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Veröffentlicht am 04.04.2025

Eher eine Familientragödie

Die Allee
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Buchmeinung zu Florentine Anders – »Die Allee«

»Die Allee« ist ein Roman von Florentine Anders, der 2025 bei Galliani-Berlin erschienen ist.

Zum Autor:
Florentine Anders, geboren 1968 in Berlin, ist ...

Buchmeinung zu Florentine Anders – »Die Allee«

»Die Allee« ist ein Roman von Florentine Anders, der 2025 bei Galliani-Berlin erschienen ist.

Zum Autor:
Florentine Anders, geboren 1968 in Berlin, ist Enkelin der Henselmanns. Sie studierte an der Universität Leipzig und der Université Assas in Paris. Danach absolvierte sie die Journalistenschule Centre de Formation des Journalistes (CFJ) in Paris und arbeitete als freie Journalistin in Frankreich und Deutschland. Sie schrieb für verschiedene Zeitungen und ist jetzt Redakteurin beim Studio ZX, ein Unternehmen des Zeit Verlags. Seit 2022 ist sie Vorstandsmitglied der Hermann-Henselmann-Stiftung.

Zum Inhalt:
Hermann Henselmann ist ein von den Ideen des Bauhauses geprägter Architekt, der neuen Ideen und Bauweisen offen gegenüber steht. Er wird zum Chefarchitekten Ost-Berlins und sein Name ist mit etlichen Großbauten verbunden. Er hat beste Kontakte zur Politprominenz der DDR und muss doch hart kämpfen, um einige seiner Ideen umsetzen zu können. Unterstützt wird er von seiner Frau Isi, selbst hochbegabt, die ihm mit ihrer Arbeit den Rücken freihält und sich um die immer größer werdende Kinderschar kümmert. Ihre Tochter Isa leidet sehr unter dem cholerischen Vater und geht früh eigene Wege.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich nach einem gelungenen Auftakt doch ziemlich enttäuscht. Henselmanns Ideen als Architekt werden nur angedeutet, während das ausschweifende Leben des Casanovas in den Mittelpunkt zu rücken scheint. Er vernachlässigt Frau und Kinder, insbesondere wenn er neue Projekte angeht. Er ist eine intensiver Arbeiter, der seine Energie auch aus Affären zu gewinnen scheint. Seine Frau Isi versucht Ordnung in das Leben ihres Mannes zu bringen, zieht sich von ihm zurück und kehrt doch immer wieder. Sie sucht sich zunehmend eigene Aufgaben und führt mehr und mehr ihr eigenes Leben. Ihre Tochter Isa geht früh eigene Wege aus Angst vor dem Vater und weil sie sich von ihrer Mutter allein gelassen fühlt. Ihr Leben ist von unglücklichen Beziehungen und wiederholten Neuanfängen geprägt. Diese Wiederholungen prägen meinen Eindruck von diesem Titel und am Ende waren es mir zu viele davon.

Fazit:
Eine bewegte Familiengeschichte, die meine Erwartungen nicht erfüllen konnte. Wesentliche Architekturerkenntnisse erkannte ich nicht, bekam aber leicht modifizierte Wiederholungen des unschönen Privatlebens geboten. Deshalb bewerte ich denn Titel mit wohlwollenden drei von fünf Sternen (55 von 100 Punkten). Eine Leseempfehlung mag ich nicht geben.

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Veröffentlicht am 25.03.2025

Ein durchaus spannendes Zeitdokument

Campion. Tödliches Erbe
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Buchmeinung zu Margery Louise Allingham – »Campion. Tödliches Erbe«

»Campion. Tödliches Erbe« ist ein Kriminalroman von Margery Louise Allingham, der 2025 bei Klett-Cotta in der Übersetzung von Edith ...

