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Veröffentlicht am 12.10.2022

Nette Fortsetzung um die drei Herzberg Schwestern

Der Winzerhof – Tage des perlenden Glücks
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Wir sind zurück bei den Herzbergs. Der zweite Band rund um die Sektkellerei der Familie spielt einige Jahre nach dem Ende des ersten Bandes.
Der Krieg ist vorüber und es geht langsam wieder bergauf. Henni ...

Wir sind zurück bei den Herzbergs. Der zweite Band rund um die Sektkellerei der Familie spielt einige Jahre nach dem Ende des ersten Bandes.
Der Krieg ist vorüber und es geht langsam wieder bergauf. Henni ist glücklich mit Georg verheiratet und erwartet ihr erstes Kind. Obwohl die Zeiten besser geworden sind, können sich noch immer der Großteil der Menschen keine Luxusgüter wie Sekt leisten. Ein weiterer Schlag für alle Winzer ist die neue Schaumweinsteuer, die die Krise noch verschlimmert.
Mit der Erfindung des Piccolo beweist Henni den richtigen Riecher und bringt wieder Schwung in die Sektkellerei. Nach der Geburt ihres Kindes möchte Georg jedoch, dass Henni etwas zurücktritt, was ihr so gar nicht gefällt. Und dann steht plötzlich der bereits für tot erklärte erste Ehemann vor der Tür...

Lisbeth kehrt aus den USA zurück und will sich mit ihren Schwestern versöhnen. Eine neue große Liebe ändert ihr Leben, doch ihre Vergangenheit erscheint plötzlich als großes Hindernis. Bille hofft weiterhin auf die Rückkehr ihrer großen Liebe. Das geplante Studium der Medizin erscheint ihr plötzlich doch nicht richtig. Als sie einen interessanten jungen Mann kennenlernt, ahnt sie nicht, in welche größeren Schwierigkeiten dieser sie noch bringen wird.

Alle drei Herzberg Schwestern haben es auch im zweiten Band nicht leicht, auch wenn sie in "Tage des perlenden Glücks" wieder etwas mehr zusammenwachsen. Unerwartete Wendungen und Dramatik halten den Spannungsbogen hoch. Langweilig wird es auf keinen Fall, denn auch im zweiten Teil hält Linda Winterberg wieder jede Menge Schicksalsschläge für ihre Figuren bereit. Irgendwie scheinen die drei Herzberg Frauen ihr Glück nicht zu finden, obwohl dieser Band am Ende etwas versöhnlicher mit zwei der drei Protagoinistinnen umgeht.

Der Schreibstil ist leicht und locker - trotz der Dramatik und der Schicksalsschläge. Die Schauplätze rund um den Rheingau sind wieder sehr bildhaft und detailliert beschrieben, genauso wie die Arbeit in der Sektkellerei.

Fazit:
Leichte Lektüre, die gut unterhält und das Schicksal dreier Schwestern in der Nachkriegszeit schildert. Band zwei hat mir ein bisschen besser als der Vorgänger gefallen und ich bin schon gespannt, was die Autorin für unsere Schwestern im dritten Band bereit hält.

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Veröffentlicht am 03.10.2022

...wird in Kürze tot aufgefunden

Stille blutet
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Eine neue Thriller-Reihe von Ursula Poznanski....darauf war ich wirklich gespannt. Eigentlich wollte ich die ersten Rezensionen abwarten, aber als mich der Knaur Verlag fragte, ob ich das Buch lesen und ...

Eine neue Thriller-Reihe von Ursula Poznanski....darauf war ich wirklich gespannt. Eigentlich wollte ich die ersten Rezensionen abwarten, aber als mich der Knaur Verlag fragte, ob ich das Buch lesen und rezensieren will, habe ich sofort zugesagt. Ich lese die österreichische Autorin sehr gerne, aber nur wenige Bücher waren bei mir Highlights (Erebos 1 und 2, die Eleria Trilogie). Ihre letzte Thriller Reihe habe ich gar nicht gelesen, aber ihre erste schon...um es kurz zu machen: "Stille blutet" hat mir gut gefallen, es ist ebenfalls kein Highlight, aber ich werde auf jeden Fall weiterlesen.

