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Veröffentlicht am 15.09.2016

Regiokrimi mit Herz und Humor

Krumme Gurkerl
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"Krumme Gurkerl", was hab ich gegrübelt was es mit dem Titel auf sich hat. Die Auflösung sorgte dann für einen Lacher!

Ganz beschaulich beginnt der Krimi mit einer Fahrt auf dem Dampfer, der regelmäßig ...

"Krumme Gurkerl", was hab ich gegrübelt was es mit dem Titel auf sich hat. Die Auflösung sorgte dann für einen Lacher!

Ganz beschaulich beginnt der Krimi mit einer Fahrt auf dem Dampfer, der regelmäßig zwischen Kehlheim und dem Kloster Weltenburg verkehrt. Matrose Herrmann ist froh die letzte Fahrt für heute hinter sich gebracht zu haben, alle Touris, auch die nervigen sind von Bord. Doch halt, nicht alle. Unten im Gastraum sitzt noch einer aus der Männerclique, allesamt waren sie besoffen und einer von ihnen scheint seinen Rausch im Schiff ausschlafen zu wollen. Auch mehrmaliges Rütteln weckt den jungen Mann nicht auf. Da gibt es nur einen Schluss: der ist mausetot.

Die beiden Ermittler Alex Brandl und Max Spenninger kommen an den Schauplatz, wo sich schnell herausstellt dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben ist. Ihre Ermittlungen laufen an, als erstes werden die Freunde des Toten befragt. Doch bevor es brauchbare Ergebnisse gibt, wird die nächste Leiche gefunden. Wieder ein junger Mann, auf dieselbe Art und Weise getötet. Im beschaulichen Altmühltal geht ein Serienmörder um.

Der Regiokrimi punktet mit Humor und viel Lokalkolorit und dem wunderbar leichten Schreibstil. Dazu einiges an Mundart, aber nicht zu viel, ich hatte keine Probleme den Dialekt der Einheimisch zu verstehen. Die Protagonisten sind Originale, Alex Brandl ist der behäbige, etwas aus der Form geratene Familienvater dem seine beiden Teenagertöchter mit ihren Sonderwünschen ganz schön zusetzen. Ganz im Gegensatz zu seinem Kollegen Alex Brandel, der Single ist und jedem Rock hinterher rennt und gerne mal anzügliche Gesten macht. Beide zusammen sind ein gutes Team, auch wenn sie sich manchmal anschnauzen. Die Mordfälle bringen sie an ihre Grenzen, dann stellt auch noch die Obrigkeit ein Ultimatum und droht, eine unbeliebte Kollegin von auswärts hinzuzuziehen. Klar dass die beiden alles tun um das zu vermeiden.

Fazit: Unterhaltsamer Regiokrimi mit Herz und Humor. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, hätte aber gern noch mehr gerätselt was das Motiv der Mordfälle angeht. Das war für mich nach dem ersten Drittel absehbar.

Veröffentlicht am 15.09.2016

atmosphärischer und mystischer Krimi

Lügengrab
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"Lügengrab" ist der zweite Fall für den sympathischen Kommissar Krumme aus Berlin. Nach den turbulenten Erlebnissen in Kleebüll braucht Krumme Erholung und hat sich kurzerhand für zwei Wochen auf der Hallig ...

"Lügengrab" ist der zweite Fall für den sympathischen Kommissar Krumme aus Berlin. Nach den turbulenten Erlebnissen in Kleebüll braucht Krumme Erholung und hat sich kurzerhand für zwei Wochen auf der Hallig Hooge einquartiert. Auf der Überfahrt mit der Fähre lernt er eine junge Frau kennen, die auf Hooge aufgewachsen ist. Swantje und Krumme sind sich sympathisch, sie zeigt ihm ihre Heimat und nach und nach erfährt er mehr über sie.

Swantjes Freund Marc ist vor drei Jahren spurlos verschwunden, einen Tag vor der geplanten Hochzeit. Nie hat sie geglaubt, dass er kalte Füße bekommen hat und sich heimlich aufs Festland absetzen wollte. Die offizielle Version lautet, dass er mitten in der Nacht mit einem Boot versucht haben soll, die Hallig zu verlassen. Alles deutet darauf hin, dass er gekentert und ertrunken ist, seine Leiche wurde aber nie gefunden. Swantje ist über den Verlust ihrer großen Liebe nie hinweggekommen, trauert immer noch um Marc. Krumme ist zu sehr Kommissar, um nicht dezente Nachforschungen anzustellen. Bald hat er das Gefühl, dass einige Leute auf Hooge mehr wissen, als sie zugeben.

