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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2018

Enttäuschend...

Das Pestkind
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Zur Zeit des 30-jährigen Krieges:
Waisenkind Marianne lebt, gemeinsam mit ihrem Stiefbruder und dessen Mutter, einer Wirtin, in deren Braugasthaus. Die junge Frau wird von ihrer Stiefmutter tagtäglich ...

Zur Zeit des 30-jährigen Krieges:
Waisenkind Marianne lebt, gemeinsam mit ihrem Stiefbruder und dessen Mutter, einer Wirtin, in deren Braugasthaus. Die junge Frau wird von ihrer Stiefmutter tagtäglich drangsaliert. Auch im Dorf ist das Mädchen unbeliebt, da sie als „Pestkind“ verschrien ist, nachdem ihre Familie von Schwarzen Tod dahingerafft wurde. Als eines Tages die Schweden den kleinen Ort heimsuchen, verändert dies Mariannes ganzes Leben. Fortan reist sie im Tross der Kämpfer mit…

Dieses Buch wurde von anderen Lesern so hoch gelobt, dass ich mich eigentlich recht schnell entschieden habe, es ebenfalls zu lesen. Nachdem ich es dann nun auch als Geschenk bekommen hatte, wollte ich es auch gleich in Angriff nehmen.
Leider hat mich dieser historische Roman gar nicht fesseln können. Es gibt keinen Spannungsbogen, keinen richtigen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Erzählsträngen, bei denen ich mir auch nicht sicher war, ob es nun drei oder vier oder vielleicht doch nur zwei sein sollten.
Zudem blieb die Protagonistin ausgesprochen farblos. Auch die anderen Charaktere waren für mich sehr klischeehaft, beispielsweise der stehts fürsorgliche Pfarrer, der intrigante Büttel etc. pp…
Gedanken und Gefühle der einzelnen Akteure haben mich absolut nicht berühren können und so habe ich keinerlei Sympathie oder Antipathie für die Handelnden empfunden. Ich konnte mich, trotz aller Mühe dieses Buch zu mögen, nicht in die Charaktere hineindenken, geschweige denn von der Geschichte mitgerissen werden.

Auch der Schreibstil der Autorin ist mir sehr einfach erschienen. Die Dialoge sind vorhersehbar und einfach gestrickt, ebenso die Aktionen und Reaktionen ihrer Charaktere.
Ereignisse, die die Autorin beschreibt, folgen entweder Knall auf Fall hintereinander oder in großem Abstand aufeinander, sodass in meinen Augen unnötige Längen entstanden sind.

Da ich am Buch „Das Pestkind“ kaum Positives finden konnte und, gegen meine eiserne Regel jedes Buch zu Ende zu lesen, tatsächlich das Lesen abgebrochen habe, vergebe ich hier nur einen von fünf Sternen.
Leider hat dieses Buch meine, durch die vielen guten und sehr guten Rezensionen, sehr hohen Erwartungen nicht annährend erfüllen können. Wirklich schade.

Veröffentlicht am 03.05.2018

Ein besonderes kleines Buch, aber mit einer eigenwilligen Erzählweise

Schildkrötensoldat
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Zoltán ist ein Außenseiter in einem kleinen serbischen Örtchen, kurz vor dem jugoslawischen Bürgerkrieg. Seit er als Kind vom Motorrad seines Vaters gefallen ist, hat er „Schläfenflattern“, wie er es selbst ...

Zoltán ist ein Außenseiter in einem kleinen serbischen Örtchen, kurz vor dem jugoslawischen Bürgerkrieg. Seit er als Kind vom Motorrad seines Vaters gefallen ist, hat er „Schläfenflattern“, wie er es selbst nennt. Als er 1991 zur Armee eingezogen wird, beginnt für ihn die schlimmste Zeit. Bei einem Gewaltmarsch kommt sein bester Freund zu Tode. Zoltán sucht verzweifelt nach einem Ausweg, ohne Gewalt, ohne Geschrei, ohne Leid…

