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Veröffentlicht am 26.07.2023

Für mich eine unnötige Fortsetzung

Ari und Dante 2: Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens
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In diesem zweiten Band geht die Erzählung rund um Aristoteles und Dante weiter. Nachdem Aristoteles am Ende des ersten Bandes (gefühlt als letzter in seiner Familie) entdeckt hat, dass er homosexuell ist ...

In diesem zweiten Band geht die Erzählung rund um Aristoteles und Dante weiter. Nachdem Aristoteles am Ende des ersten Bandes (gefühlt als letzter in seiner Familie) entdeckt hat, dass er homosexuell ist und Gefühle für seinen besten Freund Dante hat, sind beide in diesem zweiten Band ein Paar. Doch obschon der Titel vermuten lässt, dass es um die Beziehung der beiden gehen wird (immerhin heisst die Reihe Aristoteles UND Dante), nimmt hauptsächlich Aristoteles und sein Leben den Hauptfokus dieser Fortsetzung ein, was ich sehr schade fand.
Zwar teilen Aristoteles und Dante zu Beginn einen romantischen Moment, aber dann hatte ich das Gefühl, dass Dante fast gänzlich im Hintergrund verschwindet und die Handlung sich viel mehr mit Aristoteles und seiner Familie beschäftigt. Zum einen gibt es eine Begegnung mit Aris Bruder, der aufgrund eines Hassverbrechens im Gefängnis sitzt und zum anderen erlebt Aristoteles einen überraschenden und schweren Verlust in seiner Familie, mit dem er schwer zu kämpfen hat.

Neben diesen beiden Ereignissen konnte mich die Erzählung aber nicht richtig packen und ich hatte den Eindruck, dass die Handlung stellenweise nichtssagend vor sich hin plätschert. Einige lieben die Bücher aufgrund des Schreibstils des Autors, der mit Metaphern und philosophischen Floskeln um sich wirft. Für mich war das aber leider oftmals bloss nichtssagendes Geschwafel, das der Geschichte nicht wirklich Tiefe verleiht und mit dem ich dementsprechend wenig anfangen konnte.

Das zentrale Element des Buches ist definitiv das Erwachsenwerden von Aristoteles und vielen Fragen, die damit einhergehen. Damit lernt man ihn etwas besser kennen, wobei die restlichen Charaktere daneben blass bleiben.
Was mich bei der Charakterisierung von Aristoteles (und auch Dante) gestört hat, war der Umstand, dass die beiden und ihr Verhalten so beschrieben wird, dass ich den Eindruck hatte, beide wären erst 13 Jahre alt und nicht bereits Teenager, die bald ins junge Erwachsenenalter übertreten. Aristoteles wirkt unglaublich naiv und stellt Fragen, die ich als sehr kindlich empfunden habe und für mich einfach nicht authentisch für einen Teenager gewirkt haben. Die Geschichte hätte vermutlich besser funktioniert, wenn die beiden Hauptcharaktere jünger gewesen wären.

Fazit:
Alles in allem hatte diese Fortsetzung nichts, bei dem ich sagen könnte: Dieser zweite Band hat die Welt gebraucht - im Gegenteil. Es gibt inzwischen so viele queere YA Romane, dass dieses Buch hier leider kaum unter der Masse hervorsticht. Für mich ist es eine unnötige Fortsetzung, die man nicht gelesen haben muss, da der erste Band der Reihe in sich abgeschlossen ist. 2 enttäuschte Sterne gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Grenzt schon an ein Plagiat der Hunger Games Trilogie...

Gameshow – Der Preis der Gier
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Fangen wir zunächst mit dem Positiven an und das ist das absolut atemberaubende Cover, das sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat und ein wahrer Blickfang ist. Es sieht wahnsinnig hochwertig ...

Fangen wir zunächst mit dem Positiven an und das ist das absolut atemberaubende Cover, das sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat und ein wahrer Blickfang ist. Es sieht wahnsinnig hochwertig aus und hat mich direkt neugierig auf den Inhalt des Buches gemacht.

