Morden mit Nadel und Zwirn?
Das KorsettDorothea Truelove kommt aus gutem Hause und verbringt ihre Freizeit mit Wohltätigkeitsarbeit. Schon ihre geliebte Mutter lehrte sie Barmherzigkeit.
Dorothea ist bereits 25 Jahre alt und noch unverheiratet, ...
Dorothea Truelove kommt aus gutem Hause und verbringt ihre Freizeit mit Wohltätigkeitsarbeit. Schon ihre geliebte Mutter lehrte sie Barmherzigkeit.
Dorothea ist bereits 25 Jahre alt und noch unverheiratet, was ihrem Vater ein Dorn im Auge ist. Doch sie hängt an ihrem Heim und an dem von der verstorbenen Mutter geerbten Geld. Soll sie das alles für einen Mann aufgeben? Außerdem interessiert sich Dorothea für Phrenologie. Anhand von Kopfformen erforscht sie die Eigenschaft und Bereitschaft zu Gewalt. Lässt sich anhand des Schädels vorhersagen, ob jemand zum Mörder taugt?
Regelmäßig geht sie deshalb ins Oakgate Frauengefängnis und versucht nicht nur den Frauen Trost zu spenden, sondern auch ihrer Leidenschaft nachzugehen. Als sie von einer sehr gewalttätigen Mörderin erfährt, die erst kürzlich ins Gefängnis eingewiesen wurde, muss sie diese kennenlernen.
Die erst 16jährige Ruth Butterham wurde angeklagt mit Nadel und Faden ihre Herrin getötet zu haben. Sie glaubt, dass in ihren Stichen eine übernatürliche Kraft steckt. Dorothea hält dies für reinen Aberglauben...
Ruth stammt aus ärmlichen Verhältnissen, die sich nach dem Tod des Vaters noch weiter verschlimmern. Ihre kurze Lebensgeschichte ist eine einzige Tragödie, die sie Dorothea während ihrer Besuche erzählt.
Abwechselnd wird aus der Sicht von Dorothea und Ruth erzählt, wobei die Spannung aufrecht bleibt. Ruths Erzählungen haben mich sehr berührt. Die Grausamkeiten, die sie erleiden muss, sind wirklich heftig. Ihr Leidensweg ist geprägt von Armut, Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Oftmals kommt sie einfach unverschuldet in eine noch schlimmere Situation, die mich ungläubig den Kopf schütteln hat lassen.
Laura Purcell entführt uns in eine düstere und atmosphärische Welt. Ihr gelingt es perfekt die Kluft zwischen Arm und Reich zu dieser Zeit zu zeigen und zeigt uns, wie Frauen aus der Armut heraus oftmals ausgebeutet und versklavt wurden. Aber auch in der Oberschicht müssen sich Frauen den gesellschaftlichen Normen der damaligen Zeit anpassen.
Die Sprache ist poetisch und der Zeit angepasst. Ich mag ganz einfach ihre Art zu schreiben, auch wenn ich mit den Enden hadere...
Die überraschenden Wendungen zum Ende hin haben uns wieder spekulieren lassen, denn auch diesmal lädt es zur Diskussion ein.
Obwohl ich offenen Enden nichts abgewinnen kann, habe ich mich diesmal weniger damit gehadert.
Fazit:
"Das Korsett" von Laura Purcell hat mir noch besser als "Die stillen Gefährten" gefallen und wird sicher nicht mein letztes Buch der Autorin sein, auch wenn ich offenen Enden nichts abgewinnen kann.