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Veröffentlicht am 09.04.2022

Sensibles Thema

Mongo
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Der Roman „Mongo“ vom österreichischen Schriftsteller Harald Darer beschäftigt sich mit dem Aspekt Menschen mit Behinderung und beleuchtet dieses sensible Thema aus unterschiedlichen Perspektiven.

Die ...

Der Roman „Mongo“ vom österreichischen Schriftsteller Harald Darer beschäftigt sich mit dem Aspekt Menschen mit Behinderung und beleuchtet dieses sensible Thema aus unterschiedlichen Perspektiven.

Die Geschichte spielt in Österreich und wird durch den Ich-Erzähler Harry erzählt. Katja und Harry erwarten ein Kind. Doch die Vorfreude auf die Elternschaft wird getrübt: Katjas Bruder Markus hat das Down-Syndrom und Katja die Angst, dass auch ihr Kind eine Behinderung hat. Harry reflektiert seine bisherigen Begegnungen mit dem Thema Behinderung. Als Leser:in lernt man dabei sowohl die Lebensgeschichte von Markus als auch generelle Aspekte kennen, die für das Thema Behinderung von wichtiger Bedeutung. Hierunter zählen z. B. der Umgang mit Behinderung während des Nationalsozialismus oder Sexualassistenz für Menschen mit Behinderung.

Der Schreibstil von Harald Darer zeichnet sich durch eine umgangssprachliche und teilweise vulgäre Sprache aus. Er verzichtet im Roman durchgehend auf die Verwendung von Zitatzeichen trotz vielfacher Verwendung der direkten Rede. Als Leser:in erhält man so das Gefühl, man sei noch näher an der Geschichte. Die Identifikation mit dem Protagonist:innen des Buches ist mir persönlich schwergefallen – weder für Katja, die Eltern von Katja und Markus noch Harry spürte ich große Sympathien, fand ihre Einstellung und Werteinstellungen teilweise befremdlich, die Charaktere nur oberflächlich beschrieben. Markus hingegen wird als sympathischer Mensch dargestellt, wobei alle Seiten der Behinderung ungeschönt skizziert werden.

Die Botschaft des Buches als Plädoyer gegen die Herabwürdigung von Menschen mit Behinderung wird deutlich und einige Textstellen bringen einen als Leser:in zum Nachdenken. Dennoch habe ich mir persönlich etwas mehr erwartet von diesem Buch. Alles in allem dennoch eine Empfehlung für Menschen, die sich verstärkt mit dem Thema Menschen mit Behinderung auseinandersetzen und den eigenen Umgang damit reflektieren möchten.

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Spannende Familiengeschichte mit italienischem Charme

Via Torino
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Aja Leuthner schreibt in ihrem Roma „Via Torino“ von drei charakterstarken Frauen und deren Familiengeschichte sowie enger Verbindung zu Italien. Eleonora, Rosalia und Milena begegnen sich dabei als Großmutter, ...

Aja Leuthner schreibt in ihrem Roma „Via Torino“ von drei charakterstarken Frauen und deren Familiengeschichte sowie enger Verbindung zu Italien. Eleonora, Rosalia und Milena begegnen sich dabei als Großmutter, Tochter und Enkelin nach dem Tod des Großvaters noch einmal neu.

Die Geschichte spielt zwischen den 1960er Jahren und 2018. Schauplätze sind dabei Italien und Deutschland. Eingebettet ist die Geschichte in den Kontext der damaligen gesellschaftlichen Strömungen und historischen Ereignisse wie beispielsweise der Streit bei Fiat in Turin im Jahre 1969, die 68er-Bewegung und den Mord an dem politischen Aktivisten Rudi Dutschke 1968. Auch die italienische Sprache kommt oft zum Zuge genauso wie das italienische „Dolce Vita“, das sehr authentisch beschrieben wird.

Eleonora erlebt ihre Jugend- und Studentenzeit zu Zeiten der 68er-Bewegung und rebelliert selbst gegen ihre für sie konservativen und reaktionären Eltern. In Italien schließt sie sich dem Arbeiterstreik an und verliebt sich in den sizilianischen Fabrikarbeiter Valerio. Ihre gemeinsame Tochter Rosalia wird Jahre später ungeplant mit Milena schwanger – schweigt aber über die Identität des Vaters. Erst der Tod Valerios 2018 und eine gemeinsame Reise der drei Frauen nach Sizilien bringt Licht in die dunklen Geheimnisse und die Frauen noch einmal auf einer anderen Ebene zusammen.

Aja Leuthner arbeitet in diesem Roman mit einer Vielzahl an Pro- und Analepsen – so werden nachträglich vergangene Ereignisse dargestellt oder schon vorab in die Zukunft gegriffen. Das macht die Geschichte sehr spannend und man kann als Leser:in so im Laufe der Zeit die Geschichte und deren Zusammenhänge verknüpfen. Der Schreibstil von Aja Leuthner ist dabei zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, doch man findet sich schnell ein. Zu Beginn sind einige Passagen etwas langatmig, aber vor allem am Ende nimmt der Spannungsbogen noch einmal enorm zu und man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die drei Protagonistinnen werden dabei durchgehend sehr authentisch dargestellt und man kann sich sehr gut mit ihnen identifizieren, vor allem mit der jüngsten der drei Powerfrauen.

Insgesamt ist dieser Roman über die 3 Generationen einer Familie eine Empfehlung und v. a. an grauen Tagen eine Flucht aus dem Alltag, die zum Träumen und Urlaub in Italien einlädt – auf vielen Ebenen eine tolle Liebes- und Familiengeschichte.

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