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Veröffentlicht am 16.02.2017

Hangar 885

Tage der Schuld
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Kommissar Erlendur steht noch am Anfang seiner Karriere. Fälle von Vermissten haben es ihm angetan und er hat gerade begonnen, den Fall der jungen Dagbjört noch einmal aufzurollen, die vor über zwanzig ...

Kommissar Erlendur steht noch am Anfang seiner Karriere. Fälle von Vermissten haben es ihm angetan und er hat gerade begonnen, den Fall der jungen Dagbjört noch einmal aufzurollen, die vor über zwanzig Jahren auf dem Weg zur Schule verschwand. Gemeinsam mit seinem Kollegen Marian ermittelt er auch in dem Fall eins Toten, der von einer jungen Frau in einem See gefunden wurde. Der Tote trug Kleidung aus amerikanischer Herstellung. Sollte es sich gar um einen Amerikaner handeln oder doch ehr um einen Isländer, der auf dem US-Stützpunkt beschäftigt war?

Die Reihe um Kommissar Erlendur umfasst mit diesem neuesten Roman inzwischen über zehn Bände und zum zweiten Mal geht es in die Vergangenheit. Die späten 1970er sind die Gegenwart dieses Falles und das Verschwinden Dagbjörts hat bereits in den 50ern Stattgefunden. Zeiten, in denen der US-Stützpunkt einen Ort der unerfüllten Träume markierte. Sei es nach gut und in Dollar bezahlter Arbeit, nach Kleidung, Alkohol oder gar Drogen. Alles scheint auf dem Stützpunkt leicht und billig zu haben zu sein. doch welches Schicksal hat der junge Mann erlitten, der tot aufgefunden wurde. Ist er dem Reiz des Verbotenen erlegen? Erlendur und Marian ermitteln unaufgeregt aber zielstrebig. Haben sie auch nur die kleinste Witterung aufgenommen, lassen sie sich durch keinen Widerstand abschütteln. Jede Information wird gewogen und eingeordnet bis sich schließlich ein Bild rundet. Dies gilt gleichermaßen für den Tod des jungen Mannes als auch für das vor Jahren verschwundene Mädchen.

Dem Autor gelingt es dabei ausgesprochen gut ein Bild der Zeit zu zeichnen. Kleine Hinweise auf die Tagespolitik, aber auch einfach die Beschreibung des Lebens, der Menschen, der Orte lassen die 70er lebendig werden. Die stete Gegenwart der Amerikaner, die Stützpunkte als exterritoriales Gebiet ansehen. Die Beschaulichkeit des Alltags, die Unaufgeregtheit. Und doch auch in diesem Idyll gibt es Geheimnisse und Verbrechen, Menschen oder Organisationen, die etwas zu verbergen haben. Äußerst filigran verwebt der Autor seine Handlungsstränge, weckt Wissbegier und steigert geschickt die Spannung, so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte bis das vorletzte Geheimnis gelüftet ist. Die allerletzte spur darf nicht gefunden werden, was genau der Zeit entspricht, in der der Roman spielt. Was allerdings in letzter Konsequenz wohl auch heute nicht anders wäre.

4,5 Sterne

Veröffentlicht am 02.12.2016

Der Club

Wer Furcht sät
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Detective Max Wolfe muss immer wieder mit ansehen und miterleben wie die Opfer von Verbrechen zu kurz kommen. Die Verbrecher scheinen der gerechten Strafe zu entgehen. Doch die Taten des sogenannten Clubs ...

Detective Max Wolfe muss immer wieder mit ansehen und miterleben wie die Opfer von Verbrechen zu kurz kommen. Die Verbrecher scheinen der gerechten Strafe zu entgehen. Doch die Taten des sogenannten Clubs der Henker übersteigen jegliche Vorstellungskraft. Da haben Unbekannte es sich zur Aufgabe gemacht, die vermeintlich zu leicht davon gekommenen zu richten. Das Team um Max Wolfe beginnt mit den Ermittlungen. Zunächst allerdings sind kaum Spuren zu finden. Einzig die abgelegten Leichen bieten einen Ermittlungsansatz. Warum wurden gerade sie ausgewählt? Doch auch eines Gedanken kann sich Max nur schwer erwehren, was wäre, wenn er selbst betroffen wäre, wenn in seinem persönlichen Umfeld ein Verbrechen verübt würde, dessen Sühne unwahrscheinlich wäre.

Wie schon in seinen beiden vorherigen Fällen begeistert Tony Parsons mit seinem sympathischen Ermittler Max Wolfe, allein erziehender Vater, alleinstehender Ex-Ehemann, hartnäckiger Mordermittler. Gleich zu Beginn liest er seinen ältesten Freund, den er schon seit Jahren nicht gesehen hat, von der Straße auf und erlaubt diesem vorübergehend bei ihm zu wohnen. Und auch seiner Chefin steht er zur Seite als ein tragisches Ereignis sie aus der Bahn wirft. Und auch dieser Fall von Selbstjustiz hat es in sich. Natürlich vertritt Wolfe die Auffassung, dass die Polizei nach den Mitgliedern dieses unheimlichen Clubs suchen muss, um sie ihrer Strafe zuzuführen. Dennoch kann er sich des Gedankens nicht erwehren, dass das Rechtssystem manchmal als ein wenig zahnloser Tiger erscheint.