Und mit dem Stichwort "Inhalt" wären wir auch schon bei den Kritikpunkten, denn der Inhalt konnte mich bedauerlicherweise überhaupt nicht überzeugen. Und das lag in erster Linie daran, dass ich beim Lesen richtiggehend schockiert war, wie dreist die Autorin hier eigentlich wohl die berühmteste Dystopie des letzten Jahrzehnts kopiert hat: Die Hunger Games.
Vielleicht wäre ich weniger überrascht gewesen, wenn ich mir die Inhaltsangabe vor dem Lesen angesehen hätte, aber der Einstieg in Gameshow ist bei mir wirklich sauer aufgestossen, weil ich den Eindruck hatte, ich wäre wieder in Panem gelandet. Und dabei will ich dem Buch nicht mal vorhalten, dass es Ähnlichkeiten mit der berühmten Bestseller-Trilogie gibt, denn es gab in den letzten Jahren einige Bücher aus dem Dystopie-Genre, die sich offensichtlich durch das berühmte Werk haben inspirieren lassen. Aber was hier teilweise 1:1 kopiert wurde, ist an Dreistigkeit wohl nicht zu überbieten: Angefangen bei dem Plot, der wirklich absolut gar keine Innovation aufweist, denn es geht darum, dass unsere jugendliche Protagonistin unfreiwillig als Teilnehmerinnen einer Gameshow teilnehmen muss, bei der es um Leben oder Tod geht. Na, klingelt da was? Dabei hat die Autorin zu allem Übel noch die gleichen Begriffe wie Suzanne Collins verwendet, wie etwa Gameshow vs. Hunger Games oder Die Protagonistin Cass vs. Ka(tni)ss, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Die Games spielen natürlich in einer Arena, auf die sich die Spieler:innen vorbereiten können, sich Teams bilden und man mit Sympathiepunkte höhere Wetteinsätze gewinnen kann. Also exakt so, wie die Hunger Games ablaufen. Und natürlich gibt es auch Distrikte - äh Entschuldigung - ich meine natürlich gesellschaftliche Einteilungen nach Farben, denen die jeweiligen Bewohner New Londons angehören.
Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie so ein dreister Abklatsch es geschafft hat, einen Verlag zu finden? Das Buch kann eigentlich fast schon als Plagiat bezeichnet werden, was mich unfassbar enttäuscht - und, wie man der Rezension anmerkt, auch wütend gemacht hat.

Ich habe das Buch auch bloss zu Ende gelesen, weil ich es auf Spotify als Hörbuch gefunden und es so nebenbei hören konnte. Und ich wollte meine Meinung nicht vorschnell bilden und bis zum Ende durchhalten, um meiner Bewertung mehr Gewicht geben zu können.
Bedauerlicherweise hat sich mein Standpunkt mit fortlaufender Geschichte jedoch nicht verbessert, sondern durch die Häufung an Kritikpunkten eher noch verschlechtert.
Abgesehen von der geklauten Idee, konnte nämlich auch das Worldbuilding überhaupt nicht überzeugen. Im Gegensatz zu Panem, habe ich bis zum Schluss nicht begriffen, wie diese Welt in New London genau funktioniert, und die Autorin macht sich auch keine Mühe, irgendwelche Erklärungen zu liefern. Ausserdem hatte ich zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass wir uns im Jahr 2126 befinden, denn die Techniken aus dem Buch haben eher wie aus der aktuellen Gegenwart gewirkt.
Auch die Charaktere konnten mich überhaupt nicht überzeugen, neben unserer langweiligen Protagonistin Katniss - äh sorry - ich meine Cass, die eigentlich gar keinen aktiven Part in der Handlung übernimmt, sondern von allen Nebencharakteren durch die Handlung geführt und in die richtige Richtung gewiesen werden muss, blieben die ganzen Nebencharaktere absolut blass und gesichtslos. Selbst Cass' Insta Love Interest Jax scheint keinerlei Persönlichkeit zu besitzen, ausser, dass er halt ein Love Interest ist. Charaktertiefe, Stärken, Schwächen oder irgendwelche Eigenheiten, die den Personen Wiedererkennungswert geben, sucht man hier vergeblich.
Der Schreibstil ist sehr simpel gehalten und leider bleibt die Story absolut spannungsarm. Im Mittelteil befindet sich unsere Protagonistin Cass sehr lange Zeit im Camp der No Clans und während dieser Zeit passiert eigentlich rein gar nichts, bis dann endlich das langersehnte (Hunger) Game losgeht, das jedoch wenig überraschend hinter den Erwartungen zurückbleibt, und weder Action, noch Spannung bereithält.
Man kann also abschliessend festhalten, dass mich der Inhalt auf ganzer Linie enttäuscht hat.

