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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2019

Wutrede über Klassenprivilegierte und Abstiegsängste

Schäfchen im Trockenen
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Viele Parallelen tun sich auf zwischen der Ich-Erzählerin Resi und der Autorin, so dass sich zwangsläufig die Frage stellt, wie viel Biografisches eingeflossen ist. Resi erzählt ihrer ältesten Tochter ...

Viele Parallelen tun sich auf zwischen der Ich-Erzählerin Resi und der Autorin, so dass sich zwangsläufig die Frage stellt, wie viel Biografisches eingeflossen ist. Resi erzählt ihrer ältesten Tochter Fragmente aus ihrem Leben. Scharfsinnig, belehrend, empört, wütend, kritisierend, trotzig beäugt sie Alltagssituationen und reflektiert vor allem den verpassten eigenen sozialen Aufstieg, der ihr - einen großen Freundeskreis aus der sog. Oberschicht hinter sich habend, selbst aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen kommend - eigentlich möglich gewesen wäre. Anlass ist ein Zerwürfnis mit ihren „besseren“ Freunden, mit dem sie sich immer wieder auseinandersetzt. Ich habe mir die Geschichte als Hörbuch direkt von der Autorin „vorlesen“ lassen und meine, dass die Geschichte als Hörbuch nicht unbedingt geeignet ist. Angesichts der Komplexität des Themas und dem Umstand, dass der formale Aufbau einer Collage ähnelt, weil z.B. Resis Gedanken, Briefauszüge, Gespräche mit Freunden, Fantasien zusammengefügt werden, die noch dazu auf verschiedenen Zeitebenen spielen, entgehen einfach zu viele Feinsinnigkeiten, denen ich, wenn ich das Buch visuell in gedruckter Form vor mir gehabt hätte, durch Zurückblättern und wiederholtes Lesen von Passagen nachgegangen wäre.
Dennoch sehr hörens- bzw. besser noch lesenswert.


Veröffentlicht am 15.11.2019

Autofreaks werden das Buch mögen

Die Tankstelle am Ende des Dorfs
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In dem Roman geht es zu viel um Autos und Autozubehör; ein Thema, das mich nicht gerade zu packen vermag. Doch wer wie der Protagonist Erik Fyksen ein Faible für alte Autos, insbesondere amerikanische ...

In dem Roman geht es zu viel um Autos und Autozubehör; ein Thema, das mich nicht gerade zu packen vermag. Doch wer wie der Protagonist Erik Fyksen ein Faible für alte Autos, insbesondere amerikanische hat, wird das Buch mögen.
Der 34jährige Erik führt schon sein halbes Leben eine Tankstelle, die in einer kleinen Stadt nördlich von Oslo in Richtung Trondheim liegt. Seinen Job macht er mit Hingabe. Nicht nur ist er sehr begabt, was Autoreparaturen anbelangt. Hilfreich sind ihm da seine Regale mit Werkstattbüchern alter und neuer Fahrzeuge und sein gut gefülltes Ersatzteillager. Er hat die Tankstelle im Design der 1960er Jahre gestaltet. Zapfsäulen von Mobiloil und das Logo des Pegasus sind sein ganzer Stolz. Nur mit den Frauen hat er kein Glück. Sowohl seine Jugendliebe als auch eine spätere langjährige Freundin haben ihn verlassen. Als Eriks Existenz und Lebenssinn vom Bau einer Umgehungsstraße und der damit einhergehenden Modernisierung bedroht werden, setzt er sich gegen Bürokraten und Ölkonzerne zur Wehr. Und das soll wohl das eigentliche Thema des Buches sein. Ob es ein Kampf David gegen Goliath ist oder Erik seinen privaten Lebensraum erfolgreich verteidigen kann, möge man selber lesen.

Veröffentlicht am 10.11.2019

Ein amüsanter Beziehungsratgeber

Swinging Bells
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Aus der geplanten trauten Zweisamkeit am Weihnachtsabend wird für das Ehepaar Sandra und Thomas nichts. Denn die vermeintlichen Kaufinteressenten ihres Doppelbettes, Elisabeth und Leo, fallen bei ihnen ...

