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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2017

spannend und realistisch

Alleine bist du nie
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Schauplatz London. Zoe Walker fährt täglich mit der U-Bahn zur Arbeit, sie vertreibt sich die Zeit indem sie liegen gebliebene Zeitungen von Fahrgästen liest. Als sie eines Tages wieder einmal die Zeitung ...

Schauplatz London. Zoe Walker fährt täglich mit der U-Bahn zur Arbeit, sie vertreibt sich die Zeit indem sie liegen gebliebene Zeitungen von Fahrgästen liest. Als sie eines Tages wieder einmal die Zeitung durchblättert kann sie nicht glauben was sie sieht. Unter den Kleinanzeigen einer Partnervermittlung findet sie ein Foto von sich. Wie kommt ein Foto von ihr in die Zeitung? Die Telefonnummer die bei der Anzeige steht ist nicht aktiv, für die angegebene Website braucht man ein Passwort. Als sich Zoe ihrer Familie anvertraut wird sie nicht ernst genommen. Dann wird eine Frau ermordet und Zoe erkennt ihr Foto in einer älteren Ausgabe der Zeitung, die gleiche Partnervermittlungen warb mir ihrem Foto. Jetzt wendet sie sich an die Polizei, doch auch diese nimmt sie nicht ernst.....

Diese Geschichte ist wie geschaffen für einen Psychothriller, jeder der die öffentlichen Verkehrsmittel täglich für den Weg zur Arbeit nutzt fühlt sich angesprochen, denn die Story könnte so ähnlich tatsächlich passieren. Die Autorin baut eine unterschwellige Spannung auf, man begleitet Zoe beim recherchieren, erlebt ihre Ängste und Sorgen hautnah mit. Und wie schlimm es für sie ist, als ihr nicht einmal ihre Familie glaubt. Doch als sie das Foto der ermordeten Frau erkennt ist klar, dass hinter diesen Anzeigen mehr steckt. Zoe fühlt sich ständig beobachtet, wird unsicher, man fragt sich, ob sie überreagiert. Sie beginnt ihre Umgebung genau zu beobachten, selbst der neue Freund ihrer Tochter erscheint ihr verdächtig.

Parallel erleben wird die Sicht der Polizistin Kelly Swift, die mit einem Team bei der Aufklärung des Falles mitarbeitet. Kurze Kapitel geben Einblick in die Psyche des Menschen, der hinter den Anzeigen steckt. Allerdings gibt es keine Hinweise zu seiner Identität, was die Spannung bis zum Ende aufrecht erhält. Sackgassen und überraschende Wendungen machen die Story unvorhersehbar, der Epilog wartet mit einem Knalleffekt auf der es in sich hat.

Fazit: Ich fand den Thriller super spannend, konnte mit fiebern und mit rätseln und bin auf das nächste Werk der Autorin schon gespannt. 4,5 Sterne, aufgerundet auf 5.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Recherche
  • Spannung
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 20.12.2016

perfekter Thriller der nicht zu durchschauen ist

Black Memory
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"Black Memory" ist der neueste Thriller von Janet Clark, ein Thriller, der das Prädikat Thriller in jeder Hinsicht verdient hat. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Clare Brent, die ihr Gedächtnis verloren ...

"Black Memory" ist der neueste Thriller von Janet Clark, ein Thriller, der das Prädikat Thriller in jeder Hinsicht verdient hat. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Clare Brent, die ihr Gedächtnis verloren hat. Sie trieb auf einem Boot in der Nähe von Indonesien, als sie von einem Fischer gerettet wird. Die indonesischen Behörden scheinen ihr nicht zu glauben, es stellt sich heraus dass Clare von der britischen Polizei gesucht wird, ihr wird eine Kindesentführung vorgeworfen. Clare hat keine Erinnerung und kann nichts tun, um ihre Unschuld zu beweisen. Nach kurzer Zeit wird sie aus dem Gefängnis abgeholt, zwei ihr unbekannte Männer bringen sie nach London zurück. Einer davon ist ihr Ehemann Paul, auch an ihn kann sich Clare nicht erinnern. Die Suche nach ihrer Vergangenheit und der Wahrheit wird für Clare zum Alptraum.