Eigentlich war „Schildkrötensoldat“ ein Zufallsfund, als ich für eine Themenchallenge nach Büchern suchte, die an meinem Geburtstag erschienen sind.
Bisher ist mir noch kein anders Buch der Autorin untergekommen, doch der Klappentext dieses Romans, hat mich sehr angesprochen.
Als ich anfing zu lesen, war ich erst irritiert und skeptisch, wegen der völligen Abwesenheit der wörtlichen Rede. Auch die Regeln der Groß- und Kleinschreibung hat die Autorin für ihr Buch, sagen wir, neu gestaltet. Dies wirkt anfangs sehr befremdlich, führt dem Leser aber den Geisteszustand des Protagonisten wunderbar vor Augen. Man kann, zwar zu Beginn nur mit etwas Mühe und Konzentration, den teils wirren Gedankengängen und Vergleichen des Hauptcharakters folgen, die sehr poetische Vergleiche enthalten, mit denen er seine Umwelt beschreibt.
Hier wird schnell deutlich, dass Zoltán ein sanftmütiger Charakter ist, der Gewalt und Streit ablehnend gegenübersteht.
Ergänzt werden die Ereignisse durch Zoltáns Cousine, die sich oft und sehr liebevoll an ihren Cousin erinnert.
Eine weitere Besonderheit dieses Romans ist es, dass der Leser häufig direkt angesprochen wird. („Wer sind Sie eigentlich?“, „…verstehen Sie?“) Dadurch fühlt man sich als Teil, als Beobachter in dieser Geschichte.

Und obwohl auch die Handlung selbst sehr rührend und tiefgründig ist, tue ich mich mit meiner Bewertung eher schwer.
Ich war unterhalten, ich habe schnell Sympathie zum Protagonisten aufgebaut und mich gleich zu Beginn in die Handlung eingelesen, aber der Schreibstil hat mich nach einer Weile angestrengt. Hier kam dem Buch allerdings die Kürze (etwas über 170 Seiten) zugute.

Ich vergebe drei Sterne. Das Buch war definitiv gut, hinterlässt bei mir einen wunderbaren Eindruck, ist aber sehr speziell in der Erzählweise und daher sicher nichts für jeden.

Veröffentlicht am 03.05.2018

J.K. Rowling schreibt wieder als Robert Galbraith

Der Seidenspinner
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Nach dem Verschwinden des Romanautors Owen Quine, engagiert dessen Ehefrau den Privatdetektiv Cormoran Strike, um ihn wieder ausfindig zu machen. Was als unspektakulärer Fall beginnt, wird bald zu einer ...

Nach dem Verschwinden des Romanautors Owen Quine, engagiert dessen Ehefrau den Privatdetektiv Cormoran Strike, um ihn wieder ausfindig zu machen. Was als unspektakulärer Fall beginnt, wird bald zu einer grausigen Mordermittlung. Strike sucht nach Spuren, doch scheinbar hatte jeder im Umfeld des Autors ein Motiv ihn zu töten...

Das zweite Buch um den Privatermittler Comoran Strike hat wieder auf ganzer Linie begeistert!
Der ehemalige Militärpolizist ist mir als Detektiv sehr ans Herz gewachsen. Der etwas schroffe Mittdreißiger und seine pfiffige Assistentin und Co-Ermittlerin Robin haben es in diesem Buch wieder mit einem spannenden Fall zu tun, der mich von der ersten Seite an gepackt hat.
Diesmal handelt es sich allerdings um ein sehr viel brutaleres Verbrechen als im ersten Band.

Neben den beiden Hauptcharakteren, die mir sehr ans Herz gewachsen sind, punktet dieser Krimi wieder mit einer lockeren und teils sehr ironischen Erzählweise, die den Leser derart fesselt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.
Die Autorin lässt den Leser so an den Ermittlungen teilhaben, dass man selbst dem Täter auch nur nach und nach auf die Schliche kommt. Dies war auch charakteristisch für den ersten Teil.
Postiv ist auch zu bewerten, dass man die Kriminalfälle mit Cormoran Strike unabhängig voneinander lesen kann. Zwar gibt es den einen oder anderen Hinweis auf den vorangegangenen Fall, doch diese sind für die eigentliche Story nicht relevant.

Rowlings ansprechende Schreibweise hat mich erneut schnell durch die Handlung geführt, ohne dass die Spannung auch nur einmal nachgelassen hat. Ihre Bücher lesen sich einfach immer gut!

