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Veröffentlicht am 08.01.2021

Das Land der Birken

Die Zeit der Birken
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Christine Kabus kenne ich bereits durch ihre Norwegen-Romane, die ich gerne lese, weil sie mir dieses Land (das ich schon seit langer, langer Zeit besuchen möchte) in ihren Büchern etwas näher bringt.
Diesmal ...

Christine Kabus kenne ich bereits durch ihre Norwegen-Romane, die ich gerne lese, weil sie mir dieses Land (das ich schon seit langer, langer Zeit besuchen möchte) in ihren Büchern etwas näher bringt.
Diesmal spielt ihr neuer Roman allerdings in Estland, was für mich noch mehr Anreiz war diese Geschichte zu lesen. Wann findet man schon ein Buch, das in Estland spielt?! 2016 habe ich selbst die baltischen Staaten besucht und war verzaubert von der mittelalterlichen Altstadt Tallinn. Zusätzlich habe ich noch eine supernette estnische Brieffreundin, die ich bereits einige Male getroffen habe - so auch bei dieser Urlaubsreise.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Im Vergangenheitsstrang lernen wir ein Estland in den Jahren 1938-1941 kennen, in dem die Deutschbalten zuerst die Herrschaftsschicht darstellen, aber während des Krieges vertrieben bzw. von Hitler zurück ins Deutsche Reich geholt wurden.

Charlotte von Lilienfeld ist ein junges Mädchen aus gutem Haus, das nach ihrem Abschluss an der wirtschaftlichen Frauenschule, mit ihrer besten Freundin nach Tallinn ziehen und dort arbeiten möchte. Als ihre Tante stirbt, schicken sie ihre Eltern kurzfristig auf die estnische Insel Hiiuma zu ihrem Onkel Julius. Dort soll sie ihm den Haushalt führen. Julius ist im Gegensatz zu Charlottes Eltern ein sehr aufgeschlossener und freundlicher Mann und Charlotte fühlt sich auf seinem Hof sehr wohl. Dazu trägt auch der Este Lennart Landa bei, den sie seit Kindertagen kennt und nun als Stallmeister am Birkenhof von Onkel Julius arbeitet. Bald entwickelt sich eine heimliche Liebesbeziehung zwischen Lennart und Charlotte, die sie vor ihren Eltern verheimlichen muss. Für die deutsche Herrschaftsschicht sind die einheimischen Esten nicht gut genug und eine Verbindung zwischen Charlotte und Lennart würde nie gebilligt werden. Doch dann kommt auch der Krieg nach Estland...

Im zweiten Strang befinden wir uns in Schleswig Holstein in den späten 1970iger Jahren bis hin zu den Anfängen der Neunziger Jahre. Die 17jährige Gesine von Pletten wächst auf dem Gut ihrer Eltern auf, die sich auf Pferdezucht spezialisiert haben. Gesine liebt die Pferde, hat aber mit den Wünschen ihrer Mutter nichts am Hut, die sie schon als gefeierte Springreiterin sieht. Außerdem soll sie einen vorzüglichen Schulabschluss hinlegen, wo Gesine doch viel lieber auf ihrem Pferd durch die Landschaft reitet. Als der estnische Bereiter Grigori auf den Hof kommt, verliebt sich Gesine in den jungen Mann. Doch der schüchterne "Pferdeflüsterer" ist aus seinem jetzigen Heimatland Russland geflohen. Als er plötzlich eines Tages verschwunden ist, ist Gesine verzweifelt. Erst viele Jahre später entdeckt sie Grigoris Geheimnis und das ihrer Familie...

Am Strang aus den Siebziger Jahren hat mir gut gefallen, dass ich einige der genannten Songs, TV Sendungen und Stilrichtungen wiedererkannte und mich an meine Kindheit erinnerte. Auch das politische Geschehen, besonders die Attentate der RAF und die Entführung von Werner Schleyer, nimmt Christine Kabus mit in die Geschichte auf. Jedoch ist vieles zu detailliert beschrieben, was zu kleinen Längen führt.
Im Vergangenheitsstrang erfahren wir mehr über den politischen Hintergrund der Baltischen Staaten, die erst 1918 selbstständig wurden. Danach kam Estland durch die Einverleibung des Deutschen Reiches und Russlands wieder in fremden Besitz und erst nach dem Fall der Mauer 1989 wieder selbstständig. Bei meinem Besuch 2016 durch die drei Baltischen Staaten erkannte ich auf den ersten Blick, wie unterschiedlich sich Litauen, Lettland und Estland seitdem entwickelt haben. Die Autorin hat über die Geschichte des landes hervorragend recherchiert.

