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Veröffentlicht am 17.06.2023

Gute Idee - mit Luft nach oben!

Air Awoken (Die Chroniken von Solaris 1)
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Vorab: für mich war das Buch ein deutlicher Coverkauf, da ich Cover und Farbschnitt einfach so toll fand.

Die Idee der Geschichte fand ich ziemlich vielversprechend, auch wenn ich einiges, vor allem am ...

Vorab: für mich war das Buch ein deutlicher Coverkauf, da ich Cover und Farbschnitt einfach so toll fand.

Die Idee der Geschichte fand ich ziemlich vielversprechend, auch wenn ich einiges, vor allem am World Building noch etwas ausbaufähig fand. Beispielsweise hätte ich mir gerade zu Beginn teilweise ausführlichere Beschreibungen der Orte und der Charaktere gewünscht, dies kam teilweise etwas kurz. Auch das Magiesystem und die Götter wurden beschrieben, aber teilweise habe ich über die Religion in der Welt noch keinen richtigen Überblick, außer dass die Mutter Sonne und der Vater Mond angebetet werden- und wieso das Königreich mit dem Norden im Kampf steht, ist mir auch nicht 100% klar, aber ich vermute, dass es daran liegt, dass es eine vierteilige Serie ist, und wir erst in die Geschichte einsteigen.

Dafür wurden mir in der Geschichte manchmal andere Dinge zu oft wiederholt. Dies war aber glaube ich sprachlich einfach manchmal verbesserungswürdig.

Die Liebesgeschichte, mit der hatte ich zu Beginn ein wenig meine Schwierigkeiten. Warum? Ich verstehe das "Bad Boys" und Antihelden gerade total gefragt sind, und dass Vhalla den düsteren Prinzen attraktiv findet- allerdings kann ich nicht verzeihen, wie ihre Liebesgeschichte beginnt, nämlich in dem er ihr ziemlich gewaltvoll begegnet. Ich möchte nicht zu viel spoilern, aber nach ihrer ersten Begegnung hat Vhalla starke Wunden und muss sogar das Krankenbett hüten und Aldrik spricht ziemlich respektlos zu ihr und nennt sie u.a. einen "bedeutungslosen Wurm" oder einen "Papagei". Letzteres soll später zu einem süßen Kosenamen werden- hat mich aber absolut nicht abgeholt, da es deutlich süßere Spitznamen als "mein Papagei" gibt. Auch im späteren Verlauf des Romans nennt Aldrik sie nochmal "du dummes Mädchen" und ich muss sagen, das hat mich einfach wirklich nicht abgeholt- vielleicht ist es im englischen Original nicht ganz so krass, aber die Übersetzung ist auf jeden Fall ein Fall für sich.

Zudem hatte ich mit Vhalla auch teilweise meine Schwierigkeiten, denn ich hatte den Eindruck, dass sie leicht in das "Pick me Girl"-Schema einspielt. Eine "Pick me"- wird eine Person bezeichnet, deren positive Eigenschaft sein soll, "anders als die anderen zu sein", wodurch aber "das Andere", bei Frauen oft das "typisch weibliche" heruntergespielt und negativ konnotiert wird. Mit anderen Worten: Frauen werden heruntergemacht, um eine Frau hervorzuheben, anstatt Frauen zu feiern. Gleichzeitig scheinen in den Romanen aber alle männlichen Charaktere auf diese Nicht-wie-alle-anderen-Frau abzufahren. In Air Awoken benutzt Prinz Baldair sogar genau den "du bist nicht wie die Anderen"- Satz, um Vhalla zu beschreiben, als er gemeinsam mit ihr frühstückt. Zudem hat Vhalla gleich drei Männer, die um ihre Aufmerksamkeit buhlen.

Weshalb ich Vhalla aber wiederum Pluspunkte einräumen muss, ist, dass sie nicht komplett das naive und unerfahrene Mädchen ist, welches erst von einem Mann verführt werden muss (wie einige Fantasy Protagonistinnen, zu denen z.B. auch Poppy aus Blood and Ash zählt) , sondern Vhalla hatte bereits erste Erfahrungen mit Männern und ist daher kein graues unerfahren Mäuschen.

Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass bestimmte "Tropes", wie z.B. ein Ball, der stattfindet, damit die Protagonistin sich hübsch machen kann und allen den Kopf verdrehen kann, in die Geschichte eingeflochten wurden, ohne wirklich Sinn zu machen, bzw. aus meiner Sicht hätte dieser Ball nicht sein müssen.

