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Veröffentlicht am 02.06.2023

Seichte Story und sexistisches Frauenbild

It happened one Summer
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Die Prämisse im Buch ist alles andere als neu und obwohl ich nur noch selten Chick-Lit lese, hatte ich den Eindruck, dass ich die Story schon mehrfach in ähnlicher Weise gelesen habe: Eine verwöhnte, reiche ...

Die Prämisse im Buch ist alles andere als neu und obwohl ich nur noch selten Chick-Lit lese, hatte ich den Eindruck, dass ich die Story schon mehrfach in ähnlicher Weise gelesen habe: Eine verwöhnte, reiche Protagonistin landet in einem einfachen, kleinen Dorf und trifft dabei auf einen kauzigen Bewohner. Obwohl beide nicht unterschiedlicher sein könnte und sie sich anfangs nicht ausstehen können, kommen sie sich im Laufe der Geschichte näher ... und den Rest könnt ihr euch wohl denken.

Die Handlung ist genauso vorhersehbar, wie sie klingt und beinhaltet zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Überraschungen. Am Anfang hat man den Eindruck, dass es sich um einen Enemies-to-Lovers-Plot handelt, aber der vermeintliche "Enemy"-Part wird so schnell abgehakt, dass ich es nicht wirklich als solches einordnen würde. Abgesehen davon beinhaltet die Story nahezu alle bereits bekannten Tropes, die das Genre zu bieten hat.

Die erste Hälfte des Buches konnte mich noch eher überzeugen, denn die zweite Hälfte besteht bedauerlicherweise nur noch auch erotischen Szenen, die absolutes Fremdscham-Potential hatten. Das Vokabular hatte dabei Groschenroman-Niveau und die Sexszenen waren dabei so fern jeglicher Realität, dass ich nur meine Augen verdrehen konnte. Ich musste sogar überprüfen, ob dieses Buch nicht von einem männlichen Autor geschrieben wurde, denn die Szenen und auch die Protagonistin wurden dabei so klischeehaft nach dem "Male Gaze" Prinzip geschildert, dass ich es eine richtige Schande finde, dass eine weibliche Autorin solche Szenen schreibt.
Eine Stelle ist mir dabei besonders negativ in Erinnerung geblieben: Beim ersten Geschlechtsverkehr der beiden Hauptcharaktere beglückt unsere Protagonistin ihren Liebhaber, der sich daraufhin dafür revanchiert und sie denkt dann ernsthaft sowas wie (frei zitiert): Er sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch grosszügig! WHAT?! Nur weil ein Mann sich beim Geschlechtsakt nicht nur mit der eigenen Befriedigung zufriedengibt und dafür sorgt, dass beide auf ihre Kosten kommen, gilt er gleich als grosszügig? Und bei der Frau wird eine solche (Gegen-)Leistung als selbstverständlich angesehen, oder wie? Das ist eine richtig veraltete und peinliche Denkweise und hat mich richtig wütend gemacht.

Zu den Charakteren kann ich gar nicht so viel sagen, denn sie stechen nicht wirklich durch irgendwelche tiefergehenden Charakterzüge heraus. Die Protagonistin ist durch ihre verwöhnte Art nicht unbedingt ein Sympathieträger, da mochte ich den Protagonisten schon lieber. Schön war zumindest zu sehen, dass er wenigstens kein Bad Boy war und er respektvoll und wertschätzend mit der Protagonistin umgegangen ist.

Der Schreibstil war okay und kurzweilig, passend zum Genre, aber leider war die Versprechung einer "Rom-Com", die andeutet, dass es sich um eine humorvolle Erzählung handelt, ein Etikettenschwindel, denn ich habe die Geschichte zu keinem Zeitpunkt als amüsant empfunden.

Die Sprecherin passt zum Inhalt und hat eine lockere Erzählweise, aber ihre Interpretation der Protagonistin fand ich schrecklich, denn jedes Mal, wenn sie eine direkte Rede spricht, verstellt sie ihre Stimme und spricht so hoch, dass ich das Gesagte nicht mehr ernst nehmen konnte, weil sie dadurch etwas dümmlich und kindisch gewirkt hat. Wenn Bittner den inneren Dialog bzw. die Gedankengänge der Protagonistin gesprochen hat, hat sie das mit ihrer normalen Stimme gemacht, was viel angenehmer war, aber bei mir letztendlich ein Fragezeichen hinterlassen hat, warum sie ihre echte Stimme verstellt?