Buchmeinung zu Margery Louise Allingham – »Campion. Tödliches Erbe«

»Campion. Tödliches Erbe« ist ein Kriminalroman von Margery Louise Allingham, der 2025 bei Klett-Cotta in der Übersetzung von Edith Walter erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Look To The Lady« und ist 1931 erschienen.

Zum Autor:
Margery Louise Allingham (1904-1966) war eine englische Schriftstellerin. Sie wird neben Agatha Christie, Dorothy L. Sayers und Ngaio Marsh zu den »Queens of Crime«, den wichtigsten vier Autorinnen von Detektivromanen des goldenen Zeitalters, gezählt.

Zum Inhalt:
Eine Verbrecherbande möchte den mystischen Kelch aus dem Besitz der Familie Gyrth rauben. Der Detektiv Albert Campion will dies verhindern und die Familie Gyrth schützen.

Meine Meinung:
Dieses Buch war meine erste Begegnung mit dem sympathischen Detektiv, der eher unauffällig auftritt. Er ist meist sehr gut informiert, verfügt über eine Reihe von Unterstützern mit ungewöhnlichen Fähigkeiten und versucht möglichst ohne Gewalt zu agieren. Er ist ein Denker, der aber auch physisch weit mehr zu bieten hat als auf den ersten Blick erkennbar. Die Figuren sind relativ einfach gezeichnet und weisen kaum Grautöne auf. Seine Gegner werden als sehr mächtig und skrupellos beschrieben. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, aber meist folgen wird dem Detektiv oder seinen Klienten. Der Schreibstil ist atmosphärisch und durchaus emotional. Der Kelch bringt eine mystische Komponente ins Spiel. Da es kaum Nebenhandlungen gibt, bleibt der Fokus auf dem Kriminalfall. Nach einem furiosen Auftakt geht es einige Zeit eher ruhig zu, bis die Geschichte wieder Fahrt aufnimmt. Mehrfach scheint Campion geschlagen zu sein, aber dann zaubert er wieder ein As aus dem Ärmel. Am Ende hat Albert Campion den Fall nachvollziehbar gelöst und Familie und Kelch geschützt. Man sollte sich halt nicht mit Albert Campion anlegen.

Fazit:
Ein atmosphärischer Krimi mit einem unauffälligen, aber bärenstarken Detektiv, der ein Meister im harmlos Wirken ist. Figurenzeichnung und Tempo passen zur Entstehungszeit und haben den Zeitgeist getroffen. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 21.03.2025

Aufgedeckte Geheimnisse

Nachtflut
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Buchmeinung zu Stina Westerkamp – »Nachtflut«

»Nachtflut« ist ein Kriminalroman von Stina Westerkamp, der 2025 bei Ullstein erschienen ist.

Zum Autor:
Stina Westerkamp ist das Pseudonym einer erfolgreichen ...

Buchmeinung zu Stina Westerkamp – »Nachtflut«

»Nachtflut« ist ein Kriminalroman von Stina Westerkamp, der 2025 bei Ullstein erschienen ist.

Zum Autor:
Stina Westerkamp ist das Pseudonym einer erfolgreichen Thrillerautorin. Schon während ihres Psychologiestudiums hat sie die Frage fasziniert, wie ein Mensch zum Mörder werden kann. Bis heute beschäftigt sie sich aus beruflichen Gründen mit der Psyche von Tätern und Opfern. Stina Westerkamp lebt mit ihrer Familie im Rheinland.

Zum Inhalt:
Die psychisch angeschlagene Elisa wird zusammen mit einem Nachbarpaar von einer schweren Sturmflut an ihr Dorf gefesselt. Parallel dazu brechen mehrere Schwerverbrecher aus ihrem Gefängnis aus und ihr Exmann Max, der beim THW aktiv ist, macht sich auf zur Rettung. Die Wege kreuzen sich im Haus der Nachbarn und alle müssen um ihr Überleben kämpfen.

