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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2018

Die Tänzerin vom Bauhaus

Wenn Martha tanzt
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Das Hörbuch dieses Debütromans hat gleich 2 Sprecher. Barnaby Metschurat, der in dem Handlungsstrang von 2001 den Urenkel der Martha gibt und deren Notizbuch mit wertvollen Skizzen versteigert.
Anne Ratte-Polle ...

Das Hörbuch dieses Debütromans hat gleich 2 Sprecher. Barnaby Metschurat, der in dem Handlungsstrang von 2001 den Urenkel der Martha gibt und deren Notizbuch mit wertvollen Skizzen versteigert.
Anne Ratte-Polle spricht den Martha-Part, der ab 1900 einsetzt.
Man erfährt von Marthas Kindheit, ihrer Begabtheit und folgt ihrem Lebensweg bis ins Weimarer Bauhaus 1919, in der sich eine Kunstschule etabliert. Bekannte Künstler wie Paul Klee , Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer waren dort als Lehrer tätig. Was sie schufen, war großartig und eine Erneuerung.

Der Abschnitt im Jahr 2001 in New York hat mir nicht so gut gefallen wie die Martha-Passagen. Das liegt in der geringeren Glaubwürdigkeit der Handlungskonstruktion über die alte Martha.

Der Roman ist sprachlich geschmeidig gehalten und atmet die Kunst und Kultur der Zeit vor dem Krieg.
Es erinnert ein wenig an das Buch “Liebe ist ein Haus mit vielen Zimmern” von Katrin Burseg.
In späteren Stellen, den dreißiger Jahren, wird die Atmosphäre ungemütlicher, natürlich.

Mit ca. 7 Stunden hat das Hörbuch einen guten Umfang und die zwei sehr unterschiedlichen Sprecher gestalten den Text sinnvoll und ansprechend.

Veröffentlicht am 28.02.2018

Komplexes Fantasyepos

Der Mond des Vergessens
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Der Mond des Vergessens ist ein umfangreicher und komplexer Fantasy-Roman mit mittelalterlich wirkenden Setting voller Schwertkämpfer und Meuchelmörder, aber auch Königinnen und Könige. Das eindrucksvolle ...

Der Mond des Vergessens ist ein umfangreicher und komplexer Fantasy-Roman mit mittelalterlich wirkenden Setting voller Schwertkämpfer und Meuchelmörder, aber auch Königinnen und Könige. Das eindrucksvolle Cover, erschaffen von dem italienischen Illustrator Federico Musetti ist überwältigend!
Der Großteil der Handlung ist im Jahr 999 Laijon in Gul Kana angesiedelt. Es gibt wechselnde Erzählstränge.

Die im Mittelpunkt stehende Figur ist Nail, ein junger Mann, Waise und eine unerfahrene Person, der von seinem Meister, dem geheimnisvollen Schwertkämpfer Shawcroft wie ein Sohn aufgezogen wurde. Nail reflektiert die Ereignisse, denen er ausgeliefert wurde. Eine ideale Hauptfigur, da somit die Emotionen nahtlos auf den Leser überfließen.
Auch der machtvoll kämpfende Shawcroft funktioniert gut als Figur. Er hält vieles vor Nail geheim. Aber auch vor den Lesern, vielleicht zu viel. Oft fehlt der Durchblick und man muss sich mit Andeutungen begnügen, die man so schnell nicht auflösen kann. Verwirrung bleibt genug, gleichzeitig ist das Geheimnisvolle auch der Reiz des Romans.

Eine weitere zentrale Figur ist die Prinzessin Tala. Außerdem der Ritter Gault, Ava, der Weiße Prinz Aeros, Jondralin und ihr Bruder Jovan. So werden parallel Geschichten erzählt. Die ohne Beteiligung von Nail oder wenigstens Tala kommen mir manchmal langweilig und zu lang vor.

Der amerikanische Autor Brian Lee Durfee legt viel in sein Epos hinein, es gibt aber auch einiges an Leerlauf und so manche Passagen, die trotz starker Atmosphäre nicht vollends zünden.

Ich sehe viele gute Ansätze, aber vor der hohen Komplexität und der Tatsache, dass es offensichtliche Folgebände geben wird, kann man fast nur die Waffen strecken.
Viele emotional packende Passagen und eine teilweise poetische Sprache erlauben dennoch vier von fünf Sternen!

Veröffentlicht am 27.02.2018

Gesellschaftsroman im Krimigewand

Kühn hat Ärger
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Kühn hat Ärger ist ein Roman, der kein konventioneller Krimi ist, aber das Sujet dieses Genre nutzt, einerseits um seine Figuren in diese Szenerie zu stellen und andererseits um Gesellschaftsschichten ...