Die Parallelen zwischen Charlottes und Gesines Schicksal sind sehr schnell erkennbar. Beide entstammen wohlhabenden Familien, erfahren eine sehr strenge Erziehung und sehen sich dem Druck der Familie ausgesetzt, eine standesgemäße Partie zu machen. Beide haben jedoch ganz andere Wünsche und Träume, die sich nicht mit denen der Eltern vereinen lässt. Vorallem Charlottes erlebt, bedingt durch andere Menschen, eine sehr schlimme Zeit. Lange habe ich spekuliert, wie die beiden Zeitstränge zusammenhängen und ich hatte auch einige richtige Ansätze. Doch Christine Kabus hat gekonnt falsche Fährten gelegt und so konnte sie mich am Ende doch sehr überraschen.

Schreibstil:
Christine Kabus schreibt teilweise sehr detailreich, aber auch wunderbar flüssig. Ganz besonders liebe ich aber ihre bildhaften Beschreibungen der Landschaft, wie auch die Einbettung politischer und historischer Begebenheiten zu dieser Zeit.
Die handelnden Figuren sind sehr gut gezeichnet und als Leser lebt man mit ihnen mit.
Am Anfang des Buches gibt es eine Karte von der Insel Hiiumaa und von Estland.

Fazit:
Eine gelungene Familiensaga mit einem ganz besonderen Setting. Die Geschichte des kleinesn baltischen Staates war sehr wechselhaft und Christine Kabus hat die historischen Fakten sehr interessant mit der fiktiven Handlung verknüpft. Eine sehr informative Lektüre, die aber auch schöne Unterhaltung bietet.

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Veröffentlicht am 05.01.2021

Frostige Rache

Frostgrab
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Nach zehn Jahren treffen sich Milla, Curtis, Dale, Brent und Heather in einer Lodge in den französischen Alpen. Seit einem bestimmten Tag haben sich die fünf Briten nicht mehr getroffen. Damals passierte ...

Nach zehn Jahren treffen sich Milla, Curtis, Dale, Brent und Heather in einer Lodge in den französischen Alpen. Seit einem bestimmten Tag haben sich die fünf Briten nicht mehr getroffen. Damals passierte beim Training ein schrecklicher Unfall. Zeitgleich verschwand eine der Teilnehmerinnen spurlos, was auch das Ende der Freundschaft und für manchen von ihnen auch das Ende der Snowboardkarriere war.
Die verblieben Mitglieder der Clique sind der Einladung nur widerstrebend gefolgt, denn jeder von ihnen möchte mehr oder weniger mit der Vergangenheit abschließen. Innerhalb kurzer Zeit brechen die Rivalitäten wieder hervor. Das Misstrauen wird stärker, als plötzlich die abgegeben Handys verschwinden, der Strom ausfällt und damit auch die Seilbahn ins Tal unbrauchbar wird. Bald bemerken sie, dass sie die Einzigen auf dem Berg sind und jemand nach ihrem Leben trachtet.....

Alice Reynolds hat in ihrem Debüt auf einen altbekannten Plot zurückgegriffen, der in letzter Zeit wieder sehr beliebt zu sein scheint. Arno Strobel hat mit Offline, Lucy Foley mit Neuschnee, Jonas Winner mit Die Party oder mein persönlicher Favorit Christof Gasser mit Blutlauenen einen ähnlichen Ausgangspunkt geschaffen: Eine bestimmte Anzahl von Menschen eingeschlossen, ohne Hilfsmittel und ein Mörder unter ihnen......und das Spiel kann beginnen.
Bei Frostgrab sind, die auf der Skihütte eingeschlossenen Personen, Snowboarder, die sich normaler Weise in der Halfpipe am Wohlsten fühlen. Obwohl ich selbst begeisterte Schifahrerin bin, kann ich mit den Begriffen dieser Sportart nicht wirklich viel anfangen. Diese kommen im Vergangenheitsstrang doch gehäuft vor und entweder googelt man danach oder liest einfach drüber. Meiner Meinung nach war es etwas zu viel des Guten und hat der Geschichte etwas Spannung genommen. Doch die eigentliche Frage des Thrillers ist: "Wer hat Milla und den Rest der damaligen Clique eingeladen und warum?"