Themenmäßig hat die Autorin wieder zugeschlagen. Sie hat immer wieder sehr zeitgemäße Plots, die sich oftmals mit den Sozialen Medien (Fake-News, Mobbing) beschäftigen. Unter dem Hashtag #inkürzetot kündigt die ehrgeizige Nachrichtensprecherin Nadine Just ihren eigenen Tod an. Die ziemlich unbeliebte junge Frau wird nur kurze Zeit später tot aufgefunden. Als ihr Ex-Freund Tibor Glaser nach der Ankündigung in das Studio eilt, gerät er selbst in Verdacht. Aus Neugier, wer Nadine getötet haben könnte, versucht er die Hintergründe zu erforschen und verstrickt sich immer mehr in den Fall. Als ein weiterer Toter, der wie Nadine seinen Tod ankündigte, aufgefunden wird, häuft sich die Beweislast gegen Tibor. Kriminalhauptkommissar Oliver Homburg hat seinen Täter bereits gefunden. Seine junge neue Kollegin Fina Plank ist jedoch nicht wirklich seiner Meinung, obwohl sich die unglaubwürdigen Zufälle und Vorkommnisse häufen und Tibor immer involviert zu sein scheint...

Ursula Poznanski erzählt ihren Thriller aus verschiedenen Perspektiven: Im Prolog noch aus der Sicht von Nadine Just, danach wechselt sie zwischen Fina Plank, Tibor Glaser und einer Person, die den Leser direkt anspricht und eine weitere undurchsichtige Rolle neben dem/die Täter einnimmt. Ein Trittbrettfahrer? Diese Figur bleibt bis zum Ende hin unbekannt, aber sher interessant.

Die Ermittlungen gestalten sich nach dem spannenden Einstieg etwas zäh. Es scheint keine Verknüpfungspunkte zwischen den Opfern zu geben. Dadurch entstehen auf einige kleine Längen im Mittelteil.
Der Schreibstil ist wie immer sehr dialoglastig, modern und lebendig. Vermisst habe ich allerdings den typischen Wiener Charme und Umgebungsbeschreibungen. Der Thriller hätte genauso gut in einer anderen Großstadt spielen können....schade! Auch die Figuren sind etwas klischeehaft geraten. Dafür zeigt uns die Autorin wieder auf, wie stark Medien uns alle beeinflussen können.

Tibors Verhaltensweise konnte ich nicht immer nachvollziehen. Warum er die Sache nicht auf sich beruhen lassen kann und nacheinander in jede Fall tappt, ließ mich immer wieder ungläubig den Kopf schütteln. Am liebsten würde man laut schreien und ihn von der nächsten völlig unsinnigen Reaktion abhalten. Man spürt jedoch als Leser auch den starken Druck, dem Tibor ausgeliefert ist. Seine Verzweiflung hat mich nicht kalt gelassen.

Serafina Plank, genannt Fina, ist eine sympathische und kluge Ermittlerin, die es als einzige Frau im Team sehr schwer hat. Vorallem ihr neuer Partner in crime, Oliver Homburg, verhält sich völlig unangemessen ihr gegenüber. Seine untergriffigen Witze und Beleidigungen sind nicht nur frauenfeindlich und unkollegial, sondern auch völlig unplatziert. Seine Mobberei hat mich richtig wütend gemacht, denn Fina scheint im Privatleben zusätzlich Probleme zu haben. Jedoch mochte ich es sehr, dass sie im Laufe des Buches immer mehr an Selbstvertauen gewinnt. Auf jeden Fall hat sie noch genügend Potential sich in den weiteren Bänden zu einer tollen Protagonistin zu entwickeln.

Trotz einiger Schwächen habe ich das Buch schnell durchgesuchtet und fleißig mitgerätselt. Für mich war es jedoch mehr Krimi als Thriller und das Ende konnte mich nicht gänzlich überzeugen. Weiterlesen möchte ich jedoch auf jeden Fall.

Fazit:
Die Reihe hat noch Luft nach oben, aber ich bin mir sicher, dass wir hier mit Fina Plank eine ganz besondere Ermittlerin haben, die großes Potential hat. Was die Autorin daraus machen wird, werden wir in Zukunft sehen/lesen.