Fazit:
Alles in allem ist dieses Buch eine typische 0815 Chick-Lit nach Schema F, dass sich allen bereits bekannten Tropes aus dem Genre bedient und die Geschichte dadurch total vorhersehbar macht. Ich verstehe die vielen tollen Bewertungen nicht ganz, weil die Handlung rein gar nichts Neues bietet und aus feministischer Sicht eine Schande ist. Ausserdem fehlt es der Story am versprochenen Humor. Das Buch ist meiner Meinung nach für eingefleischte Chick-Lit-Fans okay, aber ich fand es enttäuschend.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Bietet kaum Neues auf dem übersättigten YA Fantasy Markt

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia
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Bei diesem Buch handelt es sich um den Reihenauftakt einer Dilogie mit Fantasyelementen, die von westafrikanischer Folklore inspiriert sein soll. Die Handlung wird aus zwei Perspektiven erzählt, die nicht ...

Bei diesem Buch handelt es sich um den Reihenauftakt einer Dilogie mit Fantasyelementen, die von westafrikanischer Folklore inspiriert sein soll. Die Handlung wird aus zwei Perspektiven erzählt, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Einmal erleben wir die Geschichte aus Sicht einer Königstochter und einmal aus Sicht eines Bürgers, der aus schwierigen Verhältnissen stammt und auf ein besseres Leben hofft. Die Wege der beiden kreuzen sich bei den Solstasia-Spielen, die im Königreich Sonande durchgeführt werden, nachdem beide Hauptcharaktere kurz zuvor einen Schicksalsschlag durchleben mussten. Während Karina die Spiele durchführt, mit der Absicht, den Gewinner als Menschenopfer zur Wiederbelebung ihrer kürzlich ermordeten Mutter zu verwenden, plant Malik seine Teilnahme einzig allein deshalb, um einen Weg zu finden, Königin Karina zu töten, um so seine Schwester zurückzubekommen. Doch als sich die beiden im Laufe der Spiele näher kennenlernen, müssen sie feststellen, dass es ihnen schwerer fällt, ihren Plan in die Tat umzusetzen, als sie angenommen hätten...

Positiv zu erwähnen ist definitiv, dass ich es wichtig und gut finde, dass in das Buch von einer POC Autorin geschrieben wurde und westafrikanische Kultur in die Geschichte hineingeflossen ist und damit Diversität repräsentiert wird.

Inhaltlich konnte ich dem Buch aber dann leider kaum etwas abgewinnen. Es gibt inzwischen YA Fantasyromane wie Sand am Meer und "A Song of Wraiths and Ruin" hatte für mich - trotz des westafrikanischen Einflusses - eigentlich kein einziges Element enthalten, dass ich nicht genauso oder in ähnlicher Weise bereits in anderen Büchern aus dem Genre gelesen habe. Allein die Solstasia-Spiele erinnern von der Idee her schon sehr an die Hunger Games, wobei das Turnier hier im Buch vergleichsweise harmlos und unspektakulär daherkommt. Obwohl die Wettbewerbsteilnehmer verschiedene Prüfungen hinter sich bringen mussten, hatten die meisten davon irgendwie Wiedererkennungswert und ich wusste meistens gar nicht, was eigentlich die Aufgabe der Teilnehmer ist.
Auch die Nebenhandlung verläuft äusserst träge und das Erzähltempo war viel zu langsam, als dass bei mir Spannung erzeugt werden konnte. Es war dabei auch nicht unbedingt hilfreich, dass die Perspektive nach jedem Kapitel gewechselt hat und man immer wieder aus den einzelnen Handlungssträngen herausgerissen wurde. Es hat sicher auch nicht geholfen, dass weder Karina, noch Malik als Charaktere wirkliche Sympathieträger:innen waren, sodass es mir eigentlich ziemlich egal war, was mit den beiden passiert.
Beim Showdown am Ende überschlagen sich schliesslich die Ereignisse, was zwar endlich etwas Tempo und Action in die Erzählung gebracht hat, aber dann doch zu viel des Guten wurde. Gefühlt jeder Charakter scheint zu sterben, sich zu opfern und wieder aufzustehen, sodass ich das Ganze nur noch lächerlich gefunden habe und das Buch 30 Minuten vor Ende genervt abgebrochen habe.