Was ich persönlich gut gelungen fand, war Vhallas Gefühlswelt, auch wenn es mich gestört hat, dass sie einerseits als schlaue Schülerin und gleichzeitig als absolut naiv dargestellt wurde. Auch realistisch und gut fand ich, dass Vhalla einen Freundeskreis besitzt und sich damit konfrontieren muss, wie sich dieser verändert, wenn sie nun Magierin wird. Dieser Aspekt, also das "frühere Leben" von Protagonisten, wird meiner Meinung nach bei Fantasyromanen manchmal zu sehr heruntergespielt und vergessen, deshalb fand ich es sehr erfrischend, dies hier mal mitzuerleben. Trotz dieser Kritik hatte ich Spaß beim Lesen und das Buch lässt sich auch schnell weg lesen. Gerade gegen Ende kommt auch wirklich nochmal richtig Spannung auf und alles was ab dem Ball geschieht, habe ich auch so nicht kommen sehen und macht für mich auf jeden Fall Lust auf die Fortsetzung- von der ich mir auch hoffe, dass Worldbuilding und Politik und vielleicht auch die Magie nochmal ausführlicher unter die Lupe genommen werden.

Ich habe große Hoffnung in die Fortsetzung(en).

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Es kommt auf die Erwartungshaltung an...

Babel
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Ich habe lange überlegt, wie ich dieses Buch rezensieren und bewerten soll. Einerseits ist es wirklich toll geschrieben. Die Geschichte spielt in einem fiktiven, allerdings sehr detailgetreuen Oxford im ...

Ich habe lange überlegt, wie ich dieses Buch rezensieren und bewerten soll. Einerseits ist es wirklich toll geschrieben. Die Geschichte spielt in einem fiktiven, allerdings sehr detailgetreuen Oxford im neunzehnten Jahrhundert. Statt der industriellen Revolution behandelt das Buch sie "Silberrevolution", denn das magische Element dieses Romans sind die sogenannten "Silberbarren", die mit Magie Dinge verbessern können. Beispielsweise kann ein Silberbarren eine Kutsche schneller laufen lassen oder Unkraut im Garten fern halten.

Wie geht das? Die Magie in diesem Roman funktioniert so, dass man ein Wort auf einen Silberbarren schreiben muss-allerdings auf zwei Sprachen, z.B. Chinesisch und Englisch, oder Französisch und Englisch. Nur durch die Dualität der beiden Sprachen funktioniert der Silberbarren. Daher wird der Protagonist Robin Swift nach Oxford an die Universität geschickt, um am renommierten Übersetzungsinstitut Babel zu studieren.

Das Buch ist sehr gut recherchiert, d.h. die Autorin hat ein unglaubliches Fachwissen über die Literatur der damaligen Zeit und die Geschichte des British Empire. Was das Buch für mich so besonders macht, ist, dass es nicht einfach nur die damalige Zeit darstellt, sondern diese auch kritisch betrachtet. Anhand von Fußnoten verweist die Autorin beispielsweise bei verschiedenen Autoren darauf, wieso diese aus heutigem Gesichtspunkt kritisch sind, weil sie sich entweder sexistisch oder rassistisch verhalten haben. Auch der Rassismus der damaligen Zeit gegenüber Chinesen und POC wird sehr herzzerreißend realistisch dargestellt. Denn ein großer Teil des Romans bezieht sich auf das Verhalten der Engländer gegenüber Robin und seinen Freunden- dem Inder Ramy und der aus Haiti stammenden Victoire.