Ich habe den Thriller in kürzester Zeit inhaliert, da er an Spannung kaum zu überbieten ist. Janet Clark schildert die Handlung aus Clares Sicht in der Ich-Perspektive, was hier sehr passend ist. Man kann sich als Leser in sie hineinversetzen, ist an ihren Gefühlen und Gedanken hautnah dran. Erlebt, wie sie sich mühsam versucht zu erinnern, jede neue Information setzt sie wie bei einem Puzzle aneinander. Doch sind auch alle Teile an der richtigen Stelle, oder zieht sie evtl. falsche Schlüsse?

Die Autorin startet hier ein Verwirrspiel vom Feinsten, wie Clare war ich total verwirrt, wusste nicht wer aus ihrem Umfeld die Wahrheit sagt, wer lügt, wer versucht zu manipulieren und wer ihr wirklich helfen will. Es gibt immer wieder neue und überraschende Wendungen, die die Ereignisse in einem ganz anderen Licht dastehen lassen, als noch im Kapitel zuvor. Mit jeder neuen Information ergibt sich eine neue Frage, die Geschichte ist einfach nicht zu durchschauen. Ich habe lange keinen Thriller mehr gelesen, bei dem es so viele Wendungen gab und ich ständig hin und her gerissen war, was ich glauben soll. Ganz großes Kino.

Fazit: Dichter, spannender Plot mit immer wieder neuen Wendungen. Ich bin total begeistert und kann diesen spannenden Thriller jedem Thrillerfan wärmstens empfehlen. Verdiente 5 Sterne und ein Lesehighlight 2016.

Veröffentlicht am 10.12.2016

R-U-B-Y - ich bin ein Mädchen aus Buchstaben

Lautlose Nacht
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Bei diesem Buch passen Titel und Cover perfekt zur Geschichte, die die Leser ins eisige Alaska entführt. Yasmin und ihre zehnjährige Tochter Ruby reisen von England nach Alaska, um dort Ehemann und Vater ...

Bei diesem Buch passen Titel und Cover perfekt zur Geschichte, die die Leser ins eisige Alaska entführt. Yasmin und ihre zehnjährige Tochter Ruby reisen von England nach Alaska, um dort Ehemann und Vater Matt zu treffen, der dort seit Monaten in einem kleinen Inupiaq Dorf lebt um Tiere zu filmen. Abgeschieden von der Außenwelt, waren sie nur über sein Satellitenterminal verbunden. Der Schock ist groß, als Yasmin bei der Ankunft am Flughafen mitgeteilt wird, dass in dem Dorf ein schreckliches, alles vernichtendes Feuer ausbrach, bei dem alle Bewohner umkamen. Auch Matt. Yasmin und Ruby wollen nicht glauben dass Matt tot ist, sie machen sich auf die gefährliche Reise durch das Eis bis zum Polarkreis, viele hundert Kilometer, um Matt zu finden. Der angekündigte Schneesturm macht die Reise zu einem Wettlauf mit der Zeit.

Die Autorin erzählt die Geschichte aus Sicht von Yasmin und aus der Sicht der gehörlosen Ruby, die ich nach kurzer Zeit in mein Herz geschlossen hatte. Sie beschreibt die Charaktere sehr schön, über Yasmins Erinnerungn erfährt man viel über die Vergangenheit, über ihre Beziehung zu Matt und wie sie sich kennengelernt haben. Und wie sehr Yasmin sich wünscht, Ruby würde endlich ihre Stimme benutzen. Denn Ruby kommuniziert nur mit ihren Händen und weigert sich, zu sprechen. Sie ist sich zu unsicher, weil sie ihre eigene Stimme nicht kontrollieren kann. Ruby ist in der Schule die Außenseiterin, das Mädchen das nicht spricht, sie hat wenig Freunde, liebt es aber zu twittern. Zusammen mit ihrem Vater wollte sie einen Blog über die Erlebnisse in Alaska schreiben. Dabei ist Ruby blitzgescheit und einfach liebenswert. Auf der langen Fahrt kommen sich Mutter und Tochter wieder näher.