Leider kann ich auch zu den beiden Hörbuchsprecher:innen kein positives Wort verlieren, denn ich muss sagen, dass es sich hierbei um das mit Abstand am schlechtesten vertonte Hörbuch handelt, dass ich jemals gehört habe. Beide Sprecher:innen wirken sehr emotions- und lustlos, so als würden sie selbst keinen Bock darauf haben, die Geschichte vorzulesen. Dabei fand ich die Sprecherin noch etwas besser als den Sprecher, denn der hat stellenweise so geklungen, als würde er lallen oder zumindest einige Wörter so undeutlich aussprechen, als würde man Til Schweiger zuhören. Und das ist bei einem Hörbuch echt ein No-Go.

Fazit:
Es ist schön, dass Bücher von POC Autor:innen mehr Beachtung bekommen und hier eine Geschichte erzählt wird, in die westafrikanische Folklore eingeflossen ist. Leider konnte mich das Buch aber inhaltlich überhaupt nicht überzeugen. Die Story wirkte wie bereits x-fach erzählt und das Erzähltempo ist sehr langsam, sodass keine Spannung beim Lesen aufgekommen ist. Auch die Hörbuchversion kann ich dieses Mal nicht empfehlen, denn die beiden Sprecher:innen wirken sehr unmotiviert und emotionslos, was beim Zuhören einfach keinen Spass gemacht hat. 2 von 5 Sternen gibt es immerhin noch für die Repräsentation westafrikanischer Kultur.

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Veröffentlicht am 05.05.2023

Man muss sich durchtesten...

Lieblingssnacks
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Nach einer kurzen, überschaubaren Einleitung, die jedoch vollkommen ausreichend ist, werden die Rezepte vorgestellt, wobei sie diese nach den Kategorien "Brötchen & Dips", "Gerollt & gefüllt", "Herzhafte ...

Nach einer kurzen, überschaubaren Einleitung, die jedoch vollkommen ausreichend ist, werden die Rezepte vorgestellt, wobei sie diese nach den Kategorien "Brötchen & Dips", "Gerollt & gefüllt", "Herzhafte Knabbereien", "Süsses Kleingebäck", "Süsse Knabbereien & Kekse" und "Ideen ohne Backen" unterteilt wurden. Fast alle Rezepte sind dabei sehr Kohlehydratlastig und verarbeiten in irgendeiner Form irgendwelche Teige.

Beim Nachkochen habe ich mich dieses Mal für die saftigen Vitalbrötchen und die Schokoladencookies entschieden. Das Nachkochen mit dem Thermomix ist - wie man es von diesem Gerät gewohnt ist - kinderleicht und die Anweisungen sind selbsterklärend. Schade fand ich bei den Vitalbrötchen nur, dass in einem Schritt "Restliche Zutaten dazugeben" steht, und man selbst in der Zutatenliste nachschauen muss, welche damit gemeint sind - aber das ist Jammern auf hohem Niveau und kommt wohl daher, dass ich es von der offiziellen Rezept-App, die zum Thermomix gehört, gewohnt bin, dass alle Zutaten bei jedem Schritt namentlich erwähnt werden.
Bei den Schokocookies wäre mir kein Kritikpunkt bei der Zubereitung in Erinnerung geblieben.

Geschmacklich kann ich mich nach einigen Wochen leider nicht mehr ganz so gut an die Ergebnisse erinnern, ich weiss aber, dass mich beide nicht komplett vom Hocker gehauen haben. Die Schokoladencookies waren am Zubereitungstag zwar ein wahrer Traum, aber am darauffolgenden Tag waren sie schon staubtrocken, sodass sie nicht zum Vornherein zubereitet werden sollten, sondern erst an dem Tag, an dem man Gäste empfängt, die dann hoffentlich alle restlos verputzen. Sie eignen sich leider überhaupt nicht zum Aufbewahren, was bei der Menge, die in diesem Rezept hergestellt werden, sehr bedauerlich ist.

Insgesamt stellt die Autorin eine breite Auswahl an Gebäck zur Verfügung, sodass für jedes Apéro etwas dabei sein sollte. Geschmacklich muss man sich jedoch ein bisschen durchprobieren, was einem schmecken könnte, denn die beiden von mir ausprobierten Rezepte würde ich wohl kein zweites Mal nachbacken oder Gästen servieren, da sie mich nicht vollends überzeugen konnten.