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Veröffentlicht am 24.09.2022

Jung, blond, tot im historischen Berlin 1856

Ein Fremder hier zu Lande
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"Ein Fremder hier zu Lande" ist der zweite Teil der historischen Krimireihe von Ralph Knobelsdorf. Man kann ihn ohne Vorkenntnisse lesen, jedoch bauen die Lebensumstände und Entwicklungen der Protagonisten ...

"Ein Fremder hier zu Lande" ist der zweite Teil der historischen Krimireihe von Ralph Knobelsdorf. Man kann ihn ohne Vorkenntnisse lesen, jedoch bauen die Lebensumstände und Entwicklungen der Protagonisten aufeinander auf. Zusätzlich gibt es ein Geheimnis um einen schlimmen Vorfall ind Wilhelms Kindheit, der seine und die Nachbarsfamilie zu Feinden werden ließ.

März 1856. Nachdem Polizeipräsident Hinkeldey bei einem Duell getötet wurde, bangen Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Ernst Vorweg um ihre besondere Stellung im Brliner Polizeiapparat. Die polizeilichen Umstrukturierungen, die danach folgen, machen es den beiden Kollegen nicht einfach. Sie haben eben einen neuen brisanten Mordfall zu lösen. Der Täter ermordet junge, blonde Frauen und markiert sie mit Schnitten am Oberschenkel. Der aktuelle Mord an einer jungen Frau aus gutem Hause weist neben derselben Tötungsart durch Strangulation, dieselben Einkerbungen auf. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die vorherigen Opfer alle Prostituierte waren. Warum wich der Mörder plötzlich von seinem Schema ab?

War mir Band Eins noch zu spannungsarm und erinnerte mich eher an einen historischen Roman mit Krimianteil, ist dieser zweite Band wesentlich fesselnder und ereignisreicher. Obwohl der Autor wieder viel über die Gesellschaftsformen der damaligen Zeit und über die starren preußischen Strukturen im Polizeiapparat erzählt, hat der Krimi mehr Dynamik.
Der unbekannte Täter kommt immer wieder zu Wort, ohne seine Identität aufzudecken. Er spielt mit der Polizei ein perfides Katz- und Maus-Spiel. Ich mag es, wenn man als Leser in den Kopf des Mörders blicken darf.
Neben den Ermittlungen rund um den Serienmörder sind die privaten Umstände von Wilhelm und Marie ebenfalls Thema. Dadurch wird der Fall oftmals etwas ausgebremst. Jedoch nimmt dieser nach einigen unerwarteten Wendungen zum Ende hin deutlich an Fahrt auf und ich habe den letzten Abschnitt in einem Zug durchgelesen.

Der Autor erzählt sehr bildhaft und detailreich. Die Sprache ist der Zeit angepasst. Ralph Knobelsdorf fängt die Atmosphäre und das Lebensgefühl der damaligen Zeit perfekt ein. Man fühlt sich mitten im Geschehen und erhält interessante Einblicke in die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Die damaligen politischen Verhältnisse sind geschickt in die Geschichte eingeflossen und ergeben ein rundum gelungenes Bild dieser Zeit. Auch die Figuren sind, bis hin zu den Nebenfiguren, facettenreich dargestellt und sorgen für Abwechslung Wilhelms Schwester Anna, wie auch seine Pensionswirtin Frau Brencke mit Kater Kuno, sind mir dabei besonders ans Herz gewachsen.

In einem ausführlichen Nachwort klärt der Autor über historische und fiktive Figuren, sowie Begebenheiten, auf. Auf der Coverinnenseite (vorne und hinten) befindet sich eine sogenannte Standes Liste.

Fazit:
Eine gelungene Fortsetzung der historischen Krimireihe. Mir hat dieser zweite Band um einiges besser als der Vorgänger gefallen. Der Autor erzählt sehr detailliert und bringt dem Leser die besondere Atmosphäre des preußischen Berlins zur Anfangszeit der Kriminalpolizei näher. Nun freue ich mich schon auf einen (hoffentlich) weiteren Band der Reihe.

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Veröffentlicht am 22.09.2022

Erschütternd

Der Hunger nach Leben
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Ella Zeiss hat mich mit ihrer "Tage des Sturms" Dilogie vor Jahren extrem begeistert. Band eins "Wie Gräser im Wind" ist ein absolutes Lieblingsbuch von mir.
Nun hat die Autorin eine weitere Dilogie um ...