Ich war beim lesen total gefesselt und habe mit den beiden mitgefiebert. Rosamund Lupton schreibt bildhaft, so dass ich mir die weite Landschaft, die Einsamkeit und Stille, die tödliche Kälte und die ständige Dunkelheit sehr gut vorstellen konnte. Dazu der Spannungsaufbau, der das Buch zu einem Pageturner werden lässt. Bis hin zu einem fesselnden Showdown, als am Ende die schreckliche Wahrheit ans Licht kommt.

Fazit: Mal ein ganz anderes Leseerlebnis in eisiger Kälte, die beim lesen spürbar ist. Mit einer kleinen Protagonistin, die im Verlauf über sich selbst hinaus wächst. Wer einen Thriller abseits des Mainstreams lesen möchte ist hier gut bedient.

Veröffentlicht am 06.12.2016

spannender Politkrimi mit Schweizer Flair

Lange Schatten
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Schauplatz Bern: Der Wahlkampf um die Ständeräte ist in vollem Gange, als bei einem Anschlag auf eine Bundesrätin ihr Bodyguard sein Leben lassen muss. Wer war der Todesschütze und hat er wirklich versehentlich ...

Schauplatz Bern: Der Wahlkampf um die Ständeräte ist in vollem Gange, als bei einem Anschlag auf eine Bundesrätin ihr Bodyguard sein Leben lassen muss. Wer war der Todesschütze und hat er wirklich versehentlich den Personenschützer getroffen? Es bleibt nicht bei einem Mord. Alex Vanzetti ermittelt in den Fällen, zu lästig dass ihm die Journalistin Zoë Zwygart immer wieder dazwischen funkt. Zoë erhält Nachrichten von dem Täter und ist besser informiert als Alex Vanzetti. Wird es gelingen, den Mörder rechtzeitig zu stoppen, bevor es weitere Tote gibt? Der Druck der Öffentlichkeit ist groß...

Rolf von Siebenthal schickt in "Lange Schatten" ein interessantes und vielversprechendes Team ins Rennen.

Journalistin Zoë ist eine interessante Person, sie ist tough, mutig und und durch ihre Ausbildung bei der Militärpolizei auch fähig, sich selbst zu verteidigen. Zudem hält sie mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg, sondern sagt was sie denkt, was sie sehr sympathisch macht.

Ihre Großmutter Lucy Eicher, bei der Zoë aufgewachsen ist, war bis zu ihrem Ruhestand selbst erfolgreiche Journalistin. Von ihr hat Zoë einige Kniffe gelernt. Lucy engagiert sich im Wahlkampf für den unabhängigen Kandidaten Oliver Schenk.

Alex Vanzetti hat mir als Protagonist sehr gut gefallen, er hängt sich in seinen Fall rein, intern werden ihm jedoch Steine in den Weg gelegt. Letztlich lässt er sich auf einen Deal mit Zoë ein, um zusammen mit ihr dem Mörder auf die Spur zu kommen.


Ich habe die Max Bollag Reihe von Rolf von Siebenthal gelesen, schätze seinen Schreibstil sehr, dem er auch in diesem Krimi treu geblieben ist. Er schreibt locker, zeitgemäß und bringt lebendige Dialoge, zudem versteht er es Spannung aufzubauen. Die eingestreuten Begriffe in schweizerisch sorgen für das richtige Flair.

Man verfolgt als Leser die Ermittlungen und taucht dabei immer tiefer in die Vergangenheit ein, wo das Motiv für die Taten zu suchen ist. In wechselnden Sichtweisen begleitet man mal Zoë, Lucy oder Alex. Dadurch entsteht eine eigene Dynamik, so dass es beim lesen nie langweilig wird.

Der Fall an sich ist nicht einfach gestrickt, sondern dicht gewebt und nicht zu durchschauen. Ich fand es wahnsinnig interessant zu verfolgen, wie jede neue Information ein Puzzlestück zum großen Ganzen ist und am Ende die überraschende Auflösung ans Licht kommt.

Fazit: Fesselnder Politkrimi mit Schweizer Flair und einem interessanten sowie spannenden Plot. Ich hoffe sehr dass es einen weiteren Fall für das sympathische Team geben wird.
Verdiente 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.12.2016

Mitreißender, dichter Krimi und eine klare Leseempfehlung!