Fazit:
Alles in allem ist dieses Buch wohl mein Flop des Jahres und ich kann nur jedem empfehlen, statt dieses Buches die Hunger Games Trilogie zu lesen - nicht nur, dass der Plot der gleiche ist, er ist noch dazu viel besser ausgearbeitet und übertrifft Game Show in allen Aspekten. Von mir gibt es deshalb nur einen enttäuschten Stern.

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Veröffentlicht am 27.06.2023

Eine überraschend ereignislose Geschichte

Last night at the Telegraph Club
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Das Buch spielt mehrheitlich in den 50er Jahren in San Francisco und erzählt die Geschichte von Lily und ihrer Familie, die ursprünglich aus China stammen. Durch ein Schulprojekt lernt sie Kath kennen, ...

Das Buch spielt mehrheitlich in den 50er Jahren in San Francisco und erzählt die Geschichte von Lily und ihrer Familie, die ursprünglich aus China stammen. Durch ein Schulprojekt lernt sie Kath kennen, mit der sie zunächst eine Freundschaft aufbaut und dadurch in eine ganz neue Welt entführt will. Nach und nach muss Lily jedoch feststellen, dass ihre Gefühle wohl doch nicht nur freundschaftlich sind und sie entdeckt plötzlich eine ganz neue Seite an sich...

Obwohl ich die Geschichte unbedingt mögen wollte, konnte ich bedauerlicherweise überhaupt keinen Zugang zu ihr finden. Mir ist auch gerade bei der Zusammenfassung des Inhalts aufgefallen, wie schwer es mir gefallen ist, zu beschreiben, was eigentlich passiert, denn die offizielle Inhaltsangabe fasst eigentlich den kompletten Inhalt komplett zusammen, was kurz gesagt bedeutet, dass nicht mehr passiert, als man in der Inhaltsangabe erfährt.

Ich finde Diversity wichtig und finde es schön, dass wir durch das Buch die chinesische Kultur mit Herausforderungen aus der damaligen Zeit kennenlernen, und auch, dass Lily entdeckt, dass sie homosexuell ist und damit eine weitere Personengruppe repräsentiert, die es verdient, gehört zu werden. Aber der Markt wird inzwischen von queerer Literatur überschwemmt, was mich zum einen zwar freut, aber auch bedeutet, dass die Bücher für mich inzwischen mehr beinhalten müssen, um aus der Masse herauszustechen, als einfach bloss eine queere Liebesgeschichte. (Das Gleiche gilt selbstverständlich auch für Bücher mit heterosexuellen Charakteren).
Zudem hatte ich den Eindruck, dass die Handlung nicht richtig in die Gänge kommt und ich habe auch ein bisschen den roten Faden vermisst. Es gibt etliche Ereignisse, die angerissen werden, aber dann doch nicht zu Ende erzählt werden und im Nirvana verschwinden, was mich beim Lesen etwas unbefriedigt zurückgelassen hat.
Die Zeitsprünge über das Kennenlernen von Lilys Eltern waren grundsätzlich eine gute Idee, um den Charakteren mehr Tiefe zu geben, aber leider hat es nicht geholfen, dass Lilys eher träger und unspektakulärer Erzählstrang unterbrochen wurde.

