiner Macht gestanden hätte, wäre ich dem Gedanken verfallen, das Schwert gegen dich zu richten. Einst brachtest du mir Licht und Wärme, und all das Blut, das durch mein Herz strömt, fließt allein um deinetwillen. Wäre dein Licht nicht in mein Leben getreten, so wäre ich nie bis an diesen Punkt gelangt.“

Mein erster Danmei und dann direkt ein Jahreshighlight. Wer hätte das gedacht? Zugegeben, die Voraussetzungen waren alle da - gay romance, lovers-to-enemies-to-lovers, who did this to you; alles im Setting von chinesischer Fantasy. Und trotzdem hat mich das Buch eiskalt erwischt, hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Und das von Seite 1 an.

“Doch Mo Xi war nie ein wahrlich tugendhafter Mann gewesen. Vor Gu Mang hatte er lediglich mit niemandem Bekanntschaft gemacht, der ihn völlig die Kontrolle verlieren ließ. Er war zuerst Gu Mang verfallen.“

Gu Mang und Mo Xi - einst Geliebte, dann größte Feinde. Ein Verrat, der zumindest in dem Band noch im Dunkeln geblieben ist. Und doch ist das Wort „Geliebte“ eigentlich noch zu klein, für das, was die beiden Protagonisten hatten. Das ist allumfassende Liebe, die deine Welt aus den Angeln hebt. Die du mit jeder Faser deines Seins spürst. Und dessen Verrat du nicht vergisst.

“Seit jeher hatte Mo Xi sich mit Bedacht verhalten, sich selbst so tief herabgesetzt, seine Wünsche und Erwartungen klein gehalten. Er hatte es nie gewagt, Gu Mangs erstes Mal für sich zu beanspruchen, und hatte stattdessen all seine eigenen, bedeutenden ersten Male, behutsam und voller Hingabe, in Gu Mangs Hände gelegt. Er hatte es nie offen ausgesprochen, wie wertvoll ihm diese Momente waren, zu stolz, seine Fassde der Stärke aufzugeben. Doch tief in seinem Herzen hielt er stets an der Hoffnung fest, dass Gu Mang diese ebenso schätzen würde.“

Die Geschichte wird aus Mo Xis Sicht erzählt und wechselt immer wieder recht abrupt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Die Erzählweise ist dadurch aber immer rund, die Übergänge sind fließend, und man konnte stets deutlich erkennen, in welchem Zeitabschnitt wir uns gerade befinden. Der Wechsel hat das Buch noch emotionaler gemacht, als es so schon war. Oh, die Emotionen dieser Geschichte…

“Warst du es nicht immer? Du warst es, der mich provozierte, du warst es, der mich aufsucht…“ Ob in guten oder in schlechten Tagen. In Armut wie in Reichtum, ungeachtet dessen, was die Zukunft bringen mag. Du warst es, der mit einem Lächeln an meine Seite trat. „Du hattest mich glauben lassen…“ … dass es eine Freundschaft geben könnte, frei von jeder Erwartung, eine Güte, die bedingungslos dem anderen gilt, unabhängig davon, ob sie jemals erwidert werden würde. Dass es so etwas wie Güte, Aufrichtigkeit und eine unerschütterliche, wahrhaftige Treue wirklich geben könnte. „Du warst es, der mich vom Abgrund zurückgeholt hat.“

Die Autorin des Buches konnte die Emotionen so beschreiben, wie ich es seit „The Song of Achilles“ nicht mehr erlebt habe. Die Geschichte trotzt nur so vor Trauer, Schmerz, Reue, Verrat, Hass, Leid und auch allumfassender Liebe. Die Gefühle sind so roh, so echt, so spürbar, dass sich mein Herz schon beim Gedanken daran zusammenzieht. Man muss mit den Charakteren einfach mitleiden und ich habe mehrfach einfach nur geweint. Das Schicksal dieser beiden Liebenden ist unfassbar grausam und beide leiden auf ihre Weise unter dem Verrat. Mo Xis mit dem Wissen, was war und hätte sein können, gepaart mit der schmerzvollen Frage nach dem „Warum nur?!“, was ihm verwehrt bleibt, und Gu Mang ganz unwissentlich unter den Folgen seines Verrates.

