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Veröffentlicht am 10.05.2020

Ein unbescholtener Mann

Abgrund
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In einer Wohnung treffen die Psychologin Freya und Kommissar Huldar wieder mal zusammen. Freya soll einen kleinen Jungen abholen, der allein in der Wohnung sein soll. Und wie sich herausstellt, ist der ...

In einer Wohnung treffen die Psychologin Freya und Kommissar Huldar wieder mal zusammen. Freya soll einen kleinen Jungen abholen, der allein in der Wohnung sein soll. Und wie sich herausstellt, ist der gerade ermordet aufgefundene Helgi Besitzer der Räumlichkeiten. Helgi war alleinstehend, es ist daher erstmal unerklärlich, wie der kleine Junge dorthin kam. Siggi ist noch zu jung, um sich richtig erinnern zu können. Auch der Mord gibt Rätsel auf. Als Investmentbanker war Helgi wohlhabend und ein unbeschriebenes Blatt. Am Abend seines Todes war er mit ein paar Freunden unterwegs, denen erst etwas später aufgefallen war, dass er verschwunden ist.

Es ist bereits das vierte Mal, dass Freya und Huldar die Klingen kreuzen, wobei ihre kleinen Geplänkel erfrischend friedlich ablaufen. Dafür wird Huldar umso mehr von seiner Chefin Erla und seiner neuen Kollegin Lína mit Beschlag belegt. Lína ist eine der ersten Studierten auf dem Revier und mit ihrem unerschöpflichen theoretischen Wissen eckt sie speziell bei Erla an. Besonders wenn sie recht hat. Das war auch schon am Fundort des Opfers so. Dort war die Untersuchung durch andere Umstände äußerst schwierig. Und wie so häufig passt am Anfang nichts zusammen.

In diesem Kriminalroman passt die Mischung wirklich. Ein sehr spannender Fall, mit dem ein brisantes Thema angepackt wird und in dem es immer wieder zu Überraschungen kommt. Dann die unterschwelligen Stimmungen auf der Wache, die Kollegen, die sich manchmal eher weniger gut verstehen und Huldar, der mit Ideenreichtum versucht den Kontakt zu Freya zu verbessern. Was so harmlos schien, entwickelt sich zu einem ausgeklügelten Rätsel, dem man als Leser nicht auf die Spur kommt. Man wird hineingesogen und gepackt und man muss einfach weiterlesen, bis man weiß, wie alles zusammenhängt. Hiermit zeichnet sich die Reihe wirklich aus und das angesprochene Thema lässt einen darüber nachdenken, wie Menschen miteinander umgehen. Es ist ein Buch, über dessen Handlung man nicht allzu viel verraten darf, die Offenbarungen, die auf den Leser warten, fesseln einfach dann am meisten, wenn sie jeder selbst entdecken kann.

Veröffentlicht am 08.05.2020

Vergessenes Kind

Gone Baby Gone
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Angie Gennaro und Patrick Kenzie sind ein Paar. Gleichzeitig sind sie auch im Job ein Team. Als Privatdetektive haben sie sich einen Namen gemacht. Dennoch zögern sie, den neuen Fall anzunehmen. Die vierjährige ...

Angie Gennaro und Patrick Kenzie sind ein Paar. Gleichzeitig sind sie auch im Job ein Team. Als Privatdetektive haben sie sich einen Namen gemacht. Dennoch zögern sie, den neuen Fall anzunehmen. Die vierjährige Amanda wurde entführt und sie ist schon so lange verschwunden, dass die Hoffnung langsam schwindet. Ihre Tante Beatrice und deren Mann Lionel sehen bei den Ermittlungen der Polizei nicht, dass es vorangeht, deshalb bitten sie die Detektive inständig, sich des Falles anzunehmen. Angie und Patrick haben ein schlechtes Gefühl bei dem Fall. Nicht die Mutter hat sie beauftragt, sondern die Verwandten. Doch es geht um Amanda.

Zum Wohle des kleinen Mädchens übernehmen die Detektive die Suche. Amandas Mutter scheint nicht viel im Kopf zu haben, besonders keine Sorge um ihr kleines Kind. Hat sie die Kleine überhaupt richtig beaufsichtigt? Und viel wichtiger noch, hat sie sich im rechten Maß um ihr Kind gesorgt? Je mehr Angie und Patrick über die Mutter erfahren, desto mehr fragen sie sich, ob Amanda woanders nicht besser aufgehoben wäre. Wurde sie allerdings von schlechten Menschen entführt, muss sie möglichst schnell gefunden werden. Zum Glück finden Angie und Patrick einen guten Draht zu den Polizisten, die für den Fall zuständig sind.