Ungefähr bei der Hälfte des Buches habe ich dann auch die Geduld verloren und den Rest des Buches nur noch quergelesen, weil gefühlt nichts passiert ist. Und ich hatte am Ende nicht den Eindruck, dass ich es wirklich wesentliches verpasst hätte.

Fazit:
Schade, bei all den positiven Rezensionen hätte ich eine fesselndere oder zumindest emotionalere Geschichte erwartet. Aber das hier war eigentlich nichts anderes als eine 0815 queere Liebesgeschichte, die im Unterschied zu den restlichen Büchern aus dem YA Genre in den 50er Jahren spielt. Aber das allein reicht bedauerlicherweise für mich nicht aus, um am Ball zu bleiben, weshalb ich für das Buch nur 2 Sterne vergeben kann.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Eine Geschichte, die unter die Haut geht

I'm Glad My Mom Died
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Dieses Buch ist im letzten Jahr auf Englisch erschienen und hat einen regelrechten Hype auf allen gängigen Leseplattformen ausgelöst. Und obwohl ich vor dieser Autobiografie noch nie etwas von der Serie ...

Dieses Buch ist im letzten Jahr auf Englisch erschienen und hat einen regelrechten Hype auf allen gängigen Leseplattformen ausgelöst. Und obwohl ich vor dieser Autobiografie noch nie etwas von der Serie iCarly gehört habe, geschweige denn von Jennette McCurdy selbst, haben mich die vielen begeisterten Stimmen so neugierig auf das Buch gemacht, dass ich bei der Erscheinung der deutschen Übersetzung nicht mehr widerstehen konnte und einfach wissen musste, was an diesem Hype dran ist. Und so viel kann ich schon mal vorab verraten: In diesem Fall sind die vielen positiven Bewertungen und die Popularität des Buches absolut gerechtfertigt.

McCurdy fängt mit der Erzählung ihrer Lebensgeschichte früh in ihrer Kindheit an, denn genauso früh hat auch ihr Leidensweg begonnen: Sie wurde von ihrer Mutter bereits im Kindesalter dazu gedrängt, Schauspielerin zu werden und von Casting zu Casting geschleppt. Und bei der Erzählung wird sehr schnell deutlich, dass es sich dabei nicht etwa um McCurdys eigenen Wunsch, reich und berühmt zu werden, gehandelt hat, sondern vielmehr um den Wunsch der Mutter, den sie stellvertretend durch ihre Tochter auszuleben versuchte. Das Wohl ihrer Tochter schien ihr dabei völlig egal zu sein. Das oberste Ziel der Mutter war es scheinbar, dass ihre Tochter eine erfolgreiche Kinderdarstellerin wird und dabei war ihr jedes Mittel - auf Kosten der psychischen Gesundheit ihrer Tochter.
Mehr als einmal war ich fassungslos, welche Szenen McCurdy schildert, die sie gemeinsam mit ihrer Mutter erlebt hat, die nichts anderes als psychischer und physischen Missbrauch waren. Doch McCurdys Mutter war sich zu keinem Zeitpunkt irgendeiner Schuld bewusst. Ihre narzisstische Persönlichkeitsstörung liess sie glauben, dass das, was sie ihrer Tochter antut, vermutlich richtig ist.
Das Ganze ging so weit, dass McCurdy bereits kurz vor der Pubertät gezwungen wurde, Kalorien zu zählen, um Gewicht zu verlieren und ihren kindlichen Körper zu behalten. Ein Verhalten, das später noch folgenschwere Konsequenzen mit sich bringt, denn als die Autorin älter wird, hat sie wenig überraschend eine Essstörung entwickelt, die sie noch viele Jahre nach dem Tod ihrer Mutter weiterbegleitet hat.