Meine Meinung:
Der Einstieg in die Geschichte ist mir leicht gefallen und ich habe die atmosphärischen Schilderungen genossen. Die Hauptfigur Elisa ist schwer tablettensüchtig und wird von Panikattacken gebeutelt. Ihre Nachbarn hüten ein Geheimnis und die Spannungen zwischen dem Paar nehmen kontinuierlich zu. Paul gelingt mit einigen Schwerverbrechern der Ausbruch aus der JVA, der von einer Gewaltwelle geprägt ist. Paul versuchte mäßigend einzugreifen und war mir durchaus sympathisch. Max tritt als erfolgreicher Retter auf und wirkt ebenfalls sympathisch. Elisa war mir zu leidend dargestellt und konnte kaum Sympathiepunkte sammeln. Die Geschichte wird aus den Perspektiven von Elisa, Paul und Max erzählt. Alle Beteiligten hüten Geheimnisse und die Spannung steigt. Aufgelockert wird die aktuelle Schilderung durch Passagen aus dem Tagebuch einer weiblichen Person. Nach dem Deichbruch kulminieren die Ereignisse beim Zusammentreffen der fünf Personen im Haus der Nachbarn während der Sturmflut. Die Autorin spielt mit den Erwartungen des Lesers und hat einige Überraschungen parat. Dennoch ließ mein Lesevergnügen deutlich nach, weil die Figuren recht flach gezeichnet wirkten. Am Ende waren alle Geheimnisse offenbart und Vieles war anders als zunächst gedacht.

Fazit:
Meine Begeisterung für den Titel nahm zunehmend ab trotz einiger spannender Momente. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) uns spreche keine Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 20.03.2025

Sehr unterhaltsam, aber warum diese Mutation zum Superhelden?

Geheimnisvolles La Rochelle
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Buchmeinung zu Jean-Claude Vinet – »Geheimnisvolles La Rochelle«

»Geheimnisvolles La Rochelle« ist ein Kriminalroman von Jean-Claude Vinet, der 2025 bei Bastei Entertainment erschienen ist. Dies ist der ...

Buchmeinung zu Jean-Claude Vinet – »Geheimnisvolles La Rochelle«

»Geheimnisvolles La Rochelle« ist ein Kriminalroman von Jean-Claude Vinet, der 2025 bei Bastei Entertainment erschienen ist. Dies ist der dritte Fall für das Ermittlerteam um Commissaire Chevalier.

Zum Autor:
Jean-Claude Vinet ist das Pseudonym eines deutschen Autors von Kriminalromanen, den seine Liebe zu der wundervollen Region um La Rochelle am Atlantik dazu inspiriert hat, diese zum Schauplatz seiner neue Krimi-Reihe zu machen. Der Autor, der von sich behauptet, kein Land besser zu kennen als Frankreich, lebt mit seiner Familie in Trier.

Zum Inhalt:
Commissaire Chevalier und sein Team ermitteln diesmal in zwei Mordfällen im Umfeld verfeindeter Cognac-Hersteller. Die Familien der Toten verweigern die Zusammenarbeit mit der Polizei und spinnen Lügennetze.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich am Anfang sehr gut unterhalten. Ein spannender Kriminalfall, atmosphärische Beschreibungen von Land und Leuten, auflockernde Nebenhandlungen aus dem privaten Umfeld der Ermittler, ein angenehmer Schreibstil und schließlich ein paar lukullische Tipps. Insbesondere Commissaire Chevalier war mir mit seiner zurückhaltenden Art sehr sympathisch und seine Kompetenz war spürbar. Er versuchte jederzeit Fall und Familie gerecht zu werden und hatte ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter und deren Probleme. Aber es gab auch Störungen des positiven Eindrucks durch das Wiedersehen mit einer Kommissarin, die Chevalier während der Polizeiausbildung sitzen gelassen hatte, und deren Versuche, ihre alte Liebe zurück zu gewinnen. Manche Figuren waren mir zu klischeehaft gezeichnet, haben mich aber wenig gestört im Gegensatz zum Showdown, der mir arg überzeichnet vorkam. Chevalier mutierte zu einem Superhelden, der eine ausweglose Situation mit mehr Glück als Verstand überlebte. Zweifelsohne waren die zugehörigen Sequenzen sehr spannend, aber realistische Polizeiarbeit war das nicht. Übrigens wurde der Fall vollständig und nachvollziehbar aufgelöst und ein Happy End beschloss diesen Fall.