Fazit:
In diesem Thermomixkochbuch sind so viele unterschiedliche Snack-Arten enthalten, dass jede:r fündig werden sollte, etwas Passendes für einen Anlass mit Gästen zu finden. Bedauerlicherweise konnten mich aber die zwei Rezepte, die ich ausprobiert haben, geschmacklich nicht vom Hocker hauen, sodass ich dem Kochbuch durchschnittliche 3 Sterne vergebe. Ich bin sicher, man kann einige tolle Snacks mit dem Buch hervorzaubern, aber man kann auch etwas Pech haben, und auf etwas stossen, das geschmacklich nicht 100%ig zu überzeugen weiss. Deshalb würde ich empfehlen, die Snacks vorgängig selbst auszutesten, bevor man sie Gästen serviert - um sicherzugehen, dass es schmecken wird.

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Veröffentlicht am 28.04.2023

Starker Einstieg, verliert dann aber schnell an Tempo

Das Babel Projekt – Lifelike
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Der Einstieg in das Buch hat mir überraschend gut gefallen, denn man wird direkt in die Handlung einer bedrohlichen Zukunft hineingeworfen, in der Mensch und Androiden gemeinsam auf der Erde leben. Der ...

Der Einstieg in das Buch hat mir überraschend gut gefallen, denn man wird direkt in die Handlung einer bedrohlichen Zukunft hineingeworfen, in der Mensch und Androiden gemeinsam auf der Erde leben. Der Fokus liegt dabei auf Protagonistin Eve, die nach einem Roboterkampf auf sich aufmerksam macht und einige Ereignisse ins Rollen bringt, die ihr Leben in Gefahr bringen.
Kurz nach dem Roboterkampf tauchen nämlich etliche Androiden bei ihr auf, die sie und ihre Familie und Freund:innen umbringen will. In ihrem Überlebenskampf trifft sie auf den Androiden Ezekiel, der bei ihr Erinnerungen wach werden lässt, die ihr aufzeigen, dass sie eigentlich gar nicht die ist, für die sie sich immer gehalten hat...

Am Anfang war ich Feuer und Flamme für das Buch, denn ich mochte das rasante Erzähltempo und die vielen Actionszenen, die mich beim Lesen direkt mitgerissen haben, obwohl mir eigentlich noch das nötige Hintergrundwissen gefehlt hat, warum gerade eine Horde Androiden versucht unsere Protagonistin umzubringen. Ein solches Tempo hätte ich Kristoff nicht zugetraut, nachdem ich eines seiner anderen Bücher abgebrochen habe, weil es sich so unendlich langatmig gelesen hat. Das war hier zunächst definitiv nicht der Fall und hat mir Hoffnung gemacht, dass Lifelike ein Buch sein könnte, dass mir gefallen könnte.

Nur leider hat der Autor dieses Buch in mehrere Abschnitte unterteilt, die sich allesamt wie unterschiedliche Akte eines Theaterstücks lesen und dabei nicht nur verschiedene Schauplätze beinhalten, sondern auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten erzählt werden, sodass der Plot nicht gradlinig verläuft.
Das wäre im Grunde nicht mal schlimm, aber nach dem rasanten ersten Abschnitt, drosselt Kristoff das Erzähltempo des Buches plötzlich massiv und erzählt im zweiten Abschnitt erst einmal die ganze Vorgeschichte von Eve, der erklären soll, wer sie eigentlich wirklich ist. Dieser abrupte Wechsel des Tempos habe ich als sehr ungünstig empfunden, und es war für meinen Geschmack viel zu viel Infodump, den der Autor in diesen zweiten Abschnitt gepackt hat. Man könnte fast sagen, dass er darin Evies gesamtes vorheriger Leben zusammenfasst, mit dem er eigentlich auch ein ganzes Prequel oder einen ganzen eigenständigen Band mit ihrer Vorgeschichte hätte füllen können. Schade fand ich auch, dass nahezu keine Fragen offen gelassen werden, sondern Kristoff wirklich gefühlt jedes Geheimnis um Evies Vergangenheit lüftet, das man sicher auch geschickter in die Handlung hätte einfliessen lassen können, ohne direkt alles auf einmal zu enthüllen.
Nachdem man diesen Abschnitt überstanden hat, geht Evies Mission in der Gegenwart weiter, die nun weiss, wer sie wirklich ist und nach dem Kampf gegen die Androiden flüchten musste, bei dem sie gemeinsam mit Ezekiel vom Rest ihrer Familie und ihrer besten Freundin getrennt wurde und diese nun wiederfinden muss.
Obwohl ich froh war, dass der Plot wieder voranging, kehrt der Autor jedoch nicht zum anfänglichen Erzähltempo zurück und ich hatte den Eindruck, dass die Handlung indessen viel träger verläuft, als der am Anfang des Buches.