Hendrik Berg konnte mich auch mit Krummes zweitem Fall absolut überzeugen. Sein Schreibstil ist so atmosphärisch und bildhaft dass man das Wellenrauschen hören und den Wind förmlich spüren kann. Er beschreibt die Landschaft wunderbar und das Leben auf der Hallig sehr genau, auch wenn ich noch nie auf einer war habe ich einen guten Eindruck bekommen. Dass die Menschen eigen sind aber zusammenhalten, jeder jedem hilft wenn Not am Mann ist. Man lernt wieder einige verschrobene Charaktere kennen, auch Kommissar Mannsen und Harke bekommen ein kurzes Gastspiel. Alle Figuren sind sehr gut gezeichnet und lebensecht, sowohl die Sympathischen als auch die weniger Sympathischen.

Die Story ist packend, wie schon im ersten Fall baut der Autor unheimliche Elemente in die Geschichte, man weiß nicht immer was real ist, was Einbildung. Genau diese Mystik macht den Reiz des Krimis für mich aus. Einige Kapitel gehen in verschiedene Zeiten der Vergangenheit zurück, geben die Sicht eines Mörders wieder. Mit Krumme zusammen kommt man dem Rätsel um das Verschwinden von Marc immer näher, Krumme macht sich mit seinen Nachforschungen nicht grade beliebt und gerät mehr als einmal in große Gefahr.

Fazit: Atmosphärischer Krimi mit mystischen Elementen vor der landschaftlich wunderschönen Kulisse der Nordsee.

Veröffentlicht am 15.09.2016

spannender Thriller im Rotlichtmilieu

eXXXtrem
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"Exxxtrem" ist der zweite Teil der Reihe um die Hamburger Prostituierte Michelle, nachdem ich "Exxxit" sehr spannend fand war ich auf den nächsten Teil wirklich gespannt.

Auch diesmal geht es wieder richtig ...

"Exxxtrem" ist der zweite Teil der Reihe um die Hamburger Prostituierte Michelle, nachdem ich "Exxxit" sehr spannend fand war ich auf den nächsten Teil wirklich gespannt.

Auch diesmal geht es wieder richtig zur Sache. Michelles Mutter Monika hat sich endlich von ihrem gewalttätigen Freund Raimunds getrennt und wohnt vorübergehend bei Michelle. Die beiden Frauen wollen noch einige persönliche Gegenstände aus Raimunds Haus holen, dabei machen sie eine schreckliche Entdeckung. Raimund liegt tot in der Badewanne, mit einem Föhn im Wasser. Ein Selbstmord scheint mehr als unwahrscheinlich, Fremdverschulden liegt nahe und die Polizei, genauer gesagt Paul Hinnerken nimmt zusammen mit seiner Kollegin die Ermittlungen auf.

Gleichzeitig geht das Gerücht um, dass in Berlin und Hamburg Prostituierte gekidnappt wurden. Die Schwester eines früheren Freundes von Michelle ist verschwunden, er bittet sie um Hilfe. Bei ihren Nachforschungen bringt sich Michelle in große Gefahr.

Ein weiterer Strang dreht sich um die Suche nach den Machern von Snuff Pornos. Gibt es sie wirklich oder sind sie nur ein Gerücht, das im Netz verbreitet wird?

Wow, der zweite Teil hat mir genauso gut gefallen wie der Erste, ich liebe das Hamburg Flair und die Einblicke ins Rotlichtmilieu. Man trifft bekannte Charaktere aus dem Pretty Woman wieder. Michelles Kolleginnen und das Faktotum "Fuckschei*e"Gordon. Dazu die sympathische Michelle als Protagonistin, die für Paul immer noch Gefühle hat, obwohl sie sich einige Zeit nicht gesehen haben. In diesem zweiten Teil hat Michelles Mutter Monika eine größere Rolle, sie ist wunderbar skizziert mit ihrer Marotte, nie ihre Sätze zu beenden. Überhaupt sind die Figuren sehr schön gezeichnet, sie sind unverwechselbar und kommen authentisch rüber.