Gerade der Beginn und das Studium in Babel fand ich auch toll. Ich wollte dieses Buch auch wirklich lieben, aber leider blieb für mich streckenweise komplett die Spannung aus. R.F. Kuang fasst die drei Studienjahre zusammen, sodass oft ganze Strecken in Abschnitten zusammengefasst werden, während der Fokus vor allem auf den Sprachwissenschaften liegt. Eindrucksvoll zeigt R.F. Kuang auf, wie viel sie über Sanskrit und Chinesisch weiß und nimmt die Lesenden teilweise auf seitenlange Exkursionen durch die Sprache mit - dafür fällt die Freundschaft der vier Hauptprotagonisten (Robin, Victoire, Ramy und Letty) etwas flach - obwohl immer wieder versichert wird, dass sie jetzt ganz enge Freunde sind...aber es fühlt sich als Leser teilweise so an, als ob wir nur über Zusammenfassungen erfahren, dass die Vier nun befreundet sind und "erleben" es nicht richtig mit, weshalb die Freunde mir teilweise etwas "fremd" blieben. Auch der Fantasyaspekt fällt flach. Wer also ein Fantasy Abenteuer erwartet, muss seine Erwartungen meiner Meinung etwas zurückschrauben, da der Roman eher an einen historischen Roman erinnert. Ja, es gibt das Element der Silberbarren, aber dies könnte ist eher ein Randelement. Das Buch wurde in einem Zitat, welches zur Bewerbung des Romans verwendet wurde, mit Harry Potter verglichen- diesen Vergleich sehe ich nicht. Der Verlag hat es damit erklärt, dass Harry Potter ähnlich in der Lage war nicht-Fantasy Leser für Fantasy zu begeistern. Wenn man das so sieht, dann stimmt es wohl, auch Babel erschließt sich vielen Nicht-Fantasy-Lesern, aber man sollte nicht erwarten Harry Potter 2.0. zu lesen. Im Fokus stehen neben der Sprache eher die Themen Imperialismus und Rassismus.

In der Mitte des Romans gibt es dann, nach einem Ausflug nach Kanton, eine Wendung, die den ganzen Roman auf den Kopf stellt und ziemlich chaotisch wird. Bis zu diesem Zeitpunkt wies der Roman für mich teilweise Längen auf, aber der Wendung wurde es etwas spannender, aber auch hier hatte ich das Gefühl, dass R.F. Kuang die Geschichte spannender erzählen könnte, da auch hier teilweise einigen Szenen sehr lang erzählt wurden. Ja, teilweise macht das auch den Charme des Romans aus, denn die Autorin schafft es Gefühle im Leser zu erwecken, beispielsweise die Nostalgie der Babbler, wenn sie an ihre Jahre als Erstsemester zurückdenken oder den depressiven Zustand, in den Robin zeitweise versetzt ist-das alles bringt Kuang sehr realistisch aufs Papier. Auch die Micro-Agressionen gegen die Protagonisten waren wirklich teilweise schwer auszuhalten.

Mich persönlich hat die Gewalt am Ende des Romans etwas perplex zurückgelassen und ich weiß auch noch nicht so recht, was ich von der Botschaft halten soll. Ich habe gehört, dass der Roman im Englischen einen Zusatztitel hat: "Babel or The Necessity of Violence" - vielleicht wäre es nicht schlecht gewesen, den Titel beizubehalten, vor allem, da es im Roman um Übersetzung ging und so ausführlich wie möglich zu übersetzen.
An dieser Stelle kann ich nicht weiter ausführen ohne zu spoilern, aber eines kann ich noch sagen: Robins Wandlung fand ich nicht ganz nachvollziehbar. Ja, ich finde es toll, wenn Charaktere wachsen und sich entwickeln- aber Robins Entwicklung kam etwas...unerwartet.

Fazit: Babel ist auf jeden Fall ein Buch, über das man nachdenken muss. Man sollte sich auch Zeit zum Lesen nehmen. Wer Sprache, Sprachwissenschaften und Dark Academia Settings (Lernen, Studium und Wissen) mag, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen. Wer eher nach einem Fantasyabenteuer mit einer magischen Schule sucht, wird eher enttäuscht.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Gute Idee, wollte zu viel

Ashblood - Die Herrin der Engel
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Zu Beginn möchte ich einmal sagen, dass ich glaube, dass dieses Buch unglaubliches Potential hatte. Z.B. die politischen Spannungen innerhalb von Sarance, die Konkurrenz zwischen Kardinalin, Königin und ...

Zu Beginn möchte ich einmal sagen, dass ich glaube, dass dieses Buch unglaubliches Potential hatte. Z.B. die politischen Spannungen innerhalb von Sarance, die Konkurrenz zwischen Kardinalin, Königin und König, und ihren jeweiligen Untergeordneten, den Pursivant, den Musketieren und der Königswache, waren eine super spannende Voraussetzung für einen spannenden Roman. Auch die Idee mit der Ascheplage und der Engelsmagie fand ich an sich eine für mich neue Idee- allerdings haperte es meiner Meinung nach ein wenig an der Umsetzung.