Man braucht bei manchen Szenen und Entwicklungen in diesem Thriller schon gute Nerven und man muss die deutlichen Beschreibungen einiger Ereignisse ertragen können, dann hat man einen sehr guten Roman, in dem eine Lanze für die vernachlässigten Kinder gebrochen wird. Sie erhalten normalerweise sicher nicht genug Aufmerksamkeit. Es ist ein Fall, der an die Nieren geht. Da geht es dem Leser nicht anders als den Ermittlern. Man fragt sich, womit den Kindern am besten geholfen wäre und fühlt sich hilflos, weil man nicht wirklich etwas tun kann. Dabei schafft es der Autor mehrfach, falsche Fährten zu legen und mit Überraschungen aufzuwarten. Deutlich wird dabei, auch wenn ein Fall durchdrungen ist, bleibt nicht immer ein Ergebnis, dass alle zufrieden stellt. Dennoch bietet dieser Thriller eine sehr packende Story.

Veröffentlicht am 04.05.2020

Unzerstörbar

Vengeful - Die Rache ist mein
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Nach dem letzten Kampf ist Sidney Victor zur Hilfe geeilt. Sie hat ihm geholfen, aber sie hat auch etwas kaputt gemacht. Victor ist nicht mehr der Alte und es wird immer schlimmer. Sidney hat Angst um ...

Nach dem letzten Kampf ist Sidney Victor zur Hilfe geeilt. Sie hat ihm geholfen, aber sie hat auch etwas kaputt gemacht. Victor ist nicht mehr der Alte und es wird immer schlimmer. Sidney hat Angst um ihn und sie fühlt sich auch schuldig. In Merit erliegt Marcella einem Brandanschlag ihres Mannes, oder eher sie erliegt fast. Als sie wieder zu sich kommt, ist sie stinkwütend. Ihr Mann muss ihre Rache fürchten, er weiß es nur noch nicht. Eli Ever, der wirklich unzerstörbar ist, muss dies in seinem Gefängnis immer wieder unter Beweis stellen. Bis Agent Stell ihn von seinem Peiniger befreit, nur um ihn hinter noch dickere Wände zu stecken.

Mit ihrer etwas ungewöhnlichen Erzählung in der Zeitabfolge zieht die Autorin ihre Leser auch im zweiten Band um die Extraordinären in den Bann. Eine ganze weile musste man darauf warten, wie es mit Victor, Sidney und Eil weitergeht. Ihnen allen ist es nicht ganz so gut ergangen. Doch immer noch suchen sie nach weiteren Extraordinären. Ihre Ziele sind allerdings unterschiedlich. Marcella will einfach nur Macht, egal wer auf ihrem Weg dorthin sein Leben verliert. Victor und Eli sind auf der Jagd nach ihresgleichen, ihre Motivation könnte allerdings unterschiedlicher kaum sein. Und Sydney sehnt sich nach ihrer Familie.

Außergewöhnliche Menschen in einer eigentlich ganz normalen Welt. Sie fallen auf und von denen, die sie jagen, werden sie kaum als Menschen angesehen. Was sie wie es so oft geschieht zu Aussätzigen und Gejagten macht. Allerdings sind sie so unterschiedlich mit ihren besonderen Fähigkeiten, dass sie sich kaum verbünden können. Eine begeisternde, aber auch düstere Story entspinnt sich um die Extraordinären. Ihr Leben ist nicht leicht. Und Marcella, die Rächerin, setzt noch mehr aufs Spiel. Sie hat doch ein paar Verbündete um sich geschart und sie ist so unerschrocken. Mit ihrer Frechheit kann sie eigentlich nur gewinnen. Ein wenig bewundert man sie und wünscht ihr mehr Selbstbeherrschung. Auch wenn die erste Überraschung weg ist und der Schluss hoffen lässt, der nächste Band möge versöhnlicher für die Extraordinären sein, so packt dieser Roman mit seinem ungewöhnlichen Aufbau und seinen besonderen Helden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.05.2020

Nach dem Krieg

Heldenflucht
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Dezember 1918 - der Krieg ist vorbei. Doch in dem kleinen Eifeldorf Kirchbach sind die Kriegsfolgen deutlich zu spüren. Viele der jungen Männer sind gefallen oder vermisst, die Heimkehrer sind nicht mehr ...

Dezember 1918 - der Krieg ist vorbei. Doch in dem kleinen Eifeldorf Kirchbach sind die Kriegsfolgen deutlich zu spüren. Viele der jungen Männer sind gefallen oder vermisst, die Heimkehrer sind nicht mehr so wie sie waren. Agnes Papen, die als Kriegsberichterstatterin an der Front war, besucht ihren erkrankten Onkel. Sie sehnt sich in die Stadt zurück und sucht nach einem Job als Fotojournalistin. Der junge Franz hat noch etwas von einem Abenteurer und als er in der Nähe des Ortes eine Leiche findet, will er unbedingt erforschen, was weiter mit dem Toten geschieht, deshalb behalt er seinen Fund für sich.

