Teufel jhilf mir...
Die Kunst des TeufelsDarum geht's:
Teresa und ihr Bruder Rupert kommen aus einer Holzschnitzerfamilie. Während der eigentliche Erbe und Nachfolger Rupert so gar keine Ambitionen hat das Schnitzhandwerk zu erlernen, liebt Teresa ...
Darum geht's:
Teresa und ihr Bruder Rupert kommen aus einer Holzschnitzerfamilie. Während der eigentliche Erbe und Nachfolger Rupert so gar keine Ambitionen hat das Schnitzhandwerk zu erlernen, liebt Teresa das Arbeiten mit dem Holz. Ihre kleinen Holzspielzeuge verkaufen sich auch hervorragend. Doch als Frau ist es ihr untersagt diesen Beruf auszuüben. Als der Vater stirbt, brechen die Geschwister zu ihrem Oheim nach Nürnberg auf. Auf dem Weg kauft der abergläubische Rupert einen Zettel mit einem Spruch, der ihm für einen Tag Unverwundbarkeit prophezeit. Stirbt er trotzdem, gehört seine Seele dem Teufel. Rupert glaubt fest daran, als er noch am selben Tag Teresa gegen einem anderen Mann verteidigt. Doch er stirbt noch an Ort und Stelle und Teresa gibt sich die Schuld an seinem Tod und flüchetet nach Passau. Dort erhält sie einen Platz beim Messerschmied Thomas Stantler, der für seine berühmten Messer, die Passauer Wolfsklingen, einen Griffeschnitzer sucht. Und bald hat Teresa den Messerschmied von ihrer Kunst überzeugt, doch offiziell darf sie auch bei ihm nicht als Schnitzerin arbeiten.....
Meine Meinung:
Das ist mein zweiter historischer Roman von Nicole Steyer und langsam werde ich ein richtiger Fan der Autorin. Vor kurzem habe ich ein weiteres Buch der Schriftstellerin unter ihrem Pseudonym Linda Winterberg gelesen, das mich ebenfalls begeistert hat.
In diesem historischen Roman wird auf den mehr als 500 Seiten mehr gemordet, als in einem blutigen Thriller, die ich ebenfalls sehr gerne lese. Das habe ich schon bei meinem ersten Buch der Autorin "Der Fluch der Sommervögel" feststellen müssen und auch hier ist es nicht anders. So schnappt man doch das eine oder andere Mal nach Luft, wenn jemand stirbt, den man gerade liebgewonnen hat. Auf der anderen Seite erhöht es die Spannung, da man bei der Autorin nie sicher sein kann, wer nun als Nächster das Zeitliche segnet ;)
Teresa, unsere Hauptprotagonistin, ist eine sehr liebenswerte junge Frau, mit der es das Schicksal wirklich alles andere als gut meint. Sehr früh verliert sie ihre Eltern und dann noch ihren geliebten Bruder Rupert. Das Schnitzen, ihre große Leidenschaft, darf sie nur heimlich ausüben, da es Frauen von der Zunft verboten ist, diesem Handwerk nachzugehen. Sie dürfen höchstens als Mägde oder Hebammen arbeiten, nicht zu vergessen als Hübschlerinnen in den diversen Häusern. Deshalb hat Teresa auch bald einige Neider auf dem Hals, wie den jungen Leopold, der sich als Thomas Stantlers Nachfolger sieht, aber keinerlei Talent zum Schnitzen hat. Aber auch die Mägde im Haus wollen sie nicht in der Schnitzstube sehen, sondern in der Küche. Mit der jungen, aber etwas ungestühmen Magda, freundet sich Teresa bald an und lernt durch sie den Studenten Christian kennen, der ihre große Liebe wird. Doch der hilfsbereite und lebenslustige junge Mann hat ein Geheimnis....
In "Die Kunst des Teufels" befasst sich die Autorin vorallem mit dem Aberglauben dieser Zeit, der Gottesfurcht und dem Handel. Sie beschreibt den goldenen Steig, den historischen Salzhandelsweg von Passau nach Prachatitz, man erfährt etwas über die Herstellung der bekannten Passauer Wolfsklingen, die Thomas Stattler in seinem Betrieb schmiedet, den wertvollen Ilzer Perlen und im letzten Drittel erleben wir den Bau der Wahlfahrtskirche " Maria Hilf "mit. Nicole Steyer hat großartig recherchiert und diese historischen Ereignisse wunderbar in die Geschichte integriert. Auch von den Lebensbedingungen der Einwohner erfahren wir hier einiges. So ist es Bediensteten verboten zu heiraten und wird schwer geahndet. Der Glaube und das Seelenheil spielen eine große Rolle. Andersgläubige wurden als Ketzer bezeichnet und verfolgt. Auch der Aberglaube hat Hochsaison. So wird auch aus jedem Hochwasser, das die Stadt gefährdet, eine Bedrohung des Teufels. Dadurch wirkt die Stimmung im Roman manchmal etwas düster....genauso wie die damalige Zeit eben war.
Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und lässt sich wunderbar lesen. Man ist schon nach den ersten Seiten mitten im Geschehen und die Spannung, wie es mit Teresa weitergehen wird, bleibt bis zum Schluss erhalten. Man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Die Gefühlswelt von Teresa wird sehr emotional und einnehmend beschrieben. Der historische Hintergrund wurde hervorragend recherchiert.
Am Beginn des Buches gibt es eine Karte der damaligen Zeit von der Region Passau bis weit nach Böhmen und am Ende einige Fakten zum geschichtlichen Hintergrund.
Charaktere:
Die Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet. Jeder von ihnen ist nicht nur Gutmensch, sondern hat auch einige schlechte Seiten, so wie es auch im richtigen Leben ist. So wirken die Perseonen sehr authentisch und lebensecht. Teresa ist eine eher zurückhaltende junge Frau, die Ruhe und Geborgenheit im Schnitzen findet. Aber auch Mut und Hoffnung findet sie in diesem Handwerk wieder, dessen Liebe sie vom Vater mitbekommen hat. Und so erinnert es sie auch immer an ihren verstorbenen Vater, genauso wie der Duft von Holz. Aber auch mit den vielen anderen Charakteren, die dem Leser in diesem Roman begleiten, wie Teresas Freundin Magda oder Josef, der ihr zum zweiten Vater wird, sowie Burgi, die Köchin, deren rauhen Schale ein doch weiches Herz verbirgt, freundet man sich schnell an.
Fazit:
Ein hervorragend recherchierter historischer Roman, der in der dunklen Zeit des Dreißigjährigen Krieges spielt. Aberglaube und das menschliche Seelenheil spielen eine große Rolle. Von Beginn an fesselt der spannende Schreibstil den Leser ans Buch. Eine Empfehlung für jeden Hisorienfan!