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Veröffentlicht am 13.01.2020

Frauenroman mit lehrreichen Reflexionen der Protagonistin

Es wird Zeit
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Dieser Frauenroman geht in die Richtung eines sog. Chick-lit-Romans, wenngleich er lange nicht so oberflächlich bleibt.
Protagonistin ist die fast 50jährige Judith. Ihr naher Geburtstag und der gerade ...

Dieser Frauenroman geht in die Richtung eines sog. Chick-lit-Romans, wenngleich er lange nicht so oberflächlich bleibt.
Protagonistin ist die fast 50jährige Judith. Ihr naher Geburtstag und der gerade erfolgte Tod ihrer Mutter, der Anlass ist, nach 20 Jahren wieder in ihren Heimatort zurückzukehren, lassen sie an ihrem ihr unerfüllt erscheinenden Leben an der Seite eines Zahnarztes mit drei gerade flügge gewordenen Söhnen zweifeln. Das Zusammentreffen mit ihrer schwer kranken Jugendfreundin, zu der sie den Kontakt abgebrochen hatte, ist Anlass, sich mit einem Geheimnis auseinanderzusetzen, das sie seinerzeit in ihre Ehe als Notlösung getrieben hat. Es stellt sich dann alles völlig anders dar, als von Judith immer vermutet wurde.
Der Geschichte wohnt ein schöner Humor inne, der dazu führt, dass eigentlich traurige Inhalte wie der Tod bzw. die Beisetzung der Mutter und die Krankheit der Freundin gar nicht traurig wirken. Diese Themen bilden die Rahmenhandlung und geben der Protagonistin immer wieder Anlass, sehr ausführlich über Alter, die Rolle als Mutter und Ehefrau u.ä. zu sinnieren. Diese Passagen, die auch bei der Leserin Anstöße zum Nachdenken geben, ähneln Kolumnen, wie sie in Frauenzeitschriften zu finden sind und die ja auch das Arbeitsfeld der Autorin betreffen. Allerdings sind sie für einen Roman in Häufigkeit und Wiederholung zu langatmig und deshalb für mich manchmal ermüdend zu lesen. Letzteres gilt auch für die ewig jammernde Protagonistin, die ihr Alter nicht akzeptieren will und sich in ihre behütete Kindheit zurücksehnt. Ihres sehr exzentrischen besten homosexuellen Freundes hätte es auch nicht unbedingt bedurft.
Eine gut unterhaltende Frauenlektüre.

Veröffentlicht am 31.12.2019

Eine beeindruckende Familiengeschichte zur Zeit des Nationalsozialismus

Eine Familie in Deutschland
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Eine sowohl nach Umfang als auch nach Inhalt beeindruckende Familiengeschichte. Prange schildert den Werdegang der fiktiven verzweigten Familie Ising aus dem Wolfsburger Land in dem Zeitraum zwischen der ...

Eine sowohl nach Umfang als auch nach Inhalt beeindruckende Familiengeschichte. Prange schildert den Werdegang der fiktiven verzweigten Familie Ising aus dem Wolfsburger Land in dem Zeitraum zwischen der Machtergreifung Hitlers bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Dabei gibt es innerhalb der Familie jede nur denkbare Facette an Problemen, sei es das behinderte Kind, der durch und durch parteigetreue Sohn, die lesbische Tochter, der jüdische Schwiegersohn, der seine Fähnchen nach dem Wind richtende Onkel. Das wirkt zunächst sicherlich etwas gekünstelt, macht andererseits das Lesen auch sehr interessant. Alles beruht auf einer sehr gründlichen Recherche und so erhält man gute Einblicke in die politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten der damaligen Zeit. Von so manchem Zeitgenossen sind mir bislang unbekannte private Dinge zu erfahren. Auf besonderes Interesse sind bei mir, die ich aus Niedersachsen stamme, die Entwicklung des Volkswagens sowie der Aufbau des Volkswagen-Werkes und der Autostadt in Wolfsburg gestoßen.
Jetzt will ich natürlich wissen, wie es mit der Familie nach Kriegsausbruch weitergeht und freue mich auf den Fortsetzungsband „Am Ende die Hoffnung“.

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Veröffentlicht am 24.12.2019

Die Familienidylle der 1980er Jahre wird hinterfragt

Kampfsterne
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Gereizt hat mich die Buchbeschreibung auf dem Buchrücken. Denn die Achtzigerjahre habe ich als junge Erwachsene miterlebt und so habe ich gehofft, durch die Geschichte an die eine oder andere Begebenheit ...