Mit zunehmendem Storyfortlauf wird auch Ezekiels Beziehung zu Eve erläutert und obschon eine Beziehung zwischen den beiden grundsätzlich Potenzial hätte, interessant zu sein, wird ihr Wiedersehen so instalovemässig beschrieben, dass für mich die gegenseitigen Gefühle absolut nicht spürbar waren und ich vor lauter Kitsch manchmal am liebsten die Augen verdreht hätte.

Irgendwann hat mich der Wechsel des Erzähltempos so frustriert, dass ich immer mehr mein Interesse für den Plot verloren habe, der stellenweise vor sich hingeplätschert hat. Ich habe die restlichen Abschnitte dann nur noch quer gelesen. Am Schluss wartet zwar noch einmal eine überraschende Enthüllung auf uns Leser:innen, aber bis dahin hatte mich die Story leider schon verloren, sodass ich die Reihe nicht mehr fortsetzen werde.

Fazit:
Lifelike hätte ein grossartiges Buch werden können und beginnt auch mit einem starken, actiongeladenen Einstieg, der neugierig auf mehr macht. Leider gelingt es dem Autor dann nicht, dieses Niveau aufrechtzuerhalten und er drosselt das Erzähltempo durch eine Ladung an Hintergrundwissen, die nicht nur die Spannung herausgenommen hat, sondern in der Menge für meinen Geschmack auch zu viel war. Der weitere Storyverlauf konnte mich dann bedauerlicherweise nicht mehr packen und auch der Insta-Liebesplot wirkte auf mich kitschig und unglaubwürdig, sodass mich das Buch dann irgendwann verloren hat. Ich kann aufgrund der vielen Kritikpunkte letztendlich nur 2.5 Sterne vergeben und werde auch keine weiteren Bücher des Autors mehr lesen, da mir sein Erzählstil einfach nicht zusagt.

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Eine Geschichte, die unter die Haut geht

Young Mungo
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TW: Sexueller Missbrauch, Homophobie, Gewalt, Mord

Anfangs hat es etwas gedauert, bis ich die Handlung und das Leben des jungen Mungos reingefunden habe, der in der 1990er Jahren im englischen Glasgow ...

TW: Sexueller Missbrauch, Homophobie, Gewalt, Mord

Anfangs hat es etwas gedauert, bis ich die Handlung und das Leben des jungen Mungos reingefunden habe, der in der 1990er Jahren im englischen Glasgow als Teil der Unterschicht aufwächst. Obwohl ich selbst auch ein Kind der 90er bin, war mir Mungos Leben so fremd, dass mir anfangs noch die Vorstellungskraft gefehlt hat, mich in seiner Welt zurechtzufinden. Doch der Autor lässt sich viel Zeit, dass wir nicht nur den Hauptcharakter, sondern auch seine Lebensumstände kennenlernen. Und das nicht nur durch Mungos Augen, sondern auch durch die Augen seines Bruders, seiner Schwester und seiner alleinerziehenden, jungen Mutter. Sie alle haben mit ihrem Schicksal zu kämpfen und müssen sich in der harten Welt von Glasglow und den Konsequenzen zurechtfinden, der ihre ärmlichen Verhältnisse mit sich bringen. Und als wäre das nicht genug, ist Mungo ausgerechnet noch ein sensibler, junger Mann, der so gar nicht in die raue Männerwelt von Glasgow reinzupassen scheint. Bis er in James einen neuen Freund findet, demgegenüber Mungo plötzlich ungeahnte Gefühle entwickelt, die nicht nur ihn, sondern auch James Leben gefährden...

