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Veröffentlicht am 30.11.2025

Das neue Apartmen

Finstere Schatten
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Nancy North zieht mit ihrem Lebensgefährten Felix in ein neues Apartment in London. Eigentlich wollte Nancy das nicht, aber nach einer psychischen Erkrankung, braucht sie wohl erstmal Ruhe und einen Ortswechsel. ...

Nancy North zieht mit ihrem Lebensgefährten Felix in ein neues Apartment in London. Eigentlich wollte Nancy das nicht, aber nach einer psychischen Erkrankung, braucht sie wohl erstmal Ruhe und einen Ortswechsel. In einem anderen Apartment wohnt Kira Mullan, die etwas später tot in ihrer Wohnung aufgefunden wird. Sie hat sich wohl erhängt. Alle im Haus sind entsetzt und betroffen. Nur Nancy, die Kira kurz vor ihrem Tod für einen Moment auf der Straße gesehen hat, glaubt nicht an einen Selbstmord. Doch wegen ihrer psychischen Probleme glaubt niemand, dass an ihrer Beobachtung etwas dran ist.

In diesem zweiten Fall fängt DI Maud O’Connor irgendwann an gegen Windmühlen zu kämpfen. Zunächst wird der Fall Kira Mullan jedoch geschlossen, weil man meint, die Selbstmordthese sei eindeutig. Nancy kann mit ihrer Beobachtung nicht durchdringen. Es scheint als habe die ganze Nachbarschaft sich gegen sie verschworen. Felix ist aber auch zu überzeugend, mit seiner Ansicht, dass Nancy wieder am Rande eines Zusammenbruchs ist. Das ist ja auch einfacher als zuzuhören. Erst als Nancy es schafft, zu Maud vorzudringen und diese sich die Fallakte ansieht, ist klar, dass der Fall nochmal geöffnet werden muss.

Wenn man den ersten Band der Reihe gelesen hat, hat man sich vielleicht gefragt, wie diese Art Krimi in einer Reihe fortgeführt werden kann. Und hier hat man die Antwort. Irgendwie ist die Struktur ähnlich und doch anders. Wie krass, wenn jemand unter psychischen Problemen leidet, dass er oder sie behandelt wird, als seien seine Worte nicht für bare Münze zu nehmen. Wie weit das hier geht, ist echt erstaunlich und irgendwie auch schrecklich. Wenn dann der eigene Partner nicht aus tiefen Herzen hilft, sondern eher eigennützige Ziele verfolgt, weckt dieser Typ einigen Widerwillen. Als DI Maud O’Connor endlich ermitteln darf, wird Etliches aufgedeckt. Dieser Krimi beginnt ruhig, wird unheimlich und man vermeint die Gefahr zu spüren. Dann wird es sehr spannend und überraschend.

gelesen wurde die englischsprachige Ausgabe.

Veröffentlicht am 29.11.2025

Traumberuf

Die Leuchttürme der Stevensons
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Der junge Robert Louis Stevenson ist noch unsicher, wie sich sein Leben entwickeln wird. Er ist manchmal etwas kränklich. Sein Vater ist Ingenieur und er hat etliche Leuchttürme in Schottland konstruiert. ...

Der junge Robert Louis Stevenson ist noch unsicher, wie sich sein Leben entwickeln wird. Er ist manchmal etwas kränklich. Sein Vater ist Ingenieur und er hat etliche Leuchttürme in Schottland konstruiert. Ihm ist klar, sein Sohn soll die Firma übernehmen. Deshalb soll sich Robert auch die Fähigkeiten aneignen, die er für den Ingenieurberuf braucht. Robert liest gerne, verschreibt auch gerne, Briefe oder Gedichte zum Beispiel. Er tauscht sich gerne über Literatur und Theater aus. Und doch hat er mit der Ausbildung begonnen, er will seine Eltern nicht enttäuschen. Und so fährt er mit seinem Vater durch Schottland, um die Leuchttürme zu inspizieren.

Wahrscheinlich kennt man ein paar Romane des Autors Robert Louis Stevenson. Ob man auch etwas über sein Leben weiß, könnte eventuell fraglich sein. Seine von Krankheiten geprägte Kindheit und Jugend sind nicht so bekannt, auch nicht, dass sein Vater ein erfolgreicher Konstrukteur von Leuchttürmen war. Wie viele Kinder es tun, so versuchte auch Stevenson, seinen Eltern zu gefallen und ihre Wünsche zu erfüllen. Doch es waren ihre Wünsche, sein Traum war es Schriftsteller zu werden. Werden seine Eltern irgendwann ein Einsehen haben? Zum Glück gibt es immerhin sein Werk.