Die Autorin wechselt kapitelweise zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Zum Schluss hin ergänzen sich die beiden Handlungsstränge und geben das Geheimnis preis. Als Leser erfährt man im Vergangenheitsstrang mehr über die damalige Gruppendynamik und den Kampfgeist der Extremsportler. Vorallem die Ich-Erzählerin Milla und Curtis Schwester Saskia sind sehr ehrgeizig und kämpfen mit allen Mitteln um den Platz in der Mannschaft für die Weltmeisterschaft. Dabei schreckt vorallem Saskia vor nichts zurück und greift des Öfteren auch zu unzulässigen Mitteln. Als sie spurlos verschwindet hat jeder der Clique ein mögliches Motiv.
Durch die wechselnden Zeitebenen und dem häppchenweise Aufdecken von Infomationen hat der Thriller Spannungspotential, obwohl es im Mittelteil doch auch einige Längen gibt. Als Leser rätselt man gerne mit und fragt sich, was damals passiert sein könnte und wer nun hinter den unheimlichen Vorgängen in der isolierten Bergstation steckt.
Leider kommt aber auch dieser Thriller am Ende nicht ohne Übertreibungen aus. Was hier schwer verletzte Personen noch alles leisten, grenzt an ein Wunder.

Die Figuren sind hingegen gut ausgearbeitet und jeder Charakter ist individuell gestaltet. Richtige Sympathieträger sind sie allerdings nicht. Die Kapitel sind kurz und veranlassen einem immer wieder weiterzulesen. Die Landschaftsbeschreibungen und die einsame Bergwelt wird sehr lebendig beschrieben und auch die Kälte spürt man richtig durch die Zeilen hindurch.


Fazit:
Wer sich nicht an den (zu)vielen Snowboard-Begriffen stört und am Ende ein Auge zudrückt, wenn schwer Verletzte Unmögliches leisten, hat einen spannenden "Whodunit" Krimi/Thriller vor sich. Für ein Debüt gelungen, aber noch mit kleinen Schwächen. Ich vergebe noch vier Sterne.

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Veröffentlicht am 03.01.2021

Schuld verjährt nicht

Das doppelte Gesicht
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Von Heidi Rehn habe ich bisher nur ihre historischen Romane gelesen, aber keinen der Krimis. Mit "Das doppelte Gesicht" startet die Autorin eine neue Reihe, die im München der Nachkriegszeit spielt.
Der ...

Von Heidi Rehn habe ich bisher nur ihre historischen Romane gelesen, aber keinen der Krimis. Mit "Das doppelte Gesicht" startet die Autorin eine neue Reihe, die im München der Nachkriegszeit spielt.
Der amerikanische Captain Joe Simon rekrutiert in einem französischen Gefangenenlager den jungen Emil Graf für die neu aufzustellende Münchner Polizei. Die Stadt versinkt im Chaos, während die amerikanischen Besatzer versuchen etwas Ordnung in die Desorganisation der Polizei zu bringen. Emil ist noch ein junger und unerfahrener Ermittler, der nach seinem Abschluss sofort in den Krieg ziehen musste. Nun soll er einen Mord am Kriegsheimkehrer Viktor von Dietlitz übernehmen. Während immer wieder Verbrechen aus Hunger und Verzweiflung geschehen, scheint an diesem Verbrechen etwas anderes dahinterzustecken. Am Tatort lernt Emil die amerikanische Fotoreporterin Sybilla von Löwenfeld, genannt Billa, kennen. Sie ist aus den USA nach München zurückgekehrt, um unter anderen auch von Ditlitz zu interviewen. Doch Billa findet den Mann nur mehr tot in seiner noblen Villa auf.