Die Geschichte ist spannend mit den drei unterschiedlichen Themen, der Spannungsbogen steigt stetig an um in einem packenden Showdown zu enden. Michelle schlägt sich gut, manchmal hätte ich sie aber am liebsten geschüttelt, wenn sie wieder mal einen ihrer Alleingänge unternimmt und sich in eine üble Situation bringt. Neben den sympathischen Charakteren spielen diesmal auch einige finstere und absolut üble Gestalten eine Rolle, die Emotionen kochten bei mir zum Teil hoch, wenn es jemandem wieder gelang, sich mit Geld oder Beziehungen freizukaufen.

Fazit: Temporeicher Thriller mit viel Hamburg-Flair und einer sehr sympathischen Protagonistin. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil der Reihe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Thriller der Extraklasse

Orphan X
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Was für ein genialer Thriller, definitiv eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr!

Evan Smoak versteckt sich hinter der Fassade eines unauffälligen Mannes. Er sieht durchschnittlich aus, ist gut trainiert, ...

Was für ein genialer Thriller, definitiv eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr!

Evan Smoak versteckt sich hinter der Fassade eines unauffälligen Mannes. Er sieht durchschnittlich aus, ist gut trainiert, aber das sieht man ihm nicht an. Er hat einen langweiligen Job als Verkäufer für Industriereiniger, ein Thema das wohl die wenigsten interessiert. Zu seinen Nachbarn hat er keinen Kontakt, weiß aber alles über sie. Denn Evan ist ein ehemaliger Killer der einst von einem geheimen Programm der Regierung ausgebildet wurde. Das Orphan Programm, bei dem Waisenkinder zu Killermaschinen gemacht wurden. In verschiedenen Kampftechniken geschult war Evan jahrelang im Auftrag der Regierung unterwegs, bis er ausgestiegen ist. Seit seinem Ausstieg hilft er Menschen, die in Not geraten sind. Seine aktuelle Klientin ist Katrin, sie braucht seine Hilfe, weiß nicht an wen sie sich sonst wenden soll. Doch der Auftrag scheitert, Evan ist kurz davor enttarnt zu werden....

"Orphan X" von Gregg Hurwitz ist ein Pageturner, der mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Von Anfang an ist klar dass Evan ein Killer ist, aber trotz allem ist er menschlich geblieben und kommt sehr sympathisch rüber. Über Evans Erinnerungen erfährt man in mehreren Sequenzen wie sein Leben ablief, als er von seinem Mentor Jack Johns aus dem Waisenhaus geholt wurde. Welche Kampfkünste und Techniken er im Laufe der Zeit erlernt hat, wie sein Verhältnis zu Jack war und was ihn dazu brachte, auszusteigen. Man lernt Evan immer besser kennen, er ist als Charakter schön detailliert ausgearbeitet und auch die anderen Figuren kommen plastisch rüber. Besonders gut fand ich den Gegensatz zu Evans alltäglichem Scheinleben mit seinen Nachbarn, von denen man auch einige kennenlernt.

Die Story scheint auf den ersten Blick klar zu sein, ist in Wirklichkeit aber undurchsichtig und nicht zu durchschauen. Ich war beim lesen hin und her gerissen, konnte spekulieren und Überlegungen anstellen. Der Autor überrascht mit Wendungen, die mich total baff zurück ließen. Dabei ist die Spannung durchweg auf einem absolut hohen Niveau und steigert sich zum Ende hin ins Unermessliche. Dazu gibt es viel Action und viel technischen Agentenschnickschnack, Fans von Agenten-Thrillern kommen hier voll auf ihre Kosten. Durch den flüssigen und bildhaften Schreibstil hatte ich fast die ganze Zeit Kopfkino.

Fazit: Einfach nur Wow, ein Thriller der Extraklasse! Viel Spannung, viel Action, super geschrieben mit einer temporeichen Handlung und einem fesselnden Protagonisten. Ich bin total begeistert und hoffe auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

spannender und komplexer Thriller mit historischem Hintergrund

Das Mona-Lisa-Virus
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"Das Mona Lisa Virus" ist Tibor Rodes dritter Thriller, ich habe sowohl "Das Rad der Ewigkeit" als auch "Das Los" von ihm gelesen und bin von seinem neuesten Thriller wieder einmal begeistert. Faszinierend ...