Fast alle Einwohner des Dorfes sind in irgendeiner Form vom Krieg gezeichnet. Entweder haben sie liebe Menschen verloren oder selbst viel erlitten. Fast glücklich sind beinahe die, die entweder zu jung oder zu alt waren, um direkt in den Krieg gezogen zu werden. Doch auch die Wirtschaft liegt danieder, die Menschen haben nicht viel. Sogar dem Krämer fehlt es an Ware, weil sein Lieferant nicht kommt. Die Stimmung ist gedrückt und wenn es auf einem Hof mal besser gehen könnte, so sind die Besitzer doch missgünstig und geizig. Sie teilen nicht, sondern nehmen sich eher noch Frechheiten heraus gegenüber ihren Untergebenen.

Es ist eines dieser Bücher, die sehr überzeugend darstellen, dass die Folgen eines Krieges so schwer sind, dass sich niemand einen Krieg wünschen kann. Anhand eines kleinen Dorfes werden die Auswirkungen sehr eindringlich dargestellt. Bei manchen Menschen scheint diese Zeit das Schlechteste hervorgeholt zu haben. Und Heimkehrer leiden unter vielfältigen Störungen, womit die Familien häufig überfordert sind. Da freut man sich schon fast, wenn einige Menschen noch halbwegs normal geblieben sind und einiges an Initiative behalten haben. Es ist zu hoffen, dass ihnen die Zukunft gehört. Gepackt verfolgt man die Ereignisse im Dorf und ist sprachlos ob der teilweise herrschenden Gewalt. Dem Autor ist es wirklich gelungen, die düstere Stimmung nach dem Krieg nachzuzeichnen. Von Erleichterung ist da noch nicht viel zu spüren. Der überraschende Schluss schockiert zusätzlich. Dieser Roman mahnt, Frieden ist ein wertvolles Gut.

Veröffentlicht am 01.05.2020

Der Koffer

Die Möglichkeit eines Verbrechens Avi Avraham ermittelt
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Nach seiner Beurlaubung ist Avi Avraham zurück in Tel Aviv. Eigentlich hat er noch ein paar Tage frei und will den Kollegen nur mal Hallo sagen. Wegen der knappen Personalbesetzung übernimmt er das Verhör ...

Nach seiner Beurlaubung ist Avi Avraham zurück in Tel Aviv. Eigentlich hat er noch ein paar Tage frei und will den Kollegen nur mal Hallo sagen. Wegen der knappen Personalbesetzung übernimmt er das Verhör eines Verdächtigen. Vor einem Kindergarten wurde ein Koffer mit einer Bombenattrappe abgestellt. Auch die Leiterin des Kindergartens wird vernommen. Avi gewinnt den Eindruck, dass sie etwas verschweigt. Er fühlt sich an seinen vorherigen Fall erinnert, bei dem auch viele gelogen hatten. Seitdem ist sich Avi nicht mehr ganz sicher, ob er seiner Intuition vertrauen kann. Aber dennoch, mit den Beteiligten stimmt etwas nicht.

In seinem zweiten Fall hat Avi Avraham die Folgen seiner vorherigen Ermittlung noch nicht ganz überwunden. Dennoch stürzt er sich gleich in die Arbeit, wohl auch um die Einsilbigkeit seiner Freundin, die noch in Brüssel ist, nicht so laut zu hören. Der Fall fordert ihn sehr, schließlich sind kleine Kinder möglicherweise in Gefahr. Oder war eventuell ein anderer Laden oder ein Bewohner der umliegenden Häuser gemeint? Von der neuen Hilfskindergärtnerin erfährt Avraham jedoch, dass es einen Anruf gegeben hat. Und entgegen der Behauptung der Leiterin, hat es durchaus schon mal Differenzen mit den Eltern gegeben.

Avi Avraham ist ein Ermittler, der sich hinterfragt. In seinem letzten Fall hat er sich in einem Moment darauf verlassen, dass er die Wahrheit erzählt bekommt. Und nun fragt er sich, ob er überhaupt noch vertrauen soll. Sein Dilemma gibt diesem Kriminal eine besondere Spannung. Und dass er nach der etwas längeren Pause erst wieder in seinen Job hineinkommen muss. Zwar macht es einem der Fall und und auch sein Ermittler nicht immer ganz leicht, aber die ungewöhnliche Geschichte und das Zusammenwirken der unterschiedlichen Personen ist doch interessant. Und immer wieder sucht Avi Avraham die Nähe zum Meer, auch wenn der Sommer im Buch fast vorbei ist. Gerade in der momentanen Zeit, wo wohl in vielen eine gewisse Sehnsucht nach der Ferne wächst, hat der Gedanke ans Meer etwas Schönes.