Garth Nix macht es den Lesenden sehr schwer bei den Namen den Überblick zu behalten. Damit meine ich gar nicht die vielen Engelsnamen, die während des Romans fallen, diese waren zwar fremdartig, aber so unterschiedlich voneinander, dass man sie gut auseinander halten konnte (zwei Beispiele: Foraziel oder Gwethiniel). Was mich eher gestört hat, waren die alle sehr ähnlich klingenden Namen der Musketiere und Personen in der Sternenfestung. Um ein paar Beispiele zu nennen: Delampan, Derangue, Dupallidin, Duplessis, Degraben, Depernon und Deranagh. Es tut mir Leid, aber da fällt es wirklich schwierig die Charaktere auseinander zu halten, vor allem wenn sie teilweise nur mit Nachnamen aufgelistet werden. Hier hätte man das Ganze meiner Meinung nach leserfreundlicher gestalten können. Ich bin mir nicht sicher, ob das vielleicht ein Musketierding ist, da ich mit dem Originaltext von Alexandre Dumas nicht so vertraut bin, aber ich fand es hat das Verständnis innerhalb der Geschichte erschwert.
Die zweite stilistische Sache, die mir nicht so gut gefallen hat, war, dass Perspektiven mitten in einem Kapitel gewechselt wurden. Ich persönlich mag es sehr gerne, wenn jeder Erzähler sein Kapitel hat, aus dem berichtet wird und wenn dies nicht der Fall ist, dass zumindest mit Absätzen gearbeitet wird, um zu verdeutlichen, dass hier ein Wechsel stattfand, aber in "Ashblood" werden wird teilweise in aufeinanderfolgenden Sätzen geschrieben, was alle Charaktere zu einer Situation denken.

Ich bin sehr gut in das Buch eingestiegen und war von Beginn an gefesselt. Besonders Lilaths Charaktere hat mich gefesselt, da ich bis zum Schluss nicht ganz wusste, was sie nun letztendlich vorhat und unbedingt wisse wollte, ob sie ihren Plan in die Tat umsetzen kann. Auch der Erzählstil war angenehm und es fehlte nicht an Witz und Charme. Insgesamt wurde sehr gut in das Setting und Charaktere eingeleitet, doch ab der Hälfte des Romans wurde es dann leider holprig. Es wirkte, als hätten wir gerade die Einleitung abgeschlossen, die Charaktere wurden vorgestellt und finden gerade zueinander, und dann waren plötzlich nur noch wenig Seiten übrig.
Daher wirkte das Ende für mich sehr überstürzt und gehetzt, hier hätte ich mir mehr Zeit gewünscht. Schließlich mussten in die letzten ca. 200 Seiten noch eine Begegnung, eine Expedition und die Auflösung gepackt werden. Das wurde dem Beginn des Romans nicht gerecht, der sich Zeit gelassen hat alle Charaktere ausführlich vorzustellen. Der Roman ist meines Wissens darauf ausgelegt ein Einzelband zu sein, was vielleicht sein Problem war. Hätte der Autor den Roman entweder doppelt so dick gemacht oder hätte ihn in eine Duologie umgewandelt, hätte es gegebenenfalls besser geklappt.

Das Cover hat mich sehr gut gefallen. Auf einem türkis-blauen Hintergrund ist ein goldener Musketierdegen abgebildet, der einerseits von goldenen Engelsflügeln, aber andererseits von schwarzen Aschewolken umgeben ist, somit vereint das Cover die Themen aus dem Roman: Musketiere, Engelsmagie und Plage. Das finde ich auf eine ansprechende Art sehr gut gelöst. Ebenfalls gut gelöst fand ich, dass es zwei Karten im Roman gibt, einmal die Karte der Reiche und einmal eine Karte der Hauptstadt Lutace, in der sich ein Großteil des Romans abspielt. Die Karten haben bei der Orientierung sehr geholfen, auch wenn ich die zweite Karte erst nach einer Weile entdeckt habe, da sie sich am Ende des Buches befindet. Wenn ihr das also lest: Klappt gerne einmal den hinteren Einband auf!

Ich glaube ich hätte mir fast gewünscht, dass auch die Engel ein wenig mehr Charakter haben, als nur diese verschwommenen Schatten zu sein, die beschworen werden können. Die Engel bleiben im Roman allerdings zum großen Teil stille Instrumente, und da es so viele Engel gibt, wird der selbe Engel auch selten zweimal beschworen, sodass es schwierig ist, als Leser eine Bindung mit ihnen aufzubauen, auch wenn die Charaktere vielleicht ihre persönlichen Beziehungen zu einzelnen oft heraufbeschworenen Engeln haben.