Da mich "Der Seidenspinner" absolut überzeugt hat und Strike zusammen mit seiner Assistentin Robin zu Höchstform aufgelaufen ist, möchte ich diesem Buch volle fünf Sterne geben.

Veröffentlicht am 03.05.2018

Nicht nur für Jugendliche!

DUMPLIN'
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Willowdean – „16, Dolly-Parton-Verehrerin und die Dicke vom Dienst“ – wird von ihrer Mutter immer nur Dumplin' genannt. Bisher hat sie sich in ihrem Körper eigentlich immer wohl gefühlt. Sie ist eben dick ...

Willowdean – „16, Dolly-Parton-Verehrerin und die Dicke vom Dienst“ – wird von ihrer Mutter immer nur Dumplin' genannt. Bisher hat sie sich in ihrem Körper eigentlich immer wohl gefühlt. Sie ist eben dick – na und? Mit ihrer besten Freundin Ellen an ihrer Seite ist das sowieso total egal. Doch dann lernt sie den sportlichen und unfassbar attraktiven Bo kennen. Kein Wunder, dass sie sich hoffnungslos in ihn verknallt – dass er sie allerdings aus heiterem Himmel küsst, verunsichert sie völlig. Plötzlich macht es ihr doch etwas aus, nicht schlank zu sein. Um ihre Selbstzweifel in den Griff zu bekommen, beschließt Will, sich der furchteinflößendsten Herausforderung in ganz Clover City zu stellen: Sie will am „Miss Teen Blue Bonnet“-Schönheitswettbewerb teilnehmen und allen – vor allem sich selbst – beweisen, dass die Kleidergröße für das ganz große Glück überhaupt keine Rolle spielt.
„Badeanzüge haben so etwas an sich, das einen denken lässt, man müsste sich erst das Recht verdienen, sie zu tragen. Aber eigentlich ist doch die entscheidende Frage: Hast du einen Körper? Dann zieh ihm einen Badeanzug an.“

Dieses Jugendbuch ist für mich wirklich eine Überraschung. Ich habe es mir nachträglich zu einer Leserunde zu Gemüte geführt und es hat einen guten Eindruck bei mir hinterlassen.
Die Autorin schreibt über ein Mädchen, dass nicht den üblichen Schönheitsidealen entspricht, etwas zu dick ist aber trotzdem nicht unzufrieden mit sich selbst.
Sie wird hier herrlich charakterisiert, ist eine sympathische Hauptfigur und wirkte auf mich durchgehend realistisch und vielschichtig. Will, wie sie im Buch von ihren Freunden genannt wird, könnte eine echte Jugendliche sein, die man auch mal eben zufällig auf der Straße treffen kann.
Auch die anderen Personen im (Jugend-)Roman sind detailliert und liebevoll beschrieben und wirken von der ersten Seite an sehr echt.

Dieses Buch thematisiert nicht nur die Schwierigkeiten der heutigen Zeit, mit mehr Gewicht und untypischem Aussehen, sondern auch Probleme zwischen Kind und Eltern, in diesem Fall der Mutter. Man kann sich gut in Will hineinfühlen, fiebert mit, wenn es darum geht, wie sie Krisen bewältigt und mit dem alltäglichen Gefühlschaos fertig wird, in welches einen die erste Liebe stürzt.

Mit ihrem beschwingten und leichten Erzählstil, erschafft die Autorin eine wirklichkeitsgetreue Atmosphäre, die mich als Leser sehr schnell gefangen genommen hat. Allerdings gibt es auch ein paar Längen. Sie halten sich zwar in Grenzen, ab und an hatte ich aber das Gefühl, als wäre die Schriftstellerin etwas zu sehr abgeschweift. Dies hatte keinen besonderen Einfluss auf die Geschichte an sich, aber an diesen Textabschnitten habe ich etwas den Elan verloren. Nach ein paar weiteren Zeilen, glichen sich solche Längen allerdings wieder aus. Trotzdem würde ich hier einen Punkt abziehen, da der Lesefluss hin und wieder ein bisschen ins Stocken geriet.