Bei diesem Roman handelt es sich zwar um ein Werk der Fiktion, aber man merkt, dass die Autorin akribische und mit viele Liebe recherchiert hat.Sie zeichnet ein Bild von vielschichtigen Persönlichkeiten. Robert Louis Stevenson weiß zwar schon früh, wo es ihn hinzieht, aber er braucht eine ganze Weile, um dazu zu stehen. Hauptsächlich um seine Jugendjahre geht es hier, Jahr die sehr prägend waren. Manches gibt es auch aus seinen späteren Jahren zu erfahren. Erstaunlich was alles in Stevensons leider viel zu kurzes Leben hineingepasst hat. Man hätte ihm noch viele Jahre gegönnt. Und uns noch viele Roman oder andere Schriften. Lesenswert ist auch, dass es zwischen Eltern und Kindern doch wohl schon seit Jahrhunderten ähnlich zugeht. Einmal ein etwas anderer historischer Roman, den man gerne Liest.

Veröffentlicht am 25.11.2025

Mörderisches Fest

Arsen und Butterplätzchen
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Da landet ein Weihnachtsmann dort, wo er überhaupt nicht hinwill. Ein anderer Weihnachtsmann wird seiner Aufgabe nicht gerecht. Eine Familie feiert ein Weihnachtsfest, von dem am Meisten die Kinder profitieren. ...

Da landet ein Weihnachtsmann dort, wo er überhaupt nicht hinwill. Ein anderer Weihnachtsmann wird seiner Aufgabe nicht gerecht. Eine Familie feiert ein Weihnachtsfest, von dem am Meisten die Kinder profitieren. Einige sind nachher aus verschiedenen Gründen tot. Und meist verlaufen die Festtage überhaupt nicht so wie erwartet oder erhofft. Es werden Geheimnisse aufgedeckt, die besser geheim geblieben wären. Menschen werden ausgenutzt. Und manchmal erhalten Menschen unerwartet Hilfe. Und manche benehmen sich so daneben, dass sie sich nicht wundern müssen.

Siebzehn längeren oder kürzere Geschichten um das Weihnachtsfest sind hier versammelt. Nicht immer geht es in den Erzählungen so besonders weihnachtlich oder festlich zu. Die Menschen sind doch mitunter arg garstig. Dafür kann es relativ verständliche Gründe geben oder auch nicht. Aber häufig enden die Stories mit einer Spitze, die es in sich hat.

Dieses nicht ganz so weihnachtliche Weihnachtsbuch weckt schon mit seinem Cover die Aufmerksamkeit. Da kann man genauer hinschauen, was sich in der Schneekugel oder dem Weihnachtsschmuck verbirgt. Wenn man selbst nicht so weihnachtlich angehaucht ist, kann man hier seine unweihnachtliche Offenbarung erfahren. Die Lektüre ist kurzweilig. Die Autorinnen und Autoren haben gründlich um die Ecke gedacht und ihre hintersinnigen, vielleicht etwas fiesen Scherze ergeben so manches Aha-Erlebnis und entlocken einem ein Schmunzeln. Die Kurzgeschichten sind gut ausgewählt und eignen sich bestens für eine Ablenkung in der manchmal ein wenig stressigen Weihnachtszeit.

Veröffentlicht am 23.11.2025

Selbstbehauptung

Season Sisters – Herbstschatten
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Autuum, die jüngste der Season Sisters, ist inzwischen 23, aber immer noch sehr schüchtern. Am liebsten ist sie auf der Farm ihrer Eltern oder bei den Pferden der Fowlers. Als ein Gewitter herannaht und ...

Autuum, die jüngste der Season Sisters, ist inzwischen 23, aber immer noch sehr schüchtern. Am liebsten ist sie auf der Farm ihrer Eltern oder bei den Pferden der Fowlers. Als ein Gewitter herannaht und die Pferde nervös werden, schafft Autuum es die Tiere zu beruhigen. Damit lenkt sie die Aufmerksamkeit von Aidan Fowler auf sich, der nicht besonders gut mit den wertvollen Tieren umgehen kann. Die beiden kommen sich näher. Im Jahr 1851 in Cochem an der Mosel erlaubt sich der junge Caspar einen kleinen Scherz mit seinem Gönner und Freund Prinz Woldemar. Er stellt diesem eine junge Dame als Gräfin vor, die eigentlich die Tochter des Hundewärters des Fürsten ist.