Aus der geplanten trauten Zweisamkeit am Weihnachtsabend wird für das Ehepaar Sandra und Thomas nichts. Denn die vermeintlichen Kaufinteressenten ihres Doppelbettes, Elisabeth und Leo, fallen bei ihnen ein. Außerdem verbirgt Sandra vor Leo ein Geheimnis, das sie erst nach Weihnachten beichten will, von dem er aber längst schon weiß. Als sich herausstellt, dass sich die Besucher im Haus geirrt haben und eigentlich ein ganz anderes Motiv verfolgen (welches, soll ebenso wenig wie Sandras Geheimnis verraten werden!), dürfen sie dennoch bleiben und alle vier spielen ein Kennenlernspiel, das vielleicht den gestörten (Weihnachts- und Beziehungs-)Frieden wieder herstellt?
Nicht unbedingt eine typische Weihnachtsgeschichte, aber recht passend zu Weihnachten gelegt, das doch eigentlich friedlich verlaufen soll, jedoch so manchen lang angestauten Frust ausbrechen lässt. So auch bei Sandra und Thomas, einem eher biederen Ehepaar, in deren 15jährige Beziehung längst der Alltagstrott eingekehrt ist und das so ganz im Gegensatz steht zu ihren Besuchern, die eine noch junge und eher freie Beziehung führen. Das ungeplante gemeinsame Begehen des Weihnachtsabends lässt endlich Sandra und Thomas über Wünsche, Vorstellungen und Fantasien sprechen, was ihrer Beziehung gut tun könnte. Und den Leser bringt es zum Nachdenken. Alles lebt von gelungener Situationskomik und dem zugrundeliegenden Missverständnis, das der Autor sehr humorvoll darstellt. Und niemand braucht Angst zu haben, dass es zu unschicklich/anstößig zugeht.

Das Buch erhält von mir eine volle Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 06.11.2019

Ein Plädoyer für Bewegung

Runter vom Sofa!
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Gestaltet wie ein Tagebuch, soll dieses Buch dazu motivieren, sich jeden Tag etwas zu bewegen. Denn wie wichtig Bewegung zur Vorbeugung gegen Demenz im Alter ist, weiß gerade die Autorin als ausgebildete ...

Gestaltet wie ein Tagebuch, soll dieses Buch dazu motivieren, sich jeden Tag etwas zu bewegen. Denn wie wichtig Bewegung zur Vorbeugung gegen Demenz im Alter ist, weiß gerade die Autorin als ausgebildete Neurowissenschaftlerin sehr gut. Im Buch ist hinreichend Raum für persönliche Notizen zur Erfassung der eigenen Bewegung und des erlangten Ergebnisses. Es wird angereichert durch kurze wissenschaftlich untermauerte Passagen zum Gehirn, seiner Funktionsfähigkeit und -erhaltung. Als Laie habe ich hier angesichts vieler verwendeter Fachbegriffe nicht sogleich alles verstanden. Es klingt aber dennoch nachvollziehbar. Vertiefendes Wissen lässt sich durch das frühere Buch „Beweg dich. Und dein Gehirn sagt danke“ der Autorin einholen, auf das es zahlreiche Verweise gibt. Witzige Illustrationen insbesondere des inneren Schweinehundes runden das Ganze ab. Gelesen hat man das Buch an einem Nachmittag. Die entscheidende Nacharbeit hat zu folgen – sich aufraffen und wirklich regelmäßig bewegen.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Detektivroman mit unerwarteten Wendungen

Drei
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Kriminalromane und Thriller sind nicht unbedingt das, was ich üblicherweise lese. Das vorliegende Buch lässt mich diesbezüglich umdenken, vielleicht weil es auf den ersten Blick gar nicht unbedingt als ...

Kriminalromane und Thriller sind nicht unbedingt das, was ich üblicherweise lese. Das vorliegende Buch lässt mich diesbezüglich umdenken, vielleicht weil es auf den ersten Blick gar nicht unbedingt als Kriminalroman daherkommt, sondern eher die Psyche der Frau fokussiert wird. Und doch geschehen in der Geschichte Verbrechen, die allerdings nicht im Mittelpunkt stehen und bis zu deren Entdeckung und Aufklärung eine Reihe unerwarteter Wendungen eintreten. Im Mittelpunkt stehen drei Frauen ohne erkennbare Verbindung zueinander, denen ein allwissender Erzähler jeweils einen Buchabschnitt widmet. Es handelt sich um eine geschiedene, alleinerziehende Gymnasiallehrerin aus Tel Aviv, die den Rechtsanwalt Gil über ein Dating-Portal kennenlernt, eine Pflegekraft aus Riga, die Gils Vater gepflegt hat und der Gil eine Putzstelle bei ihm anbietet, und eine täglich in einem Café an ihrer Masterarbeit arbeitende Frau, die dort Gils Bekanntschaft macht. Während über die Frauen sehr viel zu erfahren ist, bleibt die Person von Gil eher vage. Die Verbrechen, die geschehen, scheinen unaufgeklärt zu bleiben. Der Detektiv taucht erst am Ende auf. Um die Spannung nicht zu nehmen, kann insoweit nicht mehr erzählt werden. Auf jeden Fall steigt die Spannung kontinuierlich an. Nur eine Antwort auf die Frage, warum die Verbrechen geschehen, gibt es eigentlich nicht.