Obwohl ich jetzt einige Punkte aufgelistet habe, die mir beim Lesen nicht so gut gefallen haben, muss ich dazu sagen, dass ich wie oben beschrieben die Idee des Settings und die Charaktere ziemlich toll fand. Die Idee der Engelsmagie war für mich neu und innovativ. Allerdings hätte sich der Roman etwas mehr Zeit nehmen sollen, oder bzw. hätte eine Fortsetzung gut vertragen. Ich war jedoch konstant an der Entwicklung und Geschichte interessiert, weshalb ich auch recht schnell gelesen habe. Ein wenig traurig bin ich, dass wir die Welt der Musketiere nun zurücklassen, da der Roman als Stand Alone angedacht ist. Aufgrund seiner Schwächen würde ich dem Roman 3 von 5 Sternen geben.

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Zurück ins Nimmernie mit Ash

Plötzlich Rebell – Das eiserne Schwert
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Plötzlich Rebell - das eiserne Schwert ist der zweite Teil der "Plötzlich Rebell" Reihe, die an die "Plötzlich Fee" Reihe der Autorin anschließt.

Das Cover ist ein echter Hingucker! Es ist ganz in silber ...

Plötzlich Rebell - das eiserne Schwert ist der zweite Teil der "Plötzlich Rebell" Reihe, die an die "Plötzlich Fee" Reihe der Autorin anschließt.

Das Cover ist ein echter Hingucker! Es ist ganz in silber gehalten und glänzt im Licht. Durch die silberne Farbe wirkt es sehr edel und glänzt. In der Mitte thront der Text „Plötzlich Rebell“ und darunter ist das eiserne Schwert mit einem grünen Stein im Griff abgebildet. Ich persönlich finde das Cover sehr schön.



Ich glaube ich bin nicht die einzige, die überrascht davon war, dass der Roman aus der Sicht von Ash geschrieben wurde. Schließlich begann der erste Teil der „Plötzlich Rebell“-Reihe mit Pucks Sichtweise und viele Leser – mich eingenommen- nahmen an, dass es sich in den neuen Abenteuern primär um Puck drehen würde. Dem war so nicht. Zuerst war ich auch eigentlich ganz angetan von der Idee die Geschichte aus Ashs Perspektive zu hören.

Leider hat es nicht ganz so lange angehalten, da ich Ash als Erzähler eher etwas… nervig fand, da Ash etwas repetitiv ist, er spricht zu 80% von seinem Zorn, der ihn droht zu überwältigen. Wenn er nicht zornig ist, dann ist er die restlichen 20% damit beschäftigt besorgt zu sein.

Außerdem handelt er oft rasch und unüberlegt und untergräbt teilweise auch – meiner Meinung nach – mit seinen Handlungen die Autorität seiner Frau, der Eisernen Königin Meghan. Beispielsweise wenn sie Verhandlungen beginnen möchte und er zu einem Angriff übergeht oder den Gegner bedroht.

Ähnlich wie die Beziehung zwischen Ash und Meghan bleibt aber auch die Beziehung zu Keirran, ihrem Sohn, in diesem Teil relativ oberflächlich.

Zum Plot: Puh, irgendwie lässt der sich ganz schön Zeit um "warm" zu werden. Damit meine ich nicht, dass nichts passiert. Ganz im Gegenteil, es wird gefühlt die ganze Zeit gekämpft, allerdings verbringen die Hauptcharaktere die ersten zwei Drittel des Romans mit teilweise unnötigen "Side-Quests". Nämlich von Ort zu Ort zu wandern, um Informationen zu bekommen. -versteht mich nicht falsch, das ist alles wichtig, um Keirran zu finden, aber es zieht sich über zweihundert Seiten, bis wir endlich mit dem richtigen Feind des Romans konfrontiert werden. Vielleicht leidet der Roman einfach am "Mittlerer Band"-Syndrom in der Reihe, der ein wenig wie ein Füller wirkt.

Ohne zu viel zu verraten muss ich aber sagen, dass ich das Ende sehr spannend fand und gerne wissen möchte, was uns nun auf der anderen Seite erwartet. Die Geschichte und auch der Plottwist hatten definitiv Potential und haben mich unvorbereitet getroffen. Auch wenn ich persönlich mir an der ein oder anderen Stelle vielleicht sogar eine andere Entwicklung gewünscht hätte (Stichwort Nyx).