“Ihm blieb nichts als diese Lotussiegel an ihren Hälsen, die stummen Zeugen dessen, was sie einst geteilt hatten, Zeugen dessen, wie aufrichtig, offen und unverzagt Mo Xis Hingabe einst gewesen war.“

Zu bedeutenden Szenen gibt es Zeichnungen im Buch, die die Emotionen wunderbar rüberbringen. Doch die Autorin kann nicht nur Gefühle wunderbar schreiben und zeichnen, auch die Handlung ist super interessant und spannend. Sie ist zwar untergeordnet zu den Charakteren bzw. lag der Fokus in diesem Buch eher auf der Einführung der Welt und der Darstellung des emotionalen Zwiespalts, in dem sich Mo XI als Ausgangslage befindet, aber es gibt einen roten Faden und jede Szene ist ihr eigenes Puzzlestück. Zur Welt gibt es übrigens hinten auch ein mehrseitiges Glossar, was hilft, den Überblick zu bewahren, obwohl jeder Begriff bei Einführung auch leicht verständlich erklärt wird.

“Warte auf mich. Ich werde mit jeder Faser meines Seins kämpfen, auf blutgetränkten Schlachtfeldern werde ich mir einen Namen machen, und jeden verdienten Ruhm will ich einsetzen, um mir das Recht zu erwerben, an deiner Seite zu sein. Warte auf mich. Ich werde dir ein Zuhause schenken.“

“Kalter Verrat“ ist ein hoch emotionaler Reihenauftakt, der auch meine Welt erbeben lassen hat. Band 2 ist schon auf dem Weg zu mir und ich kann es kaum erwarten! Bitte bitte, gebt mir ein Happy End! 5+/5 Sterne, ein absolutes Jahreshighlight!

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Veröffentlicht am 06.11.2025

Romantik auf Rose Hill.

Wild Love
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„That journal entry is fascinating, but all wrong. I was at home when you called that night. And I broke every speed limit to get to you.”

„Wild Love“ hat ganz zufällig in Marrakesch zu mir gefunden - ...

„That journal entry is fascinating, but all wrong. I was at home when you called that night. And I broke every speed limit to get to you.”

„Wild Love“ hat ganz zufällig in Marrakesch zu mir gefunden - im Tausch gegen ein anderes Buch, was ich bis dahin schon fertig hatte. Und ich bin wirklich froh über diese zusätzliche Urlaubslektüre gewesen!

Das Buch hat wenig Handlung und wird vor allem von den Protas Ford und Rosie und ihrer Beziehungsentwicklung zueinander getragen. Ich fand das an sich gar nicht so schlimm, denn die Dynamik zwischen den beiden, frech und humorvoll und teils funkenschlagend, hat mir sehr gut gefallen. Auch die Nebencharaktere rund um West und vor allem Cora, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, machen die Geschichte sehr familiär und cozy.

Stellenweise fand ich es merkwürdig, dass Rosie und Ford zu ihren Vergangenheits-Ichs wirklich gesagt haben, sie hätten einander gehasst und hatten das auch wirklich so in Erinnerung, dabei zeigen die Tagebucheinträge nichts anderes als Zuneigung und Sicherheit zueinander. Immerhin wurde dadurch eine neue Sichtweise für ein wenig Handlung in die Geschichte eingebracht und man hat gemerkt, wie lange Rosie und Ford schon ineinander verliebt sind.

Größtes Manko war für mich hier das „Hindernis“, dass Rosie die kleine Schwester von West ist, Fords bestem Freund. Es wurde niemals, nicht einmal ansatzweise, der Hauch an Info gegeben, dass West irgendetwas dagegen hätte, wenn sein bester Freund und seine Schwester sich daten. Trotzdem war das ewig Thema; und als das dann durch war, wurde halt die „Boss/Angestellte“-Tüte aufgemacht. Ernsthaft? Das ist euer Grund, nicht zusammen zu sein? Es gibt keinerlei Abhängigkeit voneinander, sämtliche Argumente dazu wurden ständig entkräftet und wiederholt. Das war etwas ermüdend, hier unnötig Szenen aufzubauschen, warum die Charaktere jetzt nicht zusammen sein können. Es gab sogar noch eine dritte, fällt mir grad ein. Naja, man muss die Seiten ja irgendwie füllen. Hier hätte etwas Raffung dem Buch ganz gut getan.