Kühn hat Ärger ist ein Roman, der kein konventioneller Krimi ist, aber das Sujet dieses Genre nutzt, einerseits um seine Figuren in diese Szenerie zu stellen und andererseits um Gesellschaftsschichten zu betrachten. Das geht zwar nicht ohne Klischees ab, aber hat auch gute Ansätze. Dazu gehören die Passagen um den 17jähigen Amir Bilal, der in München mit Migrationshintergrund lebt und als asozial gilt. Durch die Begegnung mit einer sozial eingestellten Familie, den Van Hautens, ändert sich Amir allmählich. Diese Passagen gehören zu den Stärksten des Romans.

Dann geht es bald um den Polizisten Martin Kühn, fast 45 Jahre alt und gerade aus einem Burn Out zurück in sein Kommissariat.
Er hat einige Probleme. Mit Kollegen, seiner Frau Susanne und mit der Gesundheit. In der Summe ist er eine interessante Hauptfigur.

Kühn muss dann in einem Mordfall ermitteln, wobei er auf die adlige Familie Van Hauten trifft, die in Reichtum leben, aber auch eine dunkle Vergangenheit besitzen.

Die Handlung treibt in eine gute Komplexität zu, das hat mir gefallen, wie die ganze Erzählweise.
Es gibt auch einer ersten Roman um Kühn von 2015 mit dem Titel “Kühn hat zu tun”. Den kenne ich noch nicht, habe ihn mir aber bereits bestellt.
Auch ein weiterer Teil ist nicht auszuschließen und grundsätzlich willkommen!

Veröffentlicht am 23.02.2018

Ballade von Vater und Tochter

Die Rache der Polly McClusky
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Ein ungewöhnliches Romandebüt voller Härte und eigenwilliger Figuren.
Pollys Vater Nate ist ein Ex-Knackie, gerade aus dem Gefängnis entlassen, aber er wird von Gangstern verfolgt, die auch nach dem Leben ...

Ein ungewöhnliches Romandebüt voller Härte und eigenwilliger Figuren.
Pollys Vater Nate ist ein Ex-Knackie, gerade aus dem Gefängnis entlassen, aber er wird von Gangstern verfolgt, die auch nach dem Leben seiner Frau und seiner 11jährigen Tochter trachten.
Nate ist kein reuiger Sünder, aber nachdem Pollys Mutter ermordet wird, will er wenigstens seine Tochter retten, selbst wenn er sich dafür opfern muss.
Gemeinsam begeben sie sich auf die Flucht, gehetzt wie einst Bonnie und Clyde, wie auch schon ein dem Roman vorangestelltes Zitat andeutete.

Es kommt zu Auseinandersetzungen und Kämpfen. Manchmal sind mir die beschriebenen Szenen reichlich überzogen vorgekommen. Mit Klischees wird nicht gespart, aber das gehört halt dazu.
Der Roman entwickelt aus seinem Drive und der Härte der Geschichte eine eigene Poetik.

Die Annäherung zwischen Vater und Tochter, die sich eigentlich fremd sind, gibt es nur wenig Raum. Aber doch gehören diese Passagen zu den Stärksten des Buches.

Der Autor hat eine bildreiche Sprache, die an Quentin Tarantino-Filme und actionreiche Serien erinnert. Man überlegt schon beim Lesen, welche Schauspieler diese Rollen spielen können. Aber die Nebenfiguren haben weniger Format und selbst die wichtigen bleiben Randfiguren.

Jordan Harper hat hier ein effektreiches Debüt vorgelegt, das nicht gerade langweilig ist.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Violet and Aiden

Close to you
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Close to you erzählt die Geschichte von Violet und Aiden. Sie Studenten in Maine, die sich zufällig treffen.
Beide Protagonisten haben es nicht einfach. Aiden hat Probleme mit seiner Familie und ein schnell ...

Close to you erzählt die Geschichte von Violet und Aiden. Sie Studenten in Maine, die sich zufällig treffen.
Beide Protagonisten haben es nicht einfach. Aiden hat Probleme mit seiner Familie und ein schnell aufbrausendes Temperament. Violet hat Angstattacken, weil sie lange gestalkt wurde. Sie ist deshalb schließlich von Miami nach Maine gezogen, um dort im College Literatur zu studieren, aber auch um der bedrohlichen Situation zu entgehen.

Die College-Passagen sind ganz interessant. Manche Szenen sind sogar in den Vorlesungen angesiedelt. Witzige Stellen und Dialoge gibt es, als Violet diie abgedrehte Mitstudentin Chloe kennenlernt. Sie werden schnell gute Freundinnen. Für die zurückhaltende Violet ein Segen.

Obwohl Aiden sich anfangs so abweisend und mürrisch verhält, bleibt Violet von ihm fasziniert und mehrfach hilft er ihr sogar. Aber es ist eine schwierige Beziehung. Für den Leser deswegen umso spannender.

Bemerkenswert, wie einfühlsam und behutsam die Autorin mit ihrern zerbrechlichen Figuren umgeht.
Isabell May verzichtet daher auch auf explizite Szenen.

Ein Roman, der geeignet ist, darin zu versinken.