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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2022

Bemerkenswert

Florian Illies über Gottfried Benn
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Florian Illies hat schon einige Male über den Dichter Gottfried Benn geschrieben und diesmal sogar ein eigenes Buch, das von Volker Weidermann herausgegeben wurde.
Zwar blieb mir die Lyrik Gottfried Benns ...

Florian Illies hat schon einige Male über den Dichter Gottfried Benn geschrieben und diesmal sogar ein eigenes Buch, das von Volker Weidermann herausgegeben wurde.
Zwar blieb mir die Lyrik Gottfried Benns immer überwiegend verschlossen, doch als literarische und historische Persönlichkeit seiner Zeit ist er interessant und Illies trägt alle wesentlichen Aspekte zusammen, aber auch die Erkenntnis, dass man Benn außerhalb seiner Gedichte kaum Nahe kommen kann.

Mich interessierte am Buch auch Florian Illies Leidenschaft für diesen Dichter. Seine Gefühle kann man für sich selbst auch auf andere Schriftsteller übertragen, die einem etwas bedeuten. Das ist eine Qualität des kurzen, aber bemerkenswerten Buches, die ich schätze und ich mag das Format.

Veröffentlicht am 03.10.2022

ein reichhaltiger, epischer Roman

Lektionen
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Der neue Roman des Superstars der britischen Literatur ist umfangreich und zeichnet das Leben eines Engländers nach, der 1948 geboren wurde, in Libyen aufwuchs, dann in ein englisches Internat kommt. Dort ...

Der neue Roman des Superstars der britischen Literatur ist umfangreich und zeichnet das Leben eines Engländers nach, der 1948 geboren wurde, in Libyen aufwuchs, dann in ein englisches Internat kommt. Dort hat er als 13jähriger eine unerlaubte, verstörende Beziehung zu seiner Klavierlehrerin und später, 1987, wird er alleinerziehender Vater, nachdem seine Frau ihn verlassen hat.
Die einzelnen Lebensepisoden von Roland Baines sind so geschildert, dass man als alles nachvollziehen kann. Es bleibt aber überwiegend undramatisch.
Zweifellos hat dieses geschilderte Leben auch viel mit dem Autor selbst zu tun, denn einige Eckdaten decken sich. Dadurch wird es natürlich nicht autobiographisch, denn Roland wird kein erfolgreicher Schriftsteller. Seine Ex-Frau Alissa hingegen schon.

Immer wieder werden bestimmte Aspekte der Zeitgeschichte ins Spiel gebracht: Kubakrise, die weiße Rose, Tschernobyl etc.
So wird es auch ein Buch über die letzten Hundert Jahre Europas.

Da das Buch lang ist, nimmt sich Ian McEwan die Zeit manche Nebengeschichten ausführlich zu erzählen. Zum Beispiel die über seine deutsche Schwiegermutter oder manchmal auch nur Rolands Lektüre des Buches Jugend von Joseph Conrad, dessen Plot man dadurch komplett erfährt.
Manche dieser Abschnitte konnten mich sehr interessieren, andere aber auch nicht. Ein Stück weit ist der Roman verplaudert, aber dieses Lesegefühl gibt sich mit der Zeit und man bleibt doch durch all die Jahre gespannt an der Seite von Roland.

Veröffentlicht am 02.10.2022

Der Klang der Koto

Die rätselhaften Honjin-Morde
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Ich bin immer auf der Suche nach neuen Büchern aus dem asiatischen Raum. Der 1902 geborenen Japaner Seishi Yokomizo, von dem ich vorher noch nicht gehört hatte, gehört aber eher zu den Klassikern der Kriminalliteratur. ...

Ich bin immer auf der Suche nach neuen Büchern aus dem asiatischen Raum. Der 1902 geborenen Japaner Seishi Yokomizo, von dem ich vorher noch nicht gehört hatte, gehört aber eher zu den Klassikern der Kriminalliteratur. Die Handlung spielt sich 1937 ab.
Das Cover ist zwar bluttriefend, aber ansonsten ist das Buch eher Cozy.
Die bewährte Usrula Gräfe hat die Übersetzung übernommen.

Schon die Erzählweise ist klassisch und absolut prägend. Ein Kriminalautor erzählt den Fall der rätselhaften Honjin-Morde, bei dem ein Brautpaar getötet wurde. Dabei ist der Raum von innen verschlossen und es ist unklar, wie der Mörder herausgekommen sein sollte. Es ist also ein Locked Room Murder Mystery.
Es gefällt mir gut, wie der Erzähler Bezug auf internationale Kriminalliteratur nimmt.
Die teilweise detaillierten Beschreibungen sind überhaupt gut, zum Beispiel die lange Episode der Hochzeit und die der Ermittlung.

Der Privatdetektiv Kosuke Kindaichi kommt erst relativ spät ins Spiel, so in der Mitte des Buches. Er bringt noch einmal Leben in das Buch.

Für mich waren die japanischen Begriffe und Motive interessanter als der eigentliche Mordfall, der mich im letzten Romandrittel wirklich nicht mehr fesseln konnte.

Veröffentlicht am 01.10.2022

Wer unter Wasser schwimmt

Monterosso mon amour
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Die gefällig erzählte Novelle lebt von der Protagonistin Carmen, die eine Lesung mit dem Schriftsteller Ilja Leonard Pfeijffer organisiert, der momentan En Vouge ist.
Die Begegnung mit ihm wird für sie ...

Die gefällig erzählte Novelle lebt von der Protagonistin Carmen, die eine Lesung mit dem Schriftsteller Ilja Leonard Pfeijffer organisiert, der momentan En Vouge ist.
Die Begegnung mit ihm wird für sie zum Wendepunkt.

Die Novelle scheint ein Nebenprodukt des Romans Das schönste Mädchen von Genua zu sein.

Am Ende des Buches trifft Carmen den Schriftsteller nochmals zufällig im Flugzeug und es kommt zu einer Aussprache.

Es ist eine Mischung aus Selbstironie und Selbstgefälligkeit mit einer Prise selbst inszenierten Hype. Daher würde ich das Buch nicht überschätzen, aber man muss es auch nicht bereuen, es gelesen zu haben.

Veröffentlicht am 01.10.2022

Bewusstsein schaffen

Nehmt uns endlich ernst!
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Das Buch hat einen provokanten Titel und noch mehr der Untertitel, aber man sollte den Inhalt dennoch ernst nehmen, denn Ananada Klaar zeigt deutlich die Gefühlslage junger Leute.
Klaar legt teilweise ...

Das Buch hat einen provokanten Titel und noch mehr der Untertitel, aber man sollte den Inhalt dennoch ernst nehmen, denn Ananada Klaar zeigt deutlich die Gefühlslage junger Leute.
Klaar legt teilweise schon sehr deutlich den Finger zielgerichtet in die Wunde, zum Beispiel im Bereich Bildung. Deutlich werden auch die schweren Einschränkungen einer ganzen Generation durch die Pandemie sowie die Härten, die Kinder durchmachen, deren Eltern Hartz4 beziehen.
Es gibt viel Ungerechtigkeiten und die Themen der jungen müssen mehr berücksichtigt werden.