Für alle Plötzlich Fee-Fans wird es aber auf jeden Fall auch sehr nostalgisch sein die Reihe zu lesen, da wir nach Nimmernie zurückkehren und unsere Charaktere wieder treffen, das ist natürlich recht positiv. Auch bin ich nach wie vor von der Vielfalt der Feenwesen begeistert, auch von den neu dazugekommenen Feen, die Autorin beweist hier deutlich Kreativität. Allerdings muss die Autorin meiner Meinung nach aufpassen, wie oft sie Nimmernie dem knappen Weltuntergang entgegenstellen möchte- denn es könnte ab einem gewissen Punkt sehr repetitiv wirken. Beim Lesen habe ich mich gefragt, ob ich nicht vielleicht einfach aus der Reihe herausgewachsen bin? Da mich doch einige Sachen beim Lesen gestört haben, würde ich dem Roman insgesamt 3,5 von 5 Sternen geben.



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Veröffentlicht am 17.02.2023

Moderne Hexen - Fiktion trifft Realität

Der Hexenzirkel Ihrer Majestät. Das begabte Kind
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Erstmal zum Cover: Ich finde der Roman sieht total besonders und edel aus, obwohl es sich um ein Taschenbuch handelt. Geworben wurde mit einer Geschichte aus Großbritannien mit einem modernen Hexenzirkel, ...

Erstmal zum Cover: Ich finde der Roman sieht total besonders und edel aus, obwohl es sich um ein Taschenbuch handelt. Geworben wurde mit einer Geschichte aus Großbritannien mit einem modernen Hexenzirkel, was für mich erstmal super spannend klang.

Die Geschichte spielt in England und überraschenderweise zur modernen Zeit, d.h. neben den magischen Kräften der Hexen gibt es auch Smartphones, Social Media und das Dark Web. Sogar der Hexenzirkel Ihrer Majestät, der größte Hexenzirkel Großbritanniens, hat seinen eigenen Auftritt im Dark Web. Das fand ich sehr spannend zu lesen, eine Welt in der so moderne Medien und Magie koexistieren- nicht mal bei Harry Potter war das so, da damals, als J.K. Rowling die Geschichte schrieb, Smartphones noch keine allgegenwärtige Realität waren.

Ich muss sagen, dass ich finde, dass es Juno Dawson unglaublich gut gelungen ist moderne Thematiken und Probleme in ein Fantasy-Setting umzuwandeln. Aktuelle Themen wie Feminismus, Rassismus (im Roman gegen Hexen of Colour) und auch Transphobie werden im Roman thematisiert - aber auch der Rückgang moderner Hexen durch den Einfluss von Social Media und Fernsehen wurde erklärt. Im Roman trauert Niamh darum, dass es immer weniger Hexen der Stufe 4 oder 5 gibt , da viele Hexen nicht mehr klar meditieren können, da ihr Geist durch die konstante Reizüberflutung nicht mehr "frei" werden kann.

Generell mag der Roman ein Problem haben, was viele Romane haben: Er möchte zu viele Themen auf einmal ansprechen: einerseits haben wir Leonie, die einen eigenen Hexenzirkel gründet, der speziell für POC (People of Colour) ist. Dann haben wir die Thematik einer Transperson (mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, um nicht zu spoilern) und die Akzeptanz in der Hexengesellschaft. Ich hatte allerdings nicht dein Eindruck, dass der Roman sich mit Themen übernommen hatte, da alles ineinander einfloss. Ich fand es ziemlich cool, dass auf Missstände in den Hexenzirkeln und der Hexengesellschaft aufmerksam gemacht wurden, die sich eben auch in unserer Gesellschaft widerspiegeln.

Was ich vielmehr ein wenig vermisst habe, war mehr Worldbuilding: Ja, uns wird eine Zusammenfassung von Gaia und der Entstehung der Hexen gegeben, aber von der jüngsten Vergangenheit und dem Krieg gegen die Hexer hätte ich gerne noch ein wenig mehr erfahren. Wir wissen, dass hier etwas Schreckliches vorgefallen ist, bei dem Helena und Niamh ihre Partner verloren haben- und doch habe ich das Gefühl, dass die Krise nur ansatzweise skizziert wurde. Aber vielleicht kommt das ja noch im zweiten Teil!

Ich bin ehrlich, ich hatte mit einem ganz anderen Output gerechnet und war ganz überrascht von einigen Entwicklungen und hätte mir an der einen oder anderen Stelle auch ein versöhnlicheres Ende zwischen den Freundinnen gewünscht, bin aber umso neugieriger wie es weiter geht - denn das Ende von Band 1 war der absolute Cliffhanger und wir müssen unbedingt und sofort erfahren, wie es in Band 2 weiter geht!

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