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Veröffentlicht am 29.03.2021

Trilogieauftakt

Geiger
7

Mit dem Codewort Geiger wird eine seit 30 Jahren "schlafende" Agentin aktiviert, die daraufhin ziemlich kaltblütig ihren Ehemann erschießt und sich auf die Jagd nach weiteren Zielen auf den Weg macht. ...

Mit dem Codewort Geiger wird eine seit 30 Jahren "schlafende" Agentin aktiviert, die daraufhin ziemlich kaltblütig ihren Ehemann erschießt und sich auf die Jagd nach weiteren Zielen auf den Weg macht. So beginnt ein rasanter und nordisch-harter Thriller, der in einem Schweden spielt, in dem es noch immer jede Menge Agenten aus Zeiten des kalten Krieges gibt. Die Verbindungen zur damaligen DDR spielen ebenso eine Rolle, wie eine gegenerische Organisation, die es zu vernichten gilt.

Der Plot beinhaltet das übliche Katz und Mausspiel, wie man es aus anderen Romanen dieses Genres kennt. Der Leser wird über einiges sehr lange im Unklaren gelassen. Einerseits hat man daher am Ende einen großen AHA-Effekt, andererseits gibt es kaum Möglichkeiten, selbst zu neuen Erkenntnissen durch Kombinationsgabe und aufmerksamen Lesen zu kommen. Man folgt der Handlung also neugierig aber teilweise etwas unterfordert.

Gefallen hat mir das hohe Tempo und dass die Hauptdarstellers in weiten Teilen im Rentenalter oder knapp davor sind. Dadurch fallen sie aus dem üblichen Agentenmuster und es plagen sie schon mal das ein oder andere Zipperlein - wobei sie immer noch fitter sind, als der Durchschnitt ihrer Altersgenossen. Das Thema an sich ist interessant auch wenn ich kein Spionagethriller-Fan bin. Mir war nicht ganz bewusst, dass es der Auftakt einer Trilogie ist. Ich bin noch unschlüssig, ob ich hier weiter lese.

Trotz der ein oder anderen Übertreibung und genretypischen Allgemeinplätzen unterhaltsam.

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  • Handlung
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2017

nett und etwas belanglos

Wir zwei in fremden Galaxien
4

Das Raumschiff Ventura befindet sich seit 84 Jahren auf einer schweren Mission. Es soll den Ursprung eines unbekannte, seit langem auf der Erde empfangenen Signals ergründen, dessen Sender über 300 Jahre ...

Das Raumschiff Ventura befindet sich seit 84 Jahren auf einer schweren Mission. Es soll den Ursprung eines unbekannte, seit langem auf der Erde empfangenen Signals ergründen, dessen Sender über 300 Jahre entfernt im Weltall liegt. Die letzte Überlebende der ursprünglichen Besatzung ist Serens Großmutter und sie ist gerade gestorben. Sie war die letzte, die noch persönlich auf der Erde freie Luft atmen und Sonne und Wind auf der Haut spüren konnte. Sie hatte auch wie alle anderen Besatzungsmitglieder unterschrieben, dass sie und alle nachfolgenden Generationen an diesem gefährlichen Reiseplan festhalten und um den Erfolg zu gewährleisten strenge Regeln und Gesetze befolgen würden. Denn das Leben auf dem Raumschiff ist reizlos und langweilig und um die Mannschaft gesund zu erhalten, wird auf ein strenges Arbeits- und Zuchtprogramm gesetzt, welches unter anderem auch jedem neuen Jahrgang vorschreibt, wer mit wem Kinder zu „züchten“ und deshalb eine Ehe einzugehen habe.