"Das Mona Lisa Virus" ist Tibor Rodes dritter Thriller, ich habe sowohl "Das Rad der Ewigkeit" als auch "Das Los" von ihm gelesen und bin von seinem neuesten Thriller wieder einmal begeistert. Faszinierend ist für mich vor allem, dass sich der Autor in seinen Büchern jeweils eines bestimmten Themas mit historischem Hintergrund annimmt, um das er seine fiktive Story aufbaut.

Die Geschichte geht spannend los mit einer Entführung in Mexiko. Die Schönheitsköniginnen aus allen US Bundesstaaten befinden sich auf dem Weg zu einem Training in Mexiko, als ihr Bus gekapert wird. Die Missen sind spurlos verschwunden. Wer steckt hinter der Entführung?

Gleichzeitig lernt man die Protagonistin Helen Morgan kennen, eine Neuroästhetikerin aus Boston. Ihre Tochter Michelle, die sich momentan in einer Klinik befindet, ist spurlos verschwunden. Helen erhält einen Anruf aus Warschau von einem unbekannten Mann, Patryk Weisz, dessen Vater seit einigen Wochen verschwunden ist. Er geht dem einzigen Hinweis nach den er am Schreibtisch seines Vateres fand: der Name von Michelle und die Handynummer von Helen. Patryk ist Chef eines Unternehmens, das Antivirensoftware entwickelt, er lädt Helen auf seine Kosten nach Warschau ein, um mit ihr gemeinsam das Rätsel um die beiden Verschwundenen zu lösen.

Die Ereignisse überstürzen sich, es kommt zu einem mysteriösen Bienensterben gegen das es kein Heilmittel gibt, wertvolle historische Kunstschätze in verschiedenen Orten der Welt werden zerstört.
Greg Millner vom FBI ist mit den Ermittlungen beauftragt, irgendwann stellt er erste Verbindungen zwischen dem Verschwinden von Pavel Weisz und den anderen Ereignissen her.

Die Story spielt sich in zwei Zeitebenen ab, die der Gegenwart und über Tagebucheinträge in der Zeit von Leonardo da Vinci. Doch nicht nur die unterschiedlichen Zeitstränge, auch ganz unterschiedliche Handlungsstränge mit den diversen Sichtweisen beleuchten die Geschichte aus allen Richtungen. Das ist genau der Punkt, der für mich eine Story erst interessant macht. Denn wie in einem Film gibt es Schnitte, kurze Kapitel, man springt von Handlung zu Handlung und mit jedem Sprung bekommt man mehr Details, die sich wie bei einem Puzzle gegen Ende zusammenfügen. Dazu entsteht ein unheimlich hohes Tempo. Die Story ist wirklich verzwickt, aber so perfekt konstruiert, dass am Ende alle Stränge schlüssig zusammenlaufen. Die Identität einer Person bleibt allerdings offen, mit ihr kommt ein mystischer Aspekt in die Geschichte, was mir sehr gut gefallen hat. Ein kleiner Minuspunkt ist für mich die Vorhersehbarkeit, denn wer hinter allem steckt ist dem aufmerksamen Leser relativ früh klar.

Der Schreibstil ist wie gewohnt locker zu lesen, aber auch anspruchsvoll. Wie in den anderen Büchern sind die Personen auch hier wunderbar gezeichnet. Mit Helen konnte ich mitfühlen, mitleiden, sie ist der Spielball in der Handlung, wird manipuliert, ohne es zu wissen. Als ihr es klar wird ist es für sie zu spät, aus der Geschichte wieder rauszukommen. Aber Helen ist mutig und hat einige Überraschungen auf Lager. Auch Greg Millner hat mir als Charakter sehr gut gefallen.

Besonders interessant fand ich den Strang, der in der Vergangenheit zu Leonardos Zeiten spielte, aus dem man wichtige Details über die Motivation der Drahtzieher in der Gegenwart erfährt. Man merkt, dass der Autor wieder einmal sehr gut recherchiert hat.

Fazit: Ein fesselnder, intelligent aufgebauter Thriller mit einer sehr komplexen Story. 4,5 verdiente Sterne, aufgerundet auf 5.