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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2021

dicht und emotional, aber auch lakonisch erzählt

Von hier bis zum Anfang
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In diesem Roman über ein Familiendrama mit langjährigen Auswirkungen ist man als Leser sofort drin, denn die Handlung ist dicht und emotional.
Es gibt Motive eines Neo-Western.

Die Figuren mag ich auf ...


In diesem Roman über ein Familiendrama mit langjährigen Auswirkungen ist man als Leser sofort drin, denn die Handlung ist dicht und emotional.
Es gibt Motive eines Neo-Western.

Die Figuren mag ich auf Anhieb, besonders Walk, aber auch die dreizehnjährige Duchess, die sich immer betont abgebrüht gibt. Der Polizist Walk, ein Jugendfreund ihrer Mutter sieht öfter nach ihr und ihrem Bruder Robin, denn die Mutter Star ist eher lebensuntüchtig. Das ist nicht einfach für die Kinder, die bei den Alkoholexzessen der Mutter am meisten leiden müssen.

Dann wird auch noch der Mann aus dem Gefängnis entlassen, der vor 30 jahren als Jugendlicher den Tod von Stars Schwester verursacht hat.
Wald versucht, seinen alten Freund zu unterstützen.
Die ganze Situation ist spannnungsgeladen. Man spürt, wie das ganze bald eskalieren wird,

Mich beeindruckt an dem Roman die Lakonie, die manche Figuren und die Dialoge ausstrahlen. Es ist überhaupt ein sehr lesenswertes Buch.

Das Buch lebt auch von der unglaublich schönen Umgebung in Kalifornien.

Veröffentlicht am 13.07.2021

Von Exil und Heimat

Und immer wieder aufbrechen
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Sisonke Msimangs Buch ist kein Roman sondern ein bewegendes Memoir, in der sie die Stationen ihrer Kindheit und Jugend schildert. Das wird durch den Oriiginaltitel noch besser verdeutlicht: Always Another ...

Sisonke Msimangs Buch ist kein Roman sondern ein bewegendes Memoir, in der sie die Stationen ihrer Kindheit und Jugend schildert. Das wird durch den Oriiginaltitel noch besser verdeutlicht: Always Another Country: A memoir of exile and home.

Sisonkes Vater war aktiv im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika, Sisonke wird im Exil geboren und die Familie zieht oft um, z.B. nach Sambia, Kenia, Kanada, Äthiopien.

Viele Szenen sind intensiv geschildert. Der Vater ist ein starke Persönlichkeit und verlangt auch von seiner Tochter Mut und Widerstand, wenn sie rassistisch angegangen wird. Eine eindrucksvolle Passage zeigt, wie Sisonke auf dem Spielplatz von einem anderen Kind Affe genannt wird.

Schließlich wird Nelson Mandela befreit und die Familie kann wieder nach Südafrika, für Sisonke ist es die erste Begegnung mit dem Land.
Schließlich geht sie für das College in die USA. Als Leser teilt man ihre Erfahrungen.
Auch ihre Erwachsenenjahre sind sehr interessant.

Das Buch hat Kraft durch Sisonkes gute Beobachtungsgabe und dem gelungenen, passenden Erzählton. Sisonke Msimang hat hohe erzählerisch Qualitäten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2021

Ein surrealer Sommer in Seoul

Weiße Nacht
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Koreanische Literatur kann für westliche Lesern häufig ungewöhnlich sein, man denke z.B. an Han Kang (Die Vegetarerin), Bae Suah erinnert mich latent an diese Autorin. Auch in Weisse Nacht sind manche ...

Koreanische Literatur kann für westliche Lesern häufig ungewöhnlich sein, man denke z.B. an Han Kang (Die Vegetarerin), Bae Suah erinnert mich latent an diese Autorin. Auch in Weisse Nacht sind manche Passagen durchaus rätselhaft und außergewöhnlich. Das hat einen eigenen Reiz!