Dieser Roman im Genre Jugendbuch angelegt, doch ich fand, dass er durchaus auch als Erwachsenenlektüre taugt. Er zeigt wunderbar die Gefühlswelt einer 16-jährigen auf und, zumindest kann ich mir das vorstellen, regt Mädchen mit ähnlichen Problemen und Sorgen an, selbstbewusster zu sein und sich zu nehmen, wie man ist.
„Dumplin‘“ hat mich überzeugt und deswegen vergebe ich vier von fünf Sternen und damit ein „Sehr gut“ in meinen Bewertungen. Dazu gibt es eine Leseempfehlung, die ich nicht nur an Teenies richten möchte, sondern auch an Erwachsene.

Veröffentlicht am 03.05.2018

Fortsetzung von "Natchez Burning"

Die Toten von Natchez
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Nach einem Anschlag auf Penn Cage, den Bürgermeister von Natchez, Mississippi, und seine Verlobte Caitlin, überschlagen sich die Ereignisse. Penn und Caitlyn versuchen weiterhin die rassistisch motivierten ...

Nach einem Anschlag auf Penn Cage, den Bürgermeister von Natchez, Mississippi, und seine Verlobte Caitlin, überschlagen sich die Ereignisse. Penn und Caitlyn versuchen weiterhin die rassistisch motivierten Morde einer Organisation aufzuklären, die sich die "Doppeladler" nennen, die besonders in den 60er Jahren aktiv waren. Doch die Splittergruppe des Ku Klux Klan scheint auch heute noch übermächtig, denn sie haben Kontakte in hohen Positionen sowie Informanten bei der Polizei. Als weitere Leichen auftauchen und die Mörder seine Familie bedrohen, greift Penn zu verzweifelten Mitteln...

Teil II der Natchez-Trilogie wird nahtlos dort weitergeführt, wo der erste Band endete. Penn und seine Verlobte überleben den Anschlag, doch nun sind Ereignisse losgetreten worden, deren Ausmaße noch nicht abzuschätzen sind.

Greg Iles schreibt wieder mit vielen, teilweise umständlichen und philosphischen Umschreibungen und schweift anfangs und zur Mitte des Buches hin wieder etwas ab. Dass er sehr gern und häufig auf vorangegangene Gedankengänge seiner Protagonisten zurückgreift und daher oft Längen im Handlungsstrang entstehen, ist mir auch schon im ersten Buch dieser Reihe aufgefallen. Erst zum Ende des Buches nimmt die Handlung richtig Schwung und gipfelt in einem dramatischen Höhepunkt.
Ebenfalls legt Iles sehr viel Wert auf die Persönlichkeiten seiner Protagonisten. Trotz dieser sorgfältigen und umfangreichen Charakterisierung der einzelnen Handelnden, bleiben einige der Akteure undurchsichtig und ihre Motive sind teilweise recht schleierhaft. Besonders Caitlin konnte bei mir wieder keine Sympathiepunkte sammeln. Wie auch im ersten Teil, ist sie hauptsächlich auf ihre Arbeit fixiert und spekuliert auf die nächsten journalistischen Auszeichnungen.

Was allerdings den Rest der Geschichte angeht, so hat mich der Autor wieder mitreißen können. Sieht man von gelegentlichen unnötigen Längen ab, so hat der Leser einen spannenden Thriller vor sich, welcher in die Abgründe der rassistischen Gruppierungen der 1960er Jahre in den USA abtaucht und deren Auswirkungen sich bis in die Gegenwart erstrecken. Man taucht ein, in einen Strudel aus Intrigen, Verschwörungstheorien, Gewalt und Mord, toll verknüpft mit wahren Ereignissen der Geschichte.

Zwar bedient sich der Autor einer etwas umständlichen Schreibweise mit vielen Schachtelsätzen, die man zum Teil konzentriert lesen muss, um alle wichtigen Infos mitzubekommen und nichts zu überlesen, dennoch ist dieses Buch interessant und spannend. Hier werden sehr realistisch geschichtliche Fakten und Personen mit fiktiven Charakteren und Ereignissen verknüpft.

Da ich aber wieder mit den oben bereits erwähnten Längen zu kämpfen hatte, die mich dann doch ab und an ermüdeten, möchte ich zwei Sterne abziehen. Ich vergebe drei von fünf Sternen. Der Thriller ist definitiv gut, aber keine überragende Lektüre.