Seren bekommt den Sohn der Kommandantin, Ezra, zugeteilt und ist darüber wenig erfreut. Der Kerl ist arrogant, eingebildet und uncharmant. Als sie sich auch noch Hals über Kopf in Dom verliebt, der ebenfalls schon einer anderen zugeteilt ist, fangen die Probleme erst an. Denn Seren ist ein Sturkopf und schlägt damit ganz nach ihrer Mutter, die sich mit dem reglementierten Leben auf dem Raumschiff auch nicht abfinden konnte. Überraschend trifft das Raumschiff auf den Planeten Huxley 3 und unterbricht seine Reise um zu prüfen, ob Leben auf ihm möglich wäre.
Der Einstieg in die Geschichte war ganz nach meinem Geschmack. Es ist eine Dystophie, die aber im Weltraum spielt. Das herrschende System mit der Kommandantin an der Spitze ist natürlich gruselig und hart. Menschen, die Eigentum einer Firma sind, die keinen freien Entscheidungswillen haben dürfen. Die Produktion von neuen Menschen im Reagenzglas nur zum Zwecke, die Mission zu erfüllen, zu arbeiten und zu funktionieren. Orwell hätte seine Freude an dieser Geschichte. Captain Kat is watching you.
Und dann natürlich die zarte Liebesgeschichte von Seren und Dom. Da sprühen die Funken und die beiden sind mir gleich ans Herz gewachsen. Die anfängliche Ausweglosigkeit kam gut rüber und anfangs hatte ich auch noch die Hoffnung, dass einige der Nebenfiguren, wie z.B. der Großvater von Seren, noch eine größere und ambivalentere Rolle bekommen.

Leider kippte die Geschichte für mich etwa ab der Hälfte und war dann ziemlich gefühlslastig und vor allem von Serens Sehnsüchten, Ängsten und Unsicherheiten beseelt. Es war das allbekannte Hin und Her zweier Liebender. Das ist nett zu lesen aber die Autorin verschenkte damit meiner Meinung nach das Potential, welches das ungewöhnliche Setting gehabt hätte. Ich wartete leider vergeblich auch mehr SF-Elemente. Ohne vom Finale zu viel zu verraten passiert im letzten Viertel ziemlich viel. Meiner Meinung nach sogar zu viel, denn vieles war für mich Unlogisch oder von den Charakteren unmotiviert und hätte einer ausführlicheren Erklärung bedurft. Das Ende kommt abrupt und mit einem großen Cliffhanger.

Mein Fazit: Die Autorin hat durchaus Potential. Der Schreibstil war angenehm zu lesen. Ich denke mal, sie hätte sich einfach mehr Zeit und mindestens 100 Seiten mehr für diese Geschichte gönnen sollen. So fand ich es etwas unausgegoren, nett aber belanglos.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Originalität
Veröffentlicht am 31.10.2016

nicht empfehlenswert

Die Stille vor dem Tod
4

Smoky Barrett ist zurück. Diesmal hat sie es nicht nur mit einem einzigen Bösewicht zu tun, der seine Opfer foltert und ermordet. Eine ganze Gruppe, eine Organisation mit großer Macht und schier unerschöpflichen ...

Smoky Barrett ist zurück. Diesmal hat sie es nicht nur mit einem einzigen Bösewicht zu tun, der seine Opfer foltert und ermordet. Eine ganze Gruppe, eine Organisation mit großer Macht und schier unerschöpflichen Geldmitteln ist es, die seit Jahrzehnten das Böse auf die Welt bringt. Und im Laufe der Ermittlungen muss sie feststellen, dass auch Morde aus der Vergangenheit mit diesem neuen Fall zu tun haben, ja, dass persönliche Schicksalsschläge unter einem ganz neuen Licht betrachtet werden müssen.

Es beginnt furios und blutig und schon bald reiht sich Rätsel an Rätsel und Leiche an Leiche. Aber anstatt dies dann Stück für Stück aufzuklären und aufzudröseln wird die Story immer wilder und seltsamer. Der Autor erzählt keine stringente Geschichte sondern nutzt Zeitungsausschnitte und lange Traumsequenzen, um wichtige Handlungssegmente zu beschreiben, zusammenzufassen oder zu erklären.