Emil und Billa sind noch etwas unsichere junge Charaktere, die perfekt für den Anfang einer Krimi-Reihe passen. So haben sie Zeit sich weiterzuentwickeln und sich in weiteren Bänden, die hoffentlich folgen werden, zu entfalten und zu lernen. Außerdem bleiben einige Fragen zu ihrer Vergangenheit noch offen.
Billa ist jüdischer Abstammung und wanderte gemeinsam mit ihrer Mutter Lilo, einer High Society Reporterin, 1938 aus Deutschland aus. Diese scheint zu dieser Zeit gute Verbindungen zu den Nazis gehabt zu haben.
Billa sitzt hingegen noch immer die Angst von der damals beginnenden Judenverfolgung im Nacken. Trotzdem setzt sie sich besonders für den ehemaligen Zwangsarbeiter und heimatlosen Polen Piotr ein - einer Displaced Person, der aus dem Lager geflohen ist und auf keinen Fall in den Osten zurückkehren möchte. Auch Billas Ängste gegenüber der Polizei spürt man immer wieder durchblitzen, obwohl sie diese mit ihrer Impulsivität zu überspielen versucht. Einzig Emil findet etwas Zugang zu ihr, der sich immer mehr in den Fall verbeißt und Billa immer interessanter findet. Zusätzlich wird er von moralischen Skrupel geplagt, was den unerfahrenen und etwas linkisch wirkenden jungen Mann immer wieder an sich zweifeln lässt. Dann passiert ein weiterer Mord und wieder ist das Mordopfer ein Kriegsheimkehrer....

Heidi Rehn hat eine komplexe Geschichte erschaffen, die abwechselnd aus der Sicht von Billa und Emil erzählt wird. Der packende und lebendige Schreibstil ließ mich sofort in das Buch eintauchen. Besonders gefallen hat mir aber die sehr bildhafte Beschreibung des zerbomten Münchens. Die historischen Zusammenhänge sind perfekt recherchiert worden und zeigen ein sehr lebendiges Bild dieser Zeit. Die Stimmung ist eher düster und drückend.
Heidi Rehn hat sich für diesen Roman aber nicht nur dem historischen München und den Morden angenommen, sondern auch die Themen "Ehrenjuden", Euthanesie und Displaced Persons. Es ist schon erstaunlich, wie viele Leute nach Kriegsende mit den Nazis nichts zu tun haben wollten und angeblich alle im Widerstand aktiv waren…Heidi Rehn greift diese Verleugnungen immer wieder durch den Amerikaner Joe Simon auf, der hart durchgreift.
Stück für Stück streut die Autorin immer mehr Informationen ein und fordert den Leser zum Mitraten auf. Das Ende ist schlüssig und schockiert.

Fazit:
Ein toller Auftakt zu einer neuen historischen Krimi-Reihe, der mich neugierig auf die Folgebände macht. Mit dem jungen und noch etwas unsicheren Ermittler Emil hat die Autorin eine ausbaufähige Figur erschaffen, die ich noch besser kennenlernen möchte. Ich bin schon sehr auf die weiteren Geschichten gespannt.

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Veröffentlicht am 26.12.2020

Die LIebesgeschichte von Irving Berlin und Ellin Mackay

White Christmas – Das Lied der weißen Weihnacht
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Michelle Marly alias Micaely Jary hat zum Thema Musik einen ganz besonderen Bezug, denn ihr Vater war ein bedeutender deutscher Komponist.
In "White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht" erzählt sie ...

Michelle Marly alias Micaely Jary hat zum Thema Musik einen ganz besonderen Bezug, denn ihr Vater war ein bedeutender deutscher Komponist.
In "White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht" erzählt sie über den Komponisten des weltberühmten Songs.