Fazit:
Ein Kriminalroman mit allen Zutaten, die eine gute Geschichte auszeichnen. Der Showdown veränderte den Charakter der Geschichte grundlegend und passte einfach nicht. So kann ich den Titel nur noch mit knappen vier von fünf Sternen (70 von 100 Punkten) bewerten. Empfehlen kann ich das Buch trotzdem, da mich die Geschichte bis zum Showdown sehr gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 03.03.2025

Der Wandel in den Köpfen

Ginsterburg
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Buchmeinung zu Arno Frank – »Ginsterburg«

»Ginsterburg« ist ein Roman von Arno Frank, der 2025 bei Klett-Cotta erschienen ist.

Zum Autor:
Arno Frank, geboren 1971, ist Publizist und arbeitet als freier ...

Buchmeinung zu Arno Frank – »Ginsterburg«

»Ginsterburg« ist ein Roman von Arno Frank, der 2025 bei Klett-Cotta erschienen ist.

Zum Autor:
Arno Frank, geboren 1971, ist Publizist und arbeitet als freier Journalist vor allem für den SPIEGEL, die taz und den Deutschlandfunk. Er lebt in Wiesbaden.

Zum Inhalt:
Nach der Machtergreifung ist in Ginsterburg ein neuer Alltag eingekehrt. Manche Einwohner der kleinen Stadt leiden, andere profitieren – und die meisten versuchen, sich mit der neuen Ordnung zu arrangieren. Allmählich aber öffnet sich unter dem Alltag der Abgrund.

Meine Meinung:
Die Geschichte der Einwohner des fiktiven Städtchens Ginsterburg kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme (1935), während seiner Blütezeit (1940) und während des Untergangs (1945) wird in ruhigen bildhaften Tönen erzählt. Es gibt viele kleine Episoden, die für sich eher unscheinbar wirken. Lothar Sieber wird vom jungen Außenseiter zum hochdekorierten Jagdflieger, der seine eigenen Ansichten beibehält. Seine Freundin Gesine kommt über den BDM zum dortigen Gedankengut. Beeindruckend die Szene, als sie als Schaffnerin jüdische Mitfahrer der Straßenbahn verweist und stolz darauf ist. Der Journalist Eugen und die Bibliothekarin Merle finden eine Nische zum Überleben. Komplex ist die Figur des Blumenhändlers, der als Bürgermeister und Gauleiter mehr und mehr an seine Grenzen gerät, aber gleichzeitig versucht, es allen recht zu machen. Es gibt zahlreiche Verbindungen zwischen diesen Figuren und irgendwie schafft man eine weitgehend friedliche Form des Zusammenlebens.
Die Geschichte ist nicht immer linear erzählt, und Alfie, der britische Bomberschütze, fällt von Beginn des Buches bis zum Ende von Himmel und lässt seinen Gedanken freien Raum. Die großen Verbrechen spielen kaum eine Rolle in dieser Geschichte. Der Leser spürt aber, wie sich die Ideologie einen Weg in die Köpfe der Menschen bahnt.
Eingebunden in das Buch sind einige Originaldokumente, die den Wandel sehr gut widerspiegeln.

Fazit:
Mich hat diese Geschichte nur teilweise überzeugt, weil zu viele Figuren nur nebenher laufen. So erhält man zwar viele Facetten und Informationen, aber es entsteht kaum Bindung zum Personal. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten). Trotzdem spreche ich eine Leseempfehlung aus.

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