Wie bei bisher jedem Roman um die Season Sisters ist auch die Handlung des dritten Bandes zum Teil in der Vergangenheit angesiedelt und ein Teil in der Gegenwart. Autuum, die sich lange von ihren Eltern ausnutzen ließ, ohne das diese wirklich bemerkten, was sie ihrer Tochter antun. Nur über ihre eigene Vergangenheit haben die Eltern nie geredet. Und Autuum bekommt die Gelegenheit nach Deutschland zu fahren und zu erkunden, ob es einen Rest der Familie gibt. Vielleicht kann das, was sie herausfindet, ihr helfen, ihren eigenen Weg zu finden.

Mit den Season Sisters findet man gute Unterhaltungslektüre, die zwei Handlungsstränge verknüpft. Bei Autuum versteht man nicht unbedingt, wieso sie sich so unterbuttern lässt. Schön ist aber zu lesen, wie sie sich aus dem Tief herausarbeitet und Initiative entwickelt. Im zweiten Teil der Handlung geht es auch um Verbindungen zwischen Gesellschaftsschichten, die es in der Zeit an sich nicht geben durfte. Doch was witzig beginnt und zu einer Art Screwball Comedy hätte werden.können, entwickelt sich zu einer echt miesen Geschichte, die noch nicht einmal das dumme Verhalten der Eltern erklärt. Und so kommt dieser Roman etwas durchwachsen an. Autuums Geschichte wirkt dabei wie eine Mutmach-Geschichte.

Veröffentlicht am 23.11.2025

Die Scheune

Ein langes Wochenende
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In einer Scheune, die zu einem Ferienhaus umgebaut ist, treffen sich drei Freundinnen für ein Wochenende. Das Haus liegt in einer abgelegenen Gegend in der Nähe der schottischen Grenze. Am nächsten Morgen ...

In einer Scheune, die zu einem Ferienhaus umgebaut ist, treffen sich drei Freundinnen für ein Wochenende. Das Haus liegt in einer abgelegenen Gegend in der Nähe der schottischen Grenze. Am nächsten Morgen sollen auch die Männer eintreffen. Doch die Landschaft ist abgelegen und der Handy-Empfang ist schlecht. Bei der Ankunft finden die Frauen einen Brief, in dem behauptet wird, einer ihrer Männer sei umgebracht worden. Natürlich beginnen die Frauen, sich Sorgen zu machen und zu überlegen, wen es getroffen haben könnte. Ihre Gastgeber haben ihnen gesagt, es sei besser, die Scheune heute nicht mehr zu verlassen, da schlechtes Wetter angesagt ist.

Drei Frauen, die sich in einer Ausnahmesituation befinden. Jede hat ihre eigenen Probleme und Gedanken. Was als schöner Wochenendbeginn geplant war, wir zu einer herausfordernden Zeit. Und auch die Gastgeber haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Sie brauchen das Geld der Feriengäste, doch der Inhaber muss mit einer Demenzdiagnose leben und es ist unklar, wie lange er das mit der Gästebetreuung noch schafft. Und dann können die Ehemänner nicht erreicht werden. Was ist zu Hause los? Der Brief kann doch nicht ernst gemeint gewesen sein. Aber was, wenn doch?

Das ist ein ganz schön langes Wochenende. Da die Freundinnen auch ihr eigenes Süppchen kochen, halten sie nicht besonders gut zusammen. Besonders Jane hat eigene Pläne und Ruth versucht ihren Ehefrust mit Alkohol zu betäuben. Manchmal fragt man sich, wieso sie überhaupt losfahren. Aber vielleicht soll ja auch alles besser werden, wenn die Männer da sind. Doch die erscheinen nicht. Das Verhalten der Gastgeber ist auch nicht immer hilfreich. Und was daheim geschieht ist auch eher unschön. Es ist etwas schwierig in diesem Buch Sympathien zu entwickeln. Trotzdem ist es spannend. Beim Hörbuch muss man genau hinhören, um im Bilde zu sein, wo und bei wem man sich gerade befindet. Dies erschließt sich eher aus mehr oder weniger deutlichen Hinweisen als durch genaue Benennung. Wie immer sehr gut liest Vera Tellz.