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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2025

Spannende kulinarische Sommerlektüre

Schatten über Sømarken
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In den vergangenen Jahren tendierte ich oft dazu, Reihen immer möglichst komplett und durchgehend zu lesen, doch hier machte ich zum Glück eine Ausnahme.

Michael Kobr ist natürlich kein Unbekannter. ...

In den vergangenen Jahren tendierte ich oft dazu, Reihen immer möglichst komplett und durchgehend zu lesen, doch hier machte ich zum Glück eine Ausnahme.

Michael Kobr ist natürlich kein Unbekannter. Von seinen Büchern gemeinsam mit Volker Klüpfel (vor allem die “Kluftinger-Krimis”) hat wohl fast jeder gehört. Seine Bornholm-Reihe ist dagegen noch eher neu, auch wenn “Schatten über Sømarken” der dritte Band ist.

Ich war gespannt, wie ich in den Krimi rund um den örtlichen Kripoleiter Lennart Ipsen hineinfinden würde. Natürlich gab es manchmal Anspielungen auf die früheren Fälle, aus denen auch Charaktere wieder auftreten durften. Aber es gab für mich nichts Störendes oder komplett Unverständliches in der Geschichte.

Die Krimihandlung und das Allermeiste drumherum versteht man also auch sehr gut, wenn man nur diesen Band gelesen hat. Ipsen (halb Däne, halb Deutscher) und seine Mitarbeiterinnen Britta und Tao wachsen dem Leser schnell ans Herz und die Lust auf einen Dänemark-Urlaub wächst definitiv.

Zudem dreht sich im Krimi auch viel ums Essen, da Lennarts Lebensgefährtin Köchin ist. Da darf auch ein Mord im kulinarischen Setting nicht fehlen.

Mit beschwingt-leichtem Stil führt der Autor den Leser durch die knapp 400 Seiten Spannung und streut sowohl ernste als auch leichtere Kost ein. Im wahrsten Sinn des Wortes, denn am Ende folgen auch noch einige Rezepte zum Nachkochen.

Veröffentlicht am 18.05.2025

Ein arbeitsreiches Wiedersehen mit Anna und Hendrik

Nordweststurm
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Auch während eines heißen Sommers lässt für Ermittlerin Anna Wagner in St. Peter-Ording die Arbeit nicht nach. Statt entspannt am Strand heißt es bald Leiche im Industriegebiet. Im 5. Band der Reihe von ...

Auch während eines heißen Sommers lässt für Ermittlerin Anna Wagner in St. Peter-Ording die Arbeit nicht nach. Statt entspannt am Strand heißt es bald Leiche im Industriegebiet. Im 5. Band der Reihe von Svea Jensen gibt es noch einige wichtige Schauplätze rund um das Nordseedorf.

Annas Ex-Kollege Hendrik Norberg arbeitet nun im K4 in Itzehoe. Das Dezernat für Komplexermittlungen ermittelt zusammen mit der Mordkommission im Fall eines ermordeten Strichers. Mitten in diese Arbeit platzt die Nachricht, dass Hendriks Vater einen befreundeten Journalisten vermisst. Der Schwede hatte sich zuletzt in St. Peter-Ording aufgehalten.

Vermisste Personen zu finden, gehört zu Annas Spezialaufgaben und damit ist unser gewohntes Ermittlerduo - wenn auch nur temporär - wieder vereint. Nach und nach werden die Geheimnisse des Vermissten aufgedeckt und es scheint Verbindungen zu dem Fall aus Itzehoe zu geben.

Damit nicht genug: So beschaulich St. Peter-Ording auch wirkt, der Ort kämpft dennoch oft mit den selben Problemen wie größere Städte. Eine Einbrecherbande, bestehend aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen, ist im Ort unterwegs und bereitet Annas Kollegen zusätzlich Arbeit. Und dann finden sich Fingerabdrücke im Haus des Vermissten, die zu dieser Bande führen…

Anna und Hendrick müssen in "Nordweststurm" an vielen Ecken gleichzeitig ermitteln. Dazu kommen wie gewohnt auch private Episoden. Auch das Verhältnis der beiden zueinander ist ein Auf und Ab. Dabei lässt die Autorin die Charaktere vielleicht nicht immer 100% logisch, aber in jedem Fall meist sehr menschlich erscheinen. Niemand ist perfekt, auch (oder vor allem) jene, die beruflich sehr erfolgreich sind, dürfen manchmal Schwächen offenbaren.

"Nordweststurm" ist wie gewohnt spannende, solide Krimiunterhaltung. Dieses Mal mit ein bisschen weniger Lokalkolorit, was aber angesichts der vielen Ereignisse nicht so sehr auffällt.

Veröffentlicht am 27.04.2025

Wer braucht schon Sherlock Holmes?

Der Tote in der Crown Row
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Historische Krimis sind etwas Wunderbares. Man lernt bzw. bekommt ins Gedächtnis gerufen, wie manche Dinge zu früheren Zeiten erledigt wurden oder welche Werte gerade sehr hoch angesehen waren. Gleichzeitig ...

Historische Krimis sind etwas Wunderbares. Man lernt bzw. bekommt ins Gedächtnis gerufen, wie manche Dinge zu früheren Zeiten erledigt wurden oder welche Werte gerade sehr hoch angesehen waren. Gleichzeitig ist das Gefühl für die Charaktere aus heutiger Sicht oft eine Mischung aus Nachsicht und Hochachtung.

Ermittler hatten damals (in diesem Fall im London des Jahres 1901) noch nicht die Methoden zur Verfügung, die wir heute haben. Verbrecher aber natürlich auch. Zudem sind historische Erzählungen oder Krimis auch oft lehrreich, wenn sie sich abseits der Krimihandlung korrekt an der Geschichte orientieren.

Ich kannte vor “Der Tote in der Crown Row” weder die Autorin noch den Temple-Bezirk, der hier im Mittelpunkt steht. Sally Smith bringt dem Leser diese kleine Welt so unglaublich gut nahe, weil sie - wie die Hauptfigur Gabriel Ward - selbst Kronanwältin ist.

Sir Gabriel wird beauftragt, einen Mordfall “Temple-intern” zu lösen. Die Londoner Polizei hat nämlich keine Befugnisse und man ist auch nicht geneigt, ihr diese extra aufgrund des Todesfalls zu erteilen. Vielleicht auch gerade deshalb, weil nicht irgendjemand umgekommen ist, sondern eine honorige, überaus wichtige Person des Temple: der Lordoberrichter.

Damit nicht genug, hätte Gabriel doch eigentlich auch so genug zu tun und sollte seine Pflichten als Anwalt nicht vernachlässigen. Schließlich stehen Überlegungen zu Gesetzen und Vorbereitungen auf die Gerichtsverhandlung in einem großen Fall an. Der etwas kauzige, eigenbrötlerische Gabriel hat aber keine Wahl und entdeckt durch die Ermittlungen und seine Befragungen, dass es auch eine Welt außerhalb seines Temples gibt, die durchaus ihren Reiz hat.

Auch wenn sie sich immer treu bleibt, macht die Hauptfigur über die fast 400 Seiten eine erstaunliche Wandlung durch und wird zu einem Charakter, den man bald sehr schätzt und am Ende liebgewonnen hat. Und den man nur zu gerne wieder treffen würde. Ja, ich hoffe auf eine - und gerne viele - Fortsetzung(en).

Veröffentlicht am 27.04.2025

Fakten und Fiktion meisterhaft verwoben

Die Erfindung des Lächelns
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Tom Hillenbrand kennt man als Kulinarik-Krimiautor (Xavier Kieffer) oder Schöpfer von dystopischer Science Fiction (Hologrammatica). Der vielseitige Autor widmet sich aber auch realen (historischen) Begebenheiten ...

Tom Hillenbrand kennt man als Kulinarik-Krimiautor (Xavier Kieffer) oder Schöpfer von dystopischer Science Fiction (Hologrammatica). Der vielseitige Autor widmet sich aber auch realen (historischen) Begebenheiten und verpackt diese in sehr stimmige und unterhaltsame Romane.

So auch hier. 1911 wird die Mona Lisa aus dem Louvre gestohlen. Es ist eine Zeit, in der fast jegliche Kunst hoch geschätzt wird (auf jeden Fall wird alles ausprobiert). Der erste Weltkrieg wirft seine Schatten noch nicht so sehr voraus und in Paris werden das Leben und die Liebe gefeiert.

Doch gleichzeitig gibt es auch genügend gescheiterte Existenzen und jene, die mit dem Lauf der Welt und den Werten der Gesellschaft unzufrieden sind. Dieses Konfliktpotenzial alleine könnte (und hat auch) viele Bücher füllen. In diese Wirren fällt einer der größten und bisher nicht komplett gelösten Kunstraube aller Zeiten.

Tom Hillenbrand lässt sich Zeit. Er nutzt mehr als 500 Seiten, um für jeden wichtigen Charakter, erfunden oder nicht, genug Raum zu haben. Er lässt den Leser ausgiebig in das Paris von damals eintauchen und findet gekonnt das Gleichgewicht zwischen Geschichte, Action und Humor.

“Die Erfindung des Lächelns” ist aufgrund großer Faktentreue eines dieser Bücher, wo man am Ende davon überzeugt ist, dass es so gewesen sein könnte. Solche animieren mich immer zu anschließender eigener Recherche über die damaligen Umstände, reale Personen oder Informationen zu wahren Verbrechen.

Aber auch wenn man das nicht macht, ist dieser Roman eine gelungene “Welt zwischen den Buchdeckeln”, in die man eintauchen und dabei den Alltag oder die aktuelle Lage vergessen kann.

Veröffentlicht am 27.04.2025

Den vollen Genuss gibt’s nur chronologisch

Thanatopia
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Ich lese eher wenig Sci-Fi oder verwandte Genres, dennoch werde ich bei Tom Hillenbrand öfter schwach. Ich weiß schon vor der ersten Seite, dass mich diese ganz eigene Form des Realismus innerhalb fiktiver ...

Ich lese eher wenig Sci-Fi oder verwandte Genres, dennoch werde ich bei Tom Hillenbrand öfter schwach. Ich weiß schon vor der ersten Seite, dass mich diese ganz eigene Form des Realismus innerhalb fiktiver Begebenheiten in der (näheren wie weiteren) Zukunft in ihren Bann ziehen wird. Dazu gibt es noch spannende Erzählstränge und interessante Charaktere.

Auch wenn man die Bücher einzeln lesen könnte, empfehle ich für die Hologrammatica-Reihe wärmstens, alles chronologisch zu lesen. Es gibt zwar Glossare am Ende des Buches, aber die Geschichten sind eng verknüpft und vieles Grundlegende wird meines Gefühls nach in Band 1 am besten erklärt bzw. überhaupt genauer angesprochen.

Ist man mit dem Vokabular vertraut, findet man in “Thanatopia” viele alte Bekannte wieder. Namen, Begebenheiten und Schauplätze tauchen wieder auf. Einerseits birgt die Geschichte dadurch viel Vertrautes, man erfährt aber auch Dinge, die frühere Geschehnisse erst so richtig verständlich machen. Das klingt furchtbar kryptisch, aber würde ich an dieser Stelle auf alles eingehen, wäre das nicht weniger verwirrend.

In “Thanatopia” treffen wir (wieder) auf Galahad, diesmal erfahren wir etwas über seine Kindheit und die Erfahrungen, die ihn zu dem Mann machten, der uns in “Hologrammatica” begegnet und im Nachfolger “Qube” zum Weltretter wird.

Abgesehen von diesem “Rückblick” spielt “Thanatopia” aber ein paar Jahre nach “Qube”. Soweit so verständlich. Der Umweltaspekt und warum die Menschheit überhaupt jene Super-KI erschaffen hat, die nun Probleme macht, stehen in diesem Band weniger im Mittelpunkt. Der Fokus liegt hier mehr auf den Thanatonauten. Diese Individuen erforschen (teilweise illegal) die Grenze zwischen Leben und Tod. Wie das geht, ist in der Welt der Hologrammatica leicht erklärt, würde hier aber den Rahmen sprengen.

“Thanatopia” ist ein weiterer faszinierender Thriller in dieser Reihe. Wird es eine Fortsetzung geben? Falls ja, werde ich sehr wahrscheinlich wieder in die Welt der Cogits, Braincrashes und Schwammköpfe eintauchen.