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Veröffentlicht am 12.04.2024

Mutterbuch

Lass gehen, wen du liebst
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Mutterbücher gibt es viele. Dieses von Lisa Balavoine ist ebenfalls gelungen und zeichnet sich durch die Sensibilität der Protagonistin aus und einer gescheiten strukturellen Einteilung:
Kindheit mit ...

Mutterbücher gibt es viele. Dieses von Lisa Balavoine ist ebenfalls gelungen und zeichnet sich durch die Sensibilität der Protagonistin aus und einer gescheiten strukturellen Einteilung:
Kindheit mit einer labilen Mutter
Die Protagonistin wird selbst Mutter, Entfremdung von der Mutter
Tod der Mutter, Trauer, Bewältigung
Diese Aufteilung überzeugt mich ebenso wie die die vielen Zitate und die Sprache.

Veröffentlicht am 11.04.2024

Sternklare Nacht

Der Sommer, in dem alles begann
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Der Sommer, in dem alles begann ist ein Roman mit drei Protagonistinnen und mehreren Zeitebenen.
Die junge Helene, die Dorfladenbesitzerin Odette, und die Lehrerin Marguerite, sie sind gleichberechtigte ...

Der Sommer, in dem alles begann ist ein Roman mit drei Protagonistinnen und mehreren Zeitebenen.
Die junge Helene, die Dorfladenbesitzerin Odette, und die Lehrerin Marguerite, sie sind gleichberechtigte Hauptfiguren.
Es dauert ein wenig, bis man sie besser kennen lernt, da anfangs zu schnell gewechselt wird.
Am interessantesten ist es, die Zusammenhänge zwischen ihnen herauszufinden.
Es gibt einige wichtige Nebenfiguren, wie der wütende Yannick oder Marguerites Mann Raymond. Da geht es aber nie in die Tiefe, schade, da wären Potentiale gewesen.
Schauplatz ist die Bretagne, das gibt dem Roman einige gute Momente. Manches, wie zB. Die Teufelsgrotte geht aber auch an mir vorbei.
Die Autorin Claire Leost hat eine Weichheit im Stil. Das schwankt zwischen angenehm zu lesen und weichgespült. Letztlich ist es ein typischer Roman des Genres, der durch eine gewisse Oberflächlichkeit gezeichnet ist. Er lässt sich aber gut lesen und wird dennoch nicht allzulange im Gedächtnis bleiben.

Veröffentlicht am 01.04.2024

Schauspielerleben

Der Lärm des Lebens
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Der Lärm des Lebens ist ein amüsantes Buch des Schauspielers Jörg Hartmann. Ich muss gestehen, ich kannte ihn nicht. Wenigstes durch dieses Buch habe ich ihn jetzt ein Stück weit kennen gelernt.
Sein Werdegang ...

Der Lärm des Lebens ist ein amüsantes Buch des Schauspielers Jörg Hartmann. Ich muss gestehen, ich kannte ihn nicht. Wenigstes durch dieses Buch habe ich ihn jetzt ein Stück weit kennen gelernt.
Sein Werdegang ist wohl typisch. Auch für engagierte junge Schauspieler ist der Start nicht einfach. Man bekommt einige Eindrücke vom Theaterleben. Schließlich ergeben sich Chancen. Anfangs zieht er mit einem Freund durch die Engagements, später hat er seine Familie. Mit beiden gibt es einige witzige Passagen.
Manchmal blödelte er auch viel rum, aber das gehört wohl dazu. Aber auch ernste Eindrücke werden vermittelt, z.B. der demenzkranke Vater oder die schwere Zeit der Pandemie, die gerade Künstler in der Ausübung ihres Berufes lähmte.
Das Tempo des Buches ist gut, es funktioniert als bisherige Erinnerungen an ein Schauspielerleben.

Veröffentlicht am 01.04.2024

Ein großartiges Stück autobiografischen Erzählens

Das Jahr ohne Sommer
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Constanze Neumann bietet mit Das Jahr ohne Sommer ein außerordentlich großartiges Stück autobiografischen Erzählens, das einem Roman gleicht.
Es wird ein Zustand und ein Bewusstsein dargestellt, dass absolut ...

Constanze Neumann bietet mit Das Jahr ohne Sommer ein außerordentlich großartiges Stück autobiografischen Erzählens, das einem Roman gleicht.
Es wird ein Zustand und ein Bewusstsein dargestellt, dass absolut glaubwürdig ist.
Für das kleine Mädchen war die zunächst missglückte Flucht ihrer Eltern aus der DDR ein Eingriff in ihr Leben. Als sie später nachkommen konnte auch ein Verlust, denn ihre Großmutter verblieb in Leipzig.
Dieser ungewisse Zustand blieb lange Jahre.

Mich beeindruckte auch die Beschreibungen der Eltern. Während der Vater die neue Heimat voll und ganz angenommen hatte und sich nach der Wende sogar als Westdeutscher sah, war die Mutter lange Zeit depressiv.
Das vermittelt, wie sehr der Unrechtsstaat DDR das Leben der Familien beeinflusste.

Die Schilderungen der Kinder- und Jugendjahre vermitteln auch ein Zeitporträt.

Man ist unglaublich nahe dran an der Icherzählerin. Bei einem erfundenen Stoff wäre das vielleicht nicht so leicht möglich gewesen. Auf jeden Fall ein bemerkenswertes Buch. Sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 31.03.2024

Die Reise

Issa
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Mirrianne Mahn ist eine deutsche Autorin mit Wurzeln aus Kamerun, und da die Romanhandlung überwiegend in Afrika liegt, kann man von afrikanischer Literatur sprechen.
Issa, Anfang 20, ist schwanger und ...

Mirrianne Mahn ist eine deutsche Autorin mit Wurzeln aus Kamerun, und da die Romanhandlung überwiegend in Afrika liegt, kann man von afrikanischer Literatur sprechen.
Issa, Anfang 20, ist schwanger und wird von ihrer Mutter in die alte Heimat geschickt, um da die Traditionen für schwangere, kamerunische Frauen zu durchlaufen.
Mich interessierte zum einen, wie es für Issa in Douala läuft, wo ihre Verwandten leben. Dabei sind es vor allen die Frauen, die hier eine Rolle spielen, auch ihre Großmutter und ihre Urgroßmutter.
Zum anderen fand ich Issas Erinnerungen an ihre Kindheit/Jugend spannend, an die sie sich erinnert. In Hunsrück hatte sie es als Person of Color nicht leicht, aber auch Kamerun ist ihr fremdgeworden. Zu schwarz für das deutsche Dorf, in Afrika als Heimkehrerin fast nicht mehr als eine Touristin. Die Autorin vermittelt Issa Gefühle, es ist ein intensives Buch.
Erwähnenswert sind aber auch die Kapitel zwischen der Issa-Handlung, in der die Geschichte ihrer Vorfahren ab 1902 erzählt werden. Diese Kapitel kommen der Gegenwart immer näher, bis schließlich 1985 sogar gezeigt wird, wie Issas Mutter sich für das Auswandern nach Deutschland entschieden hatte.
Für Issa erweist sich ihre Reise schließlich als Selbstfindung und es verbinden sich für sie die Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft, als dann ihr Kind geboren wird.