Gebannt erlebt man einen neuen Aspekt der Londoner Vergangenheit, der alten Hinrichtungsstätten, der vergangenen Gebäude, der gewesenen Rechtspraktiken. Ein spannender Einblick in die Geschichte der Verbrechensbekämpfung, bei der auch der obligatorische Besuch im Crime-Museum nicht fehlen darf. Die Entwicklung des Falles nimmt einem manchmal fast den Atem. Gleichzeitig freut man sich, Max Tochter Scout aufwachsen zu sehen, die nach den Sommerferien nicht mehr die Kleinste ist. Fein ausgewogen ist die Balance zwischen einem mitreißenden Fall und dem Zusammenleben Wolfes mit seiner sympathischen kleinen Familie. Auch die zurückhaltenden Versuche, den Wunsch nach einer neuen Partnerin zu erlauben geben diesem Krimi eine weitere Facette. In dem Moment, in dem die Ermittlungen für Detective Wolfe eine ganz persönliche Note bekommen, klebt man wirklich wie gebannt an den Seiten und spürt sein Herz entsetzt klopfen.

Mit Detective Max Wolfe hat der Autor eine Figur geschaffen, mit der man noch etliche weitere Fälle erleben möchte.

4,5 Sterne

Veröffentlicht am 24.05.2024

Schwertträger

Jenseits der Zeit
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Die gegenseitige Abschreckung zwischen den Trisolariern und den Menschen hält nun schon eine ganze Weile. Für die Menschen hat es zu Wachstum und einem relativen Sicherheitsgefühl geführt. Doch was, wenn ...

Die gegenseitige Abschreckung zwischen den Trisolariern und den Menschen hält nun schon eine ganze Weile. Für die Menschen hat es zu Wachstum und einem relativen Sicherheitsgefühl geführt. Doch was, wenn der fragile Waffenstillstand nicht mehr hält. Die Ingenieurin Cheng Xin wird aus dem Kälteschlaf erweckt. Ein ehemaliger Kommilitone von ihr ist schwer erkrankt und als Zeichen seiner Zuneigung schenkt er ihr einen Stern. Danach will er eigentlich an einem Sterbehilfeprogramm teilnehmen, wird jedoch buchstäblich in letzter Sekunde daran gehindert. Ihm fällt eine außerordentliche Aufgabe zu, die vielleicht einmal zur Rettung der Menschheit beitragen kann.

Das dritte Hörspiel der Trisolaris Reihe ist wieder mit hoher Qualität produziert. Die Menschen und die Trisolarier leben in quasi friedlicher Co-Existenz. Doch beide Wesenheiten wissen voneinander nicht, ob ihre Pläne immer so friedlich sind. Auch wissen sie nicht, ob sie nicht heimlich Möglichkeiten entwickeln, trotz der Bedrohung durch die dunkle Wald Gleichung, die Oberhand zu gewinnen. Und so kann eine Entwicklung in Gang kommen, die zu gefährlichen Situationen führt. Wobei größere Entwicklungszeiträume zum Glück durch Perioden des Kälteschlafs überbrückt werden können. Dadurch kann die Intelligenz wichtiger Personen beinahe unbegrenzt genutzt werden. Doch was, wenn es noch weitere intelligente Lebewesen außer den Trisolariern und den Menschen gibt.

Wieder ist das Hörspiel um den Abschluss der Trisolaris Reihe sehr gut produziert. Durch die unterschiedlichen Sprecher wird das Geschehen sehr lebendig und Musik führt zu einer stimmungsvollen Untermalung. Manchmal wird der Kälteschlaf doch mit sehr großer Leichtigkeit eingesetzt und wenn ganze Planetensysteme vernichtet werden, denkt man, der Autor geht doch recht leichtfertig mit dem Leben um. Auch der Schluss ist gewöhnungsbedürftig. Dennoch ist das Hörspiel sehr spannend und die Quintessenz der Handlung ist gut erfasst. Man möchte nach jedem Kapitel gleich Weiterhören. Hörspiele in dieser Art dürften gerne häufiger produziert werden.

Veröffentlicht am 11.05.2024

Barkassen-Kapitän

Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken
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Der Kaptiän Dominic Lutteroth wird tot auf seinem Dampfer aufgefunden. Die Meldung kommt bei der Wasserschutzpolizei herein. Kommissar Tom Bendixen leitet die Nachricht weiter an die Kripo weiter. Er kann ...