Ich kann ehrlich gesagt gar nicht so richtig in Worte fassen, was es genau war. Aber Mungos Geschichte ist mir wirklich unter die Haut gegangen und hat mich mehr als einmal sprachlos zurückgelassen. Der Autor hat wirklich einen aussergewöhnlichen und einnehmenden Schreibstil, der mich nach dem anfänglichen holprigen Start eingesogen und nicht wieder losgelassen hat. Stuart gelingt es unglaublich gut, die Atmosphäre einzufangen, die das Leben in der Arbeiterklasse in Glasglow mit sich bringt und dabei muss er nicht einmal alles explizit darlegen, es schwingt auch viel zwischen den Zeilen mit, die immer wieder mein Mitgefühl wecken konnten - vor allem, wenn es um Mungo und seine Geschwister ging.
Gerade Mungos Mutter ist eine sehr tragische Figur in dem Ganzen, denn sie war nicht nur sehr jung, als sie Mungo und seine beiden Geschwister bekommen hat, sondern auch alkoholabhängig und verschwindet immer wieder sang- und klanglos für längere Zeit, ohne sich um Mungo zu kümmern. Diese Aufgabe musste häufig seine ältere Schwester Jodie übernehmen, bis sie eines Tages ihr eigenes Leben in die Hand nehmen muss und für ihr Studium wegzieht. Und dadurch muss sie Mungo wohl oder übel alleine zurücklassen.
Ein Lichtblick in Mungos Leben stellt schliesslich das Kennenlernen mit James dar, in dem er zum ersten Mal einen richtigen Freund findet. Doch sehr bald wird klar, dass die Gefühle der beiden Jungs über eine Freundschaft hinausgehen und sie beiden homosexuell sind - auch wenn keiner es so richtig wagt, es auszusprechen. Denn wenn jemand davon Wind bekommen würde, könnte das böse für beide enden, sodass sie fortan in ständiger Angst leben müssen, entdeckt zu werden.

Mungos Geschichte ist jedoch nicht "nur" eine Coming-of-Age Geschichte, denn ab einem bestimmten Zeitpunkt im Buch werden seine Erlebnisse in Glasgow abwechselnd von einer Erzählung eines "Campingausflugs" begleitet, der sein Leben für immer verändern würde. Und diese Kapitel haben es wirklich in sich. Selten haben mit Szenen aus einem Buch so mitgenommen, wie es bislang kein anderes Buch geschafft hat. Und ich möchte an dieser Stelle eigentlich nicht spoilern, aber muss trotzdem als einzigen, wichtigen Kritikpunkt anmerken, dass dieses (Hör-)Buch unbedingt eine Triggerwarnung am Anfang benötigen würde. Hier werden nämlich einige Szenen so detailliert und bildhaft geschildert, dass es sogar für mich teilweise schwer ertragbar war zuzuhören - und das, obwohl sexueller Missbrauch zum Glück kein persönlicher Trigger für mich ist. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie es für Menschen mit PTSD sein könnte, wenn sie unangekündigt solche Szenen lesen oder hören. Und ich frage mich ehrlich gesagt auch, ob es wirklich notwendig ist, solche Szenen in allen Details zu schildern, denn dieses Thema verliert nicht seine Bedrohlichkeit oder seine Bedeutung, wenn es nur angedeutet wird. Das schaffen Filme schliesslich auch.

Zuletzt noch ein Wort zum Sprecher: Ich glaube, von Horeyseck habe ich bislang noch kein Hörbuch gehört, aber ich fand seine Erzählweise sehr angenehm und fand, dass seine Stimme sehr gut zur Erzählung und auch zu Mungo gepasst hat. Ich mag es, wen der Erzähler stimmlich zur Hauptfigur passt und das war hier definitiv der Fall.

Fazit:
"Young Mungo" ist ein Buch, das unter die Haut geht. Schonungslos wird erzählt, wie das harte Leben als sensibler, homosexueller Junge der 90er Jahre in Glasgow in der Unterschicht ausgesehen hat und welche Folgen dies nicht nur für die Hauptfigur, sondern auch seine Familie bedeutet. Für mich ein Buch, das ich definitiv nicht so schnell vergessen werde. Dennoch muss an dieser Stelle eine Triggerwarnung hin: In diesem Buch wird sexueller Missbrauch sehr detailliert geschildert. Dessen muss man sich sicher vorgängig bewusst sein, denn die Szenen sind wirklich nur schwer ertragbar.

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