Weisse Nacht wurde von Sebastian Bring aus dem koreanischen übersetzt.
Zur Handlung:
Ayami war eine erfolglose Schauspielerin, die daher als Angestellte in einem Hörtheater arbeitete, das jetzt leider schließen muss. Für Ayami droht Arbeitslosgkeit.

Ayami ist eine verschlossene, zurückhaltende Frau, die rätselhafte Dinge und Menschen anzuziehen scheint. Meistens ist sie für sich, außer ab und zu mit dem Direktor des Hörtheaters und einer Lehrerin. Ein Thema ist daher auch die Einsamkeit.
Ich mag die Gespräche. Es sind reflektive, bedeutungsvolle Dialoge.

Eine weitere wichtige Figur im Mittelteil ist Buha, der Dichter werden möchte.
Ayami holt dann für eine Freundin einen Schriftsteller vom Flughafen ab. Der Grat zwischen Fiktion und Realität wird immer schmaler. Eine gewisse Desorientierung durchzieht den Roman.

Bae Suah verfügt über einen eigenwilligen Stil, den ich sehr schätze und bei dem sie häufig mit Themen und Motiven spielt, die im Roman immer wieder in leicht veränderter Form auftauchen und es gibt auch surreale Momente.

Ich hoffe auf weitere Büchern von Bae Suah in Deutscher Übersetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2021

Koreanisches Sozialdrama

Vertraute Welt
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Vertraute Welt von Hwang Sok-Yong ist im Original schon von 2011 und weniger opulent gestaltet als sein historischer Roman Die Lotusblüte.
Aber auch hier gibt es viel Atmosphäre und intensive Sprachbilder.

Wer ...

Vertraute Welt von Hwang Sok-Yong ist im Original schon von 2011 und weniger opulent gestaltet als sein historischer Roman Die Lotusblüte.
Aber auch hier gibt es viel Atmosphäre und intensive Sprachbilder.

Wer in dem Vorort von Seoul nahe der großen Müllhalde lebt, befindet sich im sozialen Abseits. Die Kinder und Jugendliche, die hier aufwachsen, haben wenig Perspektiven.

Manche versuchen, von den Funden auf der Blumeninsel, wie die giftige Müllhalde genannt, zu leben. Eine ganz eigene Hierarchie bestimmt hier das Leben. Das Leben als Müllsammler ist hart.
Die Stärke des Romans ist, dass die Jugendlichen Glubschaug und Glatzfleck im Mittelpunkt stehen. Das gemeinsame Schicksal macht sie zu Brüder.

Hwang Sok-Yong hat ein packendes Sozialdrama geschrieben.

Veröffentlicht am 07.07.2021

Heleens Monolog

Die Beichte einer Nacht
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Die Beichte einer Nacht ist ein Buch aus den Niederlanden, dass schon älter ist.
Der Roman ist als Monolog gestaltet. Die in einer Nervenanstalt sitzende Patientin Heleen spricht zur Nachtschwester aber ...

Die Beichte einer Nacht ist ein Buch aus den Niederlanden, dass schon älter ist.
Der Roman ist als Monolog gestaltet. Die in einer Nervenanstalt sitzende Patientin Heleen spricht zur Nachtschwester aber eigentlich mehr zu sich selbst. Sie ist aufgewühlt und erzählt ihre ganze Lebensgeschichte schon ab Kindheit. Das war eine schwierige Kindheit und Jugend in einer kinderreichen Familie. Auch als sie von zu Hause wegging war es nicht einfach, aber sie kann sich durchsetzen und steigt beruflich auf. Als sie heiratet nimmt sie nach dem Tod ihrer Mutter ihre kleine Schwester zu sich.

Durch die Form entsteht ein eigenständiger Ton und man ist als Leser dicht an der Figur. Das ist aif die Dauer aber auch nicht einfach.

Man spürt eigentlich kaum, dass das Buch schon von 1930 stammt.
Den Roman gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Anna-Lena Zühlke. Das ist eine gute Alternative, da die Erzählstimme durch eine Sprecherin hervorragend übertragen werden kann.

Marianne Philips war mir bisher unbekannt, aber sie ist eine Entdeckung wert.