Mit Rosie hatte ich manchmal meine Schwierigkeiten, wenn sie meiner Ansicht nach etwas sehr extra war, auf Krampf teilweise. Ich mochte die Provokationen und frechen Flirtereien zwischen ihr und Ford ja sehr, davon hat ihre Beziehung ja auch sehr gelebt, aber die Farbeimer-Szene und auch das Ende waren mir persönlich zu überdreht und kindisch. Ich hätte mir ebenfalls etwas mehr und auch früher Spice gewünscht, oder eben mehr Slow burn.

Ansonsten war die Dynamik zwischen beiden sehr romantisch und verständnisvoll. Ford ist ein toller Bookboyfriend, es gibt etliche süße Szenen, in der seine kleinen Gesten eine sehr große Tragweite haben. Silvers Schreibstil ist hier also wirklich gekonnt emotional und auch die Kleinstadt-Vibes vom Lande kamen ziemlich gut rüber.

“Wild Love“ bekommt von mir 4/5 Sterne für eine sehr cute Lovestory, die bereits bis in die Kindheit zurückreicht, jedoch für zu wenig Handlung zu viele Längen hat.

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Veröffentlicht am 06.11.2025

Leben auf dem Bauernhof.

Erstmal für immer
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„Und irgendwann, irgendwann ziehen wir es durch. Auf dass auch die Kühe in Zukunft bleiben können. Auf dass wir gemeinsam alt und grau werden. Irgendwann - und dann erstmal für immer.“

Die Autorin Madeleine ...

„Und irgendwann, irgendwann ziehen wir es durch. Auf dass auch die Kühe in Zukunft bleiben können. Auf dass wir gemeinsam alt und grau werden. Irgendwann - und dann erstmal für immer.“

Die Autorin Madeleine verfolge ich schon seit einigen Jahren auf Instagram, wo sich mich bereits mit ihren wunderschönen Fotos und berührenden Texten für sich eingenommen hat. Da wurde es jetzt endlich Zeit, ihr erstes Buch zu lesen, wie sie den ersten Schritt ihres Traumes gegangen und in Österreich gelandet ist - voller Liebe für einen Bauernhof in Kärnten mit all seinen Bewohnern, ob tierisch oder menschlich.

“Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Und vielleicht geht es bei diesem Weg nicht unbedingt um Geschwindigkeit. Vielleicht ist es einfach nur wichtig, dass ich ihn gehe.“

Madeleine erzählt hier in kürzeren (aber nicht zu kurzen) Kapiteln, in meist chronischer Reihenfolge, wie sie in Jena zur Uni ging, sich nach etwas sehnte, mehr Natur, mehr Freiheit, und schließlich auf dem Bauernhof in Österreich landete. Gekommen, um erstmal zu bleiben. Mit dabei sind Geschichten über das Bauernhofleben, Kurzgeschichten über einige Bewohner, egal ob Huhn oder Kuh oder Katze, aber auch ethische Bedenken und Zweifel über “Tierwohl“ und die teils harte Wahrheit über das Leben einer Tier-/Landwirtin.

Madeleine erzählt dabei absolut authentisch und realistisch, sie trifft den Ton zwischen Emotionen und „So ist das nun mal“. Es gibt viele Informationen über das Landleben, ohne dabei in den Infodump eines Sachbuches zu verfallen, und trotzdem ist überall der persönliche Touch dabei. Mir hat ihr Erzählstil sehr zugesagt und viele Gedanken sind auch bei mir hängengeblieben. Ich habe mich stets „mit dabei“ gefühlt, beim Melken, auf der Alm oder im Bad, wenn es doch zu viel wurde. Zu viel Realität.

Zusätzlich gibt es viele Fotos, was die Geschichten noch einmal näher an die Leserinnen bringt. Das Buch ist eine tolle Ergänzung zu Instagram, was ja auf Kürze und Schnelllebigkeit ausgelegt ist; so gibt es hier noch mehr Hintergrundwissen und Zusatzstories. Es war ebenfalls schön, eine gewisse Hoffnung für Madeleines Zweifel am Ende des Buches zu haben, denn Follower wissen, wie Madeleine jetzt lebt. Zu wissen, dass sich ihre Träume erfüllen werden.

“Erstmal für immer“ bekommt von mir 5/5 Sterne und ich freue mich schon sehr auf die nächsten Bände!

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Veröffentlicht am 06.11.2025

Leichte Sommerlektüre.

Problematic Summer Romance – Die hitzige Unzulässigkeit der Liebe
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“Because if we ever end up in an accident, I'd rather die than survive you.“

Für den Herbsturlaub ins Warme durfte diese Sommerlektüre mitreisen, um die Saison abzuschließen. Mit Hazelwood macht man ...