Gereizt hat mich die Buchbeschreibung auf dem Buchrücken. Denn die Achtzigerjahre habe ich als junge Erwachsene miterlebt und so habe ich gehofft, durch die Geschichte an die eine oder andere Begebenheit dieser Zeit erinnert zu werden. Doch bis auf den nur am Rande erwähnten Sieg von Boris Becker in Wimbledon war das nicht der Fall. Eigentlich ist die Geschichte eher zeitlos, könnte auch heute noch Gültigkeit haben und ist nicht 80er-Jahre-typisch. Anhand dreier Familien, die in einer Bungalow-Siedlung in einer deutschen Vorstadt leben, wird thematisiert, wie seinerzeit die Generation von Eltern lebte und was sie bei ihren eigenen Kindern besser machen wollten. In kurzen Abschnitten kommen abwechselnd die Erwachsenen und ihre Kinder zu Wort, was anfangs nicht leicht zuzuordnen ist. Das für mich eigentlich Schockierende ist, welche Probleme doch alle Romanfiguren mit sich herumschleppen in einer Zeit, die doch eigentlich sorgenfrei war, und wie sie heuchlerisch das Erscheinungsbild einer heilen Familie präsentieren wollen.

Veröffentlicht am 12.12.2019

Über das Zerbrechen von Lieben in einer ungewöhnlichen Patchworkfamilie

Kintsugi
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Der Buchtitel ist eine Metapher und bedeutet das japanische Kunsthandwerk, zerbrochenes Porzellan mit Gold zu reparieren. In der Geschichte steht das Bild des zerbrochenen Porzellans für die kaputt gehende ...

Der Buchtitel ist eine Metapher und bedeutet das japanische Kunsthandwerk, zerbrochenes Porzellan mit Gold zu reparieren. In der Geschichte steht das Bild des zerbrochenen Porzellans für die kaputt gehende Beziehung des schwulen Enddreißigerpaares Max und Reik, die den 20. Jahrestag ihrer Vorzeigebeziehung gemeinsam mit ihrem ältesten Freund Antonio und dessen zwanzigjähriger Tochter Pega in ihrem Wochenendhaus begehen. Am Ende des gemeinsamen Wochenendes ist nichts mehr so, wie es vorher war. Alle bringen ihr Päckchen mit: Der Archäologieprofessor Max fühlt sich durch Reik eingeengt und will mehr vom Leben haben, der an seinem Drang zur Perfektion verzweifelnde Künstler Reik will ein Kind, Antonio war der Vorgänger von Max und wird immer noch von Eifersucht heimgesucht, Pega leidet unter dem eingeengt Sein durch gleich drei Väter.
Die Autorin beleuchtet einmal eine völlig anders geartete Patchworkfamilie. Das Interessante ist, dass jedes der „Familienmitglieder“ als Erzähler zu Worte kommt und von den Anfängen des gemeinsamen Lebens bis in die Gegenwart aus seiner Sicht erzählt. So erhält der Leser einen umfassenden Überblick. Dazwischen gibt es Dialoge der vier, die wie ein Theaterstück gefasst sind. Die Sprache des Buches wirkt zuweilen zu bildhaft/künstlerisch. Die Bedeutung der japanischen Kapitelüberschriften erschließt sich mir ohne ein wohl notwendiges Grundwissen zum Japanischen trotz der Erläuterungen am Ende nicht, wenngleich natürlich der Buchtitel bestens trifft.
Auf jeden Fall anspruchsvolle, sehr lesenswerte Literatur.

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Schöne Lektüre auch jenseits der Weihnachtszeit

Die Weihnachtsgeschwister
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Anders als der Buchtitel es vermuten lässt, ist diese Geschichte zu jeder Saison schön zu lesen. Denn ihr Thema ist allgemein gültig – drei Generationen einer Familie begehen gemeinsam ein Fest. Und wie ...

Anders als der Buchtitel es vermuten lässt, ist diese Geschichte zu jeder Saison schön zu lesen. Denn ihr Thema ist allgemein gültig – drei Generationen einer Familie begehen gemeinsam ein Fest. Und wie es bei Familienfeiern nicht ganz unüblich zu sein scheint, treten bei der gegenständlichen Familie Zwistigkeiten zu Tage. Vor allem die drei unterschiedlich veranlagten erwachsenen Kinder rivalisieren miteinander. Keines versteht, wo die Harmonie und Verbundenheit geblieben sind, die sie einst als Kinder zusammengeschweißt haben. Die Eltern leiten sie auf ungewöhnliche Weise auf den richtigen Weg.
Das beschriebene Problem wird manchen Leser betreffen, so dass das Buch einen größeren Kreis ansprechen dürfte. Es dürfte viele dazu animieren, darüber nachzudenken, wie sie ein friedliches Klima innerhalb ihrer Familie herstellen bzw. aufrechterhalten können. Ob die dargebotene Lösung die „Patentlösung“ ist, glaube ich weniger. Auf jeden Fall sind die Geschwister zu plötzlich auf Versöhnungskurs. Die Geschichte liest sich recht schnell. 144 Seiten Text – noch dazu großzügig zugeschnitten angesichts mehrerer Blankoseiten an Kapitelanfängen – waren mir allerdings zu wenig. Die Geschichte hätte noch weiter gesponnen werden können. So hätte ich etwa gerne noch erfahren, wie jedes Geschwisterkind die in seiner Kernfamilie bestehenden Probleme löst.

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