Ich hatte das Gefühl, dass Cody McFadyen krampfhaft versuchte, sich selbst und seine Bücher zu überbieten, in dem er Brutalität an Grausamkeit reihte, Perversitäten am Fließband beschrieb, die für die eigentliche Handlung keine wichtige Rolle spielten. Seine Täter waren allesamt unmenschliche Monster, von deren Beweggründen man rein gar nichts erfuhr. Sie kamen aus dem Nirgendwo und es war mir nicht klar, worum es eigentlich bei all dem wirklich ging. Zeitweise lag die Vermutung nahe, alles würde sich um Smoky konzentrieren, aber auch dafür gab es keinen nachvollziehbaren Grund.

Diesmal konnte mich auch Smoky und der Rest der Protagonisten nicht überzeugen. McFadyen spricht in den Interviews davon, dass er unbedingt eine Weiterentwicklung und Veränderung seiner Charaktere wollte. Aber dies ist ihm meiner Meinung nach nicht wirklich glaubwürdig gelungen. Er verwendet zwar mindestens die Hälfte des Buches darauf, Gefühle zu beschreiben, zu hinterfragen, zu erklären. Aber ganz am Schluss entwickelt Smoky sich einfach wieder zurück und reagiert für mich unlogisch. Und Teile ihres Teams legten ein ziemlich kindisches und für die Dramatik des Falles unpassendes Verhalten an den Tag.

Ich finde es echt schade, dass Cody McFadyen sein Potential nicht ausgeschöpft hat. Es gibt ein, zwei kurze Szenen, die wirklich gut geschrieben sind und bei denen sein Talent aufblitzt. Aber das reicht leider nicht für ein ganzes Buch. Und es reicht bei mir im Augenblick nicht mal dafür, dass ich die Fortsetzung lesen möchte.

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  • Spannung
  • Figuren
  • Handlung
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 06.03.2023

sehr unterhaltsames Hörbuch

Der schlauste Mann der Welt
3

Ich bin froh, dass ich das neue Buch von Andreas Eschbach als Hörbuch genießen durfte, denn so wurde ich nicht nur mit einer unterhaltsamen Geschichte sondern zuallererst mal mit einem kongenialen Hörbuchsprecher ...

Ich bin froh, dass ich das neue Buch von Andreas Eschbach als Hörbuch genießen durfte, denn so wurde ich nicht nur mit einer unterhaltsamen Geschichte sondern zuallererst mal mit einem kongenialen Hörbuchsprecher belohnt. Mathias Koeberlin spricht auf eine unnachahmlich warme und eindringliche Art und so bekommt die Story um Jens Leuchnich den "schlauesten Mann der Welt" einen ganz eigenen Ton.

Der Hauptdarsteller ist ein junger Kerl, als er durch einen Zufall dazu inspiriert wird, dass er mit sehr viel Geld dem süßen Nichtstun frönen möchte und das wenn möglich ein Leben lang. Durch ein Gaunerstück gelingt ihm das erst mal auch ganz gut und er gestaltet sein Leben so trickreich, dass ihm weder Finanz- noch Strafbehörden auf die Schlichte kommen. Aber das Leben spielt nicht immer so wie er es möchte.

Mehr will ich gar nicht verraten. Das Buch ist dünn und das Hörbuch lässt sich in wenigen Stunden fast am Stück genießen.

Auch wenn mir Jens nicht so ganz sympathisch war; oder zumindest seine Idee vom faulen Leben in Luxus und Egomanie. So habe ich das Hörbuch doch richtig genossen. Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und gut zwischen Tiefgang und Unterhaltung changiert. Für mich hätte es gerne noch ein wenig länger sein dürfen.

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  • Handlung
  • Sprecher/Stimme
  • Erzählstil
  • Geräuschkulisse/Musik
  • Cover
Veröffentlicht am 30.11.2020

Knallharte Thrillerkost

Der Spiegelmann
2

Beim "Spiegelmann" handelt es sich um den 8.ten Teil der Krimireihe um den Kommissar Joona Linna. In diese Reihe Quereinzusteigen ist möglich aber wer Wert darauf legt, die Ermittler näher kennenzulernen ...