“Because if we ever end up in an accident, I'd rather die than survive you.“

Für den Herbsturlaub ins Warme durfte diese Sommerlektüre mitreisen, um die Saison abzuschließen. Mit Hazelwood macht man bekanntlich ja nichts falsch. Trotzdem ist ihr dieses Buch nicht so gut gelungen…

“Problematic Summer Romance“ ist, wie mir erst später bewusst geworden ist, der zweite Band von „Not in Love“, was ich bisher noch gar nicht gelesen habe (aber auch nicht notwendig war). Es spielt als eines der wenigen Hazelwood-Bücher außerhalb der Wissenschaftswelt, welche sonst immer ein turbulentes Setting und auch neues Wissen für den Leser bereithielt. Dieses Buch hier ist wirklich eine pure leichte Sommerlektüre: Was machen Wissenschaftlerinnen, wenn sie mal nicht wissenschafteln? Wenn sie quasi Urlaub bei einer Hochzeit im schönen Italien haben?

Dieses Setting hat leider handlungstechnisch viel Spannung und Inhalt rausgenommen. Im Groben geht‘s nur um viele Gespräche zwischen Maya und Conor, die die Vergangenheit nicht hinter sich lassen können, aber schließlich auch nicht zusammen sein können, weil 15 Jahre Altersunterschied zwischen ihnen liegen. Können oder Wollen? Ein schmaler Grat. Es gibt viele, wirklich sehr viele Gespräche, die sich nur um diese 15 Jahre drehen und dabei äußerst repetitiv sind. Es gibt keinerlei Außenstimmen oder Freunde oder Gegenargumente, die den beiden reinreden, dass das ja nicht geht, außer den beiden selbst - vor allem Conor spielt immer die gleiche Leier. Dadurch ziehen sich viele Szenen in die Länge und die Handlung kommt ins Stocken - und das Buch hat schon nicht besonders viel Handlung.

Die Rückblicke zu ihrer Kennenlernzeit haben mir dahingehend besser gefallen und haben frischen Wind mit reingebracht, denn an sich waren mir beide Charaktere recht sympathisch und auch die Beziehung zwischen beiden hat mir zugesagt. Es gibt in diesem Buch überraschend wenig Sm
t, zumindest für Hazelwoods Verhältnisse, aber vllt. ist das für dieses Buch ganz gut - „I dream of putting a baby in you“ lässt mich noch immer würgen. Nicht meine Art von „Dirty Dalk“. Dafür gibt es mehr subtile kleine Gesten, die zwischen all den Streits doch zeigen, wie wichtig sich Maya und Conor gegenseitig sind. Das Ende war mir hingegen wieder viel zu vorschnell und hat für mich vom Gefühl her nicht gepasst.

“Problematic Summer Romance“ ist ein untypisches Hazelwood-Buch und konnte mir vllt. deshalb nicht so zusagen wie sonst. Ich vergebe 3/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 04.10.2025

Viel Potenzial nach oben.

Heart of Night and Fire
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„Ganze Städte, ganze Königreiche, ganze Kontinente und Zivilisationen stürzten auf sie herab. Das Gewicht der Welt zermalmte ihre Knochen zu Asche.“

Das Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde gelesen, ...

„Ganze Städte, ganze Königreiche, ganze Kontinente und Zivilisationen stürzten auf sie herab. Das Gewicht der Welt zermalmte ihre Knochen zu Asche.“

Das Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde gelesen, in der man sich noch näher mit einem Buch befasst als es “nur“ zu lesen. Für dieses Buch war das leider nicht besonders förderlich, ich bin weder mit der Handlung noch den Charakteren warmgeworden…

Fangen wir mal bei Zarya an. Sie ist unglaublich naiv, wird sich dem erstbesten Typen an den Hals, weil er sie eines zweiten Blickes würdigt, und projiziert ihre smutty Leseerfahrungen auf ihn. Das hat unglaublich fehl am Platz gewirkt, wenn sich das Leben grad um 180° gewendet hat und man fast gestorben wäre… Auch die Nebencharaktere rund um Aarav, Vikram und Yasen bleiben blass und ohne Tiefe. Sie alle scheint nur eine Charaktereigenschaft zu besitzen und entwickeln sich bis zum Ende auch nicht weiter. Obwohl sich fast alle quasi hassen, insbesondere Zarya und Aarav, sie möchte ihn regelmäßig umbringen und das ist nicht nur so dahingesagt, gibt es in der Mitte plötzlich eine Wendung und alle können sich dicke leiden und würden plötzlich alle anderen füreinander umbringen. Auch andere Charaktere, natürlich nur die wichtigsten und prominentesten, die das ganze Buch nur gehässig über Zarya gesprochen haben, würden am Ende plötzlich für sie sterben.

