Profilbild von vielleser18

vielleser18

Lesejury Star
offline

vielleser18 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit vielleser18 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2018

Gegensätze wie Tag und Nacht

Uns gehört die Nacht
0

Zwei junge Menschen treffen aufeinander.
Jamey ist ein Sproß aus der Oberschicht, reich, gutaussehend, mit bekanntem Namen, Elite-Univerisität, mit allem materiellen Dingen gesegnet, erfolgreichem Vater, ...

Zwei junge Menschen treffen aufeinander.
Jamey ist ein Sproß aus der Oberschicht, reich, gutaussehend, mit bekanntem Namen, Elite-Univerisität, mit allem materiellen Dingen gesegnet, erfolgreichem Vater, einer Schauspielerin als Mutter. Doch nur scheinbar ist es eine heile Welt.
Elise ist seine Nachbarin, sie kommt aus einer anderen Stadt, aus einem Problemviertel, mit Problem-Vergangenheit. Obwohl weiße Haut, hat sie doch viel von ihrem unbekannten puerto-ricanischem Vater geerbt, mit geflochtetetn Zöpfen und auffälliger, bunter, schräger Kleidung fällt sie auf.
Elise ist so ganz anders als Jameys normales Umfeld. Es beginnt mt einer heißen Affäre und eigentlich sollte es auch nur der Sex sein, der sie beide verbindet. Doch schnell wird mehr daraus. Gespräche, Verständnis, die gleiche Wellenlänge.

Das Buch polarisiert. Die Autorin hält mit ihren Beschreibungen nicht hinter dem Berg, nichts wird beschönt, alles wird ausgebreitet, genauestens und vielfältig beschrieben: vor allem der Sex zwischen den beiden. Aber es ist schnell auch mehr. Es ist vor allem die Charaktersierung der beiden Protagonisten, dies Figuren, die sie geschaffen hat, die sie mit Hintergrund, mit Erfahrungen, mit Wünschen und Hoffnungen, aber vor allem mit seelischen Qualen ausgestattet hat. Das hat mich vor allem fasziniert. Wie sie dies Annäherung, dieses Erkunden, diese Unterschiedlichkeit auch in Worte fassen konnte.

Die beiden sind extrem unterschiedlich. Aus verschiedenen Schichten auf der einen Seite. Jamey aus der begüterten Oberschicht, Ehekrieg der Eltern, Erwartungshaltung des Vaters und der Großeltern. Elise hat ihren Vater nie kennen gelernt, dafür aber die Probleme in ihrem Viertel, einen brutalen Stiefvater, Gewalt und mangelndes Geld, Hunger und finanzielle Nöte. Aber auch die Liebe einer Mutter und von Halbgeschwistern. Schon früh musste sie Verantwortung und Aufgaben übernehmen, zum Überleben auch eine ganz eigene Schlauheit entwickeln, die nicht aus Büchern stammt, sonern vom Leben.
Aber es gibt auch den Unterschiede zwischen den beiden was Reife und Stärke betrifft und schnell wird auch dem Leser klar, wer von beiden der Stärkere ist.

Die Autorin lässt beide Seiten erzählen, die Persepektiven wechseln ständig. Gleich am Anfang ein dramatischer Einstieg: Elise hält eine geladene Waffe auf Jamey und drückt ab. Was ist passiert, wie kam es dazu ? Das immer im HInterkopf liest sich die Geschichte spannend, auch wenn es eine Beziehungsgeschichte, eine Liebesgeschichte ist und kein Spannungsroman.

Mir hat vor allem die Entwicklung der beiden, ihr Überlebungskampf, dieser Halt, den sie sich beide gegeben haben fasziniert und gefesselt.
Ich konnte mir beide sehr gut vorstellen und das macht einen guten Roman aus, dass man sich denken könnte, dass ja, dass hätte auch eine wahre Geschichte sein können. Man fühlt mit, mal leidet man mit, mal ist man fasziniert, manchmal auch geschockt oder peinlich berührt, denn manchmal serviert die Autorin uns harten Tobak, ist extrem, offen und schonunglos in ihren Beschreibungen.

Ein gelungenes Buch, das man sicherlich noch länger im Hinterkopf behält.

