Interessante neue Ermittlerin
Dunkle SühneLange Zeit war ich unsicher, ob es sich hier wirklich um eine neue Reihe von Karin Slaughter handelt, nachdem der Harper Collins Verlag dieses Cover - angelehnt an die letzten beiden ins Deutsche übersetzte ...
Lange Zeit war ich unsicher, ob es sich hier wirklich um eine neue Reihe von Karin Slaughter handelt, nachdem der Harper Collins Verlag dieses Cover - angelehnt an die letzten beiden ins Deutsche übersetzte Thriller der Autorin - verwendet hat. Und nachdem ich jetzt diese Geschichte gelesen habe, frage ich mich umso mehr, was sich der Verlag dabei gedacht hat?!
Es ist nicht ersichtlich, dass es sich hier um den ersten Band der North Falls Reihe handelt und ein Bär kommt in der Geschichte ebenfalls nicht vor. Der Thriller spielt im Bundesstaat Georgia, wo zwar Schwarzbären vorkommen, aber eher in der nördlichen Bergregion.
Es ist der 4. Juli, der Nationalfeiertag der Amerikaner, der jedes Jahr groß gefeiert wird. In North Falls wird jedoch nach dem großen Feuerwerk nach zwei 14-jährigen Mädchen gesucht. Madison und Cheyenne sind spurlos verschwunden - nur ihre Fahrräder und einige Blutspuren werden gefunden. Für Emmy Clifton, dem örtlichen Deputy, ist die Suche nach den beiden Mädchen eine persönliche. Madison ist die Tochter ihrer besten Freundin Hannah und sie außerdem deren Patin. Die Suche gleicht einer Nadel im Heuhaufen, denn bei Kindesentführungen ist das Zeitfenster besonders wichtig. Bei ihren Ermittlungen gräbt Emmy immer tiefer und entdeckt, dass die beiden verschwundenen Mädchen Geheimnisse hatten, die niemand erahnte.
Zwölf Jahre später wird der damals vermeintliche Täter freigelassen und kurz darauf verschwindet wieder ein 14-jähriges Mädchen spurlos. Ein Mob aus Einwohnern versammelt sich vor dem frühzeitig entlassenen Mann, doch dieser hat ein Alibi. Die Ermittlungen werden wieder aufgenommen und führen schlussendlich zur schrecklichen Wahrheit....
Die letzten Thriller von Karin Slaughter konnten mich teilweise nicht mehr so begeistern, wie einst ihre Sara Linton und Jeffrey Tolliver Reihe. Die Will Trent Reihe war für mich teilweise dann eher zu langsam erzählt, aber es waren auch gute Bücher dabei. Ihr letzter Thriller "Letzte Lügen" fand ich hingegen wieder großartig, auch wenn dieser bereits für mich eine Überlänge hatte. Deswegen musste ich mir das neue Buch gleich mal in meiner Bücherei reservieren lassen.
Auch der Reihenstart ihrer neuen Reihe ist zu detailliert für einen Thriller und hat Überlängen.
Das atmosphärische Kleinstadtsetting gefiel mir gut und lässt für die kommenden Bände - ähnlich wie bei Romance Romanen - ein Feeling aufkommen, dass man viele der Menschen bereits kennt. North Falls ist eine Kleinstadt, wo jeder jeden kennt und die Familie Clifton das Sagen hat. Emmy Clifton, die ermittelnde Deputy, gehört zwar ebenfalls zum Clifton-Clan, jedoch ist ihr Zweig der Familie eher der geduldete, obwohl ihr Vater Gerald der Sheriff der Stadt ist. Sie gehören nicht wirklich zu den reichen und privilegierten Cliftons.
Die Handlung ist langsam fortschreitend und wird sehr detailliert erzählt. Auch die Ermittlungsarbeiten werden sehr detailverliebt durchgenommen. Dadurch entstehen vor allem in der Mitte einige Längen.
Die Themen, die Slaughter aufgreift, sind jedoch gleichbleibend aktuell. Es geht um Kindesentführung und -missbrauch, toxische Beziehungen, Teenagerprobleme, Diskriminierung von Frauen....
Und es sind auch so einige Figuren, die Slaughter in ihren Thriller packt. Neben Emmy, ihrem Vater Gerald und Sohn Cole, Ehemann Jonah und Freundin Hannah, gibt es zahlreiche Nebenfiguren. Manche davon spielen eine größerer Rolle, manche davon kommen nur kurz vor.
Dadurch bleiben oft viele Charaktere blass - auch die Hauptfiguren. Emmy hat jedoch Potential in den nächsten Bänden eine überzeugende Hauptprotagonistin zu werden, die den Lesern ans Herz wächst. Sie besitzt Pflichtgefühl und eine Kombinationsgabe, die heraussticht. Sie ist sehr strukturiert und das krasse Gegenteil zur FBI-Psychologin Jude, die bei der Entführung zwölf Jahre später zu den Ermittlungen dazu stößt. Jude ist eine sehr interessante Figur, die den Leser noch überraschen wird.
Im letzten Viertel kommt dann richtig Spannung auf und Slaughter überrascht uns mit unvorhersehbaren Wendungen.
Einige Übersetzungen ins Deutsche fand ich etwas holprig, aber das liegt nicht an der Autorin.
Fazit:
Der erste Fall für Emmy Clifton ist kein Pageturner, aber ich wollte trotzdem unbedingt wissen, was hinter den Fällen steckt und wie es weiter geht. Beginn und Ende sind stark, die Mitte hat so einige Längen. Es gibt bessere Thriller von Karin Slaughter, aber ich bin trotzdem neugierig, wie es mit Emmy Clifton weitergehen wird.