Ihr einziges Kind
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"Ihr einziges Kind" ist der dritte Fall für Oberkommissarin Nola von Heerden, die für die Kripo Leer ermittelt und Renke Nordmann aus Martinsfehn. Die Fälle sind in sich abgeschlossen, so dass man den ...

"Ihr einziges Kind" ist der dritte Fall für Oberkommissarin Nola von Heerden, die für die Kripo Leer ermittelt und Renke Nordmann aus Martinsfehn. Die Fälle sind in sich abgeschlossen, so dass man den Krimi auch ohne Vorwissen lesen kann. Trotzdem empfehle ich die Bücher der Reihe nach zu lesen, um die Protagonisten von Anfang an kennenzulernen und sich keinen Fall entgehen zu lassen.

Martinsfehn: Cord Cassjen wird in seinem Haus ermordet aufgefunden, von seiner Frau Silvana und dem wenige Tage alten Sohn Caspar feht jede Spur. Hat Silvana, die unter einer starken Wochenbettpsychose leidet, ihren Mann erschossen und ist mit dem Kind untergetaucht? Wenige Tage zuvor mussten Renke und Nola sich auf die Suche nach Caspar begeben, denn Silvana konnte sich nicht erinnern, wo sie ihr Kind zuletzt betreut hatte. Nola hatte bei diesem Einsatz schon dass Gefühl, dass sie das Haus nicht zum letzten Mal betreten würde, leider hat sich dies bewahrheitet. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, die Angst um den kleinen Caspar ist groß, da von einer Gefährdung durch seine Mutter ausgegangen wird. Familie und Freunde werden befragt und in alle Richtungen ermittelt, die Zeit drängt.

Was für die Krimis von Barbara Wendelken typisch ist, ist die dichte Atmosphäre und der jeweils komplexe Fall, der bis zum Ende nicht zu durchschauen ist. Viele kleine Details über die Menschen, ihre Eigenheiten und die Umgebung machen die Story rund. Ihr gelingt es auch hier wieder sehr gut, dem Leser die Menschen aus Martinsfehn nahe zu bringen.

Die Figuren wirken authentisch und sind so lebhaft und detailliert beschrieben, dass man sich von jedem ein gutes Bild machen kann. Die Familie Cassjen ist eine Familie für sich, aber definitiv keine Familie, zu der man gehören möchte. Cords Mutter Margit Cassjen ist in der Vergangenheit behaftet, kam nie über den Tod ihres Mannes hinweg. Sie ist zielstrebig und übt gern ihre Macht über andere aus. Ihr Lebensgefährte Erich ist einerseits ein geachtetes Mitglied der Gemeinde, andererseits steht er unter Margits Pantoffel und lässt sich von ihr alles gefallen. Margits Nichte Tineke ist clever, führt für ihre Tante das Geschäft, kuscht aber auch vor der allmächtigen Margit. Daneben gibt es eine Vielzahl an Nebendarstellern, die allesamt genauso vielschichtig sind. Menschen, wie aus dem Leben gegriffen mit all ihren Stärken und Schwächen.

Der Fall bringt Nola und Renke wieder etwas näher, ich habe gerätselt, Theorien aufgestellt, wieder verworfen und dabei den beiden beim Ermitteln über die Schulter geschaut. Es gibt Sackgassen genauso wie überraschende Wendungen. Ich konnte beim lesen ganz tief in die Geschichte eintauchen, habe das Buch in kürzester Zeit inhaliert. Die Spannung steigert sich kontinuierlich, für zusätzliche Spannung sorgen die wechselnden unterschiedlichen Perspektiven. Das Ende hat mich betroffen gemacht und mitgenommen, dabei wirkt es in keinster Weise konstruiert. Barbara Wendelken schafft es beim Leser Emotionen zu wecken, man fiebert und leidet mit den Figuren mit.

Fazit: So geht Krimi, ich bin total begeistert. Ein komplexer, undurchschaubarer Plot, ein sympathisches und vor allem menschliches Ermittlerteam, von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd. Ich freue mich schon auf Nolas und Renkes nächsten Fall. Eine Reihe, die man sich nicht entgehen lassen sollte, unbedingt zu empfehlen.