Ella Zeiss hat mich mit ihrer "Tage des Sturms" Dilogie vor Jahren extrem begeistert. Band eins "Wie Gräser im Wind" ist ein absolutes Lieblingsbuch von mir.
Nun hat die Autorin eine weitere Dilogie um das Schicksal Russlanddeutscher veröffentlicht. Diese ist ähnlich angelegt, erzählt jedoch über das Schicksal von Menschen in einer deutschen Siedlung in der damaligen Gegend rund um Chortitza, der heutigen Ukraine.

Auch der erst elfjährige Noah Haffner wohnt mit seiner deutschstämmigen Familie in der damaligen russlandmennonitischen Siedlung Großweiden. Wir erleben, wie sich das Leben durch die Zwangskollektivierung und die Herrschaft der Sowjets nach und nach verändert. Viel zu schnell müssen Noah und seine kleinen Geschwister erwachsen werden, als der Vater eines Tages unschuldig als Volksverräter verhaftet wird. Die Familie wird enteignet und muss im Stall unterkommen. Die hochschwangere Mutter und Noahs kleine Geschwister hungern und er muss als Ältester irgendwie für Essen sorgen. Als Betteljunge versucht er jeden Tag verzweifelt Nahrung für die Familie zu finden. Doch die Ausgrenzung innerhalb der Siedlung und auch durch das Regime wird immer schlimmer...
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verschlechtert sich die Situation der deutschstämmigen Russen noch mehr.

Auch in diesem Roman erzählt die Autorin wieder über das Schicksal der Russlanddeutschen. Im Nachwort erzählt Ella Zeiss, dass ihre Geschichte auf Aufzeichnungen eines Zeitzeugen basiert. Dies lässt die wirklich grausamen Schilderungen noch furchtbarer erscheinen. Wir erfahren von Denunzierungen und Enteignungen. "Politische" Säuberungen und Massenexekutionen sind Gang und Gäbe. Ganze Familien werden inhaftiert oder nach Sibirien ins Straflager geschickt. Es ist schier unglaublich was Menschen einander antun können und was man alles aushält. Ich fragte mich immer wieder, wie viele Schicksalsschläge ein einzelner Mensch ertragen kann.

In diesem ersten Teil bleibt die meist hoffnungslose Grundstimmung das ganze Buch über erhalten. Das war für mich nicht immer einfach, denn diese Hoffnungslosigkeit zieht einem beim Lesen ziemlich runter.
Für Noah ist seine Liebe zu Jakobine ein großer Hoffnungsträger und etwas, was ihn immer wieder an eine positive Wandlung des Schicksals glauben lässt. Für mich war diese Liebe aber leider nicht richtig greifbar. Obwohl es auch kleine positive Entwicklungen gibt, endet der erste Teil mit einem weiteren schlimmen Schicksalsschlag und einem Cliffhanger.
Natürlich werde ich weiterlesen und hoffe, dass der zweite Teil etwas positiver in seiner Grundstimmung sein wird, was ich aber nach diesem Ende und dem Zeitraum in dem er spielt, bezweifle.

Ich habe neben der oben erwähnten Dilogie bereits ein weiteres Buch zu diesem Thema gelesen, welches sich auf ein Tagebuch der Schwiegermutter des Buchautors bezieht. "Roter Herbst in Choritza" von Tim Tichatzki kann ich euch sehr ans Herz legen. Es beginnt bereits 1919 mit dem Sturz des Zaren und endet 1945. Wer sich für das Schicksal der Russlanddeutschen und deren Vertreibung interessiert, dem kann ich dieses Buch ebenfalls sehr ans Herz legen.

Schreibstil:
Ella Zeiss schreibt mitreißend und bildhaft. Die sehr intensive Geschichte hat mich tief bewegt und erschüttert, kommt für mich aber nicht ganz an die "Tage des Sturm" Dilogie heran. Trotzdem möchte ich diesen Roman empfehlen, denn er erzählt über ein wichtiges zeitgeschichtliches Thema der Russlanddeutschen.

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Welche Richtung wählst du?