Im Buch war jedoch nicht nur die Beziehung zu McCurdys Mutter erschütternd, sondern leider auch viele weitere Begegnungen, die sie innerhalb der Filmbranche gemacht hat - sei es beruflich, oder aber auch mit Männern, mit denen sie zusammen war. Dabei fand ich es erstaunlich und bewundernswert, dass die Autorin trotz all dieser schrecklichen Erlebnisse ihren Humor nicht verloren hat, den sie auch in ihre Erzählung miteinfliessen lässt - gerade so, dass es passt, ohne die schlimmen Erlebnisse ins Lächerliche zu ziehen. In Interviews hat die Autorin gesagt, dass der Humor nicht nur ein Copingmechanismus sei, sondern auch notwendig war, damit ihre Lebensgeschichte im (Hör-)Buch einen nicht bloss mit einem tieftraurigen Gefühl zurücklässt.

Nach dem Tod ihrer Mutter ist es McCurdy schliesslich gelungen, mit Unterstützung von mehreren Psychotherapien und der Erkenntnis, wie krank und schädlich das Verhalten ihrer Mutter eigentlich war, den Fängen ihrer Vergangenheit und ihrer Essstörung zu entfliehen - jedoch nicht ohne einige Rückschläge, die die Autorin jedoch offen und ungeschönt zugibt und für mich ein absolut realistisches und authentisches Bild einer Therapie wiedergeben.
Das Ende stimmt einen dann trotz der vielen erschütternden Erlebnisse positiv und insgesamt hat mich die Erzählung tief beeindruckt zurückgelassen, denn ich bewundere McCurdy für ihre Stärke und ihren Mut, so offen und ehrlich über ihre Erlebnisse zu erzählen. Dieses Buch wird mir wahrscheinlich noch lange in Erinnerung bleiben.

Zur Sprecherin kann ich nur sagen, dass ich aufgrund einer kürzlichen negativen Hörerfahrung eigentlich kein Fan von Bittner bin, denn in diesem anderen Buch war ihre Erzählweise total übertrieben und affektiert und hat mich stellenweise ziemlich genervt. Hier hat sie Wiedergutmachung geleistet, denn durch den ernsthaften Ton des Buches, war ihre Erzählweise auch viel ernsthafter, was der Sprecherin definitiv mehr liegt, als das Vorlesen übertrieben klischeehafter Chick-Lit.

Fazit:
In diesem (Hör-)Buch erzählt Jennette McCurdy, eine Schauspielerin aus Hollywood, ihre tragische, emotionale, bedrückende und doch beeindruckte Lebensgeschichte und schildert offen und ehrlich, wie es war, mit einer narzisstischen Mutter aufzuwachsen, die psychischen und physischen Missbrauch auf sie ausgeübt hat. Trotz der bedrückenden Themen, sticht McCurdy aber durch eine bewundernswerte Stärke und ihren Mut heraus, offen über ihre schwierige Vergangenheit zu sprechen und wirkt durch ihren Humor - den sie trotz all der schrecklichen Erlebnisse nicht verloren hat - sehr sympathisch und liebenswert. Das war eines der besten Autobiografien, die ich je gehört habe und ich kann sie nur jedem wärmstens weiterempfehlen. McCurdys Erzählung geht unter die Haut und ich werde ihre Lebensgeschichte vermutlich noch lange in Erinnerung behalten. Hut ab!

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Veröffentlicht am 07.06.2023

Ein hilfreiches Begleitbuch zur Therapie/Beratung

Gefühle surfen
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Bei diesem Buch handelt es sich um ein Selbsthifebuch, das sich mit der Emotionsregulation und -bewältigung beschäftigt und von einer ausgebildeten Psychotherapeutin als Autorin geschrieben wurde. Und ...

Bei diesem Buch handelt es sich um ein Selbsthifebuch, das sich mit der Emotionsregulation und -bewältigung beschäftigt und von einer ausgebildeten Psychotherapeutin als Autorin geschrieben wurde. Und letzteres merkt man dem Buch auch an, denn die Sprache und Erläuterungen wirken nicht nur sehr professionell, sie basieren auch tatsächlich auf gängigen Interventionen, die in der Psychotherapie ihre Anwendung finden. Und das hat direkt einen sehr positiven Eindruck bei mir hinterlassen, weil man merkt, dass Stegmüller auf ihre beruflichen Erfahrungen zurückgreifen kann und ihre Übungen praxiserprobt sind.