Der Kaptiän Dominic Lutteroth wird tot auf seinem Dampfer aufgefunden. Die Meldung kommt bei der Wasserschutzpolizei herein. Kommissar Tom Bendixen leitet die Nachricht weiter an die Kripo weiter. Er kann nicht verhehlen, dass er ein Interesse hat, an dem Fall mitzuarbeiten. Tatsächlich bekommt er die Gelegenheit von Kriminalhauptkommissarin Jonna Jacob, die sich auf seine Hafenexpertise stützen möchte. Zunächst müssen sie der Witwe die traurige Nachricht überbringen. Spuren gibt es zunächst wenige. Allerdings könnten die Rivalitäten unter den Barkassenbetreibern zu einem Motiv führen. Schließlich hat die Pandemie viele der Betriebe in Schwierigkeiten gebracht und die Erholung schreitet nur langsam voran.

Kriminalhauptkommissarin Jonna Jacob und Tom Bendixen ermitteln hier zum ersten Mal gemeinsam. Jonna hat nicht mehr ganz so lange bis zur Pension, aber sei ist immer noch aus vollem Herzen Polizistin. Dass ihre Vorgesetzte sie nicht leiden kann, stört sie nur am Rande. Tom Bendixen von der Wasserschutzpolizei kennt sich im Hafen bestens aus. Doch in seiner Ehe muss er manchmal auf Zehenspitzen gehen, was ihm nicht so leicht fällt. Da stürzt er sich lieber in die Nachforschungen zum Tod des Kapitäns.

Dieser Kriminalroman ist in einem tollen Setting angesiedelt. Schließlich ist Hamburg doch die schönste Stadt und der Hafen mit seinen Landungsbrücken ist in Teilen ein Sehnsuchtsort. Jedenfalls wenn während der Hafenrundfahrt die Sonne scheint. Mit Jonna und Tom findet ein sympathisches Team zusammen. Beide haben zwar ihre persönlichen Probleme, aber nicht so sehr, dass es die Arbeit belastet. Die Ermittlungen gehen zunächst eher langsam voran, außer dass gewisse Leute ein ums andere Mal beim Lügen erwischt werden und sich damit belasten, gibt es nicht so viele Hinweise. Obwohl hin und wieder etwas übertrieben wird mit Reaktionen oder Lügereien, wird der Fall bald sehr spannend. Gelegentlich wird das durch den Sprecher des Hörbuchs unterstrichen. Dennoch passt der norddeutsche Einschlag mit dem Mario Wolf die Lektüre vorträgt ausgesprochen gut zu dem Buch.

Veröffentlicht am 09.05.2024

Zustand der Perfektion

The Maid
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Molly Gray ist Zimmermädchen im Regency Grand Hotel. Sie liebt es, die Zimmer in einen Zustand der Perfektion zu versetzen. Bis vor neun Monaten hat sie mit ihrer geliebten Großmutter zusammen gelebt. ...

Molly Gray ist Zimmermädchen im Regency Grand Hotel. Sie liebt es, die Zimmer in einen Zustand der Perfektion zu versetzen. Bis vor neun Monaten hat sie mit ihrer geliebten Großmutter zusammen gelebt. Doch leider ist diese verstorben. Nun muss Molly sich alleine durchbringen. Und das ist für sie nicht einfach, denn Molly liebt die Regelmäßigkeit, die Hygiene und sie hat Schwierigkeiten, die Menschen zu deuten. Ein klarer Plan, das ist es, was Sicherheit gibt. An diesem Tag gerät Mollys Sicherheit jedoch arg ins Wanken. In einem der Hotelzimmer findet Molly einen Gast, ziemlich leblos.

Milly ist ein etwas anderes, aber irgendwie perfektes Zimmermädchen. Sie geht in ihrem Job auf.
Den Tod ihrer lieben Gran hat sie noch nicht verwunden. Gran, die ihr geholfen hat, die ihr die Welt und die Menschen erklärt hat. Und nun steht sie mit diesem Toten alleine da. Durch ihre Art zu antworten, die für Fremde seltsam erscheint, gerät Molly sogar in Verdacht. Sie wird bei ihrer speziellen Interpretation der Wahrheit erwischt und zieht damit den Fokus der ermittelnden Beamtin auf sich. Wie soll sie sich da nur wieder rauswinden? Molly bleibt nichts anderes übrig, die muss selbst herausfinden, wer Schuld am Tod von Mr. Black ist.

War man beim Erscheinen schon aufmerksam auf das Buch geworden und ist doch überhingekommen, es zu lesen, ergab sich nun eine Gelegenheit. Auch wenn man bei manchen Szenen denkt, dass ist jetzt doch zu dick aufgetragen und man sich fragt, ob es gut ist, mehr zu wissen als die Protagonistin, kommt man doch irgendwann zu dem Schluss, dass es sich bei Molly um eine recht bezaubernde Persönlichkeit handelt. Allerdings, will man jedes ihrer Geheimnisse kennen? Bei der Verteidigung ihrer Ehre erhält Molly Hilfe von ihren wahren Freunden. Man wünscht sich, Molly liefe nicht häufiger Gefahr, auf falsche Fuffziger hereinzufallen. Bei diesem Debüt handelt es sich um einen Kriminalroman, der in großen Teilen Freude bereitet.

Um was für ein perfektes Zimmermädchen es ich bei Molly handelt, ahnt man schon beim Anblick des schön gefalteten Covers.