Beim "Spiegelmann" handelt es sich um den 8.ten Teil der Krimireihe um den Kommissar Joona Linna. In diese Reihe Quereinzusteigen ist möglich aber wer Wert darauf legt, die Ermittler näher kennenzulernen und richtig einzutauchen in dieses Universum, der sollte das nicht tun. Tatsächlich ist so viel geschehen die letzten Jahre - man denke nur daran, dass im letzten Band sehr Dramatisches mit Joonas Kollegin Saga passiert ist - Joona und seine Tochter deshalb ein schwer gestörtes Verhältnis haben und tatsächlich der Hypnotiseur von Band eins wieder eine Rolle spielt. Also für Fans der Reihe ein Genuss, alle anderen werden da etwas allein gelassen. Außerdem hier noch eine explizite Warnung für alle Leser. DIeser Krimi/Thriller ist nichts für zarte Gemüter. Die Grausamkeiten gegen die Opfer sind so fürchterlich, dass es wirklich kaum erträglich ist. Ich bin nicht zartbesaitet und von anderen Autoren wie Chris Carter schon einiges gewohnt. Aber es ist echt heftig, was der Spiegelmann und seine Handlanger so treiben.


Grob gesagt geht es um Menschenraub, Vergewaltigung, psychische und physische Folter, Verstümmelung und Mord. Die Opfer sind junge Mädchen und was sie teilweise über Jahre erdulden müssen, kann man sich kaum vorstellen. Das Autorenduo Lars Kepler hat ein paar Lieblingsversatzstücke, die es oft in seinen Krimis verwendet. Dass Menschen lange irgendwo festgehalten werden und die Täter über Jahre unentdeckt mitten in der Bevölkerung agieren, aber auch die starke psychologische Komponente spielen oft eine große Rolle. Und ich gebe zu, dass es auch immer ein paar kleine oder grobe Übertreibungen gibt und Geschehnisse, die unrealistisch oder sogar völliger Unsinn sind. In anderen Büchern ärgere ich mich über so etwas oft sehr und eigentlich führen solche Dinge bei mir schnell dazu, dass ich Bücher abbreche oder zumindest große Abzüge in meiner Bewertung gebe. ABER bei Lars Kepler, da ist mir das ziemlich egal. Das hat ein paar gewichtige Gründe. Zum einen finde ich es Klasse, wie die Darsteller in Szene gesetzt werden, wie die Autoren in die Seele der Menschen eintauchen und deren Empfindungen, Gefühle und Gedanken oft mit ganz wenigen Worten sehr treffend und plastisch beschreiben. Dabei werden Helden, Opfer und Täter gleichermaßen beleuchtet und der Thrill erhält dadurch eine so intensive Note, dass man von der ersten Seite an mitfiebert. Der Spannungsbogen ist extrem hoch und flaut zu keiner Sekunde ab und der Showdown war dieses Mal wirklich sehr gut austariert. Beim letzten Buch ging mir alles etwas holter di polter. Dieses Mal war es genau richtig und auch genau die richtige Mischung zwischen Action, Drama und gutem Ende. Auch die Überraschung, wer denn nun wirklich der Spiegelmann ist, ist bei mir gut gelungen und die falschen Fährten und ungeahnten Wendungen waren schlau und durchdacht, das gab es keine losen Enden am Schluss. Und Joona ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Seine empathische und ganz unaufgeregte Art erdet den Leser und auch die Menschen, die seine Hilfe brauchen.


Fazit: Wer starke, harte Krimikost sucht ist hier genau richtig. Der Plot ist nicht wirklich neu aber er lebt vor allem von den facettenreichen Charakteren und ist megaspannend. Für die Unebenheiten ziehe ich ein kleines Pünktchen ab und bin sehr zufrieden mit dem neuen Lars-Kepler-Krimi.

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