Zarya ist so sehr The Chosen one, dass es schon zu klischeehaft ist. Sie gelangt aus der Isolation von 21 Jahren plötzlich in die höchsten Regierungskreise, kann natürlich alles und besitzt die mächtigsten Fähigkeiten, die seit Jahrhunderten verschollen sind. Statt dass sie ihre neue Magie ausprobiert, wird diese zentrale und sehr wichtige Offenbarung die nächsten Kapitel nicht mehr erwähnt, sie verschwendet keinen einzigen Gedanken daran. Generell ist das Buch sehr situativ und bruchstückhaft geschrieben. Relevante Szenen sind immer nur bis zum Kapitelende (und die sind hier nicht lang) wichtig, danach werden sie nie wieder erwähnt oder sind von Bedeutung. Kurz mal der elitären Königskampftruppe beitreten? In 5 Seiten been there, done that. Die erste Erfahrung mit dem Tod oder Folter? Für 3 Seiten traumatisch, dann nie wieder relevant. Diese ganzen Szenen verlieren dadurch ihre Bedeutung und fühlen sich von der Handlung losgelöst an. Das Buch ist dadurch einfach nicht rund.

Generell leidet die Spannung und die Handlung sehr, es passiert sehr lange nichts, es kommen mehr und mehr neue Fragen dazu ohne eine einzige Erklärung und wir trampeln auf der Stelle. Stattdessen gibt es seitenweise Beschreibungen der Szenerie, der Kleidung oder des Essens. Ich finde die indische Inspiration der Story ja sehr gut und erfrischend, jedoch wird man dadurch zusätzlich aus der Story geworfen, wenn erstmal dies und jenes beschrieben wird. Im Gegensatz dazu stehen Gegenstände und Dämonen etc., die ganz nach High Fantasy-Art einen Namen bekommen, der dann nicht näher erläutert wird. Ich hatte dadurch meine Schwierigkeiten, in das Worldbuilding einzutauchen und möchte auch nicht alles googeln. Es gibt immerhin ein Glossar, dickes Lob dafür, was aber wesentlich mehr Inhalt, auch namenstechnisch, haben könnte. Diese Disbalance ist auf viele Bereiche des Buches anwendbar.

Ab der zweiten Hälfte nimmt die Handlung dann etwas Fahrt auf, wir erfahren etwas zur Hintergrundstory und was der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Reihe werden wird. Zarya ist mir hier wesentlich sympathischer, sie kann sich selber gut reflektieren und führt Gespräche wie eine Erwachsene, statt unnötiges Einfersuchtsdrama zu kreieren. Ebenso gefällt mir ihr Selbstbewusstsein in Bezug auf Intimität. Sie weiß, was sie möchte, ist zumindest selbsterfahren und die Szene wurde absolut realistisch und auf den Punkt bringend beschrieben, ohne das ganze Beschönigen von Begriffen, nur weil sie mit S‘x zu tun haben. Klare, selbstverständliche Sprache - I like!

Auf den letzten 5 Seiten wurde dann endlich der main love interest eingeführt, und erst hier ist der Trope „enemies to lovers“ auch passend. Die Tropes aus der Beschreibung beziehen auf die gesamte Reihe und sind im ersten Band noch nicht zu finden. Lasst euch da also nicht in die Irre führen! Diese Wendung hat das Buch dann nochmal aufgewertet, denn er ist hot, grumpy und ein Kämpfer. Was will man mehr? Allein dafür werde ich die Reihe zumindest im Blick behalten, falls die Rezensionen noch besser werden, um diesem Trope zu lesen. Das könnte ein sehr gutes power couple werden!

Zusammenfassend hat mir „Heart of Night and Fire“ leider nicht gefallen. Ich bin mit den Charakteren nicht warmgeworden, sie blieben blass, die Handlung und Spannung waren schwach ausgeprägt und die Storyline war einfach nicht rund genug. Ich vergebe 2/5 Sterne und werde die Reihe nicht fortsetzen.

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