Sonnenblumentage
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Was war ich überrascht, als ich "Sonnenblumentage" in den Händen hielt: über 600 Seiten! Wow! Aber bald war mir auch klar, warum die Geschichte ein kleiner Wälzer ist: Frieda Bergmann erzählt uns hier ...

Was war ich überrascht, als ich "Sonnenblumentage" in den Händen hielt: über 600 Seiten! Wow! Aber bald war mir auch klar, warum die Geschichte ein kleiner Wälzer ist: Frieda Bergmann erzählt uns hier eine Geschichte mit zwei Wegen. Die Ausgangsgeschichte ist gleich, doch das Schicksal der Protagonistin zweigt ab einem bestimmten Punkt in verschiedene Richtungen ab und wir erhalten zwei parallel laufende Handlungsalternativen. Beide Plots hätten Potential für eine eigene Geschichte.

Ich liebe solche "Was wäre wenn" Erzählungen, wie "Sliding Doors - Sie liebt ihn, sie liebt ihn nicht". Kennt jemand den Film aus dem Jahre 1998 mit Gwyneth Paltrow? Aber zurück zu "Sonnenblumentage".

Wir lernen Marie kennen, die nach dem Tod ihrer Mutter in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bamberg lebt. Sie arbeitet als Floristin in einer Gärtnerei, die der Mutter ihres Freundes gehört, wo sie auch eine kleine Mansarde bewohnt. Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Spa-Wochenende mit ihren Tanten erhält Marie einen Anruf. Diesen nimmt sie einmal an und im parallel laufenden Handlungsstrang nicht. Ab diesen Zeitpunkt teilt sich die Geschichte und diese kleine Entscheidung führt Marie in zwei unterschiedliche Leben. Je nachdem, welchen Weg Marie einschlägt, entwickelt sich daraus ein weiteres Ereignis, welches ihr Leben beeinflusst.

Von Beginn an hatte ich einen Handlungsstrang lieber, weil er aufzeigt, dass sich Marie weiterentwickelt und sich ihren Problemen stellt. Dies passiert im anderen Strang erst im letzten Drittel. Trotzdem waren beide Wege sehr interessant zu lesen. Die Autorin schafft es ausgezeichnet, dass man sich mit der jeweiligen Situation auseinandersetzt und selbst Überlegungen anstellt, wie man selbst gehandelt hätte.

Durch Marie und ihre Mutter, die eine begnadete Künstlerin war, erfahren wir auch viel über Kunst, Restauration und Floristik. Spannende Themen, über die ich gerne gelesen habe. Dabei kommt auch das Bild "Sonnenblumentage", Maries Lieblingsbild, gemalt von ihrer Mutter, öfters vor. Der Titel des Bildes findet man auch als Buchtitel am Cover wieder und ist auch für den Inhalt wichtig.

Ich erwartete mir eigentlich, dass beide Geschichten ein gleiches Ende haben werden, was jedoch nicht eintraf. Und genau hier setzt auch mein Kritikpunkt an. Ein Ende hatte ich so nicht erwartet und war nicht ganz nach meinem Geschmack. Das andere Ende war mir etwas zu schnell herbeigeführt und wirkte bei einigen Punkten unglaubwürdig. Der Weg zum Ziel hat mir gut gefallen, aber beide Enden waren mir etwas zu dramatisch.

Der Schreibstil von Frieda Bergmann hat mir sehr gefallen. Er ist fesselnd und bildhaft. Die Charaktere sind facettenreich und wirken glaubwürdig.

Jedem Kapitel wird ein Sprichwort beigefügt, welches sich auf dem nachfolgenden Abschnitt bezieht. Durch die Überschriften "Was wäre, wenn sie geht.." und "Was wäre, wenn sie bleibt..." erkennt man sofort, in welchem Handlungsstrang man sich befindet. Ein weiterer Hinweis sind die Schriftarten, die zwischen den zwei Erzählsträngen wechseln.

Fazit:
Ein Roman, der zum Nachdenken anregt und uns überlegen lässt, welche Kleinigkeiten oftmals unser Leben beeinflussen und ihm eine neue Richtung geben können. Die Idee dahinter finde ich toll. Ich empfehle den Roman sehr gerne weiter, auch wenn ich mit den beiden Enden etwas hadere...

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