Der Broadway-Star und Jazz-Komponist Irving Berlin wurde als Izzy Baline, Sohn russisch-jüdischer Einwanderer, in New York geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf.
Die Geschichte beginnt 1937 in Hollywood, wo Irving über Weihnachten beruflichen Verpflichtungen nachkommt. Er vermisst seine Familie und die winterliche Atmosphäre von New York. Seine Gedanken schweifen zurück zu seiner Kindheit und den Beginn seines Erfolges.
Vom Zeitungsverkäufer und singenden Kellner erlebt Irving den Amerikanischen Traum und wird zum Broadwaystar. Der alleinstehende Jazzkomponist lernt eines Tages die charismatische Ellin Mackay, Tochter eines der reichsten Männer der USA, kennen. Beide kommen aus unterschiedlichen Welten: Arm und reich, jüdisch und irisch-katholisch. Zusätzlich ist Irving um einiges älter, als Ellin. Keine Überraschung, dass Ellins Vater gegen eine Beziehung zu Irving ist. Er versucht so einiges die Beiden auseinanderzubringen. Der Kampf von Irving und Ellin gegen alle Widrigkeiten ist sehr lebendig beschrieben und hat mir gut gefallen.
Am Ende legt Irving im sonnigen Kalifornien all seine Sehnsucht nach seiner Famlie und winterlichem Ambiente in das Weihnachtslied, das er komponieren möchte...in dem er von weißen Weihnachten träumt...

Ich muss zugeben, dass ich mir mehr über die Enstehung des Weihnachtsliedes, aber vorallem mehr Winter- und Weihnachtsstimmung erhofft hatte. Die Geschichte entpuppt sich nämlich immer mehr als Liebesroman, der eine unglaubliche Liebesgeschichte offenbart. Diese ist jedoch sehr liebevoll erzählt und wirkt dabei niemals kitschig.
Ich mochte beide Hauptprotagonisten sehr und fieberte mit ihnen mit. Irvings besondere Art zu komponieren fand ich erfrischend. Er erlebt den amerikanischen Traum und man ist es ihm vergönnt. Ellin ist für die damalige Zeit eine sehr starke und mutige junge Frau. Neben den beiden Hauptfiguren tummeln sich auch einige reale historische Persönlichkeiten, wie der damalige britische Thronfolger Edward VIII, der der Liebe wegen zur geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson, auf den Thron verzichtete.

Schreibstil:
Micaley Jary, die hier unter Pseudonym schreibt, erzählt sehr bildhaft. Man befindet sich beim Lesen direkt in der Welt der Protagonisten. Durch die Erzählweise aus verschiedenen Zeitebenen und Persepktiven wird die Spannung hochgehalten.
Alle 37 kurzen Kapitel sind mit einem Songtitel von Berlin versehen. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Irving und Ellin.
Im Nachwort informiert die Autorin über den weiteren Werdegang des Liedes und den Siegeszug rund um die Welt, sowie über den weiteren Lebensweg der Protagonisten.

Fazit:
Ich hatte mir bei Michelle Marly's Roman "White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht" mehr Musik und mehr winterliches/weihnachtsliches Ambiente erhofft, das durch Cover und Titel suggeriert wurde. Bekommen habe ich eine Geschichte, deren Fokus nicht bei der Musik liegt, sondern die berührende Liebesgeschichte des Komponisten erzählt. Mir hat der biografische Roman zwar gut gefallen, hatte aber etwas ganz anderes erwartet. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 18.12.2020

Es fehlt das Salz in der Suppe

Bergsalz
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Vom Verlag habe ich dieses Buch zusammen mit einer Packung Salz als Überraschung bekommen. Nochmals vielen herzlichen Dank! Im Literatursalon bei Lovelybooks wurde der Roman besprochen, deshalb habe ich ...

Vom Verlag habe ich dieses Buch zusammen mit einer Packung Salz als Überraschung bekommen. Nochmals vielen herzlichen Dank! Im Literatursalon bei Lovelybooks wurde der Roman besprochen, deshalb habe ich ihn gleich zur Hand genommen und gemeinsam mit den Leserinnen diskutiert. Leider konnte mich die Geschichte von Karin Kalisa nicht restlos überzeugen.

