Beeindruckend
Was für ein Schatz ist dieses Buch! Es geht um mehrere Generationen starker Frauen, um das Frausein im Patriarchat, polygame Ehen, um Kamerun, Kolonialismus und Schwesternschaft.
Im Zentrum der Geschichte ...
Was für ein Schatz ist dieses Buch! Es geht um mehrere Generationen starker Frauen, um das Frausein im Patriarchat, polygame Ehen, um Kamerun, Kolonialismus und Schwesternschaft.
Im Zentrum der Geschichte steht Issa, eine junge Frau, die mit ihrer Mutter als junges Mädchen nach Deutschland ausgewandert ist. Ihre Mutter hatte einen Deutschen geheiratet, und so kam auch Issa ins kalte Deutschland, wo sie alles andere als eine einfache Jugend erlebte. Sie wurde in der Schule gemobbt und schaffte es dennoch allen Hindernissen zum Trotz eine sehr gute Schülerin zu werden.
Dann wurde Issa ungewollt schwanger, was sie zutiefst verunsicherte. Ihr Freund schien als Vater nichts zu taugen, auch wenn sie sich das selbst noch nicht eingestehen wollte, die Zukunft ungewiss und beängstigend!
Plötzlich bestand ihre Mutter darauf, dass sie nach Kamerun reisen solle, in das Land in dem sie geboren wurde , um sich dort Ritualen zu unterziehen, denen man sich vor der Geburt des ersten Kindes unterziehen musste, damit kein Unglück geschähe und das Kind womöglich sterben würde.
Issa glaubte eigentlich nicht an diesen Hokus Pokus, ließ sich aber auf die Reise ein. Es war ja auch eine gute Gelegenheit etwas Abstand zwischen sich und ihren Freund zu bringen, Zeit zum Nachdenken.
Und Issa kam in Kamerun an und wurde sogleich umringt von ihren Verwandten und ihren beiden Großmüttern. Sie konnte sich tatsächlich fallen lassen in die uralten Bräuche, die sich schräg anhörten, aber dann doch etwas mit der jungen Frau machten. Die Autorin beschreibt das alles so toll und lebendig mit einer Menge Humor, dass es großen Spaß gemacht hat in diese fremde Welt einzutauchen.
Außerdem gibt es Rückblicke in das Leben der vorherigen Generationen, Frauen die verheiratet wurden, die rechtlos in einem Haushalt unter Nebenfrauen lebten, die im Kolonialismus unter den Deutschen, den Franzosen und den Engländern ausgebeutet wurden. Zum Glück hat die Autorin neben den umfangreichen Erläuterungen zu afrikanischen Begriffen auch einen Stammbaum aufgeführt, sonst wäre ich mit den vielen Namen schnell überfordert gewesen. Mit dieser Hilfe am Buchende kann man der Geschichte aber wunderbar folgen.
Die im Buch beschriebenen 5 Frauen haben mich zutiefst beeindruckt mit ihrer Wärme, Tatkraft und Stärke. Ich habe Issa’s Identitätssuche unheimlich gerne begleitet und konnte ihre Ambivalenzen wirklich gut nachempfinden.
Die Geschichte entwickelte einen starken Sog, dem ich mich nicht einziehen konnte. Sowohl die Gegenwarts- als auch die Vergangenheitsperspektive haben mich gleichermaßen gefesselt und begeistert.
Von mir gibt es an dieser Stelle also eine große Empfehlung für dieses tolle Buch.