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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2023

überzeugende Erzählstimme

Eine Tochter Harlems
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Was für ein Glück, dass es die rororo-Reihe Entdeckungen gibt. Ansonsten wäre es schwer gewesen, Louise Meriwether zu entdecken.
Ihr großartiger Debütroman Eine Tochter Harlems bietet einen Einblick ...

Was für ein Glück, dass es die rororo-Reihe Entdeckungen gibt. Ansonsten wäre es schwer gewesen, Louise Meriwether zu entdecken.
Ihr großartiger Debütroman Eine Tochter Harlems bietet einen Einblick in das Leben der schwarzen Community in Harlem des Jahres 1934.
Vorherrschend ist der unverstellte Blick der 12jährigen Francie. Die schwierigen Lebensbedingungen in Harlem werden hautnah erlebbar.
Der Originaltitel ist Daddy was a number runner. Das ist ein Job für ein illegales Glücksspiel und so steht Francies Vater auch in Gefahr, verhaftet zu werden. Sie leben streckenweise am Existenzminimum und viele Chancen gibt es nicht.
Der Autorin gelinkt es, die Themen des Buches zu entwickeln und sie auf eine gesellschaftspolitische Ebene zu heben.
Der Roman hat mich ziemlich beeindruckt, wie auch das Nachwort, dass Louise Meriwethers Leben und Werk vorstellt.

Veröffentlicht am 12.08.2023

Erinnerungen, Überlegungen und Reflexionen

Der Trost der Schönheit
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Gabriele von Arnim hatte mich schon als Literaturkritikerin immer beeindruckt, als sie zuletzt mit ihrem atemberaubenden Buch „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ geradezu brillierte.
Man glaubt ...

Gabriele von Arnim hatte mich schon als Literaturkritikerin immer beeindruckt, als sie zuletzt mit ihrem atemberaubenden Buch „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ geradezu brillierte.
Man glaubt es kaum, aber ihr neues Buch Der Trost der Schönheit ist mindestens so gut. Es geht viel ums Altern, aber vor allen ums Leben und was man daraus macht.
Es ist ein suchendes Buch. Daher ist der Untertitel Eine Suche auch sehr zutreffend. Es geht auch viel ums Sehen und wahrnehmen und wie wichtig es ist, alles genau zu betrachten um Schönheit zu erkennen. Doch auch das muss man erst einmal aushalten.
Gabriele von Arnim setzt literarische oder philosophische Zitate ein, aber noch wirkungsvoller sind ihre Erinnerungen, die zum Teil bis in die Kindheit zurückgehen. Dadurch wird es ein sehr reflektierendes Buch.
Sprachlich ist es fein gewoben, ein Genuß.

Gabriele von Arnim hat ein wundervolles Buch geschrieben, dass mehr als ein Essay ist, gleichzeitig für dieses Genre eine Perle.

Veröffentlicht am 12.08.2023

Nora und die Fischer von Katria

Mattanza
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Dieser nahezu verzaubernde Roman hat geringen Umfang und deckt doch einen Zeitraum von 1960 bis 2012 auf der Insel Katria ab.
Traditionell gibt es einen männlichen Anführer, der Rais genannt wird, doch ...

Dieser nahezu verzaubernde Roman hat geringen Umfang und deckt doch einen Zeitraum von 1960 bis 2012 auf der Insel Katria ab.
Traditionell gibt es einen männlichen Anführer, der Rais genannt wird, doch jetzt blieb der männliche Nachwichs aus und Nora wird von Geburt an zur neuen Rais vorgesehen. Ausgebildet wird sie vom strengen Großvater, den bisherigen Rais.
Ihre wichtigste Rolle dabei ist Mattanza, die traditionelle Thunfischjagd.
Die Insel wird so lange fortbestehen, wie jemand von ihrem Blut die Mattanza anführt, so der Glaube.

Noras Leben ist geprägt und vorgezeichnet durch die ihr zugewiesene Rolle, so sieht sie ihre Familie immer nur sonntags und verbleibt sonst beim Rais und ihren Aufgaben.
Dadurch wird sie aber auch zur entschlossenen Persönlichkeit. Das hat mich an dem Buch beeindruckt.

Germano Fabianos Beschreibungen sind detailreich, um Beispiel über den Thunfischfang und sehr interessant. Man kann sich kaum losreißen vom Buch. Ein Buch mit so einer Handlung gehört wirklich zum Mare-Verlag.

Veröffentlicht am 30.07.2023

was für immer verloren war

Vatermal
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Vatermal ist ein beeindruckender Debütroman von Necati Öziri, der als Dramaturg schon einiges an Erfahrung hat und das merkt man den Buch in der Gestaltung und bei den Dialogen an. Das Buch hat auch schon ...

Vatermal ist ein beeindruckender Debütroman von Necati Öziri, der als Dramaturg schon einiges an Erfahrung hat und das merkt man den Buch in der Gestaltung und bei den Dialogen an. Das Buch hat auch schon außergewöhnlich viel Aufmerksamkeit erhalten. Schon ein Ausschnitt hat vorab beim Bachmann-Wettbewerb den Kelag-Preis gewonnen.
Es ist einerseits eine Ansprache eines Sohnes ans einen unbekannten Vater, andererseits ein Porträt der deutsch-türkischen Familienmitglieder: Arda, seine Mutter Ümran und seine Schwester Aydin.
Der Vater Metin hat die Familie schon lange verlassen. Das zerstörte die Familie ein Stück weit. Die unstabile Mutter kümmert sich wenig um ihre Kinder.
Während Arda die Hauptfigur ist, gibt es doch auch einige Passagen, in dem seine ältere Schwester Aylin den Blickwinkel einnimmt. Aylin verbringt dann auch im Gegensatz zu Arda viel Zeit außerhalb. Das gibt ihr Halt, dennoch lässt die Familie sie innerlich nicht los.
Auch Ümrans Kindheit wird gezeigt. Detailliert schildert sie, was für immer verloren war.
Schließlich sind die Passagen von Ardas Jugend noch ziemlich spannend.
Der Autor vermittelt die Gefühlslage der Figuren. Als Leser kann man sie alle gut verstehen.

Veröffentlicht am 26.07.2023

Familiendrama

Der Verschwundene
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Simon ist vor Jahren nach Kanada ausgewandert. Jetzt schickt ihm seine Schwester ihren 16jährigen Sohn, der einige Probleme hat. Für den eigenbrötlerischen Simon ist es keine leichte Sache, sich um den ...

Simon ist vor Jahren nach Kanada ausgewandert. Jetzt schickt ihm seine Schwester ihren 16jährigen Sohn, der einige Probleme hat. Für den eigenbrötlerischen Simon ist es keine leichte Sache, sich um den verstockten Neffen zu kümmern, zumal er noch durch eine Verletzung am Bein gehandicapt ist. Beziehungsprobleme durchzieht die Familie schon seit langen.
Nach einem Streit verschwindet der Junge spurlos.
Simon fürchtet sogar eine Entführung und schaltet die Polizei ein.
Das Buch ist interessant, sogar spannend. Es ist aber kein Thriller, sondern ein intelligenter Roman um zwischenmenschliche Beziehungen und menschliches Verhalten.

Lot Vekemans ist eine erfahrene Dramatikerin und weiß einen Stoff zu gestalten. Daher ist auch dieser Roman in seiner Gesamtheit so gelungen.