Der Roman handelt im Großen und Ganzen um eine Graswurzelbewegung: Aus etwas Kleinem entsteht aus der Basis der Bevölkerung eine Initiative, die nach und nach zu etwas Großem wird.
Franzi ist eine der vielen alleinstehenden älteren Frauen in einem kleinen Dorf im Allgäu, die täglich für sich alleine kocht und mehr und mehr vereinsamt. Eines Tages klingelt es kurz vor Mittag an Franzis Haustür. Zuerst ist sie verärgert und will doch eigentlich nur ihre Ruhe haben. Als sie öffnet steht ihre Nachbarin Johanna vor der Tür, die um Mehl bittet. Franzi durchschaut schnell, dass diese nicht wirklich gekommen ist, um sich Mehl zu borgen, denn alle Frauen im Dorf haben mehr als genug Vorräte im Keller. Aus dem ungelegenen Besuch wird ein gemeinsames Mittagessen, das beide genießen. Daraus entsteht der Gedanke sich öfters im Dorf bei einer der alleinstehenden Frauen zum Mittagessen zu treffen. So wird die Idee eines gemeinsamen Mittagtisches für alle Alleinstehenden geboren, der mit großem Interesse angenommen wird. Franzi versucht dieser Eingebung zu folgen und diese kurzentschlossen umzusetzen. Das schon lange stillgelegte Dorfgasthaus "Rössle" kommt als Lokalität perfekt in Frage, jedoch sind dort seit einiger Zeit Flüchtlinge untergebracht. Dort trifft Franzi auf Esme und einen halbvollen Kübel Speisesalz....

Das erste Drittel rund um das Miteinander der Frauen und der Planung des Mittagstisches hat mir gut gefallen. Das dörfliche Leben wird sehr anschaulich beschrieben. Da ich selbst in so einem Dorf im Alpenvorland (allerdings nicht im deutschen, sondern österreichischen) wohne, kamen mir viele Situationen sehr bekannt vor. Da hat sich nicht wirklich viel geändert. Oftmals braucht es eine zupackende Hand und eine zündende Idee um außergewöhnliche Vorhaben umzusetzen.
Leider verliert sich das Hauptthema um den Mittagstisch und das Leben der Frauen im Laufe der Handlung immer mehr. Hinzukommend werden jegliche Hindernisse mühelos aus dem Weg geräumt oder scheinen wie von selbst zu verschwinden. Immer mehr neue Figuren und neue Handlungsstränge kommen hinzu. Diese werden nur angerissen und nicht wirklich zu Ende geführt. Oftmals hatte ich das Gefühl die Autorin verliert sich selbst in ihrer Geschichte und hat den Faden verloren. Das letzte Drittel gefiel mir dann leider gar nicht mehr. Die mystische Komponente, die von ihr eingeflochten wurden, passten so überhaupt nicht zur restlichen Geschichte.

Die Charaktere sind sympathisch, bleiben aber großteils an der Oberfläche. Franzi ist eine typische ältere Frau, wie wir sie hier auf dem Land dutzendfach finden. Die Kinder sind aus dem Haus und führen ihr eigenes Leben, genauso wie der Ehemann - wenn er nicht gestorben ist. Die Frauen sitzen alleine da und führen ein eher einsames Leben. Franzi war für mich am meisten greifbar. Über Esme hätte ich sehr gerne viel mehr erfahren und die anderen Frauen blieben eher Randfiguren. Einzig die junge Sabrina nimmt noch etwas mehr Platz ein, wird mir aber zu klischeehaft beschrieben.

Die kleinen Botschaften und Themen, wie die Flüchtlingsproblematik, die Gesellschaft im Allgemeinen, die Vereinsamung und die geschlossene Infrastruktur sind nur einige der vielen Themen auf diesen eher wenigen Seiten. Sie sind mir leider viel zu allgemein und oberflächlich gehalten.

Schreibstil:
Der sehr poetische Schreibstil hat mir gut gefallen. Einige Sätze und Zitate habe ich mir markiert. Die Autorin regt auch zum Nachdenken an. Der oftmals in Dialogen eingefügte Dialekt bereitete mir als Österreicheirn natürlich keine Probleme. Der Handlungsstrang in der Gegenwart wird durch kurze Kapitel in kursiver Schrift rund um das Jahr 1550 unterbrochen. Lange weiß man nicht, was diese zu bedeuten haben und ich muss zugeben, dass sie mich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen haben. Am Ende des Buches gibt es ein Glossar zu den mitteralterlichen Begriffen.

Fazit:
Von diesem Roman hatte ich mir eindeutig mehr erwartet. Der erste Abschnitt hat mir gut gefallen, jedoch wurden es mit der Seitenzahl immer mehr Handlungen und Themen, die aufgegriffen und nicht wirklich zu Ende geführt wurden. Die Idee dahinter ist sehr gut, aber die Ausführung hat mir immer weniger gefallen, umso länger ich an der Geschichte gelesen habe. Das ist sehr schade!

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