Veröffentlicht am 14.08.2018

Krönender Abschluss mit allerdings überaschendem Augang

Palace of Fire - Die Kämpferin
0

Palace of Glass, Palace of Silk und nun der Abschluss der Trilogie: Palace of Fire. Der Titel passt zum finalen Band, denn es geht hoch her und es gibt einige Kämpfe. Innerliche und Äußerliche.
Rea und ...

Palace of Glass, Palace of Silk und nun der Abschluss der Trilogie: Palace of Fire. Der Titel passt zum finalen Band, denn es geht hoch her und es gibt einige Kämpfe. Innerliche und Äußerliche.
Rea und Robin kehren nach London zurück. Zurück an den weißen Hof. Die erste Hürde müssen sie dort überstehen: um auszuschließen, dass Rea eine Magdalene ist, muss die Prozedur des Glasbläsers überstehen. Dieser Akt und das was darauf folgt, sowie ein Besuch in einer Korrektive, einem Gefängnis der Grausamkeiten, verändert alles. Die Progagonisten reifen, verändern sich, agieren überraschend. Wer ist Feind und wer ist Freund? Rea kämpft mit ihren eigenen Dämonen, dem Geistesfieber und der Kreatur, die nur sie sehen kann und die sie immer mehr attackiert. Ist sie dem allen gewachsen ?

Im letzten Band tritt so mancher, der bisher im Vordergrund stand, eher in den HIntergrund, dafür gibt es neue interessante Charaktere. Natürlich bleiben auch einige Altbekannte, die nun größeren Anteil an der Entwicklung haben. Dieser Band hat mir besonders dahingehend gefallen, weil man auch als Leser nie richtig wußte, wie wird sich der Einzelne entscheiden, was für ein Spiel spielen die Agierenden. Auf welcher Seite stehen sie?
Die Entwicklung spitzt sich immer weiter zu, offen, wie auch im HIntergrund werden Fäden gezogen. Für welchen Weg wird sich Rea entscheiden ? Wem kann sie trauen, welcher Rat ist der richtige? Viele Fragen, viele Aktionen machen das Buch wieder spannend, auch wenn ich zwischendurch mal einen kleinen, aber wirklich nur klitzekleinen, Hänger hatte.
Das Ende - ja, das überrascht, lässt einen mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Es ist anders als erwartet, verlangt vom Leser, dass er vielleicht selbst die Fäden weiter spinnt. Ein Ende zum Nachdenken und Grübeln und vielleicht aber auch ein Ende um doch noch einen weiteren Band anknüpfen zu können ? Wer weiß.

Was mir besonders gefallen hat am vierten Band sind die Parallelen zu Robin Hood. Nicht umsonst heißt Rea auch mit vollem Namen Rea Marian Emris. Und ein Nottingham spielt auch eine Rolle. Smile, sehr gelungen, diese moderne Bezug auf die alte Geschichte.

Fazit:
Die Palace-Reihe besticht durch fantasievolle Elemente, verbunden mit Märchen und Sagengeschichten, modernem Leben und einer ausdrucksstarken, vielschichtigen und interessanten Protagonistin.

Veröffentlicht am 10.08.2018

Auftakt einer Zeitreise durch das 20. Jahrhundert

Sturmzeit
0

Der Blanvalet-Verlag hat die Sturmzeit-Trilogie von Charlotte Link mit einem neuen Design und überarbeitet wieder neu herausgegeben. Die Trilogie erschien bereits Ende der 1990er Jahre und wurde zwischenzeitlich ...

Der Blanvalet-Verlag hat die Sturmzeit-Trilogie von Charlotte Link mit einem neuen Design und überarbeitet wieder neu herausgegeben. Die Trilogie erschien bereits Ende der 1990er Jahre und wurde zwischenzeitlich auch vom ZDF verfilmt.

Das Cover ist ein echter Hingucker und gefällt mir ausnehmend gut. Bei dem neuen Design passen nun auch die drei Bände nun optisch richtig gut zusammen, Zudem haben alle Bände den Titel "Sturmzeit" (der zweite und der dritte haben dann Untertitel), dadurch ist auch die Zuordnung für den Leser besser möglich.

Band 1 beginnt mit dem Sommer 1914 auf dem Familiengut der Familie Degnelly in Ostpreußen. Hauptperson ist die junge Felicia. Es ist eine unbeschwerte Zeit für Felicia in der sie sich auch verliebt. Doch mit dem Beginn des 1. Weltkrieges ändert sich alles schlagartig. Verluste, Ängste, Enttäuschungen, Grausamkeiten verändern die Welt und auch Felicia. Aus der unbeschwerten und behüteten Tochter wird eine Frau, die lernt nur auf ihr eigenes Wohlergehen zu schauen und danach zu handeln. Die Protagonistin hat viele Ecken und Kanten, Charakterzüge, die sie nicht gerade symphatisch wirken lassen, die beim Lesen aber interessant zu beobachten sind. Felicia ist keine schwache Figur, sondern eine die lernen musste sich durchzusetzen, zu handeln, zu agieren. Diese Entwicklung als Leser "zu beobachten" hat mich gefesselt.

Gefallen hat mir auch das historische Setting, die vielen geschichtlichen Hintergründe, die hier so nebenbei mit eingeflossen sind und die damit ein Stück deutsche Geschichte wieder lebendig gemacht haben.
Charlotte Link kann fesselnd erzählen. Durch interessante Dialoge, authentisch wirkende Protagonisten und natürlich auch durch die Dramaturgie, die Hochs und vor allem den vielen Tiefs, ist der Roman spannend zu lesen.

Ich habe die Reihe bereits bei der Ersterscheinung gelesen, an manches habe ich mich beim Lesen wieder erinnert, doch nach so vielen Jahren war mir natürlich vieles nicht mehr präsent, so dass ich wieder voll in diesen Roman eintauchen konnte.
Der erste Band endet 1930. Der zweite Band spielt in der Zeit des 2. Weltrkrieges, der 3. Band dann in der Nachkriegszeit.

Veröffentlicht am 04.08.2018

emotionaler Abschluß der Trilogie

Die Zeit der Kraniche
0

Nach "Das Lied der Störche" und "Das Jahr der Schwalben" ist "Die Zeit der Kraniche" nun der krönende und emotionale Abschlußband der Trilogie.

Frederike zu Mansfeld, von ihrer Familie und den Freundinnen ...

Nach "Das Lied der Störche" und "Das Jahr der Schwalben" ist "Die Zeit der Kraniche" nun der krönende und emotionale Abschlußband der Trilogie.

Frederike zu Mansfeld, von ihrer Familie und den Freundinnen liebevoll Freddy genannt, lebt mit ihrem zweiten Mann Gebhardt auf Gut Mansfeld in der Prignitz. Der zweite große Krieg geht inzwischen schon ins 6. Jahr, die Bedingungen werden immer schlechter, auch wenn die Familie durch Eigenbewirtschaftung, Vorratshaltung und dank der findigen Köchin Lore nicht hungern muss. Aber immer noch sind Gebhardt und seine Mutter im Gefängnis in Potsdam, da ihnen das Abhören von Feindsendern vorgeworfen wird. Zudem wird auch die Lage in Ostpreußen, wo Freddys Eltern und Geschwistern noch leben, zunehmend gefährlicher. Alle wissen, der Krieg kann nicht gewonnen werden, doch was wird die Zukunft bringen ? Sollen sie in den Westen fliehen, trotz der Verbote der Gauleitung? Wie wird es nach dem Krieg weitergehen?
Es beginnt eine Zeit der großen Veränderungen.

Die Geschichte liest sich noch gefühlsbetonter, wenn man weiß, dass das ganze Gerippe - das, was den Protagonisten widerfahren ist, was sie erleben und erleiden mussten und auch das, was sie in Bewegung setzen konnten, was sie verändert haben - dass das wahr ist und eine reale Familie erlebt hat. Die Autorin hat diese Geschichte erzählt bekommen, sie hat es nachrecherchiert, hat Zeugenaussagen, hat Dokumente und vieles weitere gesichtet und hat diesen bloßen Fakten Leben eingehaucht. Am Ende des Romans geht die Autorin noch mal auf das die Fakten ein.

Die Protagonisten wirken so real, man ist beim Lesen wirklich mitten dabei und kann sich vieles sehr gut vorstellen. Es ist für uns aus der heutigen Sicht eine ganz andere Zeit, eine vergangene Welt. Nicht nur das Leben der "Baronin zu Mansfeld" hat sich verändert, durch Freddys Augen und Erlebnisse erleben wir Leser auch das Ende des Krieges, die Zerstörungen, die Kriegsgräuel, aber auch den Umbruch, die Vertreibungen, die Neuanfänge, die Schicksale, die Anfänge des Kalten Krieges und so vieles andere aus dieser Zeit mit. Wir erleben eine starke Frau, die alles für ihre Familie tut, die viel verliert, die trotz allem nie aufgibt.

Das alles in einen sehr informativen, sehr gefühlvollen, sehr emotionalen Roman zu packen, bei denen die Figuren so lebendig wirken, dass ist der Autorin wieder einmal sehr grandios gelungen.

Veröffentlicht am 01.08.2018

sehr unterhaltsamer christlicher Roman

Das Anwesen
0

898. Dierenpark ist ein verlassenes Herrenhaus auf einer Klippe über dem Hudson River. Seit vor 40 Jahren der damalige Hausherr ums Leben gekommen ist, haben seine Nachfahren das Haus gemieden. Sophie ...

898. Dierenpark ist ein verlassenes Herrenhaus auf einer Klippe über dem Hudson River. Seit vor 40 Jahren der damalige Hausherr ums Leben gekommen ist, haben seine Nachfahren das Haus gemieden. Sophie wohnt im benachbarten Dorf und ist neben einer Haushälterin und einem Gärtner die einzige, die dort arbeitet. Nebenbei hat sie auf dem Dach eine Wetterstation angebracht, sie ist fasziniert von der Möglichkeit, dass nun Wettervorhersagen möglich sind und unterstützt mir ihrer ehrenamtlichen Arbeit das Wetteramt. Doch dann kommt Quentin Vandermark, der Enkel des jetzigen Besitzers. Er ist ein granteliger Mann, der nur gekommen ist, um das Gebäude abzureißen, damit der Fluch, der über der Familie zu liegen scheint, gebannt wird. Außerdem ist er nicht nur über die Wetterstation verärgert, sonder auch über die ganzen einträglichen Geschäfte, die sich die Dorfbevölkerung rund um Dierenpark einfallen hat lassen. Doch Sophie wehrt sich - sie will Quentin überzeugen, dass Dierenpark ein ganz besonderer Ort ist, der bestehen bleiben muss.

Elizabeth Camden hat eine ganz besondere Geschichte geschrieben. Mir haben die Charaktere gefallen, die heitere Sophie, die auf den vom Leben gebeutelten Quentin trifft, die Beschreibung des Anwesens, die Handlung, die eine gelungene Mischung aus Spannung, Romantik und Humor ist .
Knisternde Spannung besteht zwischen Sophie und Quentin, die beiden sind grundverschieden, dennoch fühlen sie sich voneinander angezogen. Doch nicht nur ihre Verschiedenheit in ihrer Art trennt sie, sondern auch ihr Glaube, bzw. der Nichtglaube von Quentin.
Zudem ist es spannnend zu lesen, wie sich das dunkle Familiengeheimnis, das die Vandermarks belastet, erst nach und nach enthüllt und auflöst. Der Spannungsbogen bleibt konstant hoch, am Ende wird er zudem noch einmal sprunghaft gesteigert, so dass man noch mehr durch die Seiten fliegt.
Mir haben auch die humorigen Zwischentöne gefallen, wie leicht Sophie ihre Vergangenheit bewertet, aber auch wie manch ein Charakter im Buch beschrieben wird. Der ganze Erzählstil von Elizabeth Camden ist so locker und fesselnd.

Das Buch ist ein christlicher Roman. Gefallen hat mir, wie die Autorin die Protagonisten miteinander das Thema Glaube thematisieren. Die Gespräche, die sie führen, die Zweifel auf der Seite von Quentin und die tiefsitzende Überzeugung und Prägung von Sophie. Ihre Antworten und Erklärungen sind von der Autorin sehr gut in Worte gefasst worden und passen einerseits zur Protagonistin und anderseits auch um die Werte des christlichen Glaubens zu vermitteln.

Fazit: Leseempfehlung !
Sehr unterhaltsamer christlicher Roman mit Spannung, Romantik, Humor und einem dunklen Familiengeheimnis