Das Buch selbst ist mit seinen 200 Seiten eher dünn, umfasst dabei aber eine ganze Bandbreite an Themen, die in Zusammenhang mit der Emotionsregulation stehen.
Zu Beginn wird einem psychoedukativ vermittelt, wofür Gefühle eigentlich gut sind und sie mit unterschiedlichen Techniken (allen vor an dem titelgebenden "Wellen Surfen") bewältigt werden können. In späteren Kapiteln folgen dann Erläuterungen und Übungen zum Thema Achtsamkeit, Selbstfürsorge und dem inneren Kritiker.
Aus meiner Praxiserfahrung kann ich bestätigen, dass das alles Themen sind, die mir in nahezu jeder Therapie früher oder später begegnen und viele der Interventionen wende ich dabei ebenfalls an, sodass Stegmüller mit ihrem Buch vermutlich bei vielen ins Schwarze treffen wird.

Das einzige, das ich dem Buch ankreiden würde, ist der Umstand, dass viele der Übungen sehr simpel erscheinen und auch ihr Sinn und Zweck beim Lesen einleuchtend klingen, aber in der Umsetzung ist vieles davon gar nicht so einfach, wie es den Anschein macht.
An einer Stelle im Buch schreibt sie zum Beispiel (frei erinnert), dass wir reflektieren sollen, welche Bedürfnisse in unserer Lebensgeschichte von unseren Bezugspersonen nicht erfüllt wurden, sodass sie nun in der Gegenwart dazu führen, dass wir manchmal Gefühle empfinden, die nicht situationsadäquat sind. Damit hat sie absolut recht, diesen biografischen "Rucksack" tragen wir sicherlich alle mit uns, aber das klingt in wenigen Sätzen so einfach, setzt meiner Meinung nach aber eine riesige Reflexionsfähigkeit, sowie auch eine gute Expertise im Wahrnehmen und Einordnen von Gefühlen voraus, die erfahrungsgemäss sehr viele Menschen nicht (ohne eine längere Therapie) besitzen. Das, was hier als einfache "Denkübung" beschrieben wird, setzt in der Realität oftmals Therapiesitzungen über mehrere Monate (und bei schwierigen biografischen Erlebnissen sogar mehrere Jahre) voraus.
Auch beim inneren Kritiker ist es so, dass viele meine Patient:innen das Konzept relativ rasch verstehen und auch bestätigen können, dass sie mit sich selbst sehr streng/abwertend/kritisch umgehen, aber ganz oft braucht es viel Zeit und Geduld, dieses Muster zu verändern, was im Buch meiner Meinung nach etwas zu vereinfacht dargestellt wird.
Man muss Stegmüller aber zugutehalten, dass sie an mehreren Stellen darauf hinweist, wie wichtig auch professionelle Unterstützung ist - sodass sie sich meiner Kritik sicher auch bewusst ist.

Abschliessend lässt sich sagen, dass für mich als Fachperson nichts Neues dabei war, allerdings bin ich auch nicht Zielgruppe des Buches, sodass ich es vor allem an Leser:innen empfehlen kann, die ihre Emotionsregulation und den Umgang mit sich selbst (bestehend aus Achtsamkeit, Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl) verbessern möchten.

Fazit:
Es handelt sich hierbei um ein empfehlenswertes "Selbsthilfebuch" zum Umgang mit Emotionen, das viele hilfreiche Informationen und Übungen enthält, die ich in meiner therapeutischen Praxis ebenfalls anwende. Manchmal klingen die Übungen nur etwas zu vereinfacht, und sie setzen meiner Meinung nach eine grosse Reflexionsfähigkeit und eine sehr gute Emotionswahrnehmung voraus, die viele erst durch professionelle Hilfe erreichen. Deshalb würde ich das Buch wahrscheinlich eher als Begleitung zu einer